Tagesarchiv: 23. Januar 2013

Das Verkaufsrezept

P1010057 Große E-Mail-Ansicht

Es gab eine Zeit, da wollte ich einen Shop für Funkamateure eröffnen. Nicht um Geld damit zu verdienen – dieses Geschäft ist brotlos – sondern aus Spass. Doch heute, nach einigen Verkaufsrunden in Zofingen, habe ich diese Schnapsidee längst begraben. Funkamateure sind schwierige Kunden.

Einen Tag lang kann man diese Sonderlinge noch ertragen und hat vielleicht sogar seinen Spass daran, doch die ganze Zeit? Typen, die jede halbe Stunde um den Stand herumschleichen und ohne jemals den Mund aufzumachen immer die gleichen Knöpfe am gleichen Gerät drehen. Wenn man sie anspricht, brabbeln sie unverständliches Zeug und ergreifen die Flucht. Ob die nur morsen und nicht sprechen können? Genauso wie die Sorte, die dir wortlos den angeschriebenen Betrag vor die Nase hält. Dabei würde ich notfalls auch in CW über den Preis diskutieren ;-)

Doch Sonderlinge trifft man auch unter den Verkäufern …und ich gebe es gerne zu: ich gehöre wohl auch zu ihnen. Auch auf der Auktionsplattform Ricardo. Vielleicht ist das der Grund, wieso ich dort bisher alles losgeworden bin, was ich loswerden wollte. Hier mein persönliches Ricardo/Ebay-Verkaufsrezept:

  1. Die Ware muss schön präsentiert werden. Ohne Foto hat man schon verloren, mit einem verschwommenen auch. Ein Bild aus einem Prospekt ist ebenfalls daneben. Der Kunde will das Gerät sehen, auf das er bietet. OM stelle sich eine Auktion bei Christie‘s vor, bei der die Gegenstände nur in einer Black Box präsentiert werden.
  2. Ein Startpreis von einem Franken zieht die Käufer an. Ein hoher Startpreis stösst sie ab. Keine Sorge: Der Markt wird den richtigen Preis finden. Ich habe auch schon einen Cadillac und einen Jaguar zu einem Franken angeboten, am Ende der Auktion lagen die erzielten Preise im Zielbereich. Wer für seinen alten Schrott Mondpreise will, kann genausogut Lottoscheine ausfüllen und seinen Gerümpel in die Tonne werfen. Wer für seine Uralt-Funke, die noch nicht museumsreife ist, bei 600 anfängt und gleich noch einen Fixpreis von 650 reinhängt, hat eine kognitive Dissonanz. Ein Fall, der übrigens nicht von der Krankenkasse übernommen wird.
  3. Die Beschreibung muss persönlich und genau sein. Prospekte abschreiben kann jeder. Gib deinem Inserat eine persönliche Note. Streiche die Vorzüge heraus, ohne eventuelle Mängel zu verschweigen. Sage, wieso du das Teil verkaufen willst.

Auf Dauer lohnt es sich, die drei K’s nie aus den Augen zu verlieren: Kundenzufriedenheit, Kommunikation und Kulanz gehen Hand in Hand. Etwas was man übrigens bei vielen Amateurfunk-Shops vermisst.

Viel Spass beim Kaufen und Verkaufen, Anton