Von Quickies und anderen Heldentaten

P1010084 Große E-Mail-Ansicht (1)

Nachdem die erste Aufregung vorüber ist, ist es auf dem 630m Band ruhiger geworden. Wie bereits auf Langwelle senden viele Stationen nur noch im Bakenmodus in verschiedenen Betriebsarten (QRSS, WSPR, Opera, JST) und erfreuen sich an Hörberichten. Darunter ganz dicke Krokodile mit Monstersendern, die sich um die Lizenzbedingungen foutieren. Aber das ist keine Eigenart dieses Bandes, solche Spezis gibt’s auch auf KW und hierzulande zum Beispiel auch auf 50MHz.

Da spielt natürlich der Wettbewerbsgedanke mit. Jeder möchte der Erste sein, der möglichst weit weg auf einem Computerschirm erscheint. Dabei steht zurzeit die Überquerung des Atlantiks im Vordergrund. Aber einige OM haben sicher auch Australien und Neuseeland bereits im Kopf. Es ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis eine Erstverbindung in einer langsamen digitalen Betriebsart mit dem anderen Ende der Welt gemeldet wird.

Der Erste zu sein und damit in die Geschichte des Amateurfunks einzugehen, ist bei jeder Freigabe eines neuen Frequenzbereichs eine starke Motivation. Oft hört man dann von diesen Helden im weiteren Verlauf der Geschichte nichts mehr. Nach ihrem Quickie verschwinden sie, wie sie gekommen sind – als Eintagsfliegen. Was nach den ersten Tagen und Wochen bleibt, ist der Bodensatz. Das sind die Passionierten, die Ausdauernden, die von der Faszination der langen Wellen nicht lassen können. Man trifft sie immer wieder, auch nach Jahren.

Manchmal treiben die Experimente auf den neuen Bändern auch seltsame Blüten und sorgen für Zündstoff. Schon auf 136 kHz wurden Versuche in SSB gemacht. Dieses Experiment liess natürlich im 630m Band nicht lange auf sich warten und zurzeit wird in den einschlägigen Foren diskutiert, ob und wo man in einem zukünftigen Bandplan einen SSB-Kanal einrichten soll. Den Vogel schoss jedoch ein OM aus dem Land der Gentlemen ab. Er erfreute seine Funkkollegen mit Aussendungen in AM auf 475 kHz.

Tagsüber, wenn die Raumwelle durch die D-Schicht praktisch vollständig aufgefressen wird und nur die Bodenwelle wirksam ist, könnte ich mir auch hierzulande SSB-Betrieb vorstellen – in den obersten 3kHz des Bandes zum Beispiel. Wie sich die Bodenwelle in diesem Frequenzbereich in der Schweiz verhält, ist zwar vom ehemaligen Landessender Beromünster (531kHz) her bekannt, doch wir Amateurfunker werden mit 50 bis 60 dB weniger auskommen müssen. Wie sich das auswirkt, kann ich zurzeit noch nicht beurteilen. Dazu fehlen noch die Gegenstationen. Zwar habe ich ein paar Mal auch tagsüber QSX 3555 gerufen, doch ohne Resonanz. QSX in der Nacht hatte mehr Erfolg. Besonders bei den Franzosen, die wie immer die die letzten sind im Umzug und vermutlich noch längere Zeit auf die Freigabe des Bandes warten müssen. In Paris mahlen die Beamtenmühlen besonders langsam.

Was das lokale QRM angeht, scheint mir das 630m Band genauso anfällig wie das 160m Band zu sein. Doch das ist nur ein erster Eindruck und muss sich noch erhärten. Bei mir gibt es Zeiten praktisch ohne Störungen und Zeiten mit S6 bei 250Hz Bandbreite. Ich werde nächstens beim Nachbarn mit einer Flasche Wein und ein paar Ferritkernen vorbei schauen.

73 de Anton

Bild: Mein Holzsender, der sich bestens bewährt hat. Einen Design-Preis werde ich aber mit dem Teil kaum gewinnen ;-)

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