Tagesarchiv: 19. Dezember 2012

Wer misst misst Mist

ATU KX3

Gerade sind der „Funkamateur“ und die “CQ-DL“ bei mir eingetrudelt. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Beide haben den KX3 getestet. Wie bereits im QST vergassen die Tester einen der wichtigsten Punkte zu messen. Und der Bericht in der CQ-DL vermittelt den Verdacht, dass der Tester das Prinzip des KX3 nicht ganz verstanden hat.

Wie die meisten heutigen Transceiver ist auch der KX3 kein echter SDR. Ein Vollblut-SDR hat nämlich keinen Mischer vor dem A/D-Wandler. Das Signalspektrum, das von der Antenne kommt, wird nach einem passiven Filter direkt im A/D-Wandler digitalisiert, Pasta.

Doch das bedeutet viel Rechenpower und mit steigender Prozessorleistung steigt auch der Stromverbrauch.

Die meisten SDR-Transceiver mischen deshalb das HF-Signal auf eine niedrige ZF von einigen zehn Kilohertz herunter, bevor sie es dem A/D-Wandler zuführen. Schön sauber vorgefiltert, notabene, mit den Roofingfiltern aus der Marketingabteilung ;-) Dem A/D-Wandler werden Scheuklappen angelegt, um ihn nicht zu überfordern.

Der KX3 geht – um den Stromverbrauch weiter zu senken – noch einen Schritt weiter und mischt direkt auf Null herunter. Der Mischer liefert also direkt ein NF-Signal. Würde man an seinem Ausgang einen Kopfhörer anschliessen, könnte man dort bereits starke AM, SSB oder CW-Signale hören. Dieses Empfängerprinzip heisst Direct Conversion. Der KX3 ist also in erster Linie ein DC-Empfänger.

Das NF-Signal das aus dem Mischer kommt, wird dann im KX3 digitalisiert und die Signalverarbeitung geschieht per Software. Soweit so gut.

Doch mit einer ZF von Null, bzw. mit einer ZF=NF, handelt man sich zwei Probleme ein. Das eine ist eine schwierige Spiegelfrequenzunterdrückung. Sie wird bei Elecraft Seitenbandunterdrückung genannt. Denn die Spiegelfrequenz befindet sich genauso im NF-Bereich, wie das Nutzsignal und unterscheidet sich von diesem nur durch die Phasenlage. Alle DC-Empfänger sind grundsätzlich Zweiseitenbandempfänger. Man kriegt diese Spiegelfrequenz, bzw. das andere Seitenband  entweder mit einem Phasenfilter, wie im JUMA, oder natürlich mittels der digitalen Signalverarbeitung weg, wie im KX3. Doch das hat seine Grenzen. Trotzdem: die Unterdrückung reicht beim KX3 in den meisten Fällen.

Viel schwerer wiegt eine andere Eigenheit der DC-Empfänger: Mischer sind nichtlineare Elemente und mischen nicht nur, sondern demodulieren auch Signale. Zum Beispiel starke Rundfunksignale im Einlassbereich des Antennenfilters. Auch im Fall einer solchen Demodulation liefert der Mischer am Ausgang ein NF-Signal. Dessen Phasenlage ist nicht definiert und es kann deshalb nicht vom Nutzsignal unterschieden und durch die digitale Signalverarbeitung weggefiltert werden. Schlimmer noch: Es ist unanhängig von der Frequenz des Lokaloszillators. Das bedeutet: es ist auf dem ganzen Band zu hören.

Das wissen natürlich die Entwickler von Elecraft und so haben sie zähneknirschend die Option eingebaut, im Bedarfsfall nicht mit einer ZF von Null zu arbeiten, sondern mit 8 kHz. Doch das hat seinen Preis: Die Roofingfilter können nicht mehr verwendet werden und der A/D-Wandler wird mit einem breiteren Signalspektrum „bombardiert“. Das verschlechtert die Grosssignaleigenschaften des Gerätes generell.

DC-Empfänger sollten deshalb vor der Mischstufe scharfe Filter haben, die möglichst nur das Nutzsignal durchlassen. Beim KX3 sind sie jedoch so breit wie Scheunentore und umfassen auch die dem jeweiligen Amateurfunkband benachbarten Rundfunkbänder.

Das Resultat lässt sich hören: Bei eingeschaltetem Vorverstärker und einer guten Antenne dudeln plötzlich Geistersignale auf dem ganzen Band aus dem Lautsprecher.

73 de Anton

Bild: Antennentuner KX3

Vor- und Nachteile des KX3

KX3_Innen

Der KXBC3, der Akku-Lader für den KX3 ist endlich eingetroffen (Leider nur für Ni-MH). Der Einbau war problemlos und auch die integrierte Uhr funktioniert tadellos. Nun zeigt der KX3 auch noch die Zeit. Doch das Wichtigste ist: ich muss ihn nicht mehr öffnen um die Akkus zu laden. Auch ein neues Software-Update wurde gemacht und ich habe den Eindruck, dass die Kiste wieder ein Stück besser geworden ist.

Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, ob ich ihn wieder kaufen würde und die Antwort ist eindeutig Ja. Aber nicht mehr sofort, beim nächsten Mal, sagen wir beim KX4 oder 5, werde ich mindestens ein Jahr zuwarten. Ich bin kein Fan der Elecraft-Philosophie, bei der die Entwicklung teilweise zum Kunden verlagert wird. Trotz des ausgezeichneten Kundenservice.

Was mir am KX3 gefällt ist natürlich die Bedienungsoberfläche mit der grossen Anzeige. Alles was man braucht ist direkt über Tasten und Drehknöpfe erreichbar und muss der OM doch einmal ins Menu tauchen, so ist dieses selbsterklärend und er muss nicht mehr zum Handbuch greifen.

Der Empfang in CW ist angenehm, besonders der Raumklang (Pseudo-Stereo) hat es mir angetan. Die Filterung ist exzellent und klingelt auch bei 100Hz kaum.

Das SSB Signal wird gelobt und das Gerät hat soviel Talk Power, dass man mit 10W fast so gut gehört wird, wie mit einem lahmen 100W Transceiver.

Der eingebaute Antennentuner ist Spitze, wie man es von Elecraft gewohnt ist und stimmt fast jeden zufälligen Draht ab.

Wichtig ist mir auch der geringe Stromverbrauch, der bei Empfang so um die 200mA herum pendelt.

Wer mit dem Flugzeug reist oder mit dem Rucksack unterwegs ist, für den ist der KX3 zurzeit die beste Wahl.

Die grössten Schwächen des KX3 sind meines Erachtens die wenig robuste mechanische Konstruktion und das DC-Prinzip des Empfängers mit AM-Durchschlag von starken Rundfunkstationen an guten Antennen.

Aus diesem Grund ist das Teil meines Erachtens nicht in jedem Fall als Heimstation zu empfehlen.

Diese Schwächen werden sich nicht durch einen Software-Update beseitigen lassen. Genauso wenig wie seine Untauglichkeit als Empfänger für das neue 630m Band.

73 de Anton

Bild: Innenleben des KX3: Made in USA? Die meisten dieser Bauteile werden vermutlich in Fern-Ost produziert :-)