IC-7200 oder TS-590?

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Beide Transceiver gehören zu den U-2000, das heisst, sie kosten weniger als 2000 Franken. Die zwei sind zwar vom Charakter her total verschieden, aber ich mag sie beide und möchte mich von keinem trennen.

Lange Zeit habe ich versucht, herauszufinden, wer den besseren Empfänger hat und immer wieder in allen möglichen Empfangssituationen zwischen den beiden umgeschaltet. Ich bin zu keinem eindeutigen Schluss gekommen. Weder in SSB noch in CW.

Oft sieht und hört man auf Youtube irreführende Vergleiche wegen unterschiedlichen Bedingungen. Verschiedene Filterbandbreiten werden verwendet und auch verschiedene Lautsprecher – meistens die eingebauten. Oft wird noch der Fehler gemacht, auf 80 und 40m den Vorverstärker einzuschalten.

Benutzt man einen externen Communications-Lautsprecher oder Kopfhörer, tönt das Gerät plötzlich ganz anders ;-)

Beide Geräte haben SDR-Empfänger und brauchen deshalb keine teuren Zusatzfilter. Der OM macht sich die Filter selbst, wie er lustig ist. Persönlich bevorzuge ich das Icom-System, bei dem pro Betriebsart drei verschiedene Filter definiert und dann abgerufen werden können. Natürlich kann man sie dann noch via Passbandtuning verändern. Im IC-7200 bleiben dabei die Grundeinstellungen erhalten, im TS-590, der nur über zwei Filterpositionen verfügt, werden diese jeweils verstellt. Das ist lästig.

Das Passband-Tuning mit dem grossen Doppelknopf ist beim ICOM genial und braucht keine zusätzliche Anzeige. Die Positionen der Knöpfe sagen alles.

Doch das ist längst nicht der einzige Unterschied auf der Bedienebene. Zusammengefasst kann gesagt werden: Der IC-7200 beschränkt sich auf das Notwendige, der TS-590 ist überladen. Wieso brauche ich z.B. neben einem Autonotch und einem manuellen Notch, noch zwei Beat Canceller auf NF-Ebene? Oder je zwei Sorten NR und NB mit individuell einstellbaren Pegeln. Lieber einen NB und eine NR, dafür solche, die gut funktionieren.

Gerade beim NR ist das so eine Sache. Im TS-590 sind bei beiden Positionen Artefakte zu hören. Nicht jeder mag den Star-Trek-Sound beim Funken.

Dafür ist die AGC im IC-7200 hypernervös und auf den langwelligeren KW-Bändern muss ich deshalb den NB immer eingeschaltet lassen, damit die kurzen QRN-Spitzen den Empfänger nicht dauernd an den Anschlag treiben.

In CW stört mich beim Woody, dass der Sidetone vom AF-Regler unabhängig ist. Dafür hat er eine praktische Einpfeif-Automatik, die die Frequenz auf Knopfdruck genau auf die Frequenz der Gegenstation zieht.

Der Empfänger des TS-590 ist sanfter. Dass er punkto Dynamik auf der berüchtigten Sherwoodliste besser abschneidet, ist aber im Normalbetrieb kaum relevant. Der ganze Hype um das neue alte Empfangsprinzip mit tiefer ZF ist meines Erachtens mehr ein Marketinggag. Genauso wie die Mode, ZF-Filter neuerdings Roofingfilter zu nennen. Eine sorgfältige Gewinnverteilung und niedriges Phasenrauschen der Oszillatoren scheint mir wichtiger. Und unter uns gesagt: Wenn die Nachbarstation reinsplattert liegt es meistens nicht am Empfänger, sondern am Sender.

Mit beiden Geräten kann man alles hören, was viel teurere Kisten auch hören.

Ausser FM natürlich, das kann nur der TS-590. Wer in FM auf 10 oder 6 funken möchte, muss zum Woody greifen. Auch wer einen eingebauten Antennentuner braucht. Ich funke nicht auf FM und arbeite vorzugsweise mit resonanten Antennen oder Automatik-Tunern an der Antenne. Deshalb sind mir diese Features wurscht. Diese und das aufwändigere Empfangsprinzip, sowie die grössere Anzeige, sind denn auch für den wesentlich höheren Preis des Woody verantwortlich.

Dafür ist der IC-7200 spritzwasserfest und mit den optionalen und leider sauteuren Griffen ausgerüstet, gut für den Outdoor-Einsatz gerüstet. Darum war er mir bisher im Urlaub immer ein treuer Begleiter. Der Woody wäre mir dafür zu schade. Eine falsche Bewegung und wutsch ist ein Knopf weg :-(

Was den Sender anbelangt, so brauchen beide ein bisschen Nachhilfe um in SSB zu brillieren. Modifiziert man jedoch bei IC-7200 das Mikrofon und stellt man beim TS-590 den TX-Equalizer etc. im Menü  richtig ein, so sind beide Geräte vergleichbar, klingen gut und verfügen über viel Talk Power.

Das Überschwingen der AGC beim Woody, das bei einigen PA’s die Schutzschaltung ansprechen lässt, wird mE überbewertet. Wenn man keine oder eine Röhren-PA verwendet, ist das irrelevant.

73 de Anton

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