Tagesarchiv: 21. Juli 2014

Fertig lustig

 

Mückenalarm

Der Verbindungsmann zur USKA, Peter Jost HB9CET, teilt auf der Home Page der USKA mit, dass das BAKOM mit Ausnahme der Bake HB9AW keine weiteren Bewilligungen für Amateurfunkbetrieb im 60m Band erteilen will. Eine Freigabe käme erst in Frage, wenn an der WRC im November 2015 eine Zuteilung an die Radioamateure beschlossen würde. Aber auch in diesem Fall sei nicht mit einer raschen Bewilligung zu rechnen, auch beim 630m Band habe man schließlich fast ein Jahr warten müssen.

Na ja, die Freigabe eines neuen Frequenzbereichs ist ein äußerst komplizierter Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Vorschriften und Abläufe müssen eingehalten, Stellen konsultiert werden und im Gegensatz zum Vorgehen in gewöhnlichen Firmen, gibt es in (helvetischen) Verwaltungen so etwas wie ein Vernehmlassungsverfahren. Es geht also nicht darum, einfach einen Zettel zu unterschreiben, wie sich das OM Waldheini vorstellt. Obschon der Direktor am Schluss sicher noch seine Unterschrift unter das Dokument setzen muss. Aber das ist ein ganz wichtiger Mann, der anderes zu tun hat, als jedem Furz von Hobbyfunkern nachzurennen. Auch seine Mitarbeiter leiden täglich unter der Ressourcenknappheit und müssen Schwerpunkte setzen. Das kann sich der OM, der da im Shack sitzt und an seiner Kiste rumschraubt, gar nicht richtig vorstellen.

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf aufmerksam machen, dass ein großer Teil, der in die Schweiz importierten Elektronik, nicht den CE Richtlinien entspricht. Da ist das BAKOM nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, um es mal vereinfacht auszudrücken. Die menschlichen Ressourcen reichen einfach nicht aus, um die Großen hops zu nehmen. Nicht zuletzt geht es da ja auch um wirtschaftliche Interessen. „Arbeitsplätze“ ist in diesen Fällen immer das Stichwort. Die Kapazität reicht gerade aus, um einige Kleinhändler und ein paar Hobbyfunker an die Leine zu nehmen, welche sich erdreisten, Baofengs in China zu bestellen.

So weit, so verständlich. Was mir aber in meiner langen Koexistenz mit dem BAKOM aufgefallen ist, ist ein gewisser Paradigmenwechsel. Ihr wisst schon: früher war alles besser ;-)

Also früher war das so, dass wir Schweizer immer zu den ersten gehörten, die ein neues Leckerli bekamen. 160m, WARC-Bänder, 6m Band, 136 KHz, Erweiterung des 40m Bandes, neue Betriebsarten. Wir gehörten immer zu den ersten, die von Frequenzänderungen profitieren durften. Dann kamen die Deutschen und am Schluss dann noch die Franzosen. Die Italiener machten sowieso immer, was sie wollten.

Besonders krass war das beim 6m Band. Da bekamen wir schon Sonderbewilligungen obschon noch der Bantiger bei Bern auf Kanal 2 sendete. Heutzutage unvorstellbar.

Doch seit einigen Jahren ist fertig lustig. Jetzt scheint Dienst nach Vorschrift zu herrschen. Die Leckerli Büchse ist zu. Gut zu beobachten bei der Freigabe des 630m Bandes. Da war im Vorfeld nix zu machen und danach ließ man uns zappeln. Ganz im Gegensatz zu anderen Fernmeldeverwaltungen in Europa. Sogar die Deutschen waren schneller, obschon man denen eine preußische Bürokratie nachsagt. Gar nicht zu reden von den Engländern und Skandinaviern. So unvorsichtig war man bei uns nicht. Man bedenke: Da hätte ja ein Hobbyfunker plötzlich ein NDB in Ouagadougou stören können! Dagegen musste man sich absichern.

Aber Halt! Lassen wird die Kirche im Dorf. Die Bewilligung für die 60m Bake war eine feine Sache. Obschon ich den Verdacht nicht loswerde, dass das ein Betriebsunfall war. Vielleicht hat irgendein Subalterner in einem Büro etwas gemacht, was er nicht hätte tun dürfen. Wir werden es nie erfahren.

Ich frage mich, was diesen Paradigmenwechsel beim BAKOM bewirkt hat? Und ich habe dazu eine Theorie entwickelt:

Es könnte gut sein, dass wir Funkamateure selbst daran schuld sind. Vielleicht hat das BAKOM mit uns schlechte Erfahrungen gemacht? Vielleicht wurde in der Verwaltung auch der Verdacht zur Realität, dass das Niveau der Funkamateure bedenklich abgenommen hat, die Bereitschaft, sich weiterzubilden bei vielen nicht mehr da ist und sich immer mehr OM um die Vorschriften foutieren – Stichwort Relaiskrieg in Downtown Switzerland. Vielleicht hat sogar der Direktor persönlich in einer freien Minute auf 80m reingehört oder auf einem der zahllosen Relaiskanäle. Wer weiß das schon.

Mag sein, dass auch die Beziehungen der USKA zu der Regulierungsbehörde in den vergangenen Jahren nicht immer die Besten waren und man beim BAKOM genug von diesen „Stürmis“ hat, die jetzt sogar Politik machen wollen.

Wobei ich das keineswegs dem Verbindungsmann anlasten möchte, der vermutlich oft nur die heißen Kohlen aus dem Feuer holen muss.

Wie dem auch sei. Ich habe nicht nur eine Theorie, ich habe auch ein Rezept:

  1. Die Funkamateure müssen besser werden. Der Fähigkeitsausweis sollte nicht mehr ein Leben lang gültig sein, sondern periodisch erneuert werden müssen. Selbstverständlich mit einer erneuten Prüfung auf dem neusten Stand der Technik. Sagen wir, mindestens alle zehn Jahre.
  2. Deppen, die Relais stören, sollten zu einem Psychologischen Eignungstest antraben müssen, wie das auch im Straßenverkehr gang und gäbe ist. Im Übrigen möchte ich bei dieser Gelegenheit meine Anregung wiederholen, alle Relais mal eine Weile abzustellen.
  3. Die CW Prüfung sollte wieder eingeführt werden. Alternativ kann eine vertiefte Prüfung in digitalen Betriebsarten und Mikrowellentechnik absolviert werden.

73 de Anton

Bild: Schild im Tankavaara Gold Village, KP38ne