Monatsarchiv: Juni 2014

Zurück in der “Zivilisation”

Als ich mich am Donnerstag um 19:00 Lokalzeit in den Abendverkehr in Zürich einfädelte um nach Hause zu tuckern, wäre ich am liebsten wieder umgekehrt. Während hierzulande der Verkehr immer nahe am Kollaps fährt staut, muss man im hohen Norden nur auf Rentiere aufpassen:

Stopp

Autos sind seltener. Dass wir dabei 50 km fahren mussten, um auch nur ein Brot zu kaufen, nahmen wir gerne in Kauf.

Doch beginnen wir von vorne:

Diesmal sass ich im Flug nach Helsinki auf der Backbordseite. Das bescherte einen Ausblick auf die Insel Bornholm, einem früheren Ferien-QTH, an das ich mich gerne erinnere:

Bornholm

Sogar die “Erbseninseln” östlich von Bornholm waren auszumachen. Dann zogen die schwedischen Inseln Öland und Gotland vorbei.

Von Helsinki ging es dann mit dem Flieger nach Rovaniemi, wo angeblich der Weihnachtsmann wohnt, und dann mit dem Mietwagen über das Goldgräberdorf Tankavaara, Ivalo und Inari an den Lemmenjoki.

Wie die Funkwelt von dort aussieht, kann man auf dieser Beamkarte vom Lemmenjoki erkennen. Wer eine Beamkarte von seinem QTH erstellen möchte, dem hilft diese Webseite von NS6T weiter. Locator oder Koordinaten eingeben und dreißig Sekunden später kann man seine ganz persönliche Beamkarte ausdrucken.

Natürlich hat der fehlende Dichtestress im Land der Rentiere auch den Vorteil, dass sich kein Mensch für die Antenne des OM interessiert. Bäume hat es eh genug und die Seenlandschaft bietet ideale Bodenverhältnisse für DX-mäßig flache Abstrahlung. Daher habe ich mich auch für eine Vertikalantenne entschieden, wie ich sie hier beschrieben habe. Sie passt bestens in einen gängigen Koffer:

GP für 20&15m

Allerdings war das 15 m Band nur zu Beginn des Urlaubs von Nutzen. Dann war es, von dort oben beobachtet, mausetot. Was aber immer wieder den Zweifel meiner lieben Funkkollegen weckte, die es trotzdem versuchen wollten. 17m war hingegen meistens offen und wäre an den Wochenenden eine angenehme Alternative gewesen. Vor allem weil dort keine Conteste stattfinden. Ideal wäre eine Kombination 30m/20m/17m gewesen. Aber ich bin ja wohl nicht zum letzten mal dort oben gewesen ;-)

Bewährt hat sich auch der FT-857D. Sowohl in Zurich wie auch in Rovaniemi hat sich die Kontrolle nicht für den Transceiver mit seinem Zubehör interessiert, den ich im Handgepäck transportierte. Im Gegensatz zu meinem halbvollen Mineralwasser-Fläschchen. Verrückte Welt.

Fortsetzung folgt

73 de Anton

 

 

Ein letzter Tipp…

…bevor ich “Zigaretten holen” gehe. Im Gegensatz zu einigen Männern, welche spät abends angeblich noch Zigaretten holen – in der Kneipe um die Ecke – kehre ich aber wieder zurück. Zumindest habe ich die Absicht.

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Doch nun zum heissen Tipp:

Ihr möchtet die CQ-DL vom letzten Jahr lesen? Hier der Januar 2013 als PDF frei zugänglich. Für die anderen Monate: einfach die Monatszahl ändern. Notabene: Das ist kein Hack!

Habt ihr auch von dem verletzten Höhlenforscher gelesen, der in 1000m Tiefe verletzt festsitzt? Hoffentlich gelingt es, den Mann zu retten.

Das Kommunikationssystem Cavelink, mit dem von der Oberfläche zum Rettungsteam kommuniziert wird, wurde von Funkamateuren entwickelt. Es arbeitet auf Langwelle zwischen 20 und 140 kHz in 4PSK/ARQ und erlaubt den Austausch von Textnachrichten mit 52 Baud. Mit UKW kommt man in Höhlen nicht weit, da hilft nur die lange Welle. Hier ein Vortrag, der die Entwicklung von Cavelink dokumentiert.

CU from Lemmenjoki, Anton

 

Hochspannung!

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Die Mittelwelle ist zurzeit wegen der Gewittertätigkeit und den kurzen Nächten nicht interessant und viele Aktive machen nun Sommerpause. Das ist eine gute Gelegenheit, die Antennenanlage zu verbessern und umzubauen.

Umzubauen gibt es bei mir zwar nichts. Mehr Draht und höher hinauf geht nicht. Doch bisher musste ich bei Eis und Schnee, bei Regen und Wind von meinem Adlerhorst (Shack) hinaus in die finstre Nacht um von Hand den Draht vom KW-Tuner auf das Variometer umzustecken. Das habe ich nun geändert.

Natürlich mit einem Relais. Doch so einfach war das nicht, denn an der viel zu kurzen Antenne herrscht auf 630m Hochspannung.

Eine einfache Schätzung zeigt, dass der Einsatz von gewöhnlichen Relais für ein derartiges Vorhaben nicht in Frage kommt.

Mein Draht hat auf 473 kHz eine Impedanz von ca. Z=0.43-1000jX

Wenn das Variometer die Kapazität meiner Antenne weggestimmt hat, bleibt also noch der Strahlungswiderstand von etwa einem halben Ohm. Im Vergleich zu den Verlustwiderständen ist er vernachlässigbar. Sie betragen bei mir lustigerweise etwa 50 Ohm. 500 Watt an 50 Ohm ergeben einen Strom von aufgerundet 3.2A (I=√P/R). Dieser Strom fliesst natürlich auch im Blindwiderstand, also den 1000 Ohm. U=R*I, somit erhalte ich 3200 Volt. RMS versteht sich. Für Up muss ich nochmals mit √2 multiplizieren. Ich komme also auf rund 4.5 kV. Reserve habe ich also genug. Ein Durchschlag würde wohl meinen CG-3000 abrauchen lassen :-(

Da musste ein Vakuum-Relais her wie dieses hier: Gigavac – G2SP-12VdcHAM. Gefunden habe ich ein ähnliches Teil in Kalifornien bei Henry Radio. Das Relais soll 15kV DC (11.2kV bei 2.5 MHz) vertragen und tatsächlich steckt es locker auch ein Kilowatt weg, wie ich getestet habe.

Als nächsten Schritt möchte ich jetzt noch mit einem Relais auf das Variometer für 136 kHz schalten können. Doch da sieht es nicht mehr so gut aus.

Die Impedanz liegt dort bei 0.0367-4143jX und die Verlustwiderstände bei rund 100 Ohm. Auch puste ich dort ein ganzes Kilowatt in die Antenne. Doppelte Leistung und doppelter Widerstand ergibt natürlich wieder aufgerundet 3.2A. Das ist übrigens auch der Strom, den ich an der Antenne messtechnisch nachweisen kann. Doch jetzt wird es spannend. U=3.2*4143 ergibt schon 13257 Volt. Und Up nähert sich nun der 19kV Grenze.

Ein zweites Vakuumrelais von Henry Radio ist also keine Lösung. Natürlich gibt es Vakuumrelais, die auch 30kV vertragen, doch deren Preis sprengt leider mein ohnehin strapaziertes Bastelbudget. Für die Langwelle 2200m werde ich deshalb wohl weiterhin raus müssen.

73 de Anton

QRV vom Lemmenjoki

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Schon bald werde ich vom Lemmenjoki aus QRV sein (KP38cs). Und ich würde mich freuen, mit möglichst vielen Lesern der Funkperlen ein QSO zu fahren. Jeweils um 19:00 UT  ab dem 14. Juni bis voraussichtlich 24. Juni. Ich werde zuerst auf 21055 in CW rufen. Wenn niemand (mehr) zurückkommt anschliessend auf 21317 in SSB. +/- QRM versteht sich. So kommen auch OM zum Zug, deren Lizenzklasse keine Verbindung im 20m Band zulässt.  Ist auf 15m nichts los, rufe ich auf  14055 und danach auf 14317.  In CW mit der Klopftaste und daher in gemächlichem Tempo. Das ist ja keine DX-Pedition und ich mache keinen Five-Nine Betrieb, sondern normale QSO’s. Bei grossem Andrang natürlich etwas kürzere :-)

Als Station werde ich nicht, wie urspünglich vorgesehen, den FT-817 mit der HLA-150 benutzen, sondern einen FT-857. Die Antenne ist eine Zweiband GP.

Apropos HLA-150: Ihr wollt sicher wissen, wie die Geschichte mit den verschluckten Morsezeichen ausgegangen ist.

Bernd, DK1DU, der mich auf dieses Problem aufmerksam gemacht hat, hat inzwischen von Wimo Bescheid bekommen:

Am 04.06.2014 08:02, schrieb Daniel Doll:

Hallo Herr Rahmann,

sorry das es so lange gedauert hat, bis wir eine definitive Aussage zu dem Problem hatten.

Laut RM sind die Transistoren nur aktiv wenn HF am Eingang anleigt, und werden bei nicht anliegen trotz aktivem TX wieder deaktiviert.

Die Einschaltzeit ließe sich mit einer kleinen inoffiziellen Modifikation deutlich reduzieren.

Hier die komplette Mail von RM:

>> The PTT input however it is switched be it from the radio or manually switched, eg from a footswitch or similar, controls only the relay in the amp. Bias in the HLA series is only switched on when there is RF present on the input. The short delay could be the rise time of the bias, at the start of the transmission. C8 holds the bias on for a short time between gaps when there is no RF but at the start of the transmission there will always be a short delay. In order to get a quicker bias on time a possible modification would be to remove R19 from the base of Tr4 and solder a wire from the cathode of D14, this gives a bias on time of about 10uS instead of some milliseconds before the bias is on and stable. This isn’t however an official mod just something i took a look at, it doesn’t look like it would cause any major problems but i haven’t looked too deeply into it. <<

Falls Sie die Modifikation nicht durchführen wollen, und die Endstufe so nicht nutzen können, sowie sie in einem neuwertigen Zustand ist, können Sie sie auch zur Erstattung an uns zurück schicken.

WIMO zeigt sich also kulant und war bemüht, eine Lösung zu finden. Das ist sicher ein Pluspunkt für diesen Händler :-)

Ich habe bei meiner HLA die Modifikation ausprobiert und das Resultat war zufriedenstellend. Die Endstufe verschluckt keine Punkte mehr und knabbert an keinen Strichen, auch nicht bei Tempo 40 WpM, solange sie durch das Steuersignal aufgetastet bleibt. Hier die Oszillogramme vor und nach der Modifikation:

HLA150_vor Mod

HLA150_nach Mod

Das erste Pickelchen ist bei CW in Semi-BK nicht relevant, es entsteht beim  erstmaligen Auftasten der PA durch den FT-817, wenn die Umschaltrelais aufziehen. Die horizontale Auflösung beträgt übrigens 10ms/Häuschen.

So einfach die Modifikation auch ist, sie ist m.E. nicht ganz gefahrlos. Denn die Basis von T4 liegt danach schutzlos direkt am Schalteingang. Ein heisser Notnagel und wohl nicht der Weisheit letzter Schluss. Zudem funktioniert danach die HF-VOX nicht mehr. Hier noch das neueste Service-Manual zu dieser Endstufe: ServiceManual_RM_HLA150V

Bernd hat sich aus diesen Gründen, genauso wie ich, gegen die HLA entschieden. Ich werde meine am nächsten Flohmarkt verkaufen.

Zum Schluss noch einige interessante Links:

Pascal, zurzeit als AK4RX unterwegs, hat mich auf ein spannendes Morse-Hörbuch aufmerksam gemacht:

Angemustert. Die Reisen auf der Marie Horn. Ein Leben als Matrose in den 60ern – von Hans Kronberger.

Dazu passt gut das folgende Youtube Video: Der grösste Shanty-Chor der Welt singt La Paloma.

Ich bevorzuge als Interpret aber Hans Albers, der dieses alte Lied im Film  “Grosse Freiheit Nummer Sieben” gesungen hat. Hier ein Ausschnitt für die Nostalgiker unter den OT.

Und hier gibts noch den Text zum mitsingen :-)

La Paloma ist aber viel älter. Man vermutet, dass es 1863 im Teatro Nacional de Mexico zum ersten Mal gesungen wurde. Komponiert wurde es vom Spanier  Sebastián de Yradier.

Da es mein Lieblingslied ist, könnte ich jetzt noch seitenlang darüber schwärmen. Doch zurück zum Amateurfunk:

Endlich hat Kenwood einen Flick für die ALC im TS-590. Wie bei DK5TX zu lesen ist, funktioniert er sogar ;-) Allerdings muss der Transceiver zu diesem Zweck zurück zu Kenwood in die Werkstatt. Ich werde mich aber hüten, meinen Woody zur Modifikation in den Wald von Ken zu schicken. Irgendwann werden die Details sicher durchsickern und dann heize ich meinen Lötkolben an.

Hier noch was für Verschwörungstheoretiker: HAARP wird nun endgültig dicht gemacht. Und die US Air Force wird, gemäss diesem Bericht, die Anlage abbauen. Schade, da gibt es dann wohl keine QSL mehr von dieser Station:

QSL-Front

QSL-Back

Von QRO zu QRP: Wer gerne bastelt, könnte am “Splinter” Freude haben. Die farbig bemalten Holzsockel geben den Gerätchen einen hübschen Touch, finde ich.

In der nächsten Zeit wird hier im Blog eine längere Pause eintreten. Am Lemmenjoki gibts kein Internet. Als Alternative empfehle ich bei Solder Smoke reinzuschauen. Einer der fleissigsten Elektronik-Blogger.

73 de Anton

 

 

 

 

 

 

HB9AW im 60m Band

P1010317 Große E-Mail-Ansicht

In einigen Ländern Europas ist das 60m Band bereits freigegeben. Dies mit unterschiedlichen Nutzungsbedingungen.

Unter anderem in Spanien, Irland, Finnland, Dänemark, UK, Tschechien, Schweden, Griechenland, Norwegen, Slowakei, Kroatien, Island, Portugal.

Außerhalb Europas dürfen die Funkamateure dieses Band in folgenden Ländern benutzen: USA, Israel, Südafrika, Dominikanische Republik, Kanada, St. Lucia, Cayman Island, Australien, Bahrein, Neuseeland, Grenada, Trinidad& Tobago, Kuba, Barbados, Somalia, Samoa, Niue.

Neuerdings sendet auch aus der Schweiz eine Bake in diesem Band. Nämlich HB9AW auf 5291 kHz. HB9AW ist das Rufzeichen des Radioclubs Sursee. Man muss beim Hören etwas Geduld haben. Die Bake sendet nur alle 5 Minuten das Rufzeichen. Dann folgen Striche mit unterschiedlicher Leistung: Mit 10W, 5W, 1W, 100mW und 10mW. Hier ein Video, das ich heute Nachmittag um 16:00 MEZ aufgenommen habe. Mit einem Wellbrook Loop AL-1530LF und einem TS-590. Das 10mW Signal lässt sich manchmal gerade noch erahnen. Der Störpegel im 60m Band ist bei mir etwas höher als auf 80m. Vermutlich weil bei den PLC Modems das 5MHz Band nicht ausgeblendet wird:

http://youtu.be/wtgiLekS2wc

Die IARU möchte an der nächsten Weltfunkkonferenz 2015 eine allgemeine Zuteilung für die Radioamateure in diesem Band bewirken.

Der Grund dafür liegt in der Einzigartigkeit des Bandes. Für NVIS Verbindungen eignen sich die Bänder 80 und 40 m und nachts auch 160 m. 40 m weist aber oft eine tote Zone auf. Diese dürfte mit abnehmender Sonnentätigkeit weiter zunehmen. Andererseits ist auf 80m die Tagesdämpfung oft zu hoch. Das 60m Band würde diese Lücke füllen – besonders hierzulande, wo das schwierige Terrain Bodenwellenverbindungen stark einschränkt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in Alaska 5167.5 kHz als allgemeine Notfunkfrequenz benutzt wird. Diese Frequenz wird dort u.a. von der Küstenwache und den State Troopers überwacht.

Ein niedrig aufgehängter Dipol würde bei uns praktisch rund um die Uhr landesweite Verbindungen ermöglichen. Nicht zuletzt wäre deshalb das 60 m Band auch für den Notfunk eine ideale “Besetzung.”

Ich hatte das Vergnügen, das 60 m Band in Dänemark zu testen und habe auch einige Crossbandverbindungen mit Schweizerstationen getätigt. Dort darf mit 1kW von 5250 – 5450 KHz gesendet werden. Wie meistens, sind die Skandinavischen Behörden, nebst dem OFCOM in UK, besonders zuvorkommend und großzügig gegenüber den Funkamateuren.

73 de Anton