Tagesarchiv: 4. April 2013

Ein nigelnagelneuer FT-817

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Wahrscheinlich hätte ich ihn im Ausland günstiger bekommen. Aber man muss unseren Schweizer Händlern auch etwas gönnen. Also habe ich beim Händler meines restlichen Vertrauens das Gerät angeklickt und ein paar Sekunden später per Paypal bezahlt. “Morgen hast du das Teil”, dachte ich.

Doch anstelle eines Pakets bekam ich eine Mail. Ich solle zuerst eine Kopie meiner Lizenz schicken. Ich war baff. Das war mir in meinem ganzen Amateurleben noch nie passiert. Für was braucht denn der meine Lizenz, dachte ich, der kennt mich doch.

Da ich aber schon bezahlt hatte, habe ich dann in meinen Unterlagen gewühlt und die neuste Rechnung des BAKOM gefunden: Rechnung für ein Produkt, stand da. Eine Amateurfunklizenz HB9ASB.

Interessant! Das BAKOM erteilt uns also nicht eine Lizenz, es verkauft uns das Produkt Amateurfunk. Vermutlich ein Artefakt von falsch verstandenem neoliberalen Marktdenken. Na ja, was soll’s, an der Zukunftsstrasse in Biel arbeiten eh nicht die hellsten Köpfe. Der Laden gleicht mehr einem Abstellgleis, einer geschützten Bundeswerkstätte.

Doch die Rechnung für das Produkt HB9ASB reichte dem Händler meines restlichen Vertrauens offenbar nicht. Anstelle des Pakets erhielt ich wieder eine Mail. Die Rechnung sei keine Lizenz. Aha. Was zum Teufel ist denn eine Lizenz für mein Produkt? Etwa dieser Fresszettel, den ich vor Jahren aus Biel bekommen habe und der in meinem Portemonnaie vor sich hin gammelt?

Was blieb mir anderes übrig als den Zettel auch noch zu scannen und zu schicken.

Und endlich kam das erwartete Teil. Natürlich habe ich das Gerätchen sofort durchgemessen, auseinandergenommen und die Frequenzerweiterung gemacht. Es soll mich ja nächstens in den Norden begleiten und da möchte ich auch auf 5MHz QRV sein. Natürlich ist damit die Garantie futsch. Aber ihr kennt ja meinen Leitspruch: No Risk No Fun.

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Das Teil wurde gemäss Seriennummer im Oktober 2012 fabriziert und wies einige Änderungen gegenüber dem Gerät aus dem Jahre 2009 auf, über das ich bereits berichtet habe und das jetzt auf Ricardo einen neuen glücklichen Besitzer sucht. In tiptopem Zustand, notabene. Im Gegensatz zu anderen “OM” verkaufe ich keine Geräte mit versteckten Mängeln.

Was meinem Bastlerauge sofort auffiel, war natürlich das Fehlen eines Schaltplans. Der gehört offenbar bei Yaesu nicht mehr zum Lieferumfang. Vielleicht eine Konzession an die Zukunft? Es würde mich nicht verwundern, wenn ich nächstens einen Brief von der Zukunftstrasse erhalten würde mit der Mitteilung, dass Änderungen an CE Geräten in Zukunft nicht mehr vorgenommen werden dürfen. Wer das Gerät aufschraubt, steht mit einem Fuss bereits im Gefängnis.

Vielleicht darum waren die Schrauben so stark angezogen, dass man sie kaum lösen konnte. Bei solchen Gelegenheiten kommt mir immer wieder der Mann in den Sinn, dem ich bei Raytheon zugesehen habe, wie er Kabelendhülsen aufpresste. Er hatte eine Sonnenbrille auf der Nase und bei jeder einzelnen Hülse ist er jeweils von seinem Arbeitsplatz aufgestanden und hat das Ding mit seiner Handzange aufgemurkst. Die amerikanische Industrie wie sie leibt und lebt.

Zum neuen FT-817 gibt es nicht mehr das klassische Ladegerät mit Trafo, sondern ein Schaltnetzteil. Yaesu macht denn auch folgerichtig darauf aufmerksam, dass man bei Gebrauch nicht ohne Störungen Radio hören kann :-)

Immerhin ist aber jetzt der R1266 richtig bestückt*, der in der Vergangenheit bei vielen Serien die AGC Amok laufen liess und zu allerlei lustigen Modifikationen geführt hat. Das neue FT-817 klingt gut, Modifikationen sind m.E. nicht notwendig. Ausser beim Mikrofon.

Auch einige Massekontakte wurden verbessert und auf dem Verbindungskabel zwischen Hauptplatine und Frontplatte sitzt nun ein grosses Ferritbiest.

Der Stromverbrauch bei Empfang liegt bei 310 bis 320mA bei Lautsprecherempfang: Antennenbuchse vorne und Beleuchtung aus. So weit vom KX3 weg sind wir also nicht. Und der Lautsprecher tönt wirklich gut, was man beim KX3 nicht behaupten kann. Interessant ist, dass der Lautsprecher zu den Lautsprecherlöchern versetzt montiert wurde, um einen besseren Klang zu erzielen, da das Gerät ja über keine Lüftungsöffnungen verfügt.

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Im Gegensatz zum KX3 bin ich mit dem FT-817 zufrieden. Das liegt in erster Linie daran, dass diesmal Erwartungen und Wirklichkeit überein stimmten und das Gerät meinem Konsumverhalten für das Produkt Amateurfunk entspricht :-)

Wer einen robusten Zwerg sucht, ausgereift und mit 2m und 70cm Allmode, der auch noch auf Lang- und Mittelwelle zu Testzecken zu gebrauchen ist, der kommt am FT-817 nach wie vor nicht vorbei.

Wer mechanisch keine Ansprüche hat, daran glaubt, dass sich das Scheppern eines Lautsprechers via Software korrigieren lässt und glaubt, dass man ein 2m Modul einbauen kann, obschon kein Platz mehr vorhanden ist, für den ist der KX-3 das Richtige. Der hatte übrigens bei Peter Hart im letzten Radcom einen ausgezeichneten Testbericht. Und wie üblich fand der AM-Durchschlag keine Erwähnung. Was nicht sein darf, ist nicht. Lang lebe die Sherwood Liste.

Der FT-817 mag wohl ein Newtimer mit einigen Mängeln sein, aber er ist zumindest ein ehrliches Gerät.

73 de Anton

* Leider immer noch nicht, wie ich nachträglich bemerkt habe.