Tagesarchiv: 27. April 2013

Notfunk – ein Hirngespinst einiger weniger Funkamateure?

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88% der Funkamateure haben sich an der Urabstimmung der USKA gegen einen Notfunk ausgesprochen. Die Stimmbeteiligung betrug 25.2%.

Dass sich die schweigende Mehrheit für den Notfunk interessiert, ist wenig wahrscheinlich. Damit bleibt der Notfunk ein Hobby von einigen wenigen. Wie viele davon echte Notfunker sind, ist fraglich. Versucht doch eine Gruppe OM mit Hilfe der Notfunkidee der Öffentlichkeit ein „Recht auf Antenne“ zu suggerieren. Der Notfunk als Trojanisches Pferd.

Mit diesem Resultat dürfte der Notfunk in der Schweiz gestorben sein. Wer eine Antenne will, muss sich etwas anderes einfallen lassen.

Obschon ich dem Notfunk kritisch gegenüber stehe, finde ich es schade, dass es nicht gelungen ist, die OM für die Notfunkidee zu begeistern. Aber nicht wegen der Antennenstory. Eine breit abgestützte Notfunkbewegung hätte mehr Zusammenhalt gebracht – in einer Gruppe von Individualisten, die immer mehr auseinanderzubrechen droht.

Die Zeit der grossen Antennenanlagen mit mächtigen Richtantennen und hohen Gittermasten dürfte in der Schweiz aber so oder so vorbei sein. Wer will schon so ein Monstrum vor der Nase und mit X Kilowatt ERP bestrahlt werden. Wer noch einen Alu-Weihnachtsbaum sein eigen nennt, kann sich glücklich schätzen.

Let’s face it: Amateurfunkantennen sind kein Menschenrecht.

Was können wir tun?

Wer von grossen Antennen träumt, wandert am besten aus dem Stadt-Staat Schweiz aus.

Wer bescheidenere Ansprüche hat und mit einer Vertikal oder einem Draht zufrieden ist, dem empfehle ich einen antennenfreundlichen Wohnort. Kleinere Gemeinden sind da vermutlich die bessere Wahl.

Aber vor allem empfehle ich allen, den Dialog zu pflegen: mit den Nachbarn, mit den Verwaltungen und der Wohngemeinde. Wer stur auf sein Recht beharrt, als introvertierter Sonderling oder gar als Querulant auftritt, hat schlechte Karten. Wer schon mit seinen Nachbarn oder der Gemeinde im Clinch liegt auch.

Wie wir auftreten und kommunizieren ist entscheidend. Diplomatie ist gefragt, nicht Juristerei. Dazu etwas Bescheidenheit und Dankbarkeit. Sturheit und Rechthaberei sind der Funkantenne abträglich. Um schöne Funkverbindungen zu tätigen, sind keine Materialschlachten nötig. Es geht auch ohne Beam und dicke Endstufe, wie viele DXer in der Schweiz täglich beweisen.

Auch eine Portion Erfindergeist und Kreativität kann nicht schaden. Dann erschliessen sich plötzlich ungeahnte Antennenmöglichkeiten. Auch ohne das Trojanische Pferd Notfunk.

Und schliesslich sollte auch Mut und Optimismus nicht fehlen. Wer funken will, findet immer einen Weg. Einen der sagt, er gebe den Amateurfunk auf, weil er keine Antenne bauen könne, kann ich nicht ernst nehmen. Vermutlich war er nie ein passionierter Funker.

73 de Anton