Gedanken beim Pastis

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Eigentlich schade, dass ich jetzt nicht mehr im Süden im kleinen Restaurant sitze, meinen Pastis trinke und mich mit den Dorfbewohnern über die Jagd, die Politik und den Wein unterhalte.

Doch amateurfunkmässig ist es hierzulande auch interessant, vorausgesetzt man hat eine Antenne ;-) Der Herbst fängt mit einem tollen Hochdruckgebiet an und die Inversionschichten kann man schon beim Betrachten des Sonnenuntergangs erahnen. Gestern gings auf jeden Fall schon mal bis GD in der irischen See. Auf 70cm SSB notabane. Nicht schlecht für eine kleine 9Elemet Yagi und 75W aus dem Mittelland zwischen Jura und Alpen heraus.

Aber auch die Mittelwelle ist jetzt wieder geniessbar. Mindestens wurde mein CQ-Ruf in Finnland registriert, auch wenn niemand darauf geantwortet hat. Aber vielleicht habe ich die Antwort im Prasseln nicht gehört. Das Band zwischen 472 und 479 kHz ist sehr anfällig für Störungen aus Sparlampen, Schaltnetzteilen, Plasmafernsehern und ähnlichem Schrott. Der Störpegel ist entsprechend hoch. Das neue Mittelwellenband ist übrigens ein typisches Nacht- und Winterband. Im Gegensatz zur Langwelle 136 kHz. Dort lassen sich auch tagsüber mitten im Sommer mehrere hundert Kilometer überbrücken. Dank der starken Bodenwelle.

Auf der Bastelseite ist bei mir nicht viel passiert. In Südfrankreich hatte ich keinen Lötkolben. Beim provisorischen Antennenbau drehe ich einfach die Drähte zusammen und gut ist. Allerdings wäre ich froh um ein Brutzeleisen gewesen. Hat doch bei einem Blitzeinschlag in der Nähe das CE (China Export) Netzteil des WLAN sein Leben gelassen. Schliesslich hängte ich den WLAN-Schrott einfach an das 12V-Netzteil meines Transceivers :-)

So konnte ich doch noch ein paar Funkperlen aus den Tiefen des Webs fischen. Als Fan von Drahtantennen zum Beispiel die umfangreiche Sammlung von YO3DAC/VA3IUL

Oder die interessanten Frequenztabellen von bisNullUhr. Apropos Frequenzen: Die älteren Semester unter euch erinnern sich sicher noch an die Zahlensender, über die man früher unweigerlich stolperte, wenn man auf der kurzen Welle auf Stationssuche ging. Auch heute gibt es sie noch und nach wie vor weiss niemand, welchem Zweck sie wirklich dienen. Informationen zu Zeiten und Frequenzen findet man zum Beispiel bei Enigma2000.

Eines Tages – beim mittäglichen Apero auf dem Dorfplatz – hielt ein Jeep mit einer wunderschönen Antenne. Es war ein CB-Funker und er hatte eine 2.7m Edelstahlrute montiert, wie wir sie früher auch benutzt hatten. “Italiener-Antennen” haben wir diese Dinger genannt und bei schnellen Fahrten musste man sie runterbinden. Diese 102 Zöller sind nach wie vor das Beste was man kriegen kann und den lächerlichen Stummeln mit den fantasievollen Namen weit überlegen. Das Problem ist jedoch: Wo kriegt man die Dinger?

Hier, ich habe sie gefunden!

Zurück in meinem Shack war fast alles noch in Ordnung. Nur die Endstufe, eine AL-811H, wollte nicht mehr so recht. Ich musste den Load-Kondensator total eindrehen um ihr auf 80m noch ein bisschen Leistung zu entlocken. Auf 40 ging gar nichts mehr und auf 20 war die Welt wieder in Ordnung. Kein Problem dachte ich nach einem Blick ins Schema. Kann nur der Kondensator sein, der ab 40 parallel zum Load-Drehko geschaltet wird. Also Brutzeleisen an und raus mit dem Ding.

Doch die Löterei entpuppte sich als Gratisgang, das Teil war einwandfrei. Ratlos stand ich vor der Kiste und starrte auf den Tankkreis. Und da entdeckte ich des Rätsels Lösung: Eine Federscheibe lag auf dem Print und schloss einen Teil der Spule kurz. Vermutlich lag sie schon eine ganze Weile dort und hatte sich erst nach meiner Rückkehr zum Kurzschluss entschlossen.

73 de Anton

 

 

2 Antworten zu “Gedanken beim Pastis

  1. Hallo Anton,
    danke für wieder einmal Interessantes. Es regt das Rumoren
    in den grauen Zellenan:
    in memoriam Mittelwelle (für mich 70er Jahre) –
    auf MW Seefunk ging Norddeich 444 kHz und 474 kHz nachts
    bis zu den Kanaren. Im BC-Band um 1600 kHz kam der Bayrische
    Rundfunk (“Nachtexpress mit Gabi Brandke”)bis einiges
    an Seemeilen südlich der Kap Verden. Na ja, sehr weit und sehr
    breit keine Ortssender, eigentlich gar keine, … und nach der
    letzten Wache 2200 GMT spiegelglatte See,ein fantastischer
    Sternenhimmel (fast so wie in den schweizer Bergen) mit dem
    Kreuz des Südens (akustisch damals auch noch mit Hans Albers).

    Als OT herzlichen Dank!
    Ingo, DK1RB,

    ex DLCL, ex DLCW, ex DLXV, ex DJDC, ex DDLC
    ex OETB & OE0ZWW/mm, ex DDLC

  2. Hallo Ingo
    Hans Albers, die grosse Freiheit Nummer 7, wunderbar! La Paloma gehört zu meinen Lieblingsstücken, auch wenn ich nie zur See gefahren bin.
    73 de Anton

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