Tagesarchiv: 9. Dezember 2013

LA-145 VHF Amplifier

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Hurra, das erste Weihnachtsgeschenk ist ausgepackt – im wahrsten Sinne des Wortes. Allerdings wollte der Zoll die 50$ nicht glauben, die der freundliche Mr Wang angegeben hat. Mindestens ist das Ding nicht beim BAKOM gelandet – heutzutage weiss man ja nie, was denen so alles in den Sinn kommt ;-)

Aber das CE-Zeichen ist sogar zweimal aufgedruckt. Allerdings fehlt eine beiliegende Konformitätserklärung. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Mein erster Eindruck: Das Teil ist klein für einen 85 Watt-Verstärker. Es sieht zwar gut aus mit seinem schönen Blau, aber es wurde gespart. Das Bodenblech ist nur eingepresst und lässt sich mit sanfter Gewalt nicht entfernen. Schrauben sind keine zu sehen. Ausser den Spitzen von Blechschrauben, die durch das Kühlblech lugen. Nun, für 159$ wollen wir nicht meckern.

4 Watt Steuerleistung maximal, heisst es im dürftigen Beiblatt. Gemäss beigelegtem Diagramm soll das Teil dann 88W rauspusten.

Also schnell das HP Bolometer mit dem Leistungsabschwächer drangehängt und gleich auch den Speki und den Zweitongeni.

Tatsächlich! FT-817 volle Pulle (5W) bringen 88W bei 11.6A/13.5V. Das sind 56% Wirkungsgrad. Doch oh Schreck: Die Intermodulationsverzerrungen dritter Ordnung liegen bei 21dB (Messung gemäss ARRL Standard).

Das lässt keine Freude aufkommen, ist aber dem FMisten und dem CWisten egal. Nur im SSB Contest dürften die anderen Teilnehmer daran wenig Freude haben. Allerdings gehen die IM-Produkte höherer Ordnung rasch zurück. Das Signal ist zwar breit, aber es splattert mindestens nicht über das ganze 2m Band.

Der FT-817 himself ist ja ein ziemlich sauberes Kistchen. 33dB IMD3 habe ich gemessen.

Also nehme ich mal die Leistung zurück auf 2.5 Watt: 80 Watt Output bei 23 dB IMD3 ist das Resultat. Der Wirkungsgrad bleibt etwa gleich.

Ich gehe auf 1 Watt und siehe da: das Teil liefert immer noch 50 Watt. Jetzt mit akzeptablen 26 dB IMD3. Der Wirkungsgrad sinkt aber auf 43 %

Bei 0.5W, der kleinsten Stufe des FT-817, kommen noch respektable 33 Watt bei IMD3 31dB raus. Wirkungsgrad 35%.

Hier sehen wir die 1W/50W Variante. Zuerst mit der PA, dann der FT-817 solo:

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Aber jetzt wollen wir das Weihnachtsgeschenk doch mal richtig auspacken: Ich greife zur Rohrzange und reisse das Bodenblech raus. Der Garantiekleber flattert davon wie eine aufgescheuchte Taube. Ei, das macht Spass.

Doch was sieht mein hölzernes Glasauge? Da ist ja nichts drin, in der Kiste:

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Aha, hab ich’s mir doch gedacht. Mit einer einzelnen Transistorstufe ist dieser Gain nicht zu schaffen. Da sitzt ein Modul drin. Nun, da wollen wir doch mal nachsehen. Wir schrauben die Abdeckung ab und greifen wieder zur Zange – diesmal der feinerer Art:

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“Huch die Waldfee”, würde Donald Duck sagen. Da wurde doch glatt die Vergussmasse gespart. Ohne Kleider kommt das Modul zum Vorschein. Die direkt auf den Print gebondeten Transistoren sind nur durch transparente Kunstharz-Tropfen geschützt. Klar erkennt man den einzelnen Transistor in der Vorstufe und die beiden grossen Brummer im Push-Pull Betrieb.

Jetzt ist alles klar. Darum kostet das Teil nur 159$!

Der Verstärker ist übrigens zurzeit nur in den USA erhältlich. Ob man den Europäern zuerst die alten, teuren PA’s andrehen will, die noch mit konventionellen Transistoren bestückt sind? Oder hat das andere Gründe?

Doch bevor wir weiter forschen, versuche ich mal, ob ich das Ding wieder zusammen kriege. Ich muss nur noch rasch den Hammer holen.

Volià, das sitzt und die PA funzt noch.

Doch jetzt, nachdem ich euch den Speck durchs Maul gezogen habe, kommt die schlechte Nachricht: 1. Oberwelle bei 288 MHz bei -42 dB. Damit darf das Teil zumindest in Europa nicht betrieben werden und das CE ist als Fake entlarvt. Ob die in den USA weniger strenge Vorschriften haben?

Nun, da habe ich wenigstens was zu Basteln. Ein zusätzliche Tiefpassfilter hat ja in dem fast leeren Gehäuse noch gut Platz. Ebenfalls ein Vorverstärker für den Empfänger – der fehlt nämlich auch.

Fazit: Die PA ist ein Schnäppchen und hält vordergründig, was sie verspricht. Für CW und FM kann man sie bereits mit den 2.5W des FT-817 ausfahren. Für SSB empfehle ich, sich mit 50W zufrieden zu geben und sie nur mit 1W anzusteuern. Doch benutzen darf man sie ohne zusätzliches Tiefpassfilter nicht. Das Teil ist eine Oberwellenschleuder!

73 de Anton

PS. Im Funkperlenforum machen zurzeit 26 30 Mitglieder mit. Einer versucht verzweifelt mit “Hallo” reinzukommen und ein anderer hält sich für den “Chasseur des Ondes”. Name+Rufzeichen, meine Herren, sonst wird das nichts! Im Übrigen wird gerade darüber diskutiert, welchen KW Transceiver man kaufen soll.