Monatsarchiv: November 2013

Welche Messinstrumente braucht ein Funkamateur

DCIM100MEDIA

Vier Instrumente sollten bei jedem OM im Shack stehen. Notabane neben einem gut sortierten Werkzeugkasten und Lötutensilien.

1. Ein Multimeter. Von diesen Dingern gibt es wie Sand am Meer. Geiz ist zwar geil, misst aber schlecht. Für ein paar Dollar gibt’s selten was Gscheit’s. Doch wer mehr als einen Hunderter ausgibt ist selbst schuld. Eine Edelmarke muss es nicht sein. Diese Teile werden eh alle in Fernost zusammengenagelt. Ein Tipp: kauft eins das 20A messen kann, viele können nur 10A. Uni-T ist eine gute Marke. Das UT-53 gibts in der E-Bucht für 30 bis 40 Mäuse, free shipping:

Uni-t_UT53

2. Ein SWR & Power Meter. Da muss der OM schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Ein CB-Meter wird keine Freude aufkommen lassen und rasch mal auf dem Flohmarkt landen. Ich empfehle das bewährte CN801HP von Daiwa:

DAIWA_CN_801

Das Teil ist sowohl für QRP, wie auch für QRO geeignet, mit den drei Bereichen 20/200/2000W, und misst bis ins 2m Band. Neben DAIWA macht auch DIAMOND gute SWR&PWR-Meter. Zum Beispiel das SX-1100, das vom 160m bis ins 23cm Band misst. Allerdings nur bis 200W:

sx1100_L

3. Eine Dummy Load. Nur Dummies verwenden auf belebten Bändern zum Sender-Testen ihre Antenne. Mein Geheimtipp: Der Bausatz der Zeitschrift Funkamateur.  Das Teil kostet 67 Euro und der Zusammenbau ist keine grosse Sache. Dieser Dummy verheizt 100W bis ins 2m Band und hat einen entscheidenden Vorteil: Er besitzt eine -40dB Auskopplung. Wer später mal auf einem Oszilloskop oder einem Spektrumanalyzer sein Signal anschauen will, ist damit bestens bedient.

4. Einen HF-Generator. Damit kann der OM seinen Empfänger überprüfen und ggf. das S-Meter eichen. Doch ein richtiger HF-Geni ist auch als Occasion nicht billig. Aber auch da gibt es eine Alternative. Nämlich den XG3 von Elecraft. Auch das ist ein Bausatz, der an einem Abend zu schaffen ist. Er liefert vom 160 bis ins 2m Band geeichte Pegel. Mit dem eingebauten Morsegenerator lässt er sich auch als QRP Fuchssender verwenden und an den PC angeschlossen, kann man damit sogar wobbeln.

Natürlich gibt es noch viele andere Dinge, die im Shack hilfreich sein können. Ein Antennenanalyzer oder ein Kapazitäts& Induktivitäts-Messgerät, das auch pF und μH messen kann, oder ein Grid Dip Meter. Antennenumschalter sind zwar keine Messgeräte, aber werden auch immer gebraucht. Ein Oszilloskop und ein Spektrumanalyzer mit Tracking-Generator sind dann die nächste Stufe.

Aber es gibt auch Dinge, die der OM nicht braucht:

Zum Beispiel eine Kilowatt PA. Damit kann man in unseren verdichteten Wohnschachteln nur die Nachbarn ärgern.

73 de Anton

Bild: QRV auf den Lofoten (Fredvang)

Die Sonne wird schwächer

Liegt das Maximum des 24. Sonnenzyklus schon hinter uns? Betrachtet man das neuste Bild von NOAA mit den Sonnefleckenzahlen, liegt der Schluss nahe. Auf jeden Fall hat der laufende Zyklus die Erwartungen  nicht erfüllt. Die Prognosen waren zu optimistisch. Die rote Linie ist noch ein Rest der Prognose, die bereits mehrfach nach unten korrigiert wurde:

sunspot

Hoffentlich habt ihr bis jetzt profitiert und auf 10m viel DX gemacht? Denn der nächste Zyklus könnte noch wesentlich schlechter ausfallen. Ein Anzeichen liefert der Sonnenwind, der auf der Erde anhand seiner Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld beobachtet wird:

Ap

Ich habe diesen Ap Index schon längere Zeit im Auge und die mir zugänglichen Daten gestern mal in ein Diagramm verwurstelt:

Ap Index

Natürlich bin ich nicht der erste, dem dieser stetige Rückgang auffällt. Professor Mike Lockwood von der Reading University in England beschäftigt sich schon längere Zeit mit diesen Daten, die von der USAF erhoben werden.  Er kommt zum Schluss, dass der Rückgang des Sonnenwindes noch nie so stark war, wie in der heutigen Zeit. Seines Erachtens deutet das darauf hin, dass uns wieder eine kleine Eiszeit bevorsteht, wie das im Maunder-Minimum oder, etwas schwächer, im Dalton Minimum der Fall gewesen ist.

Natürlich sind diese Beobachtungen sowohl bei den “Klimahysterikern” wie bei den “Klimaleugnern” nicht unbemerkt geblieben. Die einen behaupten, es sei nur das CO2, das das Klima beeinflusse und die anderen glauben, dass die Sonne auch etwas dazu zu sagen habe. Was mich betrifft: ich gehöre nach wie vor zu den Klimaagnostikern ;-) Obwohl mir kürzlich jemand gesagt hat, dass die Agnostiker (es ging dabei um religiöse Fragen) “Vögel” seien, die ihre Köpfe in den Sand stecken würden.

Heute morgen bin ich noch auf ein Diagramm gestossen, das den Ap Index über einen Zeitraum von 1932 bis zum Dezember 2008 darstellt. Interessant ist der rapide Abfall in den letzten Jahren:

ap-index-1932-2008

Quelle: Watts Up With That

Wie dem auch sei. Profitiert noch vom abklingenden Zyklus 24. Es könnte sein, dass wir nie mehr so gute Bedingungen auf den KW Bändern erleben werden.

73 de Anton

Relaisfreie Wochenenden

P1020305 Les Maures

In der Schweiz herrscht Relaismania. Gemäss der USKA Liste gibt es in der Schweiz 169 Relais. Nimmt man an, dass ein Relais mit allem drum und dran im Schnitt 10W braucht, dann wären das pro Jahr fast 15 MWh. Und das alles für die paar Nasen, die ab und zu ein Relais auftasten, um zu sehen, ob ihr Transceiver noch funktioniert oder um irgendwelche Belanglosigkeiten auszutauschen, obschon sie sich auch direkt hören würden.

Der Strom ist ja nur ein Aspekt. Das Material, das da auf den Bergen sitzt und die Arbeit die dort drin steckt, dürfte ein paar Millionen wert (gewesen) sein.

In der Zwischenzeit gibt es nicht nur Relais auf Berggipfeln, sondern auch im Tal. Ein Beispiel ist HB9BG in Belp. Wenn das Teil wenigstens noch auf dem Belpberg stehen würde! Vermutlich gibt es OM, die gar nichts wissen, dass man auch direkt funken kann!

Es wäre an der Zeit, die ganze Übung abzubrechen. Let’s face it:

Es war interessant, die Relais aufzubauen und es hat Spass gemacht. Die Beteiligten haben dabei wertvolle Erfahrungen gewonnen und soziale Kontakte wurden geknüpft. Jetzt wäre es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu neuen Horizonten aufzubrechen.

Ich schlage vor, relaisfreie Wochenenden einzuführen. Das würde dem Amateurfunk neue Impulse verleihen. Die Funkamateure würden versuchen, sich direkt zu kontaktieren und dabei neue Erfahrungen gewinnen und neue Freunde finden. Die Hobbyfunker würden vielleicht auf Hamsphere umsteigen. Weltweiter Funk ohne Antenne – ein Traum! Schaut doch mal in den Hamsphere-Cluster. Die haben sogar imaginäre Frequenzen!

Eine BAKOM Prüfung braucht es dazu nicht und die “Lizenzgebühr” kostet lediglich 30 Euro. Dafür bekommt man alles, was das Herz des OM begehrt:

  • 11 Virtual Bands
  • Voice and CW transmission
  • iPhone and Android Apps included
  • Your own Blog/Ham page
  • Log book
  • Edit, Send and receive QSL cards
  • Microphone Processor
  • DX-Cluster / Chat
  • DX Awards
  • Contesting
  • 24 Hour support
  • Forums
  • DX-Alert system

Wo ist denn da der Unterschied zur Wirklichkeit?

73 de Anton

Bild: Massif des Maures. Dieses Traum-QTH gibt es leider noch nicht als App ;-)

Zoff in der Relais-Szene

Zofingen 131116a

Die UHF-Gruppe der USKA hat eine kryptische Pressemitteilung veröffentlicht. Darin wird von Hobbyfunkern auf Relaisstationen, von schlechtem Benehmen und von Maßnahmen gesprochen.

Doch am Ende ist man nicht gescheiter. Wer was gemacht hat und welche Maßnahmen ergriffen wurden, bleibt im Dunkeln. Klartext scheint nicht die Stärke der UHF-Gruppe zu sein.

Hier die Mitteilung, die eigentlich keine ist, im Original:

2013-11-20 Medienmitteilung Fuhle dich wie zuhause

Zoff auf Relaisstationen hat es schon immer gegeben. Wie das Licht ziehen sie allerlei Kostgänger an. Der Zugang ist kinderleicht, man braucht nicht einmal eine Antenne dazu. Und so kann jeder dort seinen Frust abladen oder die geistige Leere mit Ætherwellen füllen. Eine Handvoll Chinaschrott reicht zu diesem Zweck.

Relais sind nicht nur simple Umsetzer, sie sind auch ein Spiegel der Gesellschaft.

Glücklicherweise bin ich weit von Down Town Switzerland, von  Zürich entfernt. Auf den Relaisfrequenzen, die ich hier empfangen kann, läuft in der Regel nichts bis gar nichts. Ab und an tastet jemand eins auf, ohne etwas zu sagen, oder gar sein Rufzeichen zu nennen. Eigentlich könnte man die meisten abstellen. Schade für den Strom.

Der Aufbau der Relaisstationen war eine tolle Leistung und ich bewundere das Engagement und die Kompetenz der Pioniere auf diesem Gebiet. Heutzutage kann man Relaisstationen kaufen und nach Handbuch zusammenschrauben. Außer dem schwindelfreien Antennenmonteur erbringt hier keiner mehr eine außerordentliche Leistung, die über das Portemonnaie hinausgeht.

Früher machten wir Verbindungen auf 2m SSB quer durch das Land. Die Alpen sind nämlich voll natürlicher Relaisstationen. Sie heißen Berge. 50 bis 100km waren auch für eine SSB Mobilstation kein Problem.

Doch mit den FM Relais ist das in Vergessenheit geraten. Der UKW Kanalfunk der Funkamateure unterscheidet sich heute nur noch durch seine Umgangsformen von dem der öffentlichen Dienste. Mit Amateurfunk hat das schon lange nichts mehr zu tun. Da hilft auch die Digitalisierung nicht.

73 de Anton

Bild: Zofingen, von Hansjörg, HB9EWH

Intermodulation im Sender für Nicht-Ingschenöre

P1020616 Righi Licht

1. Wie wird Intermodulation gemessen?

Die ARRL misst die Intermodulationsverzerrungen von Transceivern mit einem Zweitongenerator mit 700 und 1900 Hz, der am Mikrofoneingang angeschlossen wird. Mit einem Spektrum-Analysator wird dabei das Ausgangssignal des Senders beobachtet. Mann misst dabei, wie viel die Intermodulationsprodukte unterhalb der beiden Grundfrequenzen liegen. Die ARRL gibt diesen Werten – im Gegensatz zu den Vollprofis – freundlicherweise noch 6dB hinzu und peppt sie damit etwas auf. Die Begründung: Mit zwei Tönen gleichzeitig moduliert, erreicht der Sender nicht die Spitzenleistung PEP.

Wenn Endstufen gemessen werden, nimmt man zwei separate HF-Generatoren und kombiniert ihre Signale in einem Combiner. Wenn man einfach einen Amateurfunk-TX zur Ansteuerung nimmt, wie ich es gemacht habe, bekommt die Endstufe bereits die IM des TX ab und das Resultat wird somit verschlechtert.

Wichtig ist, dass bei IM-Messungen der Sender nicht überfahren wird, sonst stimmt das Resultat auch nicht mehr. Der Mikrofoneingang sollte also durch den Zweitongenerator nicht mehr Saft erhalten, als normalerweise durch das Mikrofon.

Auch hier gilt grundsätzlich: wer misst, misst Mist.

 

Was ist Intermodulation?

In jedem nichtlinearen Element entstehen Oberwellen des hindurchgeschickten  Signals. Ein solches nichtlineares Element ist zum Beispiel der Endstufentransistor. Diese Oberwellen sind aber nicht weiter schlimm, sie können  vom Tiefpassfilter nach der Endstufe unterdrückt werden.

Doch jetzt wird es richtig ungemütlich. Denn ein nichtlineares Element ist auch ein toller Mixer. Die entstehenden Oberwellen werden untereinander gemischt und es entstehen neue Produkte. Da der Mensch in der Regel gerne Ordnung hat, hat man ihnen Nummern gegeben. Uns interessieren aber nur die ungeraden Nummern 3,5,7,9 usw.

Denn die IM-Produkte gerader Ordnung liegen so weit weg, dass sie von den Filtern des Senders ausgesiebt werden. Doch die Ungeraden liegen innerhalb des Sendekanals oder, besonders fies, in unmittelbarer Nachbarschaft. Dort können sie das Filter der Endstufe ungehindert passieren.

Am nächsten liegen die Intermodulationsverzerrungen dritter Ordnung (Die erste Ordnung  ist übrigens immer die Grundfrequenz) und das sind:

2F1-F2, 2F2-F1, 2F1+F2, 2F2+F1

Nehmen wir zur Vereinfachung mal an, wir senden auf 100KHz in USB. Wenn wir also unseren Zweitongenerator anschliessen kommen hinten 100.7 und 101.9 kHz raus.

Wenn unser Sender nicht absolut linear arbeitet, so entstehen durch Oberwellen und deren Mischung auch die folgenden Frequenzen dritter Ordnung:

99.5 kHz, 103.1 kHz, 303.3 kHz, 304.5 kHz. Die beiden letzten Frequenzen können wir vergessen, da sie so weit weg liegen, dass sie vom Tiefpassfilter des Senders ausgesiebt werden.

Doch mit 99.5 kHz und 103.1 kHz ist unser Signal bereits schon schön breit geworden und belästigt die OM in den Nachbarkanälen.

Die nächste „gefährliche“ Ordnung ist die Fünfte. Für sie gilt:

3F1-2F2, 3F2-2F1 und 3F1+2F2, 3F2+2F1.

Die beiden letzten Produkte können wir wieder vergessen, sie liegen weit ab vom Schuss. Doch für die beiden ersten entstehen Intermodulationsprodukte von:

98.3 kHz und 104.3 kHz. Wir splattern damit also links und rechts über die Nachbarkanäle.

Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Zwar nehmen die Intermodulationsprodukte mit zunehmender Ordnung in ihrer Stärke immer weiter ab, doch wenn man bedenkt, dass viele Sender bei der neunten Ordnung immer noch so um die -50dB liegen, bedeutet das bei starken Signalen, dass sie plus minus 10 bis 15 kHz rund um ihre Frequenz in unseren Empfänger reinsplattern. Und da nützt uns auch der beste Empfänger nichts, denn das Problem liegt beim Sender.

Da unser Mundwerk jedoch nicht nur zwei Töne absondert, wie der Zweitongenerator, entsteht bei Intermodulation ein ganzer Wellensalat. In der Praxis ist es also noch schlimmer als in der Theorie.

Ganz schlimme Dreckschleudern erkennt man bereits an ihrer gruseligen Modulation: Man hört dabei die Intermodulationsprodukte, die sich innerhalb unserer Empfängerbandbreite befinden.

73 de Anton

Bild: Spezialglühlampe des Schweizer Herstellers Righi Licht, der aber nach dem Glühlampenverbot keine Privatiers mehr beliefert.

 

 

 

Die Liste der dunklen “Perlen”

P1020626 Merry Xmas

Die Sherwood-Liste ist fast jedem OM bekannt. Sherwood hat ein professionelles Labor und misst die Empfängereigenschaften der neu auf dem Markt erscheinenden Transceiver. Er richtet sein Augenmerk dabei vor allem auf die Empfängereigenschaften und ordnet seine Liste nach dem Dynamikbereich bei 2kHz Signalabstand. Zurzeit führt der legendäre Hilberling PT-8000 vor dem Elecraft KX3. Auf der Empfängerseite hat sich bei den Amateurfunk-Transceivern in den letzten drei Jahrzehnten sehr viel getan. Während früher zum Beispiel bei einem TS-520 abends auf 40m nur noch ein Wellensalat zu hören war, vertragen viele der heutigen Empfänger problemlos die schönsten Langdrahtantennen, ohne zu mucken. Und Sherwood’s Liste zeigt, dass die besten Empfänger auch starke Signale in unmittelbarer Nähe verdauen können. Eine Eigenschaft, die besonders bei Contesten wichtig ist.

Doch ebenso wichtig wie ein Empfänger mit hohem Dynamikbereich ist ein sauberer Sender. Und da ist in den letzten drei Jahrzehnten leider kein Fortschritt zu sehen. Im Gegenteil! Viele alte TX sind besser als die modernsten Geräte.

Was nützt mir ein Superempfänger, wenn der Sender auf der Nachbarfrequenz splattert? Was nützen mir 100dB intermodulationsfreier Dynamikbereich beim Empfänger, wenn die Sender auf dem Band sogar bei den IM-Produkten neunter Ordnung nur 50dB erreichen? Wobei sogar dieser Wert in Contesten fraglich ist, da dort vielfach alle Regler an den Anschlag gedreht werden, und das mit Leistungen oft weit über der Legalität.

Und so liegt heute in vielen Fällen die Schuld nicht beim Empfänger, wenn das Nachbarsignal reindrückt, sondern beim Sender!

Ich habe gestern Abend mal eine Liste mit den IMD-Werten der Sender von einigen populären Transceivern zusammengestellt. Grundlage waren ausschliesslich ARRL Testberichte. Genau wie Sherwood stand ich vor der Frage, nach welchen Kriterien ich die Rangfolge gestalten soll. Ich habe mich dafür entschieden, einfach die Werte dritter und fünfter Ordnung zusammenzuzählen :-)

Und hier ist das erstaunliche Resultat:

IMD_TRX_Vergleich

Hier die Liste noch als PDF:

TX IMD

Neue aktualisierte Liste in Word:

TX IMD Funkperlen 21-11-13

Ich erspare mir einen Kommentar dazu und überlasse es dem geneigten Leser, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Eine weitere interessante Liste, die sowohl Empfänger- wie Sender-Eigenschaften berücksichtigt hat Hans, PA1HR, zusammengestellt.

73 de Anton

Bild: Spezialglühlampe aus den USA, vermutlich 50er-Jahre. Danke Martin!

HLA-300 plus von RM Italy

P1020607 HLA-300plus

Der Zufall wollte es, dass ich kürzlich auch noch den grossen Bruder meiner HLA-150 Plus in die Hände bekam: die HLA-300 Plus von RM Italy.

Obschon bereits vor eineinhalb Jahren gekauft, ist auch sie mit den neuen Transistoren bestückt, den MS1051 von Microsemi.

Mit vier Transistoren dieses Typs lässt sie sich locker auf über 400W PEP ausquetschen. Doch ist das auch vernünftig?

Zu diesem Zweck habe ich wieder IMD-Messungen gemacht, und zwar auf 80, 40 und 10m.

Nicht labormässig mit HF-Generatoren und einem Combiner, sondern „Real Life“ mit meinem FT-817er. Übrigens ein neueres Modell mit FET-Endstufe, das 5W Ausgangsleistung liefert. Ich bin ja kein Messlabor, sondern nur ein einfacher Funkamateur.

Das Problem ist nämlich folgendes: Eine PA verstärkt die IMD, die sie vom Transceiver geliefert bekommt, genau gleich wie das Nutzsignal. Da sie selbst nicht exakt linear arbeitet, produziert sie auch IMD und „legt“ diese noch oben drauf.

Die IMD-Werte des Transceivers werden durch die PA also verschlechtert.

Nun, der FT-817 ist punkto IMD recht passabel. Ich habe bei meinem Teil folgende Werte gemessen: 29dB auf 80m, 31dB auf 20m und 30dB auf 10m. Für einen 100W Transceiver wäre das ok. Da der 817er jedoch ein QRP Gerät ist, ist das sehr gut. Denn mit 5W hat der FT-817 ja 13dB weniger Leistung als ein Standard-Transceiver. Im Vergleich zu der IMD Leistung eines 100W Transceivers könnte man in dem Fall die 13dB noch dazu addieren. Aber wir wollen keine Haare spalten und sehen lieber was die HLA-300 Plus daraus macht.

Zuallererst macht sie aus den 5W auf dem 80m Band 220W. Die IMD wird dabei um 3dB schlechter und wir liegen dann bei 26dB. Das liegt m.E. an der untersten Grenze des Tolerierbaren.

Das betrifft natürlich die IMD dritter Ordnung. Die Verzerrungen höherer Ordnung fallen rasch ab. Dies im Gegensatz zu den alten Modellen mit dem FM-Transistor SD1446.

Auf 20m macht die PA noch 190W mit 5W Steuerleistung und auf 10m noch 130W. Auch hier verschlechtert sich die IMD dritter Ordnung auf -26dB, bzw. -27dB.

Mit 10W Steuerleistung steigen die IMD der PA weiter an, die Verzerrungen nehmen zu (25dB). Wer die PA mit 400W fährt, macht sich auf dem Nachbarkanal garantiert unbeliebt.

Fazit: Diese Endstufe sollte nicht mit wesentlich mehr als 5W angesteuert werden. Die Lüfter sind zwar leise, aber für 200 – 250W Output überflüssig. Die Oberwellenunterdrückung ist sehr gut und den Durchhänger bei 40m, wie bei der HLA-150 plus, habe ich nicht feststellen können. Die automatische Bandumschaltung und die diversen Schutzschaltungen arbeiten perfekt. Die PA ist aber bereits ein grosses Trumm und m.E. für QRP-Geräte wie den FT-817 ein Overkill.

Mit der HLA-150 plus ist man bereits bestens versorgt. Diese sollte man jedoch, wie bereits erwähnt, nur mit 2.5W ansteuern, bzw. das 3dB Dämpfungsglied der PA benutzen. Übrigens habe ich den „Durchhänger“ bei 40m beheben können. Die Toroid-Spulen im LPF waren ausser Toleranz und da dort das Filter äusserst spitz kalkuliert wurde, war die Dämpfung auf 7.2 zu hoch. Abhilfe: Zwei Windungen zusammengelötet.

Bei beiden PA’s habe ich übrigens festgestellt, dass die Ausgangstrafos sehr heiss werden. Ich hätte dort grössere Kerne genommen.

73 de Anton

PS. Danke Pascal HB9EXA für die PA.

Zofingen

Expedition

06:45 Schon stehen einige Herren mit ihren Kisten vor dem Eingangstor. Es ist affenkalt und die Stimmung entsprechend gedrückt. Ich frage mich, wieso ich hier bin und möchte am liebsten wieder heimfahren. Meine Jungmannschaft hatte dumme Ausreden und Pascal musste Geranien versorgen. Ich werfe sie jeweils in den Kompost und kaufe mir im Frühjahr neue.

07:00 Ein graumelierter Herr, der mir seltsam bekannt vorkommt, stapelt seine Geräte neben dem Eingang. Er scheint den Handwagen vergessen zu haben. Immer wieder holt er aus dem geparkten Fahrzeug neue Schrott-Teile und trägt sie stückweise über den halben Platz. Dem Inschenör ist nichts zu schwör. Eine Gruppe guckt in einen Mini-PC und lacht. Mir ist nicht nach Lachen zumute. Morgengrauen dringt durch die Hochnebeldecke. Einige Bäume haben noch ihre gelben Blätter.

07:15, die Schrottkolonne vor dem Tor zieht sich fast über den ganzen Parkplatz und noch immer kommt ein Fahrzeug nach dem anderen daher. Proppenvolle SUV’s, Limousinen mit Anhänger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles seinen Besitzer wechseln soll. Mir wird schlecht, aber ich halte durch.

07:30, pünktlich wird das Tor geöffnet. Die Antennenfreunde überholen links, der Kontrolleur nickt freundlich. Die unterste Plastikkiste gibt den Geist auf. Ich fahre auf den Felgen zu meinem Platz. Dort sind die üblichen Verdächtigen bereits am Einrichten. Ich trödle etwas rum und installiere dann drei Kisten. Eine 20, eine 10 und eine 5 Franken Kiste. Meine morgentrüben Augen wandern durch die Halle. Ein Meer aus Schrott. Leise pfeife ich La Paloma und mache aus der 20er auch eine 10er Kiste.

07:40, wie immer kommen schon die ersten Kunden daher. Vermutlich die Pseudoverkäufer, die sich einen Meter Tisch bestellen um vor der offiziellen Eröffnung das Feld abzugrasen. Ihre Augen scannen die Tische, nichtssagende Pokergesichter. Ein Unansprechbarer wühlt in meinen Sachen.

08:00, ich erspähe Piero Begali und beschliesse, das Fell des Bären zu teilen, bevor er erlegt ist.

08:20, ich kaufe bei Piero eine Expedition. Das Geld reicht knapp. Mein Wechselgeld geht flöten.

08:30, die offiziellen Besucher strömen in den Saal. Die ersten befingern meine Waren. Vor allem den blauen Draht. Beste PVC-isolierte Kupferlitze, 10 Stutz die 100er Rolle. Ich habe davon jahrzehntelang Drahtantennen gebaut. Da sie praktisch unzerstörbar ist, besitze ich noch einen Bedarf für weitere fünf Leben. Aber ich glaube nicht an die Reinkarnation als Funkamateur und will sie loswerden.

09:00, jeder kennt mich. Ich rate Gesichter. Alle scheinen meinen Blog zu lesen. Einer sogar mit Krawatte. Die Vorbesteller kommen vorbei und holen ihr Material ab. Biedermann kommt ohne Brandstifter. Ein sehr netter Kunde. Derweil interessieren sich die Italiener und die Deutschen für meinen Draht. Fünf Franken? Viel zu viel! Geiz ist geil. Über gratis kauft OM nix.

09:30 Markus verkauft hinter meinem Rücken wunderschönes Material zu günstigen Preisen. Leute tragen Dinge vorbei, die sie nie brauchen werden. Jetzt ist die beste Zeit. Wer jetzt nichts verkauft, verkauft nimmer mehr.

10:00 Die lieben Kollegen pilgern vorbei. Die 1991er, die 3748er, Radio Frankreich, Stimmen, Morsezeichen, altbekannte Rufzeichen, neue Gesichter. Zurcher 69 stellt sich vor. Ich suche nach NoGo, doch das ist ein NoShow. Auch nix von Uhux und Co, man will inkognito bleiben. Lieber Sprüche aus dem Off, als sich mit offenem Visier zu zeigen. Na ja, wir wollen heute nicht so streng sein.

10:30 „Wieso hat der 200 Ohm Feeder nicht 300?“, fragt ein OM. Jemand erklärt mir seinen Lebenslauf, ein anderer erläutert mir ein physikalisches Problem, aber erst nachdem ich ihm gesagt habe, aus welchem Kanton ich komme. Einer will mit einem Tausender bezahlen. „Bin I gopfridstutz e Kiosk oder bin i öppä e Bank“, kommt mir in den Sinn. Laufend wird an der blauen Litze gezupft. „Gewöhnlicher Schaltdraht“, sagt einer. „Wird immer länger, wenn man ihn spannt“, ein anderer. „Klugscheisser“, denke ich.

11:00 Ich mache aus der 5er eine Gratiskiste und schichte um. Die Schweizer getrauen sich nicht recht und nehmen nur etwas, wenn ich ihnen den Rücken zudrehe. Deutsche plündern dafür die Kiste. Sind halt spontaner als die knorzigen Alpenindianer. Drehkos laufen diesmal gar nicht. Vermutlich weiss kaum einer mehr, was das ist. Ob ich nicht ein Handy habe? Oder ein Vakuum Relais oder einen Kondensator von 500pF? „Bin I gopfridstutz e Kiosk oder bin i öppa e Bank.“

11:30 Ich ziehe Bilanz. Weniger Besucher. Bei den Radiosammlern herrscht tote Hose. Die sind immer noch auf Beromünster. Wohl ein Langzeit-Echo aus dem All. Die Schrottpreise sind erheblich gesunken. Spezialitäten ausgenommen. Mein Tischnachbar wird wohl nächstes Jahr wiederkommen. Ich auch, aber nur als Besucher. Aber es hat Spass gemacht. Viele nette Gespräche, neue Bekanntschaften und nur wenig sprechfaule Griesgrame. Dafür junge Funkamateure, auch HB3er, clevere Typen. Vielleicht sterben wir doch nicht aus?

12:00 Die Reihen lichten sich. Ich wage einen Abstecher zu Andreas und Martin. Andreas ist übrigens ein HB3er mit dem ich ab und zu ein CW QSO fahre. Soll mir noch einer was gegen HB3er oder DoDo-Amateure sagen. Martin treffe ich manchmal auf 23cm SSB. Beide trinken Wein, ihre charmanten Frauen schmeissen derweil das Geschäft.

12:10 Kehre wieder an meinen Tisch zurück und stelle fest, dass nichts geklaut wurde. Andern ist es nicht so gut ergangen, wie man hört. Ich schwöre mir, nächstes Mal ein Stand-Girl zu engagieren. Vielleicht komme ich doch nochmal als Verkäufer nach Zofingen. Bei mir zuhause muss im Keller ein Riss in der Raum-Zeit entstanden sein, durch den immer neuer Schrott dringt.

12:30 Die Reihen lichten sich weiter. Man geht essen. Ich weiss aus Erfahrung, dass satte Mägen schlechte Käufer sind und fülle die Gratiskiste. Manchmal versuche ich auch etwas zu verschenken, wenn ich Interesse in den Augen entdecke. Das funktioniert nicht immer. Die Menschen genieren sich und geben mir ein Trinkgeld. Nein, ich bin nicht hilfsbedürftig und lebe auch nicht auf der Strasse.

13:00 Die Luft ist draussen. Ich spüre es und räume zusammen. Gut, dass die besten Stücke nicht weggingen. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, so etwas Wertvolles zu verkaufen? ;-)

13:30 Einer raucht auf dem Parkplatz und erklärt mir die Welt, ein anderer lädt Kisten mit Militärzeug auf seinen Anhänger. Ich fahre los und mein Auto ruft zuhause an. Ich habe Hunger. Ausserdem möchte ich die Expedition von Begali ausprobieren.

18:00 Endlich kann ich an die Taste. Wow, welche Präzision. Schade nur, dass mein Hirn manchmal einen Wackelkontakt hat.

73 de Anton

HLA-150 plus – eine PA für den FT-817?

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QRP ist eine tolle Sache, aber es gibt Momente, da wünscht man sich etwas mehr Leistung. Wenn man beides möchte – zum Beispiel im Urlaub – ist eine PA für das QRP-Kistchen genau das Richtige! So hat man im “Basislager” Power und auf der Wandertour nur den leichten QRPeter.

Das waren die Überlegungen, die mich zum Kauf eines HLA-150 Plus von RM Italy bewogen haben. Wenn man aber etwas im Internet stöbert, stösst man schnell auf kritische Stimmen. Zum Beispiel auf der Seite von W8JI. Er hat die PA getestet und bemängelt die starken Intermodulationsprodukte. Über 90W sei sie nicht zu gebrauchen, und auch da seien die IMD höherer Ordnung inakzeptabel.

Trotzdem habe ich es riskiert (no risk no fun) und eine solche PA bei Waters&Stanton bestellt. Ein Lieferant aus England, mit dem ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Kaum war heute Sonja da, die Briefträgerin, habe ich sie aufgeschraubt. Natürlich die PA und nicht Sonja. Und da habe ich eine tolle Entdeckung gemacht. Anstelle der bisherigen SD1446 sassen nun zwei MS1051  von Microsemi auf dem Kühlblech. Der SD1446 ist ein 70W Klasse C Transistor. Der MS1051 jedoch ein 100W Klasse AB-Typ, also spezifisch für SSB-Betrieb gebaut. Er ist wesentlich robuster, wie die Grenzdaten zeigen. Zum Beispiel Imax 20A, gegenüber 12A beim SD1446.

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Wie ihr wisst, lasse ich nichts anbrennen und ich wollte vorallem zwei Dinge wissen:

1. Wieviel bringt die PA bei Ansteuerung mit einem FT-817 (5W)

2. Wie sieht die IMD mit den neuen Transistoren aus?

Was Nummer Eins angeht ist das Resultat folgendes:

Im 160m und 80m Band brachte sie satte 210W (bei 13.5V), und noch 190/185W bei eingeschalteter 3dB Dämpfung. Die SWR-Anzeige im FT-817 blieb “ruhig”. Die PA ist also mit 5W schon weit in der Kompression. Der Einsatz der 3dB-Dämpfung oder eine Ansteuerung mit 2.5W empfiehlt sich.

Im 40m Band waren es aber nur noch 150W. Auf 30m dann wieder 195W und auf 20m 180W. Das Eingangs SWR war auf allen drei Bändern perfekt. Das heisst, ich habe es in der Eile nicht extra gemessen, denn die Anzeige auf dem 817er war auf Null. Den “Durchhänger” auf 40 werde ich noch genauer untersuchen. Vielleicht ein Problem im LPF (Bauteiletoleranzen?).

Doch dann gings bergab und das Eingangs SWR bergauf:

Auf 18MHz liefert das Teil noch 170W, auf 21MHz noch 160W und auf 24.9MHz noch 130W. Das Eingangs-SWR stieg aber an und lag im Bereich 1:1.5 bis 1:2. Der 3dB-Switch verbesserte zwar das SWR, aber die Leistung fiel natürlich noch mehr ab: 120/110/90W.

Im 10m Band war das SWR wieder über alle Zweifel erhaben, doch die Verstärkung ging auf 13dB zurück – gemäss Datenblatt der Transistoren übrigens ein typischer Wert bei 30MHz! Doch 100W sind noch mehr als genug.

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Aber wie sieht es mit der IMD aus? Ich habe sie vorläufig nur bei 3.6MHz gemessen und war entzückt. Die Intermodulationsverzerrungen des FT-817 wurden durch die PA nicht wesentlich verschlechtert, wie das folgende Bild beweist:

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Mehr als 30dB bei 200WPEP, gemessen nach ARRL Standard, sind ein akzeptabler Wert. Der Einsatz der neuen Transistoren, die speziell auf SSB-Betrieb ausgelegt sind, hat sich also gelohnt.

In der nächsten Zeit werde ich die PA vollständig ausmessen. Aber auf den ersten Blick sieht es gut aus.

73 de Anton

PS. Ich empfehle auf allen Bändern das 3dB Dämpfungsglied einzuschalten. Auf 17/15/12m wird der FT-817 entlastet und die PA wird so nicht zu stark in die Kompression getrieben. Ausnahme ist das 10m Band. Dort kann man auf die 3dB Dämpfung verzichten.

Ein Störsender mit Beleuchtung

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Gestern habe ich wieder einmal Post aus dem Land der aufgehenden Sonne erhalten. Eine R7s in LED-Ausführung mit CE-Zeichen. Sie sollte meinen Halogenstab in der Aussenbeleuchtung ersetzen. OM will ja sparen.

Halogen raus, Sparlampe rein, und schon leuchtet mein Scheinwerfer wie ein Weihnachtsbaum und anstatt 500W verbraucht das Teil nur  noch 8W.

Doch das Leuchten wollte gar nicht mehr aufhören, Obschon ich den Timer des IR-Sensors auf fünf Minuten gestellt hatte. Zwanzig Minuten habe ich gewartet, dann wurde ich misstrauisch und holte ein Taschenradio.

Der Scheinwerfer war zum Störsender geworden. Mittel- und Kurzwelle, sogar UKW war zugeprasselt. Und der arme IR-Sensor bekam so viel von den Störungen übers Netz ab, dass er vergass, auszuschalten.

Das Teil ist unbrauchbar, einen Entstörungsversuch habe ich aufgegeben. Marconi hätte nicht einen besseren Störsender bauen können.

Derweil macht auch die LED-Beleuchtung meiner Titanic schlapp. Ich habe das Schiffmodell vor einem Jahr mit einem LED-Band ausgerüstet. Jetzt, nach geschätzten 1000 Betriebsstunden, sind die meisten LED’s erloschen und der Rest glimmt nur noch auf Sparflamme.

Dafür hat mein Nachbar seinen Plasma-Fernseher entsorgt. Die eine Störung kommt, die andere geht.

73 de Anton

Bild: HongKong

 

Notfunk – Notrundfunk!

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Noch immer habe ich keinen Flyer der USKA mit den Notfallfrequenzen und wichtigsten Verhaltensregeln im Shack hängen. Der Notfunk scheint nach wie vor ein Spezialhobby einiger Funkamateure zu sein.

Ich bin dem Notfunk nicht abgeneigt, doch was ich bisher vernommen und gelesen habe, hat mich nicht überzeugt.

Bisher wurde ich den Eindruck nicht los, der Notfunk sei ein altersschwacher Herd mit Sparflamme auf dem verschiedene Köche versuchen ihr Süppchen zu kochen.

Die eine Gruppe kocht eine Art Pfadfinder-Suppe. Eine andere Suppe heisst „Recht auf Antennen“ und eine dritte Gruppe kocht die Suppe „Hamlink“ auf dem Herd. Nerds, die ihr eigenes Internet aufbauen wollen.

Nichts gegen die drei Suppen. Ich finde sie…interessant.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wirken die Notfunkanstrengungen aber hierzulande ziemlich konfus. Wo ist unser Chefkoch?

Mag sein, dass das daran liegt, dass ich nie eine neunte Klasse besucht habe und als hoffnungsloser Fall aus dem Schulhaus verbannt wurde. Aber ich werde aus dem Zeux, das im Old Man steht, manchmal nicht schlau.

Aber vielleicht ist das auch nur ein Kommunikationsproblem. Von oben nach unten.

Manchmal denke ich, dass der USKA-Vorstand in einer Parallelwelt lebt und die Verbindung zur Basis stark mit QRM belastet ist. Einige behaupten, nur noch wegen dem QSL-Service bei dem Verein Mitglied zu sein. Das ist schade und war nicht immer so.

Aber eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinaus:

Wir Funkamateure haben etwas, das die Öffentlichen Schutzdienste meines Wissens nicht haben. Erstaunlicherweise hat das bisher noch niemand ins Feld geführt.

Nein, es sind nicht die 4000 kauzigen Individualisten bestens ausgebildeten Funker. Es sind auch nicht unsere Handgurken und die Relais ohne Notstromversorgung. Am Morsen liegt es diesmal auch nicht.

Wir Funkamateure können Rundfunk. Einfach so, ohne Studio und ohne DJ. Wenn es darauf ankommt, setzen wir den lokalen Katastrophenkommandanten oder den Gemeindepräsi ans Mikrofon und die ganze Gemeinde in einigen Kilometern Umkreis kann hören was läuft. Nicht aus dem Bundeshaus oder dem Studio in Zürich. Nicht auf FM oder DAB, sondern in AM auf dem 40 oder 17m Band, die in jedem Radio mit Kurzwellenteil vorhanden sind.

Natürlich könnten wir auch im 49m Band senden oder am oberen Ende des Mittelwellen-Rundfunkbandes. Wenn es wirklich dick kommt, wird es kein BAKOM mehr geben, das dagegen sein könnte. Die Damen und Herren werden andere Probleme haben und wann und ob sie wieder an ihrem Arbeitsplatz erscheinen werden, kann niemand sagen.

Natürlich gibt es beim staatlichen Rundfunk Notsender für solche Fälle. Auf UKW, denn die KW und MW Sender wurden ja entsorgt. Sie werden uns auch noch nach einer Woche ohne Strom mit Informationen versorgen. „Bleiben Sie zuhause. Schliessen Sie die Fenster. Begeben Sie sich in Ihre Schutzräume. Die Behörden haben alles unter Kontrolle. Es besteht keine unmittelbare Gefahr.“ Doch was in unserer Umgebung läuft, werden wir nicht erfahren.

Eine Amateurfunkstation mit 25W AM an einem langen Draht kann jeder im Umkreis von 3 bis 10km, je nach Frequenz, mit einem portablen Radio empfangen. Sie kann zur lokalen Information und Koordination dienen und ist in vielen Gemeinden bereits heute vorhanden und in Minuten betriebsbereit.

Nach einer Woche ohne Strom in Europa, ohne Telefon, Zwitscher und Fratzenbuch könnte das ziemlich wichtig werden.

Das ist einmalig und nur wir Funkamateure sind dazu in der Lage.

73 de Anton

PS. Habe kürzlich mit einem „Notfunker“ diskutiert. Der hatte zuhause nicht einmal einen Notvorrat und von einem “Bug Out Bag” noch nie etwas gehört :-(

Bild: Camping am Geiranger Fjord, Norwegen. Soviel Publikum hatte ich beim Zelt aufstellen noch nie :-)

Die DXer vom Lemmenjoki

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Video einer Flussfahrt auf dem Lemmenjoki

Im Norden Finnlands, in Lappland, weit über dem Polarkreis, gibt es einen Fluss, den in der Regel nur Goldgräber kennen. Es ist der Lemmenjoki. Er ist oft breit wie ein kleiner See und man bemerkt dort kaum, dass er fliesst. Dann wird er wieder schmal und sieht so aus, wie wir uns hierzulande Flüsse gewohnt sind. Ausser einigen Rentierhirten wohnt am Lemmenjoki niemand.

Ich habe nächsten Sommer, in der Zeit, in der die Sonne dort oben nie untergeht, eine Hütte am Fluss gemietet. Keine zufällige Wahl, denn ich war letzten Juni bereits dort und habe mit einem Freund Gold-Claims besichtigt, der sich nächstes Jahr, nach seiner Pensionierung, als Goldgräber versuchen möchte.

Was mich betrifft: Gold lockt mich nicht – man kann es nicht essen. Ich möchte dort fischen, wandern, funken und die grossartige Natur geniessen.

Nun habe ich entdeckt, dass ich dort interessante Nachbarn haben werde. Nicht unmittelbar neben der Hütte. Nachbarn rücken einem in Lappland nicht so nahe auf die Pelle wie in der engen Schweiz. Aber in etwa 3km Entfernung steht eine Hütte im Wald, in der eine besondere Art von DXern ihrem Hobby nachgeht.

Es gibt DXer, die schreien sich nicht, wie vom Affen gebissen, die Five-Nine-Seele aus dem Leib, sondern betreiben ihr Hobby still und leise. Sie sind in einem Frequenzband zu Hause, das die Winternächte liebt und in dem die Aktivität in Europa immer mehr abnimmt.

Es sind Höramateure, die sich auf den Mittelwellen Rundfunk spezialisiert haben.

Eine Gruppe von ihnen hat dort oben ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Fern von den Störungen der Zivilisation und mit unbeschränkten Antennenmöglichkeiten finden sie am Lemmenjoki ideale Bedingungen und können aus der ganzen Welt Mittelwellenstationen hören, von denen wir nicht einmal wissen, dass sie existieren. Da die Mittelwelle hier in Europa allmählich ausstirbt, werden die Bedingungen für die passionierten Hörer immer besser.

Natürlich hören die DXer vom Lemmenjoki mit Beverage-Antennen. Hier ihr beeindruckendes Set

Wer mehr über die DXer vom Lemmenjoki wissen möchte, guckt hier und hier. Und hier findet man die neusten News von den DXern vom Lemmenjoki. Die neue Saison hat ja bereits begonnen.

73 de Anton

JUMA aus China?

QRP-Funker kennen ihn: den JUMA TRX2 aus Finnland. Ein SSB/CW-Transceiver mit 10W SSB und CW, von 10 – 160m. Er sieht gut aus und ist robust aufgebaut. Meines Erachtens ein wichtiges Detail bei einem QRP-Gerät.

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Sender und Empfänger arbeiten nach der Phasenmethode zur Unterdrückung des unerwünschten Seitenbandes. Wie auch der KX-3 ist der JUMA ein Direktmischer (DC-Receiver) und mischt das empfangene Signal in einem Gang runter auf die NF-Ebene. Doch anders als beim KX-3 erfolgt im JUMA die Filterung nicht mittels Algorithmen in einem Rechner-Chip (SDR Software Defined Receiver), sondern mit SC-Filtern (Switched Capacitor). Diese Technologie ist mehr als dreissig Jahre alt und fristet nur noch ein Nischendasein. Man spart damit aber den Prozessor für die Signalverarbeitung plus entsprechende Software und erhält als Resultat ein Signal, das frei von Artefakten ist. Kurz: eine glasklare, unverfälschte Audio.

Gestern bin ich beim Lesen des Blogs von YO9IRF über den HF One MK2 gestolpert:

HF-ONE-MKII-QRP-Transceiver-Kits

Handelt es sich dabei wirklich um einen verkappten JUMA, wie er und auch PD0AC schreiben?

Dann wäre dieser Kit für 300$, der Hälfte des Preises für den JUMA, ein Schnäppchen.

Doch in diesem Fall würde sich YO9IRF irren, wenn er von SDR schreibt. Wie oben bereits erwähnt, ist der JUMA kein richtiger SDR. Der Mikroprozessor im JUMA kontrolliert zwar alle Funktionen und generiert auch das Signal für den Lokaloszillator mittels DDS. Er steuert auch das SC-Filter, aber es findet keine Filterung mittels Software definierter Algorithmen statt.

Doch für SDR-Fans habe ich eine gute Nachricht. Wenn der HF One Mk2 tatsächlich ein verkappter JUMA ist, dann sollte er wie dieser über einen I/Q-Ausgang verfügen.

Und für alle anderen: Das I/Q-Verfahren ist eine Art der Demodulation, bei der Amplitude und Phasenlage des Signals separat dargestellt werden. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine digitale Signalverarbeitung (und im JUMA für eine Seitenbandunterdrückung nach der klassischen Phasenmethode).

73 de Anton

PS. Hier kann der mutige OM das Teil kaufen

Und als Kit braucht das Teil auch kein CE

Terrible Situation

IMG_1994 Große Webansicht

Kürzlich habe ich von einem bekannten Radioamateur folgende Email erhalten:

J’espère que tu vas bien. J’ai urgemment besoin de ton aide, car je suis en déplacement et je me trouves dans une situation assez compliquée que je voudrais t’expliquer. S’il te plait c’est capital et je compte énormément sur ta disponibilité. Je reste cependant connecté en attendant ta réponse, puisque je suis injoignable téléphoniquement.

Natürlich habe ich die Mail sofort im SPAM-Kübel versorgt. Wenn ich geantwortet hätte, wäre folgende Mail zurückgekommen:

aides moi à sortir de cette situation s’il te plait, enfin
j’ai effectué un voyage en Grèce pour une affaire qui devait me
rapporter, par la suite j’ai été victime d’agression et j’ai tout perdu
argent, téléphone et carte de crédit, je te prie de m’aider en
m’octroyant rapidement un prêt de 1565euros par mandat, il te sera
remboursé dès mon retour
j’attends vite de te relire

Natürlich stammt diese Mail nicht von dem französischen Radioamateur, obschon der Absender eindeutig seine Adresse auswies.

In Wirklichkeit ist folgendes Geschehen:

Sein Email-Konto bei AOL wurde gekapert, das Adressbuch ausgelesen und damit versucht, einen gutgläubigen Idioten zu finden. Offenbar funktioniert das immer wieder, sonst hätten die nigerianischen Internet-Piraten längst aufgegeben. Vielleicht sollte man einfach alle Kabel rund um dieses afrikanische Land kappen, dann wäre Ruhe im Karton.

73 de Anton