Monatsarchiv: Januar 2014

Ein SWR/PWR Meter für 472 kHz aus CB-Schrott

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Vieles aus dem CB-Funk lässt sich auch für den Amateurfunk zurechtbiegen: Antennen, Netzteile, Transceiver.

Letztes Jahr schenkte mir ein Freund ein SWR/PWR-Meter für den CB-Funk. Nachdem es einige Zeit in meiner Bastelkiste dümpelte, hat es nun ein neues Innenleben und damit einen neuen Verwendungszweck erhalten.

Die meisten SWR/PWR-Meter zeigen zwar auf dem neuen 630m Band etwas an, einige sogar auf Langwelle. Doch die Werte stimmen nicht. Schlimmer noch: Das SWR-Minimum liegt neben den Schuhen, bzw. auf der falschen Frequenz und der Rückfluss ist auch mit einem 50 Ohm Abschluss nie Null.

Der Grund dafür liegt am verwendeten Stromtransformator. Ein Ringkern mit einer einzigen „Wicklung“ primär und mehreren Windungen sekundär. Der Blindwiderstand der Sekundärwicklung ist auf Mittel- und Langwelle meistens zu klein und bringt die Brücke aus dem Gleichgewicht.

Damit kein signifikanter Phasenfehler auftritt, sollte der Blindwiderstand der Sekundärwicklung bei der zu messenden Frequenz mindestens zehnmal grösser als die Brückenimpedanz (50 Ohm) sein. Also ≥ 500 Ω.

Doch eine Eierlegende Wollmilchsau gibt es nur in den Träumen. Der Frequenzbereich des Stromtransformators in der SWR-Brücke wird durch die Streukapazität der Wicklung auch nach oben begrenzt. Baut man eine für Lang- und Mittelwelle, ist sie für die höheren KW-Bänder nicht brauchbar.

Doch zurück zu meinem CB-Meter. Ich habe das Teil daher zu einem SWR/PWR-Meter für das 630m Band umfunktioniert.

Original geblieben sind das Gehäuse, das Kreuzzeigerinstrument mit der Beschriftung und der Umschalter. Der Rest wurde ausgeschlachtet und landete wieder in der Bastelkiste. Anstatt UHF-Buchsen habe ich BNC eingebaut. Das ist im Laborbetrieb praktischer.

Die Schaltung ist bekannt und bewährt (?). Ich habe mich für eine so genannte Stockton Brücke entschieden, die mit zwei identischen Transformatoren funktioniert.

Ohne nachzudenken, habe ich zuerst zwei FT50-43 Ringkerne bewickelt und  eingelötet. Das klappte bei QRP recht gut. Doch  ab etwa 100W ging das SWR-Meter in die Knie und ich habe mir an einem der Ringkern-Trafos die Finger verbrannt.

Was ist geschehen?

Der Mini Ringkern-Rechner von DL5SWB brachte es an den Tag. Der Al-Wert des Ringkerns und damit der Blindwiderstand der Primärwicklung (eine einzige “Windung”) war zu hoch (=hohe Blindleistung). Das führte zu einer viel zu hohen magnetische Flussdichte. Deshalb wurde der Kern heiss.

Ich musste also einen Kern finden, der einerseits mit einer vernünftigen Windungszahl auf der Sekundärseite ein Xl ≥500 Ohm sicherstellte und andererseits mit einer einzigen Windung auf der Primärseite den Flux nicht derart in die Höhe trieb, dass der Kern heiss wurde.

Apropos “Eine einzige Windung”: In diesem Fall wird der Draht einfach schnurstracks durch den Ringkern geführt. “Gewickelt” wird also nicht ;-)

Ich hatte Glück. In meiner Bastelkiste fand ich einige FT50-61 von Amidon. Allerdings musste ich 50 Windungen aufwickeln um auf über 500 Ohm Blindwiderstand zu kommen. Beide Trafos müssen natürlich identisch sein, sonst funktioniert die Brücke nicht richtig.

Die Wahl des richtigen Ringkernmaterials ist also kritisch, und das betrifft nicht nur SWR-Brücken. Auch bei BALUNS’s wird oft “gesündigt”. Entweder wird ungeeignetes Material verwendet oder der maximal zugelassene Flux überschritten.

Als Dioden habe ich Schottky-Dioden BAT42 verwendet. Mit gewöhnlichen Siliziumdioden wollte die Brücke nicht richtig funktionieren. Als Poti für die einzelnen Bereiche hätte ich in meinem Fall eigentlich 5k (10W), 20k und 100k (1kW) wählen sollen, das hätte mir den Einsatz einiger Widerstände zur Korrektur erspart ;-)

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Hier noch das Schema, das ich bei Iacopo Giangrandi abgekupfert habe. Iacopo hat Feroxcube 3F3 Kerne eingesetzt. Ob die bei Mittelwelle nicht heiss werden?

Geeicht wurde das Meter mit dem Oszilloskop. P=U²/R. Abgelesen wird natürlich der Effektiv-und nicht der Spitzenwert ;-)

73 de Anton

Grundsätzliches

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Zurzeit will sich bei meinen verschiedenen Projekten der Erfolg nicht so recht einstellen. Darum sind die technischen Beiträge etwas dünn gesät.

Dafür habe ich wieder ein paar Perlen im Netz gefunden. Doch zuerst will ich mal etwas Grundsätzliches loswerden.

Ich kritisiere gerne, wie ihr alle immer wieder lesen könnt. Dabei habe ich doch gelernt: „lobe häufig, kritisiere nur wenn unbedingt nötig.“ ;-)

Bei aller Kritik muss doch einmal gesagt werden, dass die grosse Mehrheit der aktiven Funkamateure freundlich, kompetent und von unserem wunderbaren Hobby „angefressen“ ist. Es gibt unter den OM einen hohen Anteil von Profis und Cracks, für die die Bezeichnung Amateur überhaupt nicht zutrifft. Und nach wie vor interessieren sich junge Menschen für die vielfältigen Möglichkeiten in dieser spannendsten aller technischen Freizeitbeschäftigungen. So schnell wird der Amateurfunk wohl kaum aussterben.

Natürlich basteln nicht alle. Manche haben sich den operationellen Aspekten des Funks verschrieben. Auch auf diesem Gebiet gibt es überdurchschnittlich viele OM, die sehr kompetent sind, sich dauernd weiterbilden und über ausserordentliche Fähigkeiten verfügen.

In meinem Funker-Bekanntenkreis gibt es übrigens keinen einzigen Aktiven, der nur auf den Frequenzen rumlabbert und Relais drückt. Ich kenne nur sehr engagierte und interessierte OM.

So, das musste mal gesagt werden.

In der Gerüchteküche (Yahoo Groups) wird darüber gesprochen, dass die Produktion des ICOM IC-7000 Ende Jahr eingestellt worden sei. Zugunsten des Nachfolgers IC-7100. Auch wenn ich mich mit dem Pultdesign dieses Geräts noch nicht so recht anfreunden kann; es wäre m. E. ein logischer Schritt. Gerade habe ich im neusten RADCOM den Testbericht über diesen Transceiver gelesen. Die Daten sind gut, sogar sehr gut. Hier der interessante Bericht des “Icom Gurus” Adam Farson AB4OJ.

Automatische Antennentuner, die im Freien direkt am Speisepunkt platziert werden, sind in den letzten Jahren immer häufiger anzutreffen. Aus einem simplen Draht wird so eine Allbandantenne. Das neuste Mitglied dieser Familie kommt aus Holland und heisst JC-4. Der Auto-Tuner ist für 1KW ausgelegt und macht vom Aufbau und den verwendeten Komponenten her, einen guten Eindruck. Auch in ihm werden an den kritischen Stellen Glimmerkondensatoren eingesetzt.

Apropos Glimmer: Ein Kommentator hat kürzlich geschrieben, man könne auch sehr gut Kerkos verwenden, ich solle doch mal in meinen TS-590 gucken.

Natürlich sind dort im Antennentuner und Tiefpassfilter Kerkos drin. Aber leider nicht, weil sie so gut sind, sondern weil sie billig sind. Glimmerkondensatoren sind sehr teuer, da aufwendig in der Herstellung.

Kürzlich habe ich über Fake-Kondensatoren aus China berichtet. Noch schlimmer ist es bei den Halbleitern, wie auf dieser Seite zu sehen ist. Betroffen ist der beliebte MJ15003, ein Leistungstransistor. Einige Fälscher haben es sogar fertig gebracht, zwei Chip parallel zu bonden. Natürlich direkt auf die Bodenplatte, ohne die übliche Kupferzwischenlage.

Betroffen sind u.a. auch Endstufentransistoren für CB-Geräte, wie die häufig verwendeten 2SC2075. Das Rezept ist einfach: Man nimmt einen billigen NF-Transistor und schmirgelt die Typenbezeichnung ab. Dann stempelt man C2075 drauf und Schwupps ist er mehr als das Zehnfache wert. Das ist noch lohnender als Bitcoins zu schürfen.

Viele Komponenten werden auch einfach rezykliert, wie hier in diesem „Laden“. Schlecht ist das nicht per se. Leider werden die Teile aber oft als neu und nicht als „refurbished“ oder „pulled“ verkauft.

73 de Anton

Bild: LPF für das 630m Band.

Zeitbombe

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Zur Zeit wimmelt der Himmel von Helikoptern und Flugzeugen. WEF und Syrien-Konferenz sind vermutlich der Grund. In Davos findet ja die übliche Veranstaltung für die Weltelite statt – für den Pöbel wird derweil das Dschungelcamp gespielt.

Während ich diese Zeilen schreibe, wird gerade das 2m Band mit einem breiten Pulsen gestört. Das Signal kommt, peakt mit S9 und verschwindet wieder. Ich kann es mir nicht anders erklären: es muss aus einem Flugzeug gekommen sein.

Heute habe ich übrigens ein Labornetzgerät von Conrad erhalten.  5A/30V für 100 Stutz. Kein schlechter Deal. Natürlich habe ich es aufgeschraubt und reingeguckt. Es hat glücklicherweise keinen nervigen Ventilator, dafür einen soliden Ringkerntrafo drin. Je nach Spannungsbereich werden mit Relais Wicklungsabgriffe geschaltet – mit einem lauten Klack-Klack. Doch das ist auszuhalten und besser als der Störnebel eines Schaltnetzteils.

Vorsichtshalber und in Ermangelung eines Schemas habe ich mal auf den Ausgang Abblockkondensatoren gelötet. Ob da schon welche drin sind, konnte ich leider nicht sehen.

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Dabei ist mir aufgefallen, dass der Gummiring unter der Halteplatte des Ringkerntrafos zu klein ist und die scharfe Kante des Metalls auf die obersten Wicklungsdrähte drückt. Eine Zeitbombe. Eine zusätzliche Isolierscheibe aus Karton schafft die nötige Distanz.

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Abgesehen davon ist das Teil solide verarbeitet und mit 105° Elkos bestückt. Für diesen Preis gibt’s natürlich keine PC Steuerung und anderen Schnickschnack. Mit einer Taste kann der Ausgang unterbrochen werden, das Ampere-Meter zeigt in diesem Fall den Wert der eingestellten Strombegrenzung.

73 de Anton

PS. Ups. Hoffentlich kommen jetzt nicht die Schlapphüte vorbei, bei diesen Stichwörtern im Beitrag. Sollte ich nächste Woche nichts posten, mache ich Ferien in Gitmo.

Der Patient

Der Patient

Da ich nie in einem Entwicklungslabor gearbeitet habe und stattdessen mein Leben zwischen Excel und Powerpoint verbrachte, muss ich nun das Verpasste nachholen.

Und so kommt es, dass ich jede Menge Leichen im Keller habe. Kistenweise. Unbrauchbar. Unverkäuflich. Wobei bei letztem Punkt Zweifel angebracht sind, wie Ricardo zeigt. Schrott erreicht dort immer wieder Höchststände.

Die letzte Leiche ist oben im Bild zu sehen. Vermutlich werde ich sie sezieren und rezyklieren.

Es ist ein Verstärker, der das 136kHz-Signal vom „Drive“-Ausgang meines TS-590 auf einige zehn Watt anheben sollte. Mit Ach und Krach hat er es auch geschafft und ich habe auf 137.5 kHz ein bisschen „geflüstert“. Allerdings erfolglos. Doch das liegt vermutlich nicht an der Schaltung.

Die hat nämlich andere Probleme. Sie ist alles andere als stabil und schwingt zwischendurch mal gerne dort wo es ihr passt.

Dabei habe ich sie doch bloss kopiert. Und zwar von hier. Doch ist mir in einem ersten Anlauf prompt entgangen, dass der liebe Roger bei seiner Erdantenne alles andere als 50 Ohm hat. Aber ich will euch nicht mit Impedanz-Problemen langweilen, sondern nochmals mit einer Kondensator-Geschichte.

Auf Langwelle stösst man mit Glimmer-Kondensatoren an Grenzen. Grosse Kapazitäten sind gefragt und die erreicht man halt nur mit Folienkondensatoren.

Natürlich habe ich mal eingelötet, was so rum lag. Doch bei 30 – 40W Auspuff kamen die Teile schon arg ins Schwitzen. Die Kondensatoren liefen heiss!

Das war der Moment, die Dinger genauer anzuschauen und das „Kleingedruckte“ zu lesen.

Und nun die Moral von der Geschicht:

Um Leistung zu koppeln und zu filtern, sollte man im Langwellenbereich nur Polypropylen-Kondensatoren verwenden. Die billigeren Polyester-Kondensatoren sind ungeeignet. Das Dielektrikum weist bei Langwelle bereits zu hohe Verluste auf und sie sind wenig temperaturstabil. Tiefpassfilter mögen das nicht. Zwar sind mir noch andere Exoten über den Basteltisch gelaufen. Polykarbonat- und Metallpapierkondensatoren zum Beispiel. Doch die sind im selben Spital krank. Einzig die guten alten Styroflex (Polystyrol-Kondensatoren) wären noch eine Alternative. Aber sie werden heutzutage nicht mehr gefertigt und sind nur für niedere Spannungen und Temperaturen zu gebrauchen.

Wie kann ich aber die „Guten“ von den „Bösen“ unterscheiden?

Bei WIMA ist es einfach: MKT steht für metallisierter Polyester-Kondensator. MKP für metallisierter Polypropylen-Kondensator. FKT und FKP haben keine metallisierten Kunststofffolien sondern Einlagen aus Metallfolien und vertragen noch etwas höhere Ströme. Sie sind aber auch grösser.

Bei den Chinesen heissen die Polypropylen-Kondensatoren CBB. Man findet sie zum Beispiel in der E-Bucht. Allerdings nur in Harz getaucht und nicht im Becher vergossen. Ich gebe in diesem Fall dem deutschen Qualitätsprodukt den Vorzug. Nebst WIMA natürlich auch Roederstein (ERO-Kondensatoren, heute Vishay) und EVOX/RIFA (heute Kemet). Dort sind die Bezeichnungen zum Teil anders als bei WIMA.

Kurz: Für Senderendstufen/LPF im KW-Bereich nur Glimmer, für Langwelle nur Polypropylen (MKP, FKP) (wenn keine Glimmer zur Verfügung stehen).

73 de Anton

Je heisser, desto tot

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Und da wir schon mal da sind, da bleiben wir auch hier und beschäftigen uns nochmals mit Kondensatoren. Zuerst einmal vielen Dank für die interessanten Kommentare und Ergänzungen von Herber, OE5BFM, und dem Verstrahlten.

In der Tat ist die Wärme Gerätekiller Nummer Eins. Je wärmer, desto schneller ist die Funke futsch. Elkos stehen bei diesem Drama an vorderster Front. Studiert man das Aufgedruckte auf den Bechern, findet man u.a. eine Temperaturangabe: 85 oder 105 Grad.

Das ist die Temperatur, die der Elkos während 2000 Stunden aushalten sollte. Bei zehn Grad weniger hält er doppelt so lange und bei zwanzig Grad weniger sogar viermal länger. Pro zehn Grad weniger gibt es also eine Verdoppelung der Lebensdauer.

60 Grad sind die Temperatur, bei der man mit der Hand gerade noch einen Gegenstand anfassen kann. Dummerweise wird es in manchen Funkgeräten wesentlich heisser, besonders in stark miniaturisierten. Bis zu hundert Grad an gewissen Stellen sind keine Seltenheit. Bei Dauerbetrieb in FM kann es da leicht einem armen Elko schlecht werden.

Wenn es also in der Kiste 55 Grad heiss wird und dort ein paar 85grädige Elkos rumstehen, dann haben die eine theoretische Lebensdauer von 16‘000 Stunden. Läuft die Kiste den ganzen Tag durch, halten die Elkos 2 Jahre. Ist es jedoch 85 Grad heiss in der Kiste, halten die Elkos keine drei Monate Dauerbetrieb aus.

Natürlich wird der seriöse Konstrukteur in diesem Fall einen 105Grad Elko einsetzen. Hoffentlich.

73 de Anton

Bild: Heatpipes auf einem Motherboard eines Notebooks. In ihrem Innern transportiert Dampf die Wärme zum Kühlblech mit dem Ventilator.

Die Kondensatoren-Seuche

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Ein erster Ausbruch der Kondensatorenseuche wurde im Jahr 2002 verzeichnet. Elektrolytkondensatoren aus Taiwan starben bereits nach kurzer Einsatzdauer, oft bereits nach wenigen Tagen. Die Sicherheitsventile brachen auf und eine eitrig-gelbe Flüssigkeit trat ans Tageslicht. Unzählige elektronische Apparate aus allen Anwendungsgebieten waren betroffen. Garantiefälle, viele Reparaturen und unzufriedene Kunden waren das Resultat.

2010 wurde ein letzter grosser Ausbruch der Epidemie registriert. 2013 ebbte das Phänomen ab. Wie viele Geräte heute noch angeschlagen ihr Dasein fristen und wie viele vorzeitig entsorgt wurden, ohne dass die Benutzer den Grund kannten, weiss niemand.

2003 begannen die ersten Fachzeitschriften über die Seuche zu berichten. Besonders Computer schienen davon betroffen zu sein. Oft verloren die Elkos nicht nur ihren Saft, sondern platzten und kotzten sich regelrecht aus. Einige gerieten sogar in Brand. Totalschäden an den betroffenen Geräten waren die Folge. Auch Kollateralschäden durch Amok laufende Computernetzteile. Unter anderen war auch der Computerhersteller Dell von der Seuche betroffen, was sich natürlich im Geschäftsresultat niederschlug (1), (2). Aber auch andere PC-Hersteller mussten Federn lassen (3).

Die Fachwelt war alarmiert. Doch die Kunden erfuhren kaum etwas von der gefährlichen Krankheit, die die Elkos reihenweise dahinraffte.

Interessanterweise waren ausschliesslich Kondensatoren aus Taiwan davon betroffen und man rätselte natürlich nach den Gründen. Elkos aus Japan verrichteten derweil einwandfrei ihren Dienst. Daher hatten die meisten Funkamateure Glück. Aber es gab trotzdem auch einige Geräteserien, die wegen defekter Elkos bekannt wurden. Gewiefte Funkgeräte-Doktoren kennen ihre Pappenheimer. Ein Blick ins Funkgerät könnte auf jeden Fall nicht schaden. Elkos sind ohnehin eine wichtige Fehlerquelle. Und manche Konstrukteure scheinen es gerade darauf angelegt zu haben, diese Teile neben den gröbsten Wärmequellen zu platzieren und dabei noch an der Qualität zu sparen.

Die Ursache der Seuche ist wie ein Krimi. Ein Forscher stahl die Formel eines neuen Elektrolyten – das ist die Flüssigkeit im Elko – in Japan und verkaufte sie in Taiwan. Doch manchmal straft Gott sofort. In der Formel hatte sich ein Fehler eingeschlichen und so fabrizierten die taiwanesischen Hersteller Elkos mit einem fehlerhaften Lebenssaft.

Eine Abart der Kondensatorenseuche grassiert übrigens immer noch im Untergrund. Es ist die chinesische Fake-Seuche. Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte.

73 de Anton

Das Nebelhorn

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Wer nicht nur auf den Relaisfrequenzen unterwegs ist, der kennt es. Seit Jahrzehnten posaunt es sein unheimliches Signal in den Æther. Tag für Tag, Nacht für Nacht, nur mit einem kleinen Unterbruch morgens zwischen 7:00 und 7:50 UTC. Wann es genau angefangen hat, weiss niemand. Irgendwann Anfang der 70er oder 80er Jahre ist es erschienen und seither nicht mehr verschwunden. Welchem Zweck sein Signal dient, darüber gibt es nur Spekulationen.

Eine davon ist die, dass damit eine Frequenz besetzt und freigehalten werden soll. Doch für wen und wozu?

Andere sagen, es sei eine Art „Totmann-Pedal“. Als jenes Pedal, das ein Lokomotivführer immer drücken muss, damit seine Lok fährt. Drückt er nicht mehr, hält der Zug. Ob das in modernen Lokomotiven noch so ist, weiss ich nicht.

Doch das Nebelhorn ist kaum ein Totmannpedal für eine Lok. Wenn das Signal verschwinde, würden die russischen Atomraketen scharf gemacht, heisst es. Denn das Signal kommt aus Russland, auch wenn sich der Standort nicht genau peilen lässt.

Die Geschichte wird dadurch noch rätselhafter, dass der Sender in der Vergangenheit immer wieder für kurze Zeit seltsame Nachrichten in den Æther geschickt hat. Sie sind zwar sehr selten. In zwanzig Jahren wurden nur 25 Nachrichten von Höramateuren registriert. Doch sie haben dazu geführt, dass man das Rufzeichen zu wissen glaubt: UVB-76. Allerdings meldete sich die Stimme in den letzten Jahren mit MDZhB und für eine kurze Zeit auch mit 94ZhT. Hier ist eine dieser Nachrichten zu hören.

Veränderungen gab es im Laufe der Zeit auch beim Signalton. Er scheint in den letzten Jahren tiefer und durchdringender geworden zu sein, als wolle er uns vor einer nahenden Katastrophe warnen.

Es gab auch längere Unterbrüche in der Aussendung. Insbesondere im Jahr 2010. Überhaupt hat es dieses Jahr in sich: So wurde im September nach einem Unterbruch von mehreren Tagen das Schwanensee Ballett von Tschaikowski gespielt. Ein Unikum in der jahrzehntelangen Geschichte des Nebelhorns.

Ob das Signal des Nebelhorns von einem Tonband kommt, ist nicht sicher. Russische Gesprächsfetzen zwischen den Tönen deuten darauf hin, dass es über ein Mikrofon aufgenommen wird.

Wie dem auch sei. Ich hoffe, dass wir das Signal von UVB-76 noch lange hören können. Wer weiss, was passiert, wenn es eines Tages verstummt.

Der Sender steht vermutlich irgendwo zwischen Pskow und St. Petersburg und ist nachts gut zu hören. Frequenz 4625 kHz.

73 de Anton

Bild. Nebelmeer im Mittelland zwischen Jura und Alpen. Aufgenommen  46°52’12.29″N   7° 8’44.12″E Richtung Nord-Ost

In Zürich eskaliert der Relaiskrieg

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HB9GL, die USKA Sektion Glarnerland meldete am 7.1.2014 auf ihrer Webseite:

Seit gestern sind auch die beiden Relais HB9SP der Stadtpolizei Zürich (2m und 70cm) ausgeschaltet. Der Grund ist immer der gleiche: Sobald HB9EWB und HB9MVW auftauchen, werden die Frequenzen massiv gestört, da sich viele Zuhörer über Art, Dauer und Inhalt der QSOs der beiden ärgern.
Jegliche Interventionen seitens der verschiedenen Relaisbetreiber, die beiden OM zur Raison zu bringen, fruchteten bis heute nichts respektive waren kontraproduktiv, so dass als einziger Ausweg die Abschaltung der Relaisstationen bleibt. Das Relais UTO der UHF-Gruppe wird bei Bedarf kurzzeitig ganz ausgeschaltet, und unser RX in Zürich ist weiterhin nur noch “unter Beobachtung” in Betrieb; dasselbe gilt für den Echolink-Zugang. Auch HB9HD und HB9DC sind gezwungen, ihre Anlagen zu überwachen und allenfalls zu handeln. Wann HB9SP seine Relais wieder einschaltet, ist offen.

Das ist seltsam. Die beiden Funkamateure HB9EWB und HB9MVW sind demnach nicht die Störer, sondern werden von anderen gestört, weil sich diese gestört fühlen. Und weil sich die Betreiber von den Störern, die sich gestört fühlen, gestört fühlen, werden die Relais abgeschaltet. Was für ein Salat.

Ich frage mich, über was die beiden Funkamateure sprechen, dass die Old Men sich so gestört fühlen. Verstösst ihr Gerede gegen Gesetze? Gegen die guten Sitten? Kritik am Papst oder an der USKA?

Und wie ist es mit den Störern? Melden die sich mit ihren Rufzeichen oder drücken sie einfach anonym die Taste? Anonym ist ja “in”, wie die Kommentare auf diesem Blog wahrscheinlich gleich wieder zeigen werden.

Aber vielleicht ist ja alles ganz anders:

Vielleicht ist den beiden noch nicht aufgefallen, dass sie mit ihren Diskussionen die Gefühle der anderen Relaisbenutzer verletzen. Sonst hätten sie doch schon längst QSY gemacht. Zumal sie ja nicht weit voneinander wohnen und vermutlich direkt funken könnten. Aber vielleicht haben sie noch nicht bemerkt, dass es zwischen ihnen auch ohne Relais geht? Vielleicht sind sie auch uhrlos und können daher nicht wissen, dass sie zu lange sprechen und so das Relais für ganz ganz wichtige Durchsagen blockieren. Immerhin werden die Relais ja von der Polizei betrieben, wie aus der Meldung zu entnehmen ist? Die zwei sind doch ganz sicher vernünftige Leute, Funkamateure mit Ham-Spirit, keineswegs darauf aus, andere zu provozieren? Die haben doch sicher auch Spiegel in der Wohnung, wo sie sich mal selbst in die Augen blicken können.

Was die Störer der Störer anbelangt, habe ich auch eine Vermutung: Vielleicht haben die noch nicht bemerkt, dass der Kanalschalter auf ihrem Gerät nicht arretiert ist? Man braucht den beiden ja nicht unbedingt zuzuhören. Oder muss man unbedingt auf dem Relais STANDBY sein? Was mich betrifft, ich bin auf meinem Mobil-Telefon standby, und sogar das scheint mir manchmal übertrieben. Aber ich bin sicher: auch die Störer, die sich gestört fühlen, sind honorige Leute und auch sie haben vermutlich Spiegel in der Wohnung.

Doch da fällt mir gerade auf, dass die Relais in Down Town Switzerland reihenweise abgeschaltet werden. Das ist ja das reinste Domino! Wenn man ganz pöse pöse denkt, könnte man sogar auf ganz ganz schlimme Gedanken kommen: Da ziehen zwei von Relais zu Relais, mit einem ganzen Tross von anonymen Störern im Schlepptau, mit der Absicht einen Umsetzer nach dem anderen abzuschiessen? Und alle freuen sich diebisch. Also wenn ich mir die Fotos der beiden auf dem Web so ansehe, kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen!

Wie dem auch sei. Da bin ich ganz froh, auf 2200 und 630m und Mikrowellen  zu senden. Funkende Dumpfbacken sind dort nicht anzutreffen und Störer schon gar nicht.

73 de Anton

Bild: Troll, Unwesen treibende Spezies, oft anonym, die nicht nur in Norwegen vorkommt, sondern über den ganzen Erdball verbreitet ist.

Aktivantennen

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Immer wieder werden Aktivantennen als Wunder oder neue Erfindung angepriesen. So hört man etwa:

„Schau mal! Die ganze Antenne ist nur so gross wie eine Zigarettenschachtel und viel besser als mein Dipol.“

„Es ist ein ganz neues Prinzip, das erfunden wurde.“

„Sie funktioniert ohne Verstärker, nur mit einem Impedanzwandler.“

In der Tat sind Aktivantennen für einen SWL oft die beste Lösung. Mit einer winzigen, unauffälligen Antenne kann der ganze Bereich von Längstwellen bis Kurzwellen empfangen werden. Vorausgesetzt das Teil wird ausserhalb des häuslichen Störnebels montiert.

Doch beim Funkamateur sieht die Bilanz durchzogen aus. Zum Senden ist sie nicht zu gebrauchen, höchstens als abgesetzte Empfangsantenne, wenn die Sendeantenne im Störnebel hängt. Doch das ist bei den heutigen Wohnverhältnissen schwierig. Und so kommt es wie es kommen muss: meistens ist die eigene Sendeantenne für den Empfang gleich gut oder sogar besser, als die Aktivantenne auf dem gleichen Grundstück. Anders sieht es natürlich aus, wenn man via Internet auf eine entfernten, ruhigen Empfangsort Zugriff hat.

Aktivantennen gibt es schon seit Jahrzehnten und ihr Prinzip ist immer gleich geblieben. Wunder gibt es auch hier nicht, denn auch Aktivantennen müssen sich an die geltenden physikalischen Regeln halten ;-)

Und das bedeutet: Eine Aktivantenne mit ihrer postkartengrossen Antennenfläche ist von Längst- bis Kurzwelle viel kleiner als eine Viertelwelle und deshalb überwiegt die kapazitive Komponente. Der Realteil ist winzig klein, der Blindanteil bestimmt die Impedanz. Diese ist extrem hoch und wird mit zunehmender Wellenlänge immer grösser, bis in den Megaohmbereich hinein.

Eine solche Antenne mit einer riesigen Spule auf einer Frequenz in Resonanz zu bringen ist ein hoffnungsloses Unterfangen und würde den Frequenzbereich sinnlos einschränken.

Zudem muss eine Antenne nicht resonant sein, um senden oder empfangen zu können, wie wir spätestens seit den praktischen Remote-Tunern von CG, MFJ und SGC wissen.

Das einzige was klappen muss: die Impedanz der Antenne muss an die 50 Ohm des Kabels angepasst werden. (Bei dieser Gelegenheit fällt mir immer der frischgebackene OM ein, der versuchte die Kabelimpedanz mit dem Multimeter zu messen J)

Bei der Aktivantenne schafft die Transformation ein Feldeffekttransistor. Er arbeitet als Impedanzwandler. Das heisst, er transformiert die hohe Impedanz auf eine niedere. FET’s haben eine sehr hohe Eingangsimpedanz und sind dafür prädestiniert. Man muss bloss darauf achten, dass man nicht durch eine externe Beschaltung die ganze Chose wieder verschlechtert.

Je kleiner eine Antenne ist, je kleiner ist auch die aufgefangene Strahlungsleistung. Eine reine Impedanzwandlung reicht also nicht. Daher sitzt nach dem FET eine Verstärkerstufe in der Aktivantenne und hebt den Pegel auf einen brauchbaren Wert an. Natürlich möglichst rauscharm und intermodulationsfrei.

Die populärste Aktivantenne, die heute von vielen SWL’s und Funkamateuren eingesetzt wird, ist die Mini-Whip nach PA0DRT. Sie ist hier auch als Bausatz erhältlich. Ausserhalb des häuslichen Störnebels grenzt sie tatsächlich an ein Wunder. Eine Antennenbewilligung kann man sich sparen, keine langen Drähte, kein glänzendes Aluminiumgerüst. Empfang von Längstwelle bis über 30MHz.

Doch wie gesagt: auch eine Aktivantenne muss sich an die physikalischen Spielregeln halten. Und eine davon heisst: Jede Antenne hat zwei Pole. Entweder ist sie ein Dipol oder das Gegengewicht ist die Erde. Das ist bei der Aktivantenne nicht anders. Die winzige Postkartenantenne arbeitet einfach mit dem Koaxialkabel als Gegengewicht. Wie übrigens alle einbeinigen „Wunderantennen“. Wenn man nicht aufpasst, können über den Koaxmantel Störungen aus dem Haus zur Aktivantenne verschleppt werden.

Wie überall ist natürlich die Konkurrenz nicht weit. Und für die herkömmliche Aktivantenne ist diese die magnetische Aktivantenne. Mit einem kleinen Loop pickt sie die magnetische Feldkomponente anstelle der elektrischen aus dem Æther. Doch bei der Minischleife ist es gerade umgekehrt wie bei der Postkartenantenne: Die Impedanz ist extrem niedrig und muss herauftransformiert werden. Die Schaltung ist daher nicht die gleiche.

Während die elektrische Aktivantenne keine Richtwirkung hat, besitzt die magnetische Aktivantenne eine Richtwirkung mit zwei ausgeprägten Nullstellen. Das kann sehr nützlich sein, wenn es darum geht, eine Störquelle auszublenden.

Zum Schluss noch eine persönliche Erfahrung. Ich habe schon etliche Aktivantennen gebaut und probiert. Immer in der Hoffnung auf 136, 472 und 1800 kHz einen störfreieren Empfang zu haben. Das ist mir nie gelungen. Meine Sendeantennen waren immer auch die besten Empfangsantennen. Das lag daran, dass ich mit den Aktivantennen nie weit genug weg kam – in Gebiete mit weniger Störungen. Eine Frage der Grundstücksgrenzen.

73 de Anton

Bild: Tecsun PL880, ein interessantes Teil mit DSP Filtern. Leider ist die AGC für SSB/CW nicht auf Amateurfunkstandard und gruselig zum anhören. Der beste Reiseradio ist immer noch der FT-817 ;-)

Neuigkeiten vom Markt (und ein paar Wunder)

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Die chinesischen Gerätehersteller scheinen noch weniger auf die Kunden zu hören als die Japaner. Wouxun USA schmeisst aus diesem Grund das Handtuch. Mit dem Gerätehersteller sei keine Kommunikation möglich. Man höre nicht auf Verbesserungsvorschläge. Ob das zutrifft, weiss ich nicht. Doch in Anbetracht der Situation bei den Baofeng Handy’s scheint mir das nicht so abwegig. Die Geräte erfüllen immer noch nicht die europäischen Normen und sind hierzulande nach wie vor verboten.

Aus einem anderen Grund hört Tokio Hy-Power auf. Die Firma ist pleite. Das verwundert mich nicht. Mit den Preisen, die sie für ihre Verstärker verlangte, war sie schlicht nicht konkurrenzfähig.

Eine interessante Meldung ist von Elecraft zu lesen. Der K3 und der KX3 liessen sich bisher nämlich durch keinen Trick zum Senden auserhalb der Amateurfunkbänder bewegen. Im Netz war nirgends eine entsprechende Modifikation zu finden. Kein Wunder! Dazu braucht es nämlich eine spezielle Software. Auf Anfrage liefert Elecraft jedoch dieses Programm, zusammen mit einer Anleitung. Damit werden auch die Geräte von Elecraft durchgehend sendefähig. Allerdings nicht ganz: der Bereich von 25 bis 27.999 MHz bleibt gesperrt.

Wenn ich mal im Lotto gewinne, kaufe ich mir einen Hilberling. Kein anderes Gerät ist so gut durchdacht und so schön aufgebaut. Jetzt gibt es zu dem Transceiver auch noch die passende Endstufe.

Wesentlich günstiger ist der Bausatz eines 40m CW Transceivers von EA3CGY. Er kostet nur 60 Euro. Der Empfänger ist immerhin ein Superhet und der Sender liefert maximal 3.5W. Der VXO überstreicht dabei einen Bereich von 7 – 7.04 MHz.

Mystisch wird es beim CQR Crystal Quantum Radio. Das kann man um den Hals hängen und schützt einem vor bösen Geistern und anderem Unbill. Aus dem gleichen Haus gibt es auch eine Super Bake, die den Ultimate 3 von Hans glatt in den Schatten stellt ;-) Wo sie genau sendet und in welcher Modulationsart ist mir nicht klar, aber sie soll die Verbindung zu unserem Paralleluniversum verbessern. Ich denke, ich werde mir auch so ein Teil bauen. Eine Funkverbindung mit einem Paralleluniversum wäre doch das ultimative DX.

Punkto Kondensatoren habe ich übrigens auch wieder dazu gelernt. Jenseits gewöhnlicher Elkos, Kerkos, Micas und Folienwickeln gibt es noch eine ganz andere Qualität von Kondensatoren, die ich bisher übersehen hatte. Bei einem steht zum Beispiel:

Er ist sehr Reich an Harmonischer Beschaffenheit und klingt sehr Frisch mit sehr guter Tonale Balance, aber auch ein bisschen Spitz, mit betonten Mitten. Benötigt circa 60 Stunden Einspielzeit. Kombinierbar mit Mundorf Silber/Gold/Öl.

60 Stunden Einspielzeit sind zwar ein bisschen lang, aber Autos muss man ja auch einfahren und vielleicht verbessert das Teil wirklich den Klang meines TS-590, wenn ich es in die Lautsprecherleitung klemme.

Zum Schluss noch was fürs Auge: ein wunderschönes 3D Fraktal im Steampunk Design.

73 de Anton

Bild:  68° 9’12.40″N   27°10’56.54″E

10W Endstufe 630m Band

630m 10W PA

Voilà, da ist sie, die kleine Endstufe, die ich für den Drive-Ausgang des TS-590 gebastelt habe. Sie liefert bei 13.5V 10W SSB/CW. Für den Betrieb mit dem Ultimate 3 reicht der zweite Teil, sonst muss man einen Abschwächer dazwischenschalten.

Der IRF510 kann auch mit einer höheren Spannung betrieben werden und liefert dann mehr Leistung. Der 0.5 und der 1 Ohm Widerstand sind für Strommessungen gedacht. Man kann sie auch weglassen. Die Spulen des zweiten LPF Filters wurden auf zwei aufeinander geleimte T68-2 gewickelt. 40Windungen 0.5mm Kupferlackdraht fanden gerade Platz. Die C’s sind dort natürlich Glimmerko’s :-) während im ersten Filter Styroflex zum Einsatz kamen.

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Die PA nimmt ein schlechtes SWR nicht übel, trotzdem braucht es eine abgestimmte Antenne um erfolgreich auf Mittelwelle ein Signal in den Æther zu schicken.

Ich bitte um wohlwollende Nachsicht: Ich bin kein Schaltungs-Profi (siehe “über mich“). Zudem ist die Schaltung auf das Material zugeschnitten, das ich in meiner Bastelkiste gefunden habe :-)

Zurzeit ruht meine Bake. Ich brauche meinen Langdraht für andere Versuche und will den Ultimate3 aus- und in ein Gehäuse einbauen.

Hier noch das Resultat meiner WSPR-Aussendungen auf 630m in der Nacht von Samstag auf Sonntag am letzten Wochenende. EIRP 100mW:

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73 de Anton

472 kHz: WSPR und SSB

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Unser neues Mittelwellenband macht immer wieder Freude. Letzte Nacht habe ich mit dem Ultimate3 von Hans Summers ein bisschen “geflüstert”. WSPR heisst diese Betriebsart. Sie ist nicht für QSO’s gedacht, wie schon der Name vemuten lässt: Weak Signal Propagation Reporter (1), (2). Es ist also eine SWL-Betriebsart. Betrieben wird sie auf allen Bändern von 136kHz bis 2m. Da es eine extrem schmalbandige und langsame Betriebsart ist, können auch schwächste Signale noch detektiert werden, die man von Ohr nicht mehr hören kann. Dazu braucht man natürlich einen Computer und die entsprechende Software. Das Gehirn des OM kann mit dem leicht in der Frequenz schwankenden Träger nichts anfangen.

Oben im Bild könnt ihr das Resultat der letzten Nacht betrachten. Dabei ist erstaunlich, wieviele SWL’s auf Mittelwelle auf der Lauer liegen.

WSPR ist zeitsensitiv. Die Sendungen müssen in einem bestimmten Zeitrahmen erfolgen, damit sie die Software erfolgreich entschlüsseln kann. Der Ultimate3 ist dafür nur bedingt geeignet. Seine Zeitbasis ist nicht stabil genug. Nach einer Nacht musste ich bereits eine Abweichung von 5 Sekunden feststellen – das Limit für eine WSPR-Übertragung. Ich werde den Ultimate in Zukunft an ein GPS-Modul oder an mein Rubidium hängen müssen.

Ich muss gestehen, dass der Ultimate letzte Nacht auch nicht alleine war. Er hatte ein Schäferstündchen mit einer selbstgebauten PA und die hat seine Emotionen von 200mW auf 10W angehoben. Trotzdem: die abgestrahlte Leistung betrug nur etwa 100mW EIRP.

Die Endstufe läuft im AB Betrieb und ich habe sie ursprünglich nicht für den Ultimate gebaut. Mein TS-590 hat nämlich einen Treiberausgang, der 0dBm (1mW) liefert – sogar auf Lang- und Mittelwelle. Damit hätte ich zwar auch mit dem TS-590 flüstern können, doch hinter der PA steckte eine andere Absicht. Ich wollte auf 630m Sprechfunk ausprobieren :-)

Viel Platz hat es zwar nicht zwischen 472 und 479kHz. Aber tagsüber, wenn nur die Bodenwelle wirksam ist und keine CW Signale auf dem Band zu hören sind, stört das ja niemand. Vielleicht sollte man in einem zukünftigen Bandplan einen SSB-Kanal am oberen Bandende vorsehen?

Eine erste Crossbandverbindung mit Peter, HB9CGQ hat bereits am 1. Januar stattgefunden (630m SSB – 2m FM). Zwar nur über 13km, Doch das Resultat war überraschend gut – 59 mit einer Dachrinne als Antenne! Das neue Mittelwellenband scheint sich zumindest für kleinere Distanzen gut zu eignen und die Wellen fühlen sich auch in hügeligem Gelände wohl. Nun halte ich nach weiteren Stationen für zusätzliche Versuche Ausschau.

73 de Anton

PS. Beschreibung und Schema der PA folgen in einem der nächsten Beiträge. Stay tuned.

Handel mit alten Amateurfunkgeräten illegal

IMG_4206 Große E-Mail-Ansicht

Auch in der neusten Ausgabe der Vorschriften für den Amateurfunk (9.9.2013) unserer Regulierungsbehörde BAKOM steht folgender Passus:

Art. 26 FAV Übergangsbestimmungen
Funkempfangsanlagen und Anlagen für die Teilnahme am Amateurfunk, die vor dem 1. Mai 2001 keiner Konformitätsbewertung unterlagen, dürfen weiterhin erstellt und be-trieben werden, ohne dass sie ein Konfirmitätsbewertungsverfahren durchlaufen müs-sen. Diese Anlagen dürfen ohne Konformitätsbewertung weder angeboten noch in Verkehr gebracht werden.

Zurzeit scheinen zwar die Behörden versöhnlich gestimmt und ein Auge zuzudrücken – oder auch einfach nur gesunden Menschenverstand walten zu lassen.  Doch genauso wie bei der allseits bekannten Baofeng Geschichte, könnte das BAKOM unversehens zuschlagen.

Dass die USKA nicht wenigstens ihre Mitglieder warnt, ist mir unverständlich. Die Falle könnte jederzeit zuschnappen. Denn es gibt wohl keinen anderen Staat in Europa, der den EU-Salat dermassen buchstabengetreu und in vorauseilendem Gehorsam umsetzt, wie die Schweiz.

Natürlich ergibt diese Bestimmung wenig Sinn. Wieso sollte der Betrieb eines alten FT-277 bei OM Waldvogel unproblematisch sein und nach dem Verkauf an OM Spassvogel plötzlich zu einem Problem werden? Das ist m.E. Bürokratenwahnsinn.

Doch Wahnsinn schützt vor Strafe nicht.

Auch wenn dieser Wahnsinn noch dadurch potenziert wird, dass nicht nur Sender, sondern auch Empfänger (Funkempfangsanlagen!) von dieser Regelung betroffen sind. Ob da alte Röhrenradios auch gemeint sind?

Ein Blick auf die verschiedenen Internetplattformen zeigt: Täglich werden dort Transceiver und Funkempfänger angeboten, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein CE-Zeichen tragen – es sei denn, OM Spassvogel habe es selbst aufgemalt.

In diesem seltsamen Vorschriftengestrüpp gibt es noch ein besonderes Schmankerl: Davon, dass ich meinen selbstgebauten Transceiver, der kein Konformitätsbewertungsverfahren durchlaufen muss, nicht verkaufen darf, steht nirgendwo etwas. Auch den falsch zusammengestzten Bausatz darf ich dem OM Spassvogel andrehen.

Wie auch immer: Die Vorschrift ist eindeutig und nicht interpretierbar und die Bussen des BAKOM sind bekanntlich gesalzen. Seid auf der Hut!

73 de Anton

AL-811H – schon wieder kaputt

AL-811H D16

In diesen lichtschwachen Tagen war es wieder einmal soweit: Zeit um meine Linear-PA aufzuschrauben. Seit einigen Wochen war ich mit dem Teil nämlich im Blindflug unterwegs. Zwar lieferte die PA ihre 600 bis 700 Watt in CW und 800 PEP in SSB, aber die beiden Anzeigeinstrumente spielten verrückt. Der Anodenstrom wollte partout nicht über 450 mA klettern. Dafür stieg der Gitterstrom in nullkomanix auf 200 mA. Auch der Schalter für HV/Ip machte Fisimatenten.

Diese Probleme sind jedoch bekannt. Die Abhilfe ist einfach. Die Schutzdiode D16 (siehe Bild) muss ersetzt werden. Sie wird zum Beispiel bei einem Gitterschluss zerstört (Kurzschluss in beide Richtungen). Eine 1N4007 oder besser dient als Ersatz.

Der Schalter braucht eine Dusche mit WD40. Dafür legt man die PA mit der Frontplatte vorsichtig auf ein weiches Kissen – zum Beispiel das der Zimmergenossin – und füllt den Schalter über das Sprühröhrchen mit dem öligen Saft. Dann kippt man die PA wieder in Normallage und morst mit dem Schalter dreimal CQ. Anschliessend legt man das Kissen wieder zurück ins Bett und dreht es dabei um, damit die Partnerin den Ölfleck nicht sieht.

Dem 811H noch ein bisschen das Gesicht geputzt und er ist so gut wie neu!

In meinem AL-811H habe ich übrigens vier Röhren 572B anstelle der 811A drin. Sie bringen nicht mehr, sind aber robuster (225W anstatt 65W Anodenverlustleistung pro Röhre). Die Ausgangsleistung dieser PA ist durch das Netztteil limitiert (Trafo). Ein Austausch der Röhren ist problemlos, sofern man nicht die Svetlana Typen einsetzt.

Allerdings sind Matched Quads von 572B immer schwerer aufzutreiben und teuer geworden. Vielleicht ist der NOS (New Old Stock) der Röhren aus Shuguang aufgebraucht und neue werden keine mehr gefertigt.

Viele Dinge kommen und gehen in der E-Bucht wie Wellen im Meer. So ist zum Beispiel auch die Welle an Rubidium Frequenz-Normalen vorbei, nachdem man die Teile palettenweise zu Spottpreisen kaufen konnte.

73 de Anton