Tagesarchiv: 22. Januar 2014

Der Patient

Der Patient

Da ich nie in einem Entwicklungslabor gearbeitet habe und stattdessen mein Leben zwischen Excel und Powerpoint verbrachte, muss ich nun das Verpasste nachholen.

Und so kommt es, dass ich jede Menge Leichen im Keller habe. Kistenweise. Unbrauchbar. Unverkäuflich. Wobei bei letztem Punkt Zweifel angebracht sind, wie Ricardo zeigt. Schrott erreicht dort immer wieder Höchststände.

Die letzte Leiche ist oben im Bild zu sehen. Vermutlich werde ich sie sezieren und rezyklieren.

Es ist ein Verstärker, der das 136kHz-Signal vom „Drive“-Ausgang meines TS-590 auf einige zehn Watt anheben sollte. Mit Ach und Krach hat er es auch geschafft und ich habe auf 137.5 kHz ein bisschen „geflüstert“. Allerdings erfolglos. Doch das liegt vermutlich nicht an der Schaltung.

Die hat nämlich andere Probleme. Sie ist alles andere als stabil und schwingt zwischendurch mal gerne dort wo es ihr passt.

Dabei habe ich sie doch bloss kopiert. Und zwar von hier. Doch ist mir in einem ersten Anlauf prompt entgangen, dass der liebe Roger bei seiner Erdantenne alles andere als 50 Ohm hat. Aber ich will euch nicht mit Impedanz-Problemen langweilen, sondern nochmals mit einer Kondensator-Geschichte.

Auf Langwelle stösst man mit Glimmer-Kondensatoren an Grenzen. Grosse Kapazitäten sind gefragt und die erreicht man halt nur mit Folienkondensatoren.

Natürlich habe ich mal eingelötet, was so rum lag. Doch bei 30 – 40W Auspuff kamen die Teile schon arg ins Schwitzen. Die Kondensatoren liefen heiss!

Das war der Moment, die Dinger genauer anzuschauen und das „Kleingedruckte“ zu lesen.

Und nun die Moral von der Geschicht:

Um Leistung zu koppeln und zu filtern, sollte man im Langwellenbereich nur Polypropylen-Kondensatoren verwenden. Die billigeren Polyester-Kondensatoren sind ungeeignet. Das Dielektrikum weist bei Langwelle bereits zu hohe Verluste auf und sie sind wenig temperaturstabil. Tiefpassfilter mögen das nicht. Zwar sind mir noch andere Exoten über den Basteltisch gelaufen. Polykarbonat- und Metallpapierkondensatoren zum Beispiel. Doch die sind im selben Spital krank. Einzig die guten alten Styroflex (Polystyrol-Kondensatoren) wären noch eine Alternative. Aber sie werden heutzutage nicht mehr gefertigt und sind nur für niedere Spannungen und Temperaturen zu gebrauchen.

Wie kann ich aber die „Guten“ von den „Bösen“ unterscheiden?

Bei WIMA ist es einfach: MKT steht für metallisierter Polyester-Kondensator. MKP für metallisierter Polypropylen-Kondensator. FKT und FKP haben keine metallisierten Kunststofffolien sondern Einlagen aus Metallfolien und vertragen noch etwas höhere Ströme. Sie sind aber auch grösser.

Bei den Chinesen heissen die Polypropylen-Kondensatoren CBB. Man findet sie zum Beispiel in der E-Bucht. Allerdings nur in Harz getaucht und nicht im Becher vergossen. Ich gebe in diesem Fall dem deutschen Qualitätsprodukt den Vorzug. Nebst WIMA natürlich auch Roederstein (ERO-Kondensatoren, heute Vishay) und EVOX/RIFA (heute Kemet). Dort sind die Bezeichnungen zum Teil anders als bei WIMA.

Kurz: Für Senderendstufen/LPF im KW-Bereich nur Glimmer, für Langwelle nur Polypropylen (MKP, FKP) (wenn keine Glimmer zur Verfügung stehen).

73 de Anton