Tagesarchiv: 15. November 2014

Von harten und weichen Tasten

Whitehorse+001

Kürzlich war ein befreundeter Funkamateur in meinem Shack und hat meine diversen Paddles probiert. An Palm gewöhnt, kam er nicht mit allen in die Gänge. Insbesondere nicht mit der Begali Expedition.  Schon bald entdeckten wir den Grund: Paddle ist nicht gleich Paddle. Die Haptik ist bei allen verschieden. Darum prüfe sich, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zur Taste findet ;-)

Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht zwei Sorten Paddles: die harten und die weichen. Und das liegt – wie könnte es anders sein – hauptsächlich am Material. Fingerteile aus Plastik (Acrylglas) federn leicht – je dünner, desto mehr. Metallene Fingerteile praktisch nicht. Je nach Temperament des Telegrafisten und seiner Gebeweise sind dieses Unterschiede schwächer oder stärker bemerkbar.

Die Palms gehören meines Erachtens zu den Weichen – zumindest die ältere Generation. Butterweich würde ich sogar sagen. Manche Telegrafisten lieben dieses Gefühl, besonders die Streichler unter ihnen. Denn bei den Palm Paddles federt so zirka alles, bis zu den Kontakten selbst.

Weich ist auch der Yuri, ich meine die Tasten von UR5CDX ;-) Hier sind es vor allem die Fingerstücke aus Acryl, die federn. Bei einigen Tasten, wie der Europa, kommt dazu noch ein langer Hebel, der eine Rolle spielt.  Der Hebel und sein Über- oder Untersetzungsverhältnis ist übrigens ein Thema für sich. Untersetzt der Hebel stark – das heißt: großer Paddleausschlag ergibt kleinen Kontaktweg – wird der Kontaktabstand oft so klein, dass schon bei geringfügigen Verschmutzungen Kontaktstörungen auftreten.

Die Alu-Fingerstücke von Begali ergeben harte Tasten. Viele Telegrafisten lieben das Gefühl von Präzision, das dadurch entsteht. Verstärkt noch durch die Perforation der Fingerteile,welche dem Klebenbleiben entgegenwirkt.

Auch die Tasten von American Morse Equipment fallen in diese Kategorie. Persönlich mag ich das Feeling (und das Klack-Klack) dieser Paddles sehr. Wenn nur die “typisch amerikanische” Konstruktion nicht wäre, wie man sie insbesondere auch bei der High-Tech Lotterkiste KX3 “bewundern” kann. Kein Feingewinde auf den Einstellschrauben und als Kontakt Messing auf Stahl sind bei AMC offenbar Standard.

“Standard”, genau so schreibt man übrigens dieses Wort. Mir ist schleierhaft, wieso ein Großteil meiner Zeitgenossen “Standart” schreiben. Sogar in Werbebotschaften und Firmendokumenten anzutreffen. Dudeln würde helfen.

Doch zurück zu den Harten und den Weichen: wo ich die Tasten von Scheunemann einordnen muss, kann ich nicht sagen. Ich hatte noch nie das Vergnügen, eine Scheunemann zu betasten. Auch nicht eine Taste von N3ZN, dessen Paddles nur die besten Noten bekommen.

Aber es gibt noch viele andere – Klein und Kleinsthersteller. Meistens Einmannbetriebe. Gut, dass die Morsetasten noch nicht am Aussterben sind und man immer noch zwischen hart und weich wählen kann :-)

73 de Anton

Bild: Volldampf, von Mike