AKUEX

Pascal, HB9EXA, hat mich gewissermassen in „letzter Sekunde“ auf ein interessantes Experiment aufmerksam gemacht, das heute Abend stattfinden wird und uns Funkamateure brennend interessieren dürfte. Zwar handelt es sich nicht um Funk aber um drahtlose Kommunikation mit einem Medium, das uns allen gut bekannt ist: Schallwellen. Es geht dabei um akustisches DX.

In der letzten Zeit tauchten in den Medien vermehrt Meldungen über seltsame Geräusche auf, die in verschiedenen Erdteilen wahrgenommen wurden. Vielfach wurde ein tiefes Brummen beschrieben oder ein dumpfes Klopfen. Die Quellen konnten bisher in keinem Fall ermittelt werden, doch gibt es verschiedene Theorien zur Entstehung dieses Phänomens. So wird u.a. vermutet, die Erde selbst könnte die Töne erzeugen, und es handle sich dabei um Oberwellen ihrer Schumann-Frequenz. Aber auch Überreichweiten von Geräuschen aus menschlichen Quellen werden in Betracht gezogen.

An der ETH in Zürich ist eine Gruppe von Forschern daran, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. In diesem Rahmen findet heute Abend ein Versuch auf dem Schilthorn statt, der auch als Einspielung auf dem dort installierten ATV-Umsetzer zu sehen sein wird. Punkt 21:00 Lokalzeit wird eine Trommlergruppe, die extra für dieses Experiment aus dem Kongo eingeflogen wurde, auf dem 2970m hohen Berg ein akustisches Signal aussenden. Ihre Trommeln erzeugen ein Signal von sage und schreibe 135 dB. Mehr als mit Lautsprechern in dieser Höhe und auf diesen tiefen Frequenzen erzeugt werden könnte. Die Frequenz liegt übrigens im Bereich um 31.4 Hz und…achtung jetzt wird es spannend…es wird dabei gemorst. Natürlich nicht so, wie wir es vom Funk her kennen. Es wird das sogenannte Klopfmorsen verwendet, wie wir es ab und zu in Filmen zu hören bekommen oder wie es aus den Anfängen der Telegrafie bekannt ist. Zwei rasche Schläge entsprechen einem Punkt, ein Trommelwirbel einem Strich.

Das Experiment heisst übrigens Akuex (Akustisches Experiment).

Die ETH-Forschergruppe um Professor Sid Avouq erwartet dabei eine sehr hohe Reichweite. Berechnungen der ETH-Spezialisten ergaben, dass die Signale noch im Südschwarzwald zu hören sein könnten. Einige gehen sogar noch weiter. So hat eine Gruppe von Funkamateuren um den bekannten DXer Nino, IT9RYH, eine Horchstation auf dem Ätna in Sizilien eingerichtet, in der Hoffnung, die Signale empfangen zu können. Natürlich nicht mehr direkt mit dem menschlichen Ohr, sondern mit einem speziell entwickelten Mikrofonarray mit umlaufender Polarisation. Ein Verfahren wie es auch in der Computertomographie zur Anwendung gelangt.

Doch könnte die Akustikverschmutzung in Italien einen Strich durch Ninos Rechnung machen. Ähnlich dem Luxemburg-Effekt, einem Intermodulationsphänomen in der Ionosphäre, könnte ein ähnlicher Effekt in der Tropopause (der Grenzfläche der Erdatmosphäre) die Trommelsignale überlagern.

Natürlich hat die Gruppe um Professor Sid Avouq vorgängig die Bewilligung des Bundesamtes für Kommunikation eingeholt. Denn wie nur wenigen bekannt sein dürfte, hat das BAKOM nicht nur die Regulierungshoheit über das elektromagnetische Spektrum, sondern auch über das akustische. Für akustische Kommunikation, welche über die direkte Erzeugung durch menschliche Stimmbänder hinaus geht, ist in jedem Fall eine Sonderbewilligung einzuholen. Der Akuex-Versuch auf dem Schilthorn erhielt sogar ein spezielles Rufzeichen: HEX.

Rapporte von Funkamateuren oder anderen Morsekundigen sind willkommen und werden mit einer Sonder-QSL bestätigt. Die Beurteilung der aufgenommenen Signale sollte mit dem RST-System vorgenommen werden. Hörrapporte mit der aufgenommenen Botschaft sind mittels QSL direkt an die ETH Zürich, Professor Sid Avouq, Gruppe Akuex, Hauptgebäude, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, zu senden.

Viel Erfolg im „Aku-Band“, 73 de Anton

Bild: Pascal, HB9EXA, bei der Installation einer Wunderantenne

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