Tagesarchiv: 18. Februar 2014

Entweder kurz oder lang, dazwischen herrscht tote Hose

Zwischen dem neuen QTH von Pascal, HB9EXA, und mir sind es knapp neun Kilometer. Interessanterweise klappt die Verbindung am besten im 2m und 70cm Band und dann wieder auf den langen Wellen, auf 630 und 160m. Das 10m Band geht nur ganz schwach.

Um herauszufinden, wieso das so ist, habe ich das Streckenprofil auf Google Earth zu Rate gezogen. Das sieht so aus:

Strecke ASB-EXA

Eigentlich wäre es noch schlimmer, denn ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich die Erdkrümmung einbauen kann. Die durch die Krümmung entstehende Höhendiffeerenz ist auch über eine so kurze Distanz nicht zu vernachlässigen. Auf 10km macht sie immerhin schon 7.9m aus! Trotzdem ist aus dem Streckenprofil klar zu erkennen, dass wir beide einen Hügel vor der Nase haben und dann noch durch ein paar andere Hügel “hindurch müssen”. Die sind notabene bewaldet und damit ensteht noch eine zusätzliche Dämpfung. Auf Pascals Hügel steht zudem das Städtchen Avenches, notabene mit einem alten römischen Amphitheater in dem im Sommer jeweils Opern aufgeführt werden oder Rockkonzerte stattfinden. Auf den gleichen Steinen zu sitzen, auf denen schon die Römer gesessen haben und den Gefangenenchor aus Nabucco oder die Habanera aus Carmen zu hören, ist einzigartig.

Auf einer solchen Strecke ist auf 10m natürlich Hopfen und Malz verloren. Kein Wunder hören wir uns nur schwach. Doch für die 160m Welle und speziell natürlich für die 630m Welle, ist dieses Terrain kein grosses Hindernis. Es geht auf diesen Bändern noch mit winzigen Leistungen. Denn im Verhältnis zur Wellenlänge sind die Geländeerhebungen klein. Aus Mittelwellensicht ist da kein Hindernis, höchstens etwas gewellte Landschaft ;-)

Doch wieso klappt es wiederum auf 2m und 70cm?

Diese Wellen “kämpfen” sich nicht durch das Hügelland – sie hätten da kaum eine Chance und die Wälder würden ihnen noch den Rest geben. Sie machen einen eleganten Umweg von etwa 60 km und reflektieren am 1605 m hohen Chasseral, den wir beide sehen können. Für längere Wellen wiederum stellt dieser Juraberg einen schlechten Reflektor dar. 10m mag er nicht und erfahrungsgemäss kann er auch mit 6m nicht viel anfangen. Erst auf 2m wird er richtig heiss. Diese Wellen beugt er übrigens auch über seinen Rücken und bei guten Bedingungen geht die Post ab bis England.

Über Bodenwellenausbreitung in hügeligem Terrain, ohne Sichtverbindung, findet man recht viel Literatur und Unterlagen. Schon vor hundert Jahren wurden Feldstärkekurven gemessen. Damals aber hauptsächlich für die Ausbreitung über Wasser.  Man findet zum Beispiel solche Diagramme, die die Ausbreitung für verschiedene Bodenverhältnisse angeben. Oder interessante Abhandlungen über Bodenwellenausbreitung. Auch Bodenwellen-Rechner sind zu finden, wie zum Beispiel der von VK5SL oder Field Strenght Pro. Doch im Hügel- und Bergland ist jeder Pfad einzigartig und da gilt immer noch: Versuch macht klug.

73 de Anton