Monatsarchiv: März 2014

Erste Erfahrungen mit der Wellbrook AL1530LF

P1020896

Nun ist sie montiert und in Betrieb, die Wellbrook Loop. Abgeschirmt von neugierigen Blicken in meinem privaten Mini-Wald.

Das ganze Wochenende habe ich hin- und hergeschaltet zwischen der Langdraht, einer Inverted L (12 m hoch, 43 m lang) und der Loop mit 1 m Durchmesser, montiert auf einem Rotor. Hauptsächlich auf Mittelwelle im NDB Band, im Rundfunkbereich, im Piratenband 1600 – 1700 kHz, auf 160, 80 und 40 m.

Trotzdem bin ich noch zu keinem definitiven Schluss gekommen. Manchmal ist der Langdraht besser, manchmal die Wellbrook. Auch bei lokalen Störungen, wie nachfolgendes Video beweist (Aufnahme mit Wellbrook auf Minimum! Zum Schluss schalte ich noch auf den Langdraht um!):

Das ist eine Störung, deren Quelle ich noch nicht bestimmen konnte. Die Wellbrook peilt aber klar das Haus an (oder die Wiese gegenüber). Die Störung erscheint nur zu bestimmten Zeiten, jeweils etwa eine halbe bis eine Stunde. Für den Betrieb im Mittelwellenband 630 m ist sie äußerst lästig.

Am wirkungsvollsten scheint mir die Loop im 160m Band zu sein. Interessanterweise vor allem gegen Süden. Wenn am Abend die ersten Küstenfunkstationen vom Mittelmeer auftauchen, kann ich sie zuerst mit der Wellbrook hören, während sie auf dem Draht noch im Störnebel verborgen liegen. Doch später am Abend ist der Unterschied im Signal-Rauschabstand nicht mehr so klar auszumachen. Das betrifft auch Stationen im Mittelwellenrundfunk- und Piratenband. Einziger Vorteil der Wellbrook: dank dem Rotor lassen sich Stationen bei Gleichwellenbetrieb gut voneinander trennen.

Doch das konnte ich bereits mit meiner kleinen Eigenbau-Loop feststellen. Die Wellbrook ist hier nicht besser, sie bringt lediglich stärkere Signale.

Auch auf 80 und 40m steht es zwischen Loop und Draht noch unentschieden.

Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Wer als SWL keinen langen Draht hoch aufhängen kann, ist mit der Wellbrook bestens bedient.

Fortsetzung folgt, 73 de Anton

 

 

Das Handy – gern gekauft, selten gebraucht

dmr-range

Wie im obigen Inserat zu sehen ist, braucht es vermutlich einen IQ von 154, um zu wissen, dass DMR zehn Mal weiter geht als D-Star oder gar hundskommunes FM. Bisher dachte ich immer, es gehe bloss zweimal weiter, weil man auf einem Relaiskanal gleichzeitig zwei Gespräche führen kann ;-)

Gerade habe ich im neusten QST geblättert und da ist mir der Testbericht des neuen Wouxun KG-UV920P aufgefallen.

wouxun-kg-920p

Also neu ist ja das Teil nicht. Es wurde seit Jahren immer wieder angekündigt. Und da sollte man doch meinen, es sei jetzt mindestens technisch top. Doch der Tester kommt zu folgendem Schluss:

“Ich denke nicht, dass das Gerät im ersten Drittel mit der Konkurrenz mithalten kann. Wenn Sie aber bereit sind, für einen tieferen Preis Kompromisse einzugehen, sollten Sie das Teil genauer ansehen.“

Die Punkte, die bemängelt werden, betreffen nicht nur die etwas eigenartige Bedienung und das konfuse Manual, sondern auch bestimmte Messwerte. Zum Beispiel die äusserst schlechte Spiegelfrequenz-Unterdrückung oder den Audio Output von 0.58W anstelle der versprochenen 3W.

Wouxun hat übrigens auch ein neues Handy angekündigt, das KG-UV8D.

KG-UV8D

Aber ob das jemals in die Schweiz gelangen wird, ist fraglich. Ich würde nach dem Baofeng Debakel keinesfalls riskieren so ein Teil direkt aus China zu importieren, obschon wir jetzt mit den Chinesen ein Freihandelsabkommen ausgehandelt haben ;-)

Apropos Baofeng. Erstaunlicherweise tauchen die Dinger trotz Verbot immer wieder auf Ricardo auf. Aber nicht nur dort. Auch in der Ukraine werden diese Geräte eingesetzt, wie folgendes Bild zeigt:

ukraine

Auf jeden Fall scheint das Gerätchen ziemlich Power zu haben, sonst würde dem Maskierten nicht so der Kopf dampfen ;-)

Wie ich vernommen habe, hat doch kürzlich ein verunsicherter OM im BAKOM angerufen und gefragt, ob er sein Baofong noch gebrauchen dürfe und was er mit dem Ding tun soll. Das ist ja fast so, als würde ich bei der Polizei anrufen und fragen, ob ich jetzt kiffen dürfe.

Was den Amateurfunk anbelangt, ist das Handy meines Erachtens das am meisten überschätzte Teil. Jeder hat mindestens drei Stück davon und gebraucht werden sie selten bis nie.

73 de Anton

 

Loop im Störnebel

P1020881 P1020880

Auch bei mir haben in den letzten Jahren die Störgeräusche auf Kurzwelle zugenommen. Inzwischen liegt der Störpegel im 160m Band bei S7 und im 80m Band bei S5. Dabei kann ich mich noch glücklich schätzen, wenn ich andere OM klagen höre. Bei vielen liegen die Pegel bei S9 und darüber. Nur noch starke Signale haben eine Chance, gehört zu werden. Schuld ist die “moderne” Elektronik, die immer mehr in unseren Haushalten Einzug hält: so genannte Sparlampen, Schaltnetzteile, Plasmafernseher, Power Line etc.

Wer genügend Kleingeld zur Verfügung hat, richtet sich auf einem ruhigen Hügel eine ferngesteuerte Station ein und “funkt” dann streckenweise übers Internet. Andere hängen das Hobby gar an den Nagel oder flüchten auf das nächste Relais.

Da mir weder das eine noch das andere Spass macht, habe ich nach einem anderen Weg gesucht, meine Empfangssituation zu verbessern. Zumal die langen Bänder zu meinen Lieblingen gehören.

Letzte Woche habe ich ein altes Schema ausgegraben, auf einem Fresszettel in einem längst vergessenen Ordner. Woher es stammt, konnte ich leider nicht mehr  herausfinden. Es ist ein so genannter Norton Verstärker für eine breitbandige magnetische Aktivantenne.

Magnetische Antennen nehmen, wie der Name sagt, vorzugsweise die magnetische Feldkomponente der Ætherwellen auf. Die Störnebel in der Umgebung sind aber meist elektrischer Natur. Daher meine Hoffnung auf störfreieren Empfang.

Wie man aus den oben stehenden Bildern sehen kann, habe ich die magnetische Aktivantenne provisorisch aufgebaut und ein paar Tests durchgeführt. Der Loop besteht nur aus Draht und hat einen Durchmesser von 50cm. Ein ziemlich mickriges Teil, etwa 10m vom Haus entfernt.

Obschon der Aufbau und die Schaltung nicht ideal sind, waren die Ergebnisse überraschend. Auf 160m konnte ich plötzlich Stationen hören, die auf meiner Inverted L vollständig vom Störnebel zugedeckt waren. Störungen von Schaltnetzteilen, die ich dazu extra in Betrieb nahm, verschwanden auf der Loop. Auch ein Ausflug ins Mittelwellenband zeigte erfreuliche Ergebnisse und auch auf dem 80m Band verbesserte sich der Signal/Störabstand signifikant.

Die guten Ergebnisse haben mich dazu bewogen, eine Wellbrook Loop zu bestellen. Ich werde sie soweit wie möglich weg vom Haus und der Sendeantenne auf einem separaten Rotor installieren. Ich hoffe natürlich, dass die bewährte Wellbrook noch um einiges besser ist als meine kleine Bastelei und dass ich mit dem Rotor gezielt eventuell noch vorhandene Störungen ausblenden kann. Verbinden werde ich diese Empfangseinrichtung mit dem separaten Empfangseingang des TS-590 und natürlich werde ich auch darüber in diesem Blog berichten.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Eine solche Loop-Antenne ist eine reine Empfangsantenne und nicht zum Senden gedacht. Im Gegensatz zu einer magnetischen Sendeantenne braucht sie aber nicht abgestimmt zu werden und überdeckt den ganzen Frequenzbereich von Langwelle bis Kurzwelle. Besonders im Zusammenhang mit modernen SDR Empfängern ist ein solches Konzept interessant. Eine Bandbeobachtung ist mit den extrem schmalbandigen Sendeloops ja nicht möglich.

Von letzteren halte ich übrigens nicht viel. Sie sind meines Erachtens nur ein Notnagel. Wer einen Kurzdipol aufhängen kann, ist sendemässig besser dran.

Natürlich habe ich mit dem magnetischen Empfangsloop auch Versuche im Shack gemacht. Doch da waren die Resultate bei weitem nicht so gut und eindeutig. Da koppelt vermutlich auch das Magnetfeld der Netzleitungen Störungen in die Loop. Ich denke, dass es wichtig ist, eine solche Antenne soweit wie möglich vom Haus abzusetzen. Wellbrook spricht von mindestens 5m und von 7m Distanz zur Sendeantenne.

73 de Anton

FT-2000

FT-2000_1

Dieses Wochenede hat ein Yaesu FT-2000 in meinem Shack eingeschlagen. Ein Gerät aus den ersten Serien, das noch nie einen Firmware Update gesehen hat. Diesen sollte ich dem Teil verpassen.

Der FT-2000 ist ein Riesentrum mit 26 Knöpfen und 79 Tasten. Glücklicherweise gehört das Trum nicht mir, ich wüsste nicht wohin damit in meinem Mini-Shack.

Der Transceiver kam 2006 als Nachfolger der verschiedenen FT-1000er auf den Markt und wurde – wie so oft – von den Early Birds unter den OM hochgejubelt. So ist auf Eham unter anderem zu lesen:

DK3HV: a bestseller fort he next decdade

WA7SRZ: a great radio, probably my last one

VK6HZ: Fantastic radio!

PD5DJ: Masterpiece!

LA3QNA: simply best

F4DTO: The must

Und so weiter und so fort. Jede Menge Bestnoten, 5/5.

Vermutlich liessen sich die Öhmer von den vielen Knöpfen&Tasten, dem seidenweichen riesigen Abstimmknopf und dem wunderschönen klassischen S-Meter blenden. Denn das Gerät war grottenschlecht und nicht ausgereift und die Reklamationen häuften sich. Der FT-2000 wurde in der Folge zu einem regelrechten Flop. Da ich das Gerät im Originalzustand bekam, konnte ich das schön nachvollziehen. Der Empfänger z.B. war alles andere ein Genuss. Vermurkste AGC, NB und DNR unwirksam. DSP Artefakte und jede Menge Bugs. Ein Kopfweh-Teil.

Das rief die Yaesu Ingenieure auf den Plan und führte zu einer langen Reihe von Firmware-Updates, die schliesslich im Jahr 2009 in einer Totalrevision gipfelte, dem so genannten PEP-Programm (Performance Enhancement Program). Dieses basierte auf der Erfahrung, die man in der Zwischenzeit mit dem FTDX-9000 gewonnen hatte.

Nun war der Transceiver endlich in Ordnung. Der Unterschied ist m.E. wie Tag und Nacht und man glaubt, ein neues Gerät vor sich zu haben. Es hat sich so viel geändert, dass auch das Handbuch nicht mehr à Jour ist. Neue Funktionen und Menüpunkte sind hinzugekommen und der OM tut gut daran, die 2010er Version des Manuals herunterzuladen.

In diesem Zustand (Main V01.58 und EDSP V11.54) kann ich den Transceiver als Occasionsgerät empfehlen.

Dabei war ein User-Update der Firmware ursprünglich gar nicht vorgesehen und ein entsprechender Hinweis im Handbuch ist deshalb nicht zu finden. Die Prozedur ist auch entsprechend kompliziert. Zuerst muss mit einem Spezialkabel (CT-119) das Betriebssystem aufdatiert werden. In einem zweiten Schritt werden über ein anderes Kabel (DB9 Female-to-Female “straight-through” cable) dann die neuen DSP Algorithmen eingespeist. Beides via RS-232 Schnittstelle, einem veralteten Industrie-Standard.

Da auch mein ältester Laptop (Notebook) keine RS-232 mehr hat, habe ich es über einen USB-RS-232 Konverter versucht (mit Win7). Was übrigens von Yaesu ausdrücklich nicht empfohlen wird. Doch sobald der richtige COM-Port eingestellt war, hat das perfekt funktioniert. Beim Update des Betriebssystem darf man nicht vergessen, vorher einen Schalter umzulegen, der durch ein „Guckloch“ zugänglich ist und natürlich ist jeweils nach Abschluss der Updates ein Reset vorzunehmen. Aber das ist alles haarklein beschrieben: FT-2000_PEP2000 Software Procedure 3-2-12

FT-2000_3

Nun ist der FT-2000 auf dem neusten Stand und bald kann ich ihn seinem Besitzer zurückgeben. Der Empfänger klingt sehr angenehm, sowohl in CW als auch in SSB und der Zweitempfänger ist sicher ein grosses Plus für DX-Jäger. Für meinen Geschmack hat das Gerät aber zu viele Knöpfe und Tasten.

Das haben offenbar auch die Yaesu Ingenieure gefunden. Denn das Nachfolgemodell, der FT-3000 kommt mit 10 Knöpfen und 57 Tasten aus. Radikal verändert wurde auch die elektronische Architektur. An die Stelle der klassischen Aufwärtsmischung mit einer 70 MHz ZF ist nun eine so genannte Abwärtsmischung mit 9 MHz ZF getreten. Damit können bessere Roofing-Filter eingesetzt werden.

Das Resultat lässt sich sehen: Betrachtet man den Dynamikbereich dritter Ordnung so bringt der FT-2000 mit 500Hz Filter und ausgeschaltetem Vorverstärker bei 20/5 und 2kHz Trägerabstand folgende Resultate im 20m Band:

95, 85 und 64dB

Der FT-3000 unter gleichen Bedingungen jedoch:

110, 105 und 100 dB.

Quelle: Practical Wireless, April 2014

Für Nicht-Contester dürften diese Zahlen in der Regel aber kaum Bedeutung haben.

Natürlich habe ich den FT-2000 noch „dekastriert“. Eine Perle Lötzinn am richtigen Ort (04) und der Sender ist durchgehend. So kann er auch als Messsender, als Basisgerät für Transverter (z.B. meinen 630m Transverter mit 5MHz ZF) und im Ausland im 60m Band eingesetzt werden.

FT-2000_2

73 de Anton

Erstes Bild: Main Board des FT-2000. Was für ein Schock, wenn man vorher noch in einem FT-817 zugange war ;-)

ON0VHF 144.418 MHz via AS

IMG_20140304_121109

Gestern habe ich ein bisschen mit dem Airscout von Frank, DL2ALF, gespielt. Dazu habe ich mir eine Bake ausgesucht, die ich normalerweise nicht hören kann: ON0VHF auf 144.418 MHz. Sie strahlt mit 25W ERP und befindet sich in JO20hp, 460km von mir entfernt. Keine Chance, sie unter normalen Bedingungen zu hören, dachte ich. Zumal der Pfad über das Jura-Gebirge vor meiner Haustür führt.

Natürlich hörte ich nur Rauschen, nachdem ich meine kurze 5 Element Yagi gegen Brüssel gerichtet hatte. Und ehrlich gesagt, glaubte ich auch nicht an einen Erfolg. 25W ERP ist ja nur ein Nasenwasser und meine Yagi kaum mehr als eine Behelfsantenne. Ihr einziger Vorteil: Nur 4m Ecoflex 10 bis zum Transceiver, einem IC-910. Notabene ohne Vorverstärker.

Ein wenig gelangweilt  startete ich das Airscout Programm und gab die beiden Lokatoren ein. Die Strecke zeigte zwar eine Airscatter-Zone in der Mitte der Strecke und verschiedene “Vögel” schwirrten auch darum herum. Alle in grau.

Dann endlich kam ein Airbus daher, durchquerte die Scatter-Zone und wurde pink. Und tatsächlich: im Rauschen waren plötzlich ganz schwache Morsezeichen zu hören. Bald gesellte sich ein zweiter pinker Vogel in die Scatter-Zone und auf einmal konnte ich deutlich das Rufzeichen und den Locator aufnehmen.

ON0VHF_AS

Fasziniert habe ich dann geschlagene zwei Stunden die Szene beobachtet. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Bake nur hören konnte, wenn sich die Flugzeuge ziemlich genau auf dem Pfad zwischen der Bake und mir befanden. Schon kleine seitliche Abweichungen liessen das Signal verschwinden. Auch reflektierte nicht jeder Vogel gleich gut. Das hing nicht nur vom Flugzeugtyp ab (Grösse), sondern auch vom Winkel, mit dem er unseren Pfad kreuzte.

Offenbar befindet sich zwischen ON0VHF und mir gerade ein Flugstrasse. Etliche Flugzeuge flogen direkt auf der Verbindungslinie. Sie brachten die besten Resultate. Die Bake war dann Minuten lang zu hören.

Bei andern Baken waren die Ergebnisse weniger eindeutig. Zum Beispiel bei F5ZBS, einer 23cm Bake aus Strassburg, die ich hier praktisch immer hören kann. Bei ihr muss ein anderer Ausbreitungs-Mechanismus dominieren. Vermutlich Beugung und nicht Troposcatter, sonst wäre eine deutliche Anhebung durch Flugzeugreflexion festzustellen. Gemäss verschiedenen Quellen scheint AS etwa 20 dB über Troposcatter zu liegen, bzw. die Signale 20dB über das TS-Niveau anzuheben.

Bei der Beobachtung der verschiedenen Baken ist mir übrigens aufgefallen, dass oft die angegebenen Frequenzen nicht stimmen. Vermutlich sind die Oszillatoren mit der Zeit gewandert. Das ist schade. Denn gerade bei AS ist man auf eine richtig eingestellte Frequenz angewiesen.

Das erinnert mich an einen OM, dem ich schon ein paar Mal gesagt habe, seine Frequenz auf 23cm liege 2 kHz zu tief. Worauf er mir jeweils antwortete, dass er auf seinem Transceiver genau die richtige Frequenz eingestellt habe. Da nützte auch der Hinweis auf mein Rubidium-Normal nichts. Schliesslich haben doch Dutzende japanischer Ingenieure an seinem Gerät gewerkelt. Da kann doch nicht plötzlich der Anton daherkommen und behaupten, die Anzeige stimme nicht ;-)

Gerade der oft verwendete IC-910 ist diesbezüglich eine Katastrophe. Ohne den optionalen TCXO hat er laut Datenblatt eine Genauigkeit von besser als +/- 3ppm. Das bedeutet auf 1.3 GHz eine mögliche Abweichung von +/- 3.9 kHz! Ohne TCXO ist das Teil also schlicht unbrauchbar. Baut man das teure Teil ein, so wird es zwar besser: max. 0.5ppm sollen es dann noch sein. Aber auf 23cm sind das halt immer noch 650 Hz!

Auch ein TCXO muss übrigens abgeglichen werden. Einfach einlöten und gut ist, ist ein Kurzschluss ;-)

Steht kein Referenzsignal zur Verfügung, ist ein Abgleich jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Auf Kurzwelle kann man sich ja noch an einem Rundfunksender orientieren. Die haben ihre Frequenz meistens an ein Frequenznormal gebunden. Doch bei einem reinen UKW-Gerät, wie dem IC-910, wird es schwierig

In meinem IC-910 habe ich den TCXO vor einem halben Jahr nachgeglichen und heute ist die Frequenz auf 23cm bereits wieder um 200 Hz nach oben gewandert. Kein Wunder, wandern die Bakenfrequenzen teilweise weit über ein Kilohertz.

73 de Anton

Bild: Hier kommt man nur in CW weiter. Danke Pascal, HB9EXA.

Aircraft Scatter vs Tropo Scatter

AS_ASB_FLU_1

Oft ist es nicht einfach, die verschiedenen Ausbreitungsmechanismen bei UKW-Verbindungen auseinanderzuhalten. Für Verbindungen über mehrere hundert Kilometer habe ich bisher meistens Troposcatter verantwortlich gemacht. Ein Thema, das ich hier in diesem Blog bereits angeschnitten hatte. Diese Ausbreitungsart wurde ja schon von den Amerikanern im Vietnamkrieg eingesetzt um die Unzuverlässigkeit der Kurzwellenverbindungen zu umgehen. Auch heute noch setzt man bei gewissen militärischen Verbindungen auf Troposcatter. Sie sind besonders sicher, da es dazu keine Satelliten braucht. Allerdings sind riesige Antennen und große Sendeleistungen notwendig.

Richtige Troposcatterverbindungen sind konstant und zuverlässig. Das ist bei Amateurfunkverbindungen über mehrere hundert Kilometer aber interessanterweise nicht immer der Fall. Auch beim letzten Contest wunderte ich mich wieder über das plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Signale. Da hört man unvermittelt eine Station mit gutem Signal und Flatterfading für 1 bis 2 Minuten, und schon ist sie wieder weg. Hat der OM die Antenne gedreht? Oder ist Troposcatter tatsächlich so unstet?

Tim, DK5OH, hat mich gestern auf etwas aufmerksam gemacht, das mein “Troposcatter-Weltbild” heftig ins Wanken bringt.

Sind unsere UKW-DX außerhalb der Inversionslagen wirklich Troposcatterverbindungen oder handelt es sich dabei nicht hauptsächlich um Aircraft Scatter AS? Stimmt das, was Funkamateure über Tr0poscatter berichten, oder hilft da noch ein anders Phänomen nach?

Frank, DL2ALF, hat sich diese Frage auch gestellt und hat sich intensiv mit Aircraft Scatter auseinandergesetzt. Er hat dazu ein, in meinen Augen, schlichtweg geniales Tool entwickelt. Es ermöglicht die Voraussage von Verbindungen über Reflexionen an Flugzeugen.

Sein Programm erstellt nicht nur ein Streckenprofil zwischen zwei Stationen und ermittelt eine Aircraft Scatterzone, sondern zeigt auch in Echtzeit die zur Reflexion infrage kommenden Flugzeuge in der Nähe der Funkstrecke. Dies unter Einbindung des bekannten und beliebten Info-Portals Flightradar 24.

An Flugzeugen mangelt es heutzutage über Mitteleuropa ja nicht. Da kommt ein Reflektor nach dem andern angeflogen :-)

Oben im Bild sieht man einen Screenshot der Strecke zwischen Manfred, HB9FLU, den ich im Contest gehört habe, und mir. Die Flugzeuge in pink (magenta) sind Reflexionskandidaten und die roten könnten bald zu solchen werden. Die grauen fliegen zu tief. Zu sehen ist auch das Streckenprofil zwischen uns beiden, unter Berücksichtigung der Erdkrümmung.

Damit man das Programm voll nutzen kann, sollte man Franks Dokumentation aufmerksam studieren und unter Optionen die SRTM3 Daten herunterladen. Das dauert zwar ganz schön lange, aber es lohnt sich, diese Elevationsdaten reinzuziehen. Zudem  ist das Feld “Use Internet Feed” zu aktivieren, damit das Programm die Daten von Flightradar24 nutzen kann. Ohne werden keine Flugzeuge angezeigt.

Eine fantastische SW und ein interessantes Tool um weiter der Frage nachzugehen: TS oder AS?

Vielen Dank an Tim für den wertvollen Hinweis und an Frank für das Programm.

73 de Anton

 

 

 

 

UKW Contest März 2014

IMG_0489 Große Webansicht

So richtig an einem Contest mitgemacht, habe ich schon lange nicht mehr. das überlasse ich lieber jüngeren Semestern. Aber ein bisschen von zuhause reinhören und “Punkte verteilen” ist immer interessant. So auch letztes Wochenende, am 1./2. März.

Ich bevorzuge die UKW-Conteste in der kälteren Jahreszeit. Nicht weil die Bedingungen besser sind. Aber es sitzen dann keine Stationen direkt vor meiner Nase auf der Jurakette und stopfen mir nicht den Empfänger zu. Der Chasseral war schön verschneit und wohl nur mit Langlaufskiern zu erreichen.

Das Wetter war “contestmässig”: ein bisschen von allem. Daher waren auch die Ausbreitungsbedingungen nicht angehoben. Man musste sich mit dem üblichen Troposcatter begnügen. Von mir aus ging das bis etwa 500 km, dann war Schluss. Meiner kurzen 5 Element Yagi fehlen dazu einige dB und mein Radiohorizont hat einige Grad Elevation zu viel.

Weiter als bis JO40 ging es Richtung Norden nicht. Dafür scheint es in diesem Feld ein ganzes Nest von Contest-Stationen zu haben. Gearbeitet habe ich von dort DL0BA auf der Wasserkuppe (Funkamateure e.V.), DR2X und DH6ICE. Die Signale waren gut und die Stationen hatten Fledermausohren. Krokodilen bin ich keinen begegnet. Was ich hören konnte, konnte ich auch arbeiten.

Mit Pingpong am Chasseral ging es sogar nach Italien zu IW2MXY und als ich die Antenne direkt gegen die Alpen drehte, konnte ich auf 70cm sogar IQ4AX in JN54jk erreichen. Kein Wunder, wenn man sieht, was die OM dort für Equipment haben. Das kompensiert meine 75W an der kleinen 11 Element.

Richtung Frankreich ging es bis ins Feld JN19, quer über den Jura. Aus G, ON oder PA habe ich nichts gehört. Da muss schon eine hübsche Inversion her. OE und OK liegen von hier aus direkt hinter einem nahen Hügel und sind äusserst seltene Gäste.

Natürlich waren auch die üblichen Schweizer Conteststationen QRV. Auch einige „Einzelstationen“, wie zum Beispiel Manfred, HB9FLU bei Winterthur. Leider haben wir uns diesmal verpasst. Aber das hat mir wieder einmal gezeigt, dass Verbindungen auf 2m quer durch die Schweiz jederzeit möglich sind, wenn man nicht nur mit einem Blindenstock funkt.

Auf 70 und 23 war die Aktivität gering. Das Geschehen konzentrierte sich aus meiner Sicht hauptsächlich auf das 2m Band.

73 de Anton

Bild: Mittelwellen-Nostalgie, Erinnerung an Sottens