Edelstahl oder nicht?

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Heute ist der Funkamateur angekommen und ich habe bereits ein wenig darin geschmökert. Unter dem Titel “Edelstahl oder nicht”, wird vor unechtem Edelstahl gewarnt – mit einem Tipp wie man durch Anschleifen die Echtheit prüfen kann.

Eine Antenne aus Edelstahl mag zwar ewig halten und ist sicher eine verlockende Lösung für die OM, die Antennen nicht als Provisorien betrachten.

Trotzdem kann ich nur raten:

„Hände weg von Stahlseilen, ob edel oder nicht!“

Im Gegensatz zu Kupfer ist Stahl nicht nur ein miserabler Leiter, die Eindringtiefe der HF ist ebenfalls geringer *. Dieser doppelt negative Effekt ist nicht zu vernachlässigen. Je nach Drahtdurchmesser hat ein Dipol aus Stahldraht für das 160m Band einen zusätzlichen Verlust von bis zu 10dB gegenüber einem mit Kupferdraht! Der Gewinn einer ganzen Kilowatt-Endstufe geht also in die Binsen.

Dabei wird der Verlust umso höher, je niedriger der OM den Dipol hängt. In der luftigen Höhe von 20m bei 2mm Drahtdurchmesser beträgt der Verlust des Stahldrahts gegenüber dem Kupferdraht 5.73dB in einem Beispiel, das ich gerechnet habe. Hängt der OM den Dipol nur in 10m Höhe auf, was in vielen Fällen wohl eher der Praxis entspricht, so vergrössert sich die Differenz zwischen Stahl und Kupfer auf 9.56dB. Auf dem 80m Band ist die Differenz etwas geringer und sinkt bei jedem weiteren Band. Am geringsten ist sie im 10m Band, wo sie nur noch ein bis zwei dB beträgt.

Doch bei längeren Wellen wird es schlimmer. Eine Antenne für das 630m Band kommt spielend auf über 10dB Zusatzverlust mit einem Stahldraht. Wobei man auf diesem Band tunlichst keinen (horizontalen) Dipol aufhängen sollte, auch nicht in 20m Höhe. Eine Vertikal – wenn möglich mit „Dachlast“, also als Inverted L oder T – ist wesentlich besser.

Nachprüfen kann das jeder auf einfache Art. Man braucht dazu nicht extra zwei Antennen aufzuhängen. In den gängigen Antennensimulationsprogrammen kann man die Art des Leiters wählen – und dann staunen ;-)

73 de Anton

* Anders sieht es bei Alu aus. Aluminium leitet zwar längst nicht so gut wie Kupfer, dafür ist die Eindringtiefe grösser. Der Verlust hält sich deshalb in Grenzen.

Bild: meine Antenne, die ich für KW, Mittel- und Langwelle benutze. 12m hoch, 43m lang. Schräg einem isoliert stehenden Fahnenmast entlang hoch, dann zum Dachfirst des Hauses (Knickstelle) und von dort zu einem 12m Fiberglasmast. Das Gegengewicht besteht aus Maschendraht-Gartenzäunen und neun Erdpfählen.

3 Antworten zu “Edelstahl oder nicht?

  1. Edelstahl bedeutet nicht gleichzeitig rostfreier Stahl, auch wenn es umgangssprachlich oft so ausgedrückt wird. http://de.wikipedia.org/wiki/Edelstahl

  2. Patrik HB3YMO

    Wie sieht das Ganze bei gemischten Leitern aus?
    Ich plane eine Doppelzepp aus Feldlitze, welche neben Kupfer- auch Stahladern enthält. Diese Litze scheint sehr reissfest zu sein, was mir aber nichts bringt, wenn sie miserabel leiten sollte…
    Aufbau Feldkabel Typ E:
    4x Cu 0.28mm + 3x St 0.28mm

  3. Hallo Patrick
    Sofern der Stahl innen und das Kupfer außen ist, eine gute Lösung. Denn alles dreht sich um den Skineffekt: HF-Ströme fliessen nur an der Oberfläche und dringen nur wenige Mikrometer in das Material ein. Gescheite Antennendrähte besitzen daher ein Stahlseil mit einem Kupfermantel. Damit hat man den Fünfer und das Weggli: leicht, reissfest und gute HF-Eigenschaften. Im neusten “Funkamateur” hat es einen Artikel über das Thema. Leider geht der Autor nicht auf die HF Eigenschaften der Antennenlitzen ein. Sehr gute Antennenlitzen findet man zum Beispiel hier:

    http://www.dx-wire.de/

    73 de Anton

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