Windom

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Der Lemmenjoki ist kein Fluss, wie wir ihn in Mitteleuropa kennen. Er ist vielmehr eine Kette von langgezogenen Seen, die durch enge Passagen miteinander verbunden sind. So endet denn auch sein schiffbarer Teil an einem Bach, der in den obersten See plätschert. Grosse Teile können mit Ruderbooten befahren werden, ohne dass man eine Strömung wahrnimmt, erstaunlicherweise auch an einigen recht engen Stellen. Vermutlich ist dort das Wasser entsprechend tief. Motorschiffe sind nur den einheimischen Anwohnern gestattet und ein Segelboot konnte ich nirgends entdecken. Bekannt ist der Lemmenjoki für seinen Goldrausch während der viktorianischen Zeit. Noch heute wird dort nach Gold gesucht, neben einigen Profis vor allem von Touristen.

Gold war übrigens der Auslöser für diese Reise. Letztes Jahr begleitete ich einen Polizeihauptmann auf seiner Suche nach einem geeigneten Schürfplatz. Dieses Jahr besuchte ich den inzwischen Pensionierten bei seinem sommerlangen Gold-Abenteuer. Allerdings hat er sich nicht für einen Claim am Lemmenjoki entschieden, sondern für Tankavaara.

Doch man trifft im hohen Norden nicht nur Rentiere und Goldsucher. Am Lemmenjoki stiess ich im Wald plötzlich auf OH7TX. OM sind ja leicht auszumachen – man erkennt sie an ihren Antennen!

Apropos Antennen: viele OM schwören noch heute auf die altbewährte Windom, meistens als FD4 oder Carolina-Windom. Wie sie alle auch heissen mögen, sie funktionieren nach demselben Prinzip. Nämlich als Halbwellendipol, der abseits der Mitte gespeist wird. An einem Punkt, an dem die Antenne für die Grund- und Oberwellen eine ähnliche Impedanz aufweist – so um die 300 Ohm. Daher wird sie dort mit einem 6:1 Balun angeschlossen und präsentiert so ein akzeptables SWR. Am meisten wird eine Ausführung für das 80m-Band benutzt, die dann ebenfalls auf 40, 20 und 10m funkt und um die 40m lang ist.

Natürlich ist auch die Windom keine Wunderantenne und es gelten dieselben Spielregeln wie für einen normal mittengespeisten Dipol. Hängt er nicht genügend hoch, ist er vor allem ein Steil- und kein DX-Strahler. Aber auch der Standort ist entscheidend: Vom Lemmenjoki aus war es immer wieder interessant zu sehen, wie z.B. Peter, HB9CCZ, mit seiner FD4 und 100W mit anderen Schweizerstationen mit Beam und Kilowatt mithalten konnte, oder sogar stärker ankam.

Durch die aussermittige Speisung besitzt die Windom ein etwas anderes Strahlungsdiagramm als ein mittengespeister Dipol. Wie die Strahlungsdiagramme für verschiedene Höhen aussehen, kann man schön auf der Webseite von Martin, LA8OKA, sehen. Interessant ist auch, was Martin über die Carolina-Windom sagt, bei der ein zusätzlicher Strombalun nach 6.7m auf der Speiseleitung sitzt.  Die Erfinder der Carolina-Windom behaupten, dass die Abstrahlung von Mantelwellen auf dem Koax das Richtdiagramm verändert und zu einer verbesserten Flachstrahlung der Windom beiträgt. Martin sagt auf seiner Webseite, dass das nicht der Fall sei.

Was jedoch unbestritten ist: eine Windom strahlt leicht bevorzugt in Richtung des kleineren „Astes“. Die Legenden von 10dB Gewinn gegenüber anderen Antennen, können übrigens durchaus einen realen Hintergrund haben. Auf den höheren Bändern ist das Strahlungsdiagramm so zerklüftet wie ein Feuerfisch. Scharfe Keulen lösen sich mit Nullstellen ab. Wenn man Glück hat, “trifft” man die DX-Station mit einem 10dB Stachel ;-)

73 de Anton

Bild: Wer schon als kleiner Junge gerne mit Wasser und Dreck gespielt hat, ist fürs Goldgraben prädestiniert ;-)

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