Funken ohne Formeln

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In der Zwischenzeit habt ihr sicher das dB-Rechnen im Kopf geübt. Zum Beispiel anstelle von Schafe zählen vor dem Einschlafen. Vielleicht habt ihr euch auch an das Gesetz von Ohm gewagt. Für Schweizer ist das besonders einfach. Man muss nur an den Kanton Uri denken: U=RxI. Für unsere deutschen Freunde: das ist ein Kanton, der im wesentlichen aus einer Autobahn mit Stau und ein paar Bergen besteht.

Wer Uri sagt muss auch Pui sagen. Das ist ein exotischer Vogel, der zu Uri gehört. Denn Uri ist ohne P=UxI nur die Hälfte wert. Erst beide richtig kombiniert bringt so nützliche Erkenntnisse wie U=√PxR oder umgekehrt P=U²/R zum Vorschein.

Uri und Pui umzustellen und zu verquicken geht auch vor dem Einschlafen. Ohne Papier und Bleistift.

Es sind die wichtigsten Formeln in der Karriere eines OM. Daneben gibt es noch einige, die man ab und zu im Formelbüchlein nachschaut und andere, die man nie braucht:

Zum Beispiel die, um das Stehwellenverhältnis zu berechnen. Ich hatte auf jeden Fall noch nie das Bedürfnis das SWR zu berechnen. Wieso auch? Dazu habe ich ja eine SWR-Messbrücke. Außerdem ist das SWR gar nicht so wichtig, wie es tut und merken sollte man sich nur, dass bei einem SWR von 1:3 25% der Leistung von der Antenne retourniert werden und bei 1:2 ungefähr noch die Hälfte der 25%, also rund 12%.

Das ist kein Unglück und 25% Leistungsverlust wird kaum eine Gegenstation bemerken. Wie wir bei unseren dB-Schätzungen gemerkt haben ist das ja nur 1dB.

Doch das ist der Wurstfall oder Worst case in englisch. Denn in der Regel werden die 25%, die zurückkommen, postwendend retourniert und wiederum zur Antenne geschickt. Dort werden dann wiederum 25% von den 25% nach Hause gesandt. Und so weiter und so fort. Ein ewiges Hin- und Her. Die Wellen, die zur Antenne laufen, treffen die Wellen, die zurückkommen und sagen ihnen guten Tag, und für den imaginären Beobachter des Antennenkabels schaut es dann so aus, als würden die Wellen auf dem Kabel still stehen. Darum heißen sie auch Stehwellen.

Das alles würde blendend funktionieren, wenn das Kabel zwischen Sender und Antenne keine Verluste hätte. Denn am Ende gingen auch die letzten 25% noch zur Antenne raus, nachdem sie immer wieder hin- und hergeschickt wurden. Doch da es verlustlose Koaxkabel nur bei einigen speziellen CB-Händlern gibt, frisst das Kabel jedesmal einen Teil weg, wenn eine Welle vor-oder zurückläuft.

Und die Moral von der Geschichte ist: Je schlechter dein SWR, desto besser sollte dein Kabel sein.

Nur der Sender hat an der ganzen Geschichte nicht so Freude. Transistorendstufen verringern bei einem SWR ab etwa 1:2 ihre Leistung, um die wertvollen Transistoren zu schützen und den Hersteller vor Klagen zu bewahren. Das ist m.E. auch der einzige Grund, wieso man dem SWR etwas Beachtung schenken sollte.

Wie immer bitte ich die Ingenieure unter meinen Lesern, bei meinen Zeilen tapfer zu bleiben und auf die Zähne zu beißen ;-)

73 de Anton

Bild: Elektrohörnchen. von Mike

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