Mantellwellen-Drossel für automatische Tuner

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L-Antennen existieren seit Marconis Zeiten. Es gab kaum ein Schiff auf den Weltmeeren, das keine hatte. Doch Schiffe haben ideale Erdverhältnisse: eine riesige Stahlwanne umgeben von Salzwasser.

Die meisten OM können davon nur träumen. Trotzdem ist die L-Antenne auch für Funkamateure interessant. Umso mehr, seit es automatische Tuner/Koppler gibt, die man direkt beim Speisepunkt installieren kann. Damit entfällt das mühsame Abstimmen der Antenne. Auf Resonanz braucht man nicht mehr zu achten und man erhält „automatisch“ eine Allbandantenne. Traps und andere Krücken kann man vergessen.

Doch eines darf der OM niemals vergessen: Das Gegengewicht. Und da tut es ein simpler Staberder nicht. Denn ein Reihenhaus am Stadtrand ist kein Schiff auf dem Ozean.

Ein Staberder ist ein miserables Gegengewicht. Einer oder mehrere auf dem Boden ausgelegte, oder knapp eingebuddelte Drähte sind viel besser. Das Gegengewicht braucht Fläche.

Ein automatischer Tuner wie der CG-3000 merkt sofort, wenn ihn der OM bescheißen will. Bei schlechtem Gegengewicht fängt er an zu zicken. Wenn es trotzdem gut geht, ist es nur dank dem Koaxkabel. Die HF hat sich in diesem Fall die Abschirmung des Kabels als Gegengewicht ausgesucht.

Doch damit kommen andere Probleme auf den OM zu: Die HF wird ins Haus geschleppt und macht sich in der Haushaltelektronik bemerkbar und beim Empfang wandern Störungen aus dem häuslichen Elektronikschrott zum Empfänger. Im schlimmsten Fall beginnt der Transceiver beim Senden zu spinnen, das Mikrofon wird heiß und die Modulation zum Zombiesprech.

Darum sieht die korrekte Installation eines Autotuners so aus wie oben im Bild: Eine Mantellwellen-Drossel unmittelbar beim Anschluss aufs Koax und dito für das Speisekabel des Tuners. Bewährt haben sich die großen Ringkerne von Epcos mit dem Material N30. Erstens kann man das Kabel auch mit Stecker durchschlaufen, zweitens sind sie auch noch auf 160m wirksam. 6 Windungen genügen. Das klappt auch noch mit Aircell 7. Ein 7mm Koaxkabel mit ähnlichen Eigenschaften wie das dickere RG-213. Bitte den minimalen Biegeradius des Koax beachten. Lockere Windungen sind kein Nachteil; zu strenges Wickeln kann das Kabel beschädigen. Wie bei allen Ringkernen gilt: Einmal hindurch = eine Windung.

Zum Schluss noch ein paar Bemerkungen zur L-Antenne. In der von mir kürzlich vorgestellten Form ist sie für das 80m und 40m Band eine ausgezeichnete NVIS-Antenne. Mit 20m Horizontalteil funktioniert sie zwar auch auf 160m, ist dort aber ein schlechter Steilstrahler. Erst ab 30m Länge beginnt sie auch auf 160m steil zu strahlen.

Natürlich wird der automatische Tuner unsere L-Antenne auf allen oder den meisten KW-Bändern abstimmen. Doch eine gute DX-Antenne ist sie mit diesen Abmessungen nicht, wie bei einer Simulation mit MMana-Gal oder EZNEC zu sehen ist.

73 de Anton

Bild: „Korrekter“ Anschluss eines CG-3000. Quizfrage: Was ist hier falsch?

5 Antworten zu “Mantellwellen-Drossel für automatische Tuner

  1. Hallo Anton

    Zum einen sollten die Windungen enger an den Ringkernen liegen, vielleicht mittels Kabelbinder fixieren, zum anderen, sehe ich die rechte MWS am 12V Eingang des Tuners. Schiesst man damit nicht etwas übers Ziel hinaus?
    Aber wenn, würden 2-3 Windungen um ein Amidon 140-43 auch reichen. :-)

    • Hallo Urs
      Ob die Windungen am Ringkern anliegen, spielt keine Rolle. Die Induktivität bleibt praktisch gleich. Mit Kabelbindern und engen Radien macht man bloß das Koax kaputt. Die 12V-Speisung auch zu verdrosseln mag Overkill sein. Doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und nützt es nichts, so schadet es auch nicht.
      Bei 2 Windungen auf einen FT 140-43 erhalten wir Xl=34 Ohm bei 1.8 MHz, und bei 3 Windungen 77 Ohm. Das ist viel zu wenig. Für eine wirksame Dämpfung sollten wir im kOhm-Bereich sein.
      73 de Anton

  2. Alles Klar Anton!
    Ich habe mir mittels Verdrahtungsdose, FT-240-43 selbst eine MWS gebastelt. Wirkt wahre Wunder. Mein Haarausfall hat sich seither drastisch gemindert.:-)

    Du hast gefragt was auf dem Bild falsch sei. Tja ohne Gegengewicht (fehlende Erdung) wird das wohl nicht gut gehen.

    Uebrigens……zur der L-Antenne…..spannende Sache, wenn die Installation schnell gehen soll. Ich will mit Langdrähten noch experimentieren. Habe div. 30m Armeeantennen und irgendwo liegen noch 2 mit je 15m rum und nenne einen iCom ah-3, SGC 239 mein eigen.
    Von der Masse her würde mein Auto als Gegengewicht sicherlich reichen. Welch möglichen (negativen) Einfluss wird es auf die Abstrahlung haben?
    Kannst Du was dazu sagen?

    Vielen Dank!

    73
    de Urs
    HB9FGW

    • Hallo Urs
      Genau! Das Gegengewicht ist nicht angeschlossen (die Schraube rechts).

      Ein Metallhaufen von 1 bis 2 Tonnen stellt ein respektables Gegengewicht dar (Natürlich nicht wegen dem Gewicht, hi, sondern wegen seiner Oberfläche). Darum funktionieren ja Mobilantennen so gut. Sogar die ganz verrückten, mit Hühnermaschendraht und eigener Physik ;-)
      Dass der Wagen nicht direkt mit der Erde verbunden ist, sondern auf vier Gummiisolatoren steht (Pneus) ist irrelevant.
      Bei stationärem Betrieb würde ich aber noch einen zusätzlichen Draht auslegen, sofern das möglich ist. Mehr ist immer besser.
      73 de Anton

  3. Danke Anton!

    73 de Urs

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