Gleichberechtigung für das Gegengewicht!

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Jede Antenne ist ein Dipol. Nur ist das nicht immer offensichtlich. Wie auch immer eine Antenne heissen mag, und wenn sie noch so exotisch aussieht: eine Antenne ist und bleibt ein Dipol. Doch keine Regel ohne Ausnahme, und die ist in diesem Fall der Magnetloop-Antenne.

Eine Antenne funktioniert immer als Ganzes. Auch wenn der andere Teil „Gegengewicht“ genannt und meistens vernachlässigt wird.

Das Gegengewicht strahlt genauso wie der „offensichtliche“ Teil der Antenne und es trägt auch seinen Teil zum Empfang bei.

Das führt viel häufiger zu Problemen als der OM denkt.

Da kann der Draht noch so schön und frei in der frischen Luft hängen. Wenn das Gegengewicht vernachlässigt wird, hört der OM nur QRM Lokal. Nicht vom Draht, aber vom Gegengewicht, das am Heizungsrohr hängt. Die Heizungsinstallation empfängt in diesem Fall all die Schaltnetzteile und Sparlampen im Haus aus allernächster Nähe. Würde der OM anstelle seines Drahtes mit Gegengewicht, einen Dipol ins Freie hängen, wäre er die meisten Störungen los.

Doch Störungen sind keine Einbahnstrasse. Da das Gegengewicht – in diesem Fall die Heizungsrohre – auch strahlen, gelangt die HF mühelos in die Stereoanlage, den Fernseher und in die anderen Goodies aus Fernost und macht dort Klamauk. Da hilft auch eine sogenannte „künstliche Erde“ nicht weiter.

Ich habe mal den Blitzableiter als Gegengewicht benutzt (Jaja ich weiss, dass das verboten ist). Auf den ersten Blick ein tolles Gegengewicht mit einem Kupfernetz, das sich über das ganze Hausdach spannt. Doch Ohalätz! QRM mit S9 Plus. Das Gegengewicht empfing alle Störungen aus dem Haus.

Das Gegengewicht, als die andere Hälfte eines Dipols ist genauso wichtig, wie das, was der OM gewöhnlich als Antenne ansieht. Es ist ein gleichberechtigter Partner und nicht bloss ein optionales Accessoire. Wunderantennen mit winzigen Strahlern aus Ofenrohren, Bierdosen, Velorädern etc. funktionieren nur dank des Gegengewichts einigermassen passabel. Und in diesen Fällen ist das Gegengewicht meistens der Mantel des Koaxialkabels. Das gilt nicht nur im Sendefall, sondern auch für den Empfang.

Darum funktionieren auch Mobilantennen so gut (und nicht weil sie Roomcap etc. heissen) Denn dort ist das Gegengewicht, bzw. die andere Hälfte des Dipols, das ganze Automobil. Ein bis zwei Tonnen Stahl, gelagert auf 4 Gummi-Isolatoren. Manch einer, der so eine Mobilantenne auf dem Balkon montiert, ist dann bitter enttäuscht. Der Antenne fehlt das Auto auf dem Balkon und sie muss mit dem Mantel des Koaxialkabels Vorlieb nehmen.

Einige OM glauben, das Gegengewicht liesse sich mit einem magischen Trick wegzaubern. Zum Beispiel mit einem sogenannten Magnetic Balun. Das ist in der Regel ein 9:1 Unun, oft noch auf einen ungeeigneten Ringkern gewickelt. Die Impedanz eines aufgespannten Drahtes wird mit diesem Trafo auf ein Neuntel herunter transformiert. Wenn da mal 50 Ohm rauskommen, ist es purer Zufall. Auch diese „Magnetic Balun-Antenne” braucht ein Gegengewicht und auch dieses Gegengewicht ist ein gleichberechtiger Partner zum aufgehängten Draht und strahlt und empfängt wie dieser.

Es gibt nur eine Sorte Antenne, die tatsächlich ohne Gegengewicht auskommt. Ich habe sie eingangs erwähnt: es ist der Magnetloop. Denn mit diesem wird der „Æther“ nicht durch ein elektrisches Feld angeregt, sondern durch ein Magnetfeld.

Auch die elektrischen Loop-Antennen (Quad, Deltaloop etc.) kommen auf den ersten Blick ohne Gegengewicht aus. Aber nur scheinbar. Es ist nämlich gewissermassen im Loop eingebaut. Eine elektrische Loop-Antenne ist bereits ein vollwertiger Dipol, dessen Enden „zusammengbunden“ sind. Sie ist nichts anderes als ein Schleifendipol.

Genauso verhält es sich mit den endgespeisten Halbwellenstrahlern. Ein Halbwellenstrahlerist ein Dipol. Nur speist man ihn nicht in der Mitte, sondern am einen Ende.

Wer sich nicht mit einem Gegengewicht herumplagen will, baut am besten eine symmetrische Antenne. Damit hat er Ruhe vor Störungen und gestörten Nachbarn. Nur sollte das Teil möglichst hoch im Freien hängen. Beim Antennenbau ist Höhe durch nichts zu ersetzen!

Und noch etwas ist wichtig: der geneigte OM weiss, dass Strom strahlt. Darum sollte der Teil der Antenne mit dem grössten Stromfluss weg vom Nachbarn und anderen Störeinflüssen sein.

73 de Anton

Bild: Ein alter Bekannter taucht auf einem Schrottplatz auf und erzählt mir Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Er scheint noch rüstig zu sein und ich werde ihm einen Job als Bleiakku-Wärter anbieten.

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