Tagesarchiv: 17. Dezember 2010

Abgeraucht und Abgesoffen

Wenn das Funkgerät stinkt und raucht,

ist wohl der Trafo ganz verbraucht.

Es ist kaum zu glauben, aber das Teil gehört zu Paul’s Weihnachtsrätsel. Hier noch das Rätselbild bei Tageslicht:

Doch ich will euch nicht weiter auf die Folter spannen. Es handelt sich bei diesem Gerät um einen Kathodenstrahl-Oszillographen, kurz KO, den Paul 1973 entwickelt und gebaut hat. Aber lassen wir Paul selbst darüber berichten:

Die ersten Ideen dazu sind schon 1970 entstanden. Ca. 1971 habe ich die CRT gekauft. 1973 wurde es dann konkreter. Dann habe ich einen Trafo mit vielen Sekundärspannungen wickeln lassen.

Das besondere an diesem KO ist, dass die Ablenkverstärker alle DC-gekoppelt sind, ganz im Gegensatz zu den damals veröffentlichten Bastelprojekten. Bei diesem Projekt wurde der Fokus auf Funktionalität und nicht auf Schönheit gelegt. Das sieht man, wenn man genau hinschaut.

Hier habe ich verschiedene Technologien wie Hochvakuumröhren, Kaltkathodenröhren, Bipolartransistoren, Feldeffekttransistoren und schon einfache Gatter und FlipFlops aus der 7400 Serie kombiniert.

Die KO-Bandbreite beträgt 3 MHz. Die Beschleunigungsspannung beträgt 700 V. Das erlaubt zwar noch keine hellen und scharfe Bilder. Aber trotz diesen Limitationen konnte ich damit zahlreiche Bastelprojekte verwirklichen.

Wie das Bild vom Trafo zeigt, ist dieses Projekt nicht von Rückschlägen verschont geblieben. Die Bilder zeigen den Zustand nach der Restauration infolge Trafobrand. Das Ganze war schon ziemlich verschmort, aber ausser dem Trafo und dem Kabelbaum war kein anderes Bauteil defekt. Warum der Trafo abgeraucht ist, weiss ich nicht.

So richtig fertig gebaut habe ich den KO bis heute nicht, da mir mittlerweile bessere Geräte zur Verfügung stehen.

Und mit Nostalgie geht es gleich weiter in diesem amerikanischen Weihnachtsgedicht über Amateurfunk oder Hamradio, wie das ennet dem Atlantik heißt.

Und da wir gerade so schön dabei sind, drehen wir das Rad der Zeit noch ein wenig weiter zurück: zum Beginn des Schiffsfunks. Der hat erst nach dem Untergang der Titanic und ihrem erfolgreichen SOS-Ruf Verbreitung gefunden. Hier ein Audiofile, wie sich der Funkspruch der Titanic vermutlich anhörte, nachdem sie am 14. April 1912 gegen Mitternacht mit einem Eisberg kollidiert war. Läuft es einem da nicht kalt den Rücken herunter, wenn die Signale des Löschfunkensenders hört? Die Titanic sendete damals auf 500kHz, der Anruf- und Notfunkfrequenz des Schiffsfunk.

Dass Morsen noch heute aktuell ist, wissen wir alle. Aber ist es auch schneller als  SMS-Schreiben? Die Antwort gibt dieses Video hier.

Doch Schluss mit Nostalgie. Zum TS-590 von Kenwood gibt es gute Neuigkeiten. Übrigens auch eine, die das Morsen betrifft: Betätigt man bei SSB-Betrieb die angeschlossene Taste, schaltet der Transceiver automatisch auf CW um. Praktisch, nicht?

In der nächsten Ausgabe des Radcom, Januar 2011, erscheint ein ausführlicher Testbericht und der sieht ausgezeichnet aus, soweit ich das beurteilen kann. So liegt der intermodulationsfreie Dynamikbereich (50kHz Abstand) bei 100dB und der Interceptpoint dritter Ordnung auf den meisten Bändern über 20dB, sogar auf dem 6m Band. Das sind gute Werte. Doch bei Signalen, die eng beieinander liegen, sieht man erst, wie gut der Empfänger des TS-590 ist: Gemessen mit dem CW Filter und nur 2kHz Abstand liegt der IP3 im 40m Band (Preamp Aus) immer noch bei erstaunlichen +23dBm. Mein IC-765 Pro III würde da schon längstens den Schirm zutun. Auch die Werte für Blocking und reziprokes Mischen sind ausgezeichnet.

Und damit wären wir wieder in der Gegenwart angekommen.

73 de Anton