Tagesarchiv: 20. März 2011

EME

Noch vor einigen Jahren musste für eine Erde-Mond-Erde-Verbindung ein hoher Aufwand betrieben werden. Nur mit Monsterantennen und KW-Leistung waren Verbindungen via Reflexionen am Mond möglich (siehe auch hier). Es sind ja immerhin über 700‘000km, die es zu überbrücken gilt. Hinzu kommt noch, dass der Mond nicht ein idealer Reflektor ist. Die Streckendämpfung beträgt auf 144 MHz über 250 dB, mit einem Unterschied von 2dB zwischen Apogäum, dem erdfernsten Punkt in 406740 km Entfernung, und dem Perigäum, dem erdnächsten Punkt in 384‘405 km. Das war übrigens gerade gestern der Fall, der optische Grössenunterschied von der Erde aus beträgt dabei etwa 13% zwischen den beiden Extremen.

Vor einigen Jahren gelangten EME-Verbindungen in die Reichweite des Durchschnittsamateurs. John Taylor, K1JT, entwickelte das Programm WSJT (Weak Signal von K1JT). Dieses Programm enthält Unterprogramme für spezielle Zwecke, wie WSPR für Ausbreitungsstudien im Lang- und Mittelwellenbereich, JT6M für Meteorscatter im 6m Band und JT65 für EME.

JT65 ermöglicht es, EME-Verbindungen mit einer einzigen Langyagi und moderater Leistung, etwa ab 100W, zu machen.

Dabei handelt es sich um eine FSK-Modulation in einem SSB-Kanal (USB) mit 65 verschiedenen Tönen. Mit dieser Modulationsart ist es möglich, Signale aufzunehmen, die ca. 10dB unter der Hörschwelle für ein CW-Signal liegen. Voraussetzung ist jedoch, dass nebst der Frequenz auch die Anfangs- und Endzeit der Sendung bekannt ist. Der Empfänger muss also wissen, wann ein Signal zu erwarten ist.

Viele EME-Verbindungen finden nach wie vor im 2m-Band statt. Zwischen 144.100 und 144.160 MHz. Denn auf 70cm ist die Streckendämpfung schon 10dB höher, was mit mehr Antennengewinn und/oder mehr Power kompensiert werden muss. Günstiger geht’s dagegen auf 50MHz: die Streckendämpfung ist etwa 9 dB geringer als im 2m Band. Natürlich wird auch EME im Mikrowellenbereich, zum Beispiel auf 1.3 GHz oder 10 GHz gemacht. Doch dort ist das benötigte Equipment (Power, grosser Parabolspiegel) nicht mehr ab Stange zu kaufen und Selbstbau gefragt.

Wenn ihr also eine gute Yagi für SSB-Betrieb euer Eigen nennt, selbstverständlich an einem kurzen Stück verlustarmem Koaxkabel oder mit Vorverstärker am Mast, so stehen eure Chancen gut, zumindest das EME-Geschehen live verfolgen zu können. Eine Verbindung zwischen Transceiver und PC ist ja meist vorhanden. Ihr braucht nur noch das Programm WJST herunterzuladen.

Die Antenne muss nicht einmal in der Elevation verstellbar sein. Man konzentriert sich einfach auf die Zeiten, in denen der Mond am Horizont steht. Im Notfall kann die Antenne von Hand ausgerichtet werden, oder man montiert eine Webcam auf den Boom mit einem “Fadenkreuz” am anderen Ende ;-)

Wenn der Mond am Horizont steht, hat man nämlich noch einen zusätzlichen Vorteil: der zusätzliche „Bodengewinn“ kann bis zu 6 dB betragen.

Bleibt nur noch ein Problem zu lösen: Schwache JT65-Signale kann ich ja nicht hören. Wie weiss ich, ob, wo und wann eine Station sendet?

Wie heutzutage oft, hilft auch hier das Internet weiter: Analog den DX-Clustern gibt es entsprechende Cluster für EME (siehe auch hier). Damit steht einem Hörversuch nichts mehr entgegen. Sendungen dauern jeweils eine Minute und beginnen bei 00 und  je nach Standort bei geraden oder ungeraden Minuten. Die PC-Zeit muss also genau synchronisiert werden.

Weitere Links zum Thema: 1, 2, 3, 4, 5

73 de Anton

Bild: Logper-Antenne für KW bei Grimeton, Schweden