Tagesarchiv: 21. März 2011

HAARP, Forschung oder Verschwörung?

Um HAARP ranken sich unzählige Verschwörungstheorien. Es sei eine Waffe, die das Wetter beeinflusse, Vulkane und Erdbeben ausbrechen lassen. Oder es sei ein Instrument zur Gehirnkontrolle der Weltbevölkerung. Keine Fantasie ist  verrückt genug, um nicht mit HAARP in Verbindung gebracht zu werden. Erstaunlich wie Hochfrequenz die Gehirnwindungen anregt :-)

Wer nach HAARP googelt, stösst massenweise auf Seiten, die HAARP für alles Unglück auf der Erde verantwortlich machen. Das Erdbeben in Haiti oder Japan: HAARP. Die Klimaerwärmung: HAARP. Der Polsprung: HAARP. Doch was ist HAARP eigentlich?

Ausgeschrieben heisst das Projekt High Frequency Active Auroral Research Program und es ist im Grunde nichts anderes als eine spezielle Funkstation. Sie steht in Alaska bei 62.39 Grad nördlicher Breite und bei 145.15 westlicher Länge. Wer diese Koordinaten in Google Earth eingibt, bekommt die Station zu sehen. Das heisst, die Hälfte davon. Die andere Hälfte geht in einer schlechten Auflösung unter. HAARP ist ein Sender, der mit einem großen Antennenfeld senkrecht in den Himmel strahlt. Die Sendeleistung beträgt ca. 4MW ERP und die Frequenz variiert zwischen 2.8 und 10 MHz. Der Sender läuft übrigens in Klasse A mit einem Wirkungsgrad von 45%. Welche Verschwendung von Energie!

Gesendet wird mit unterschiedlichen Pulsfrequenzen oder mit Dauerträger, und die Anlage, die über eine eigene Stromversorgung verfügt, sendet angeblich nur für kurze Zeit, je nach wissenschaftlichem Projekt, an dem gerade gearbeitet wird. Dem Titel nach, geht es um die Erforschung der Ionosphäre, denn sie ist das Zielgebiet des Senders. Durch die hohe Leistung wird die Ionosphäre in 100-350km Höhe (je nach Sendefrequenz und Funkwetter) aufgeheizt.  Der Sender macht also punktuell dasselbe wie die Sonne. Damit sollen die Vorgänge in der Ionosphäre erforscht werden. Die damit erzielten Modifikationen sollen aber relativ bescheiden sein – Zehnerpotenzen unter dem Einfluss der Sonne – und nach dem Abstellen des Senders soll der Effekt innert Minuten wieder verschwinden.

Die Vorgänge in der Ionosphäre werden schon lange erforscht und man weiss darüber recht viel. Wieso braucht es also ein solches Monsterprojekt irgendwo im Nirgendwo Alaskas? Da spriessen natürlich die herrlichsten Verschwörungstheorien ins Kraut.

Klar geht es bei HAARP um mehr, als nur um Ionosphären- und Auroraforschung. Es geht, wie könnte es anders sein, um militärische Anwendungen. In dem die Ionosphäre mit Hochfrequenzimpulsen beschossen wird, regt man sie zum Schwingen an. Dadurch entstehen elektromagnetische Wellen u.a. im ELF-Bereich.

Wir erinnern uns: LF = 30- 300 kHz, VLF = 3 – 30 kHz, ULF = 0.3 – 3 kHz und schliesslich ELF = 30 – 300 Hz.

HAARP dient also dazu, um indirekt, mittels der Ionosphäre, auf ELF zu senden. Diese Wellen dringen tief in den Erdboden und das Wasser ein und eignen sich zum Beispiel zur (einseitigen) Kommunikation mit U-Booten.

ELF wird auch ohne menschliches Zutun von der Erde erzeugt. Die Ionosphäre wabert unter dem Sonnenwind hin und her und erzeugt so “die Stimme der Erde”. Ob der Mensch auf dieser Harfe (Harp auf englisch) spielen sollte, fragen sich viele. Und wer weiss, was sich Wissenschaftlerhirne sonst noch so alles ausdenken :-)

Doch aus technischer Sicht sind 4MW viel zu wenig, um einen Einfluss auf die Erde zu haben. Zum Vergleich: die Strahlungsleistung der Sonne, die die Erde trifft, beträgt pro Quadratmeter zwischen 1325 und 1420 W. HAARP bringt es auf etwa 30mW pro Quadratmeter in der Ionosphäre und das nur in einem winzig kleinen Abschnitt.

Das Projekt läuft auf NIB (Non Interfernece Base). Funkverbindungen dürfen nicht gestört werden und die Amateurfunkbänder sind zum vornherein ausgeklammert.

73 de Anton

Bild: Ladespule der Längstwellenantenne in Grimeton