Monatsarchiv: April 2011

Der Züripeiler, von HB9DFQ

Der folgende Bericht ist von HB9DFQ. Vielen Dank, lieber Paul, für diesen interessanten Beitrag.

Das folgende Bild zeigt meine 80m Nostalgie-Funkstation für CW. Ich hatte mir vorgenommen, einmal eine Station zu betreiben, die nur mit Elektronenröhren bestückt ist. Damit war es immerhin möglich Stationen aus halb Europa zu arbeiten. Auf der linken Seite befindet sich der Sender. Dieser wurde in einem früheren Beitrag schon einmal detaillierter vorgestellt. Auf der rechten Seite befindet sich der sogenannte Züripeiler. Dies ist ein Peilempfänger, der  zu Beginn der Fünfzigerjahren in einer kleinen Serie von Zürcher OM’s gebaut wurde. Offenbar gab es zu dieser Zeit noch keine brauchbaren Peilempfänger. Ausserdem wurde er auch für den NMD verwendet. Den passenden Sender dazu habe ich leider nicht. Der Frequenzbereich geht von 3.5 MHz bis 3.8 MHz.

Um den Empfänger zu betreiben, werden folgende Batterien benötigt: 80 Volt für die Anodenspannung, -15V für die Gittervorspannung und 1.4 Volt für die Röhrenheizung.

Hier sieht man die Bedienungselemente im Detail:

Das nachfolgende Bild zeigt das Schaltschema. Es handelt sich um ein sogenanntes ZF-Audion mit einer Zwischenfrequenz von 465 kHz. Es werden 3 Batterie-Röhren verwendet. Diese benötigen nur 50 mA Heizstrom und funktionieren schon bei niedrigen Spannungen. Da die Kathoden direkt geheizt sind, ist das Gerät sofort betriebsbereit. Man muss also nicht wie bei einem normalen Röhrengerät warten, bis die Kathoden die Betriebstemperatur erreicht haben. Röhre V1 wird als Vorverstärker verwendet. Röhre V2 wird als Lokaloszillator und Mischer benutzt. L5 und L6 sind die Oszillatorspulen. Anodenseitig wird das ZF-Signal ausgekoppelt. Der linke Teil von V3 ist das Audion für die Zwischenfrequenz von 465 kHz. Der rechte Teil von V3 arbeitet als NF-Verstärker. T1 und T2 sind NF-Übertrager. Mit dem Potentiometer R6 lässt sich die Empfindlichkeit in weiten Grenzen variieren. Das ist zum Peilen sehr wichtig. Die sonst bei einem Audion-Empfänger üblichen Macken treten bei diesem Gerät nicht auf. Die Schaltung funktioniert überraschend gut. Natürlich ist es ein 2-Seitenbandempfänger. Für den CW-Empfang haben sich die alten hochohmigen Kopfhörer mit Metall-Membrane bewährt, die eine ausgeprägte Resonanz aufweisen und somit schmalbandig sind. Für den SSB-Empfang eignet sich ein moderner, niederohmiger, dynamischer Kopfhörer dessen Frequenzgang flach ist.

Nun noch zum Innenleben: Wie man aus diesem Bild erkennen kann, haben sich die OM’s vor 60 Jahren sehr viel Mühe beim Aufbau gegeben. Sogar die Schrauben wurden mit rotem Sicherungslack gesichert.

Dieses Bild zeigt das leere Batteriefach für die Heizbatterien. Auf der linken Seite befindet sich das Batteriefach für die Anodenbatterie. Unten befindet sich die Röhre V3 für das Audion und den NF-Verstärker.

Wie schon vorher erwähnt, benötigt man zur Stromversorgung Batterien, die heute nicht mehr erhältlich sind. Der Empfänger funktioniert jedoch so gut, dass es schade wäre, diesen im Schrank verstauben zu lassen. Ich habe mich deshalb entschlossen, einen Spannungswandler zu bauen, der die Heiz- Anoden- und Gittervorspannungs-Batterien ersetzt. Das folgende Bild zeigt den Gegentakt-Durchflusswandler mit einer Betriebsfrequenz von ca. 50 kHz. Der Wandler stört auf gewissen Frequenzen den Empfang. Deshalb gibt es an der Frontplatte einen Schalter um die Arbeitsfrequenz einige kHz zu schieben.

Als Oszillator wird ein 74HCT14 verwendet. Als Schalttransistoren 2x 2N2222.

Die paar Windungen über dem Klebband liefern die 1.4 V Heizspannung. Unten befindet sich der Gleichrichter für die Anodenspannung. Links von der Löcherplatte ist noch der Sockel für die 15 V Gitterbatterie ersichtlich.

Die Eingangsspannung des Wandlers beträgt jetzt 12 V. Der Last-Strom 100 mA. Damit nimmt dieses Gerät nur 1.2 Watt auf. Das ist auch nicht mehr, als bei einem modernen DAB-Empfänger !

Es ist wirklich erstaunlich, mit welchen Mitteln früher portable Geräte realisiert wurden. Obwohl die Betriebsspannungen etwas exotisch sind und die Batterien langsam unbezahlbar werden, kann man  mit Spannungswandlern diese Geräte auch heute noch in Betrieb halten.

Es wäre jedenfalls schade, wenn solche Geräte verschrottet würden.

Im Gegensatz zu den modernen Geräten ist es eine Herausforderung damit ein QSO zu machen. Das Hauptproblem ist, auf der richtigen Frequenz zu senden, da der Empfänger ja keine Seitenbandunterdrückung aufweist.

73 de Paul, HB9DFQ

Frankreichs “Collins” Empfänger

Die Empfänger von A.M.E. (Ateliers de Montage Électrique) sind ausserhalb Frankreichs wenig bekannt. Doch für die Nostalgiker unter Frankreichs Funkamateuren sind sie ein Begriff wie die legendäre Marke Collins. Die Firma A.M.E. in Paris versorgte die Armee, die Marine, die PTT, Botschaften, Handelsschiffe, Küstenfunkstationen usw. mit Funkempfängern. Der bekannteste Typ ist der 7G-1680, der besonders bei Frankreichs AM Liebhabern anzutreffen ist. Das sind die Old Timer, die seit 30 Jahren (!) jeden Sonntag Morgen auf 3550 kHz anzutreffen sind. Die Geräte stammen aus den 50er Jahren und sind mit 12 Röhren bestückt. Sie überdecken den Frequenzbereich 1.75 – 40 MHz in sieben Bändern, sind als Doppelsuper mit ZF-Frequenzen von 1600 kHz und 80 kHz aufgebaut und verfügen über Filter für 8 kHz, 2 kHz, 0.5 kHz und 0.1 kHz (-6dB). Doch die Geräte sind keine Leichtgewicht. Sie wiegen sage und schreibe 68 kg.

Ein interessantes Detail: Sie verfügen nicht nur über ein S-Meter, sondern auch über ein magisches Auge. Damit ist auch das Rätsel gelöst, wieso ab und zu Magische Augen der Französischen Armee auf Flohmärkten auftauchen. Viele davon in der langlebigen gelben Ausführung.

73 de Anton

Bild: Auf einem Schrottplatz auf der Karibikinsel Antigua entdeckt

Bye Bye Eco Antennen

Gemäss einer Mitteilung von IW5EDI hat die Firma ECO ihre Tätigkeiten eingestellt. ECO stellte eine ganze Palette von sehr günstigen Antennen her. Unter anderem Yagis für VHF und UHF, sowie Vertikalantennen für KW. Solange die Lager der Distributoren noch voll sind, wird man diese Antennen aber wohl noch erhalten.

Die Auswahl wird damit wieder kleiner und manch ein OM wird sich überlegen, ob es nicht günstiger ist, seine Antennen selbst zu bauen. Hier in der Schweiz ist das Angebot sowieso minimal und die Versandbedingungen für Sperrgut verteuern die Antennen zusätzlich.

Kürzlich habe ich nach den Versandkosten einer 1.2m langen ZL-Special Yagi für das 70cm Band aus England gefragt. Antwort: die Yagi sei zu gross um sie in die Schweiz zu versenden. Aber vielleicht hatte der Verkäufer bei Moonracker einfach keine Lust.

73 de Anton

Bild: Selbsbau Yagis für 70 und 23 cm provisorisch vor’s Dachfenster geklemmt.

Wo bleibt der Hilberling?

Das letzte, das ich vom KW-Transceicer PT-8000 von Hilberling gehört habe, ist das Gerücht, dass er nebst dem 6m Band auch das 4m Band beinhalten soll. Angeblich wollte Telefunken den Transceiver produzieren, doch seit dieser Ankündigung im vergangenen Sommer in Friedrichshafen herrscht Funkstille.

Aber es war schon immer so: nicht alles was angekündigt wird, kommt auf den Markt. Oder habt ihr schon einmal vom Sienna Transceiver gehört?

Auch über das Schicksal des Mobile-Transceivers KG-UV920R von Wouxun ist noch nicht entschieden. Weder Preis noch Einführungsdatum sind bekannt.

73 de Anton

Bild: Fredvang, Lofoten

Wellenchaos

In den USA fällt die Fernmeldebehörde seltsame Entscheide. Der Firma ReconRobotics Inc wird die Benutzung des 70cm Amateurfunkbandes von 430 bis 448 MHz für die Videoübertragung ihrer Überwachungsroboter erlaubt.

Und der Firma LightSquared wird die Breitbandübertragung mit hoher Leistung angrenzend zum GPS-Band zugestanden. Es sollen 40’ooo Stationen mit 1.5kW Leistung über das ganze Land verstreut gebaut werden. Versuche (u.a. von Garmin) haben ergeben, dass dadurch der GPS-Empfang empfindlich gestört wird, da die handelsüblichen GPS-Empfänger zuwenig trennscharf und großsignalfest sind. Die GPS-Empfänger könnten bis zu einer Entfernung von einigen 10km blockiert werden, da die Satellitensignale sehr schwach sind.

Aber offenbar geht es bei dieser Geschichte um sehr viel Geld und die USA haben es dringend nötig. Nur damit kann erklärt werden, dass die FCC vor der Konzessionserteilung keine technischen Abklärungen vornahm.

Diese beiden Beispiele zeigen, wie gross der Druck im UHF/Mikrowelllenbereich ist. Immer mehr neue Anwendungen verlangen nach zusätzlichen Frequenzen. Aber auch von unten wird das Feld aufgerollt. Neue PLC-Systeme (Power Line Communications) arbeiten für die Inhouse Kommunikation mit Frequenzen bis zu 100 MHz.

73 de Anton

Dein Baum – deine Antenne

Es soll tatsächlich OM’s geben, die ihren Baum vor dem Haus umsägen, damit sie am Samstag, anstatt zu funken, Rasen mähen können ;-)

Der Baum ist der beste Freund des Funkers und wenn man ein Haus baut, so sollte man unverzüglich an strategischen Orten des Grundstücks Bäume pflanzen. Am besten Pappeln, die wachsen schnell und hoch. Spätestens zur Pensionierung verfügt der vorausschauende OM dann über Antennenmasten, für die er keine Baubewilligung braucht. Dipol, Inverted L, Lazy H, Delta Loop, eine ganze Palette von Antennen steht dann zur Wahl. Das ist wie Weihnacht und Ostern am gleichen Tag.

Doch wie kommt die Antenne auf den Baum? Im Pensionsalter ist man ja nicht mehr so rüstig und der Sohn hat auch nur Video gespielt, anstatt auf Bäume zu klettern. Einen Affen anheuern?

Doch zum Glück gibt es Wurfgewichte, Pfeil und Bogen oder Schleudern. Doch letztere bitte nicht mit Armstützen, die werden nämlich als Präzisionswaffen angesehen und sind deshalb verboten. Dass alle anderen keine Präzisionsinstrumente sind, merkt man spätestens beim elften Wurf oder wenn der Hammer mit der Angelschnur am Stiel auf den BMW des Nachbarn knallt.

Unsere Funkfreunde in den USA sind da wesentlich erfinderischer. Bestens bewährt hat sich dort die Kartoffelkanone, wie folgendes Video zeigt. Bitte schaut genau hin, es ist zugleich auch eine Bauanleitung.

Wer noch grössere Bäume sein eigen nennt, dem empfehle ich auf die Kürbiskanone umzusteigen. Ob es dazu einen Waffenschein braucht, entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist also durchaus möglich, dass nach dem zweiten Schuss eine Sturmtruppe der Polizei zu Besuch kommt. Es gibt Dinge, die sind eben nur in den USA möglich ;-)

73 de Anton

Bild: CG3000 als Tuner für eine Baumantenne.

Ham Spirit

Als ich 1972 den Sommer in den USA bei meinen Verwandten verbrachte, kaufte ich mir ein Exemplar des ARRL Handbook’s. Auf der ersten Seite standen sechs Grundsätze, nach denen sich der Funkamateur richten sollte. Sie wurden 1928 von Paul M. Segal, W9EEA aufgestellt:

The Radio Amateur is:

CONSIDERATE...
Never knowingly operates in such a way as to lessen the pleasure of others.
LOYAL…
Offers loyalty, encouragement and support to other amateurs, local clubs and the American Radio Relay League, through which Amateur Radio in the United States is represented nationally and internationally.
PROGRESSIVE...
With knowledge abreast of science, a well-built and efficient station and operation above reproach.
FRIENDLY…
Slow and patient operating when requested; friendly advice and counsel to the beginner; kindly assistance, cooperation and consideration for the interests of others. These are the hallmarks of the amateur spirit.
BALANCED…
Radio is an avocation, never interfering with duties owed to family, job, school, or community.
PATRIOTIC…
Station and skill always ready for service to country and community.
In diesem Ehrenkodex ist das beschrieben, was gemeinhin als Ham Spirit verstanden wird. Ich denke, dass er auch heute noch Gültigkeit haben sollte. Würden wir ihm mehr Beachtung schenken, würde unser wunderbares Hobby noch schöner werden und wir würden auf den Bändern mehr Gentlemen begegnen und weniger Traffic-rowdies, Frequenzpolizisten, Geisterfunkern und Brüllaffen. Die Bandpläne würden als Gentleman-Agreement zum Wohle
der Gemeinschaft angesehen und beachtet. Newcomer würden von den alten Hasen freundlich aufgenommen und wohlwollend beraten.
73 de Anton
Bild: Niederhorn, Berner Oberland

500 kHz nicht nur für ein paar “Spinner”

HB9EPA hat in hamnews.ch einen guten Kommentar zum 500 kHz Bereich geschrieben. Vorallem darüber, wieso der Amateurfunkdienst diesen Bereich braucht.

Natürlich gibt es immer wieder einige rückwärtsgewandte OM’s, die meinen, wir brauchten keine neuen Frequenzen. Diese Stimmen habe ich schon bei der Freigabe der WARC-Bänder gehört. Die lustigste Begründung eines OM’s war: “Ich funke nicht auf schmalen Bändern.” Auch bei der Freigabe des 6m Bandes gab es Stimmen, die sagten: “Das brauchen wir nicht, das ist doch nur für einige wenige Spezialisten. Mir reicht das 20m Band.”

Auch jetzt melden sich wieder einige mit einer Diode im Hirn: “Wieso 500 kHz? Das braucht niemand.”

Nebst den Gründen, die HB9EPA in seinem Bericht aufführt, gibt es noch einen ganz gewichtigen Grund, wieso der Amateurfunkdienst ab und zu neue Wellen braucht: unser Hobby lebt mit der Erforschung und Entwicklung neuer Kommunkationsformen und Möglichkeiten, seien es nun neue Betriebsarten, neue Geräte- oder Antennen oder eben auch neue Wellenbereiche. Wenn es eines Tages nichts Neues mehr zu erforschen gibt, wird unser Hobby sterben. 59 kann man auch am Telefon austauschen.

Auch ist die Annahme falsch, 500 kHz würde nur wenigen OM’s nützen, höchstens ein paar Spinnern, und die hätten ja schliesslich bereits dieses komische Langwellenband, das nirgends auf einem ICOM, Kenwood oder Yaesu Bandschalter zu finden ist.

Auf 500 KHz wird man sehr viel leichter QRV als auf Langwelle. Mein ICOM IC-7200, zum Beispiel, liefert auf diesem Band gegen 100mW, nachdem ich ihm eine Diode rausgeknipst habe. Eine kleine Endstufe dran und schwupps ich hätte einige 10Watt zur Verfügung. Auch die Antenne ist für dieses Band kein Kunstwerk. Dazu braucht’s nicht mal eine Baubewilligung. Ein Stück Draht in den nächsten Zwetschgenbaum reicht und man ist QRV. Abgestimmt wird zum Beispiel mit einem Variometer.

Natürlich werden es am Anfang nur wenige sein, die diesen Bereich erforschen. Doch nach den Pionieren kommen die Siedler. Und das Land der 600m-Wellen hat ihnen einiges zu bieten: Zum Beispiel eine starke Grundwelle und nach Einbruch der Dunkelheit gute NVIS-Bedingungen.

Doch das ist nicht alles: Mir hat ein altgedienter Botschaftsfunker erzählt, dass er regelmässig im Winter auf dem indischen Subkontinent Beromünster hörte und ich weiss von Schiffsfunkern, die auf 500 kHz unter guten Ausbreitungsbedingungen Tausende von Kilometern überbrückten.

73 de Anton

Bilderrätsel für Nostalgiker: Wozu braucht man diese seltsamen Instrumente?

Radio in Motion

Funkamateure reisen nicht nur auf Ätherwellen in alle Welt, sie sind auch gerne persönlich unterwegs. So zum Beispiel die Segler. Sie sind oft auch Funkamateure und haben eine Station an Bord. Doch nicht jeder ist für die Seefahrt geeignet, wie ich selbst feststellen musste. So sehr ich Schiffe bewundere, es geht doch nichts über festen Boden unter den Füssen, bzw. unter den Rädern.

Eine besonders gemütliche Art, die Welt zu bereisen, sind fahrbare Häuser. Man ist dabei unterwegs und doch zuhause. Hat sozusagen den Fünfer und das Weggli, wie wir in der Schweiz sagen. Einige meiner Funkfreunde sind mit einem Mobilehome unterwegs. Einer davon ist Pascal, HB9EXA. Er hat nicht nur einen ausgedienten Lastwagen der Schweizer Armee zu einem fahrbaren Haus umgebaut, sondern auch eine Seite eingerichtet, wo sich Gleichgesinnte treffen: Radio in Motion, heisst sie.

73 de Anton

Bild: Unterwegs auf den Lofoten

Akustische Verstopfung

Wenn die Signale aus dem RX immer schwächer werden, liegt es manchmal nicht an den Ausbreitungsbedingungen oder am Empfänger. Zuweilen ist es der OM selbst, dessen Hörvermögen abnimmt.

Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, eines jener winzigen Geräte zu kaufen, die eigentlich niemand will und die vom Preis her durchaus mit einem teureren KW-Transceiver konkurrieren können?

Doch halt! Manchmal ist die Lösung des Problems banal: ein verstopftes Ohr! Ohrenärzte erzählen Schauergeschichten, was sie in Ohrkanälen finden. Abgebrochene Wattestäbchen, keimender Weizensamen, das vermisste Ohrstück vom MP3-Player. Meistens ist es aber nur Ohrschmalz, der als Dämpfungsglied wirkt und eine Spülung zeigt Wunder. Der Old Man hört wieder wie ein Young Man.

Verstopfung findet man aber nicht nur im Ohr. Auch Mikrofone können verstopft sein. Ab Fabrik und mit voller Absicht. Denn Elektretmikrofone sind empfindlich auf Feuchtigkeit, und um die Membrane vor nasser Aussprache zu schützen, verpassen die Hersteller manchen Handmikrofonen einen Filz, wie hier im Bild in einem MH-36:

Kein Wunder, dass die Gegenstation die Modulation etwas zerdrückt und filzig findet.

Abhilfe bringt in diesem Fall nicht eine Spülung wie beim Ohrenarzt, sondern ein Griff zur Pinzette. Wer nicht gerade eine nasse Aussprache hat wie ein Gartenschlauch, der kann auch ruhig ohne Filz funken. Ganz schutzlos sind die Mikrofonkapseln gleichwohl nicht. Hinter dem Filzpropfen befindet sich in der Regel noch eine letzte Sperre, ein feines Vlies:

73 de Anton

QRV auf Bornholm

Bornholm ist eine dänische Insel in der Ostsee zwischen Südschweden und Polen. Sie befindet sich auf dem 55. Breitengrad und dem 15. östlichen Längengrad. Mit 588 km2 ist sie keine kleine Insel mehr. Schon gar nicht für uns Schweizer, die wir das Kleine gewohnt sind.

Der höchste Punkt der Insel befindet sich übrigens 162m über Meer. Für meine Begriffe ist sie also ziemlich flach :-)

In einem Monat werden wir (OZ/HB9ASB und in der zweiten Woche  OZ/HB9CGQ und OZ/HB9CCZ) für drei Wochen von dort aus QRV sein. Hauptsächlich am Abend auf KW, 6m und 2m. Die IOTA-Nummer der Insel ist EU-030.

Auf Bornholm befindet sich sogar ein 2m Relais: in Østermarie auf 145.650 MHz mit 88.5 Hz CTCSS (JO75jd)

Besonders gespannt bin ich auf die Ausbreitungsbedingungen auf 2m. Denn hier, von meinem Heim-QTH auf 600m zwischen den Jurahöhen und den Alpen läuft fast alles über Reflexionen. Hat man einen grossen Berg “vor der Nase”, kann man jederzeit zuverlässig grosse Entfernungen überbrücken und von Tal zu Tal funken. 2m und 70cm sind dazu ideal, 6m scheint weniger gut geeignet zu sein. Aber vielleicht fehlt es hier auch nur an Erfahrung mangels Gegenstationen. In der Regel gilt, wer die Berner Alpen sieht, kommt auf 2m in SSB nach Norditalien, wer den Chasseral sehen kann – den höchsten Juraberg mit über 1600m – kommt in der Regel nach Frankreich rüber. Auch der Schwarzwald befindet sich in “Reflexionsreichweite”. Ein paar Watt und eine “anständige” Yagi (horizontal!) genügen dazu.

Allerdings scheinen dies viele junge OM’s nicht zu wissen und einige alte vergessen zu haben. Seit jedermann auf Kurzwelle funken darf, sind die SSB Stationen auf 2m rar geworden, gar nicht zu reden von 70cm. Ich erinnere mich an Zeiten, da konnte man Abends auf 432.200 CQ rufen und erhielt auch Antwort. Mit etwas Leistung und einer guten Antenne waren auch ohne spezielle Ausbreitungsbedingungen QSO’s gegen Norden weit über Straßburg hinaus möglich. Zum Beispiel mit Saarbrücken.

Heutzutage beschränkt sich der Funkverkehr auf Relais und gelegentliche Lokal-QSO’s in FM.

Eigentlich schade.

73 de Anton

Bild: 1KW Endstufe für 136 kHz

Ein alter Bekannter

Bei einigen Geräten habe ich es später bereut, dass ich sie weiterverkauft hatte. Der ICOM IC-765, ein Schlachtschiff von einem Gerät, war so ein Fall. Auch der FT-102 von Yaesu, mit seiner dreiröhrigen Endstufe. Gestern ist es mir gelungen einen alten Bekannten wieder zu ergattern, dessen Verkauf ich immer bereut hatte: ein TR751E. Es handelt sich dabei um einen 2m Allmodetransceiver mit 25W Ausgangsleistung. Schade, dass solche Geräte heute nicht mehr produziert werden. Stattdessen wird noch die ganze Kurzwelle hineingewurschtelt, samt einem Menüsystem aus dem Horrorkabinett eines verrückten japanischen Ingenieurs. Dafür haben die Geräte kein richtiges S-Meter mehr und die Spezifikationen sind auch nicht besser geworden. Wenn man von X Speicherkanälen mal absieht.

Der TR751E, oben im Bild, kommt aus England und hat kaum einen Kratzer. nach einem Ölwechsel und der Waschstrasse wird der wieder laufen wie ein 80-Jähriger mit einem Herzschrittmacher auf der vierfachen Frequenz.

Der Zufall wollte es, dass ich heute mal mein “Aussenlager” besichtigt habe. Eigentlich suchte ich Blumentöpfe für meine liebe Angetraute. Gefunden habe ich dieses Teil hier:

Es gehört zu einem SE222 Mast und muss irgendeine Spule enthalten, eine Art UNUN vielleicht. Nun hoffe ich, dass mir ein Leser weiterhelfen kann und weiss, was das Teil kann.

73 de Anton

Kahlschlag in der Ukraine

Die Behörden in der Ukraine sind ihren Funkamateuren nicht wohlgesonnen. Wie Ham News CH meldet, wurde ihnen nicht nur das 30m Band weggenommen, sondern auch der obere Teil des 20m Bandes von 14250 – 14350 kHz. Auch wurden fast alle Mikrowellenbänder ab 23cm für die Funkamateure gesperrt. da können wir ja mit unserem BAKOM echt zufrieden sein ;-)

Ein wüster Horrorfilm für Langwellenamateure ist auf Youtube zu sehen. Dort wurde der Mast einer LORAN Station gesprengt. LORAN ist die Abkürzung für Long Range Navigation. Das aktuelle LORAN-C ist ein Funksystem zur Navigation von Schiffen und Flugzeugen. Es sendet auf 100kHz und wer einen guten Langwellenempfänger und ein Stück Draht sein Eigen nennt, hört es dort rattern. Durch die Messung der Laufzeitdifferenzen mehrerer Sender kann die eigene Position bis auf 10m genau bestimmt werden. Doch die moderne Satellitennavigation macht LORAN überflüssig und die um die 200m hohen Sendemasten stehen auf der Abschussliste.

Doch aller schlechten Nachrichten sind drei. Russland stemmt sich vehement gegen die Einführung eines 500 kHz Bandes für Funkamateure und es ist nicht alleine. Wir werden an der nächsten Weltradiokonferenz im Februar 2012 einen schweren Stand haben. Es weht ein eisiger Wind aus Osten.

73 de Anton

PS. ich finde Ham News CH eine ganz tolle und informative Seite mit Potenzial und habe sie deshalb in meine Blogroll aufgenommen.

Allerlei Leserfotos

Von Philipp, HB3YXP, der zurzeit auf sein HB9-Rufzeichen wartet, habe ich das Bild oben erhalten. Er fragt, ob ich wisse, was in diesem “Balun” der Schweizer Armee drin sei. Er funktioniere mit einem Halbwellendipol für 15m recht ordentlich. Leider weiss ich es nicht, lieber Philipp, aber vielleicht kann uns ja ein Leser dieses Blogs weiterhelfen?

Doch wenn ich mal eine Vermutung anstellen darf: Wahrscheinlich ist in diesem Teil gar nichts drin. Es dürfte sich um ein simples Mittelstück für einen Dipol handeln. Darum funktioniert es auch auf 15m.

Von Pascal, HB9EXA, habe ich das folgende Bild erhalten:

Wie wir sehen können, hat er beim Bau seiner FUNKPERLEN-Antenne tatkräftige Hilfe erhalten. Nun warten wir gespannt auf seinen Erfahrungsbericht.

Auch von Iacopo, HB9DUL, habe ich interessante Fotos bekommen. Er hat ein Variometer für seine Langwellenantenne gebaut und wird schon bald damit von seinem QTH, in der Nähe von Lausanne, QRV sein.

Wir haben abgemacht, dass wir uns jeweils am 1. Sonntag eines Monats auf 137.500 kHz um 10:30 HBT  in CW treffen. Wir laden alle Langwellenstationen ein, mitzumachen, werden aber auch auf 3555 kHz hören.  SWL-Berichte sind willkommen.

Interessant ist die doppellagige Ausführung seiner Spulen.

73 de Anton

 

Ölwechsel am Funkgerät

Nur wenige Menschen fahren ihre Karre, bis sie alle Viere von sich streckt. Die meisten bringen ihr Fortbewegungsmittel von Zeit zu Zeit zum Service in die Garage. Und die meisten fahren damit auch durch die Waschstrasse, wenn der Dreck nicht mehr zu übersehen ist.

Ganz anders beim Funkgerät. Das wird “gefahren” bis es nicht mehr geht. Kaum einem kommt es in den Sinn, sein Gerät mal durchzuchecken und gegebenenfalls nachzugleichen. Geschweige denn, mal den Staub der Jahre rauszupusten oder die Überreste von 1001 Mahlzeiten aus dem Mikrofon zu entfernen oder den undefinierbaren schwarzen Belag von den Drehknöpfen.

Wieso auch. Das machen wir ja mit dem Rest der Hauselektronik auch nicht. Wenn der Fernseher seinen Geist aufgibt, ist es Zeit einen neuen zu kaufen. Und bei den Mobiltelefonen ist sowieso jedes Jahr ein neues fällig.

Da steht also der zwanzigjährige ICOM-Veteran auf dem Tisch und old man wundert sich, dass der schon etwas schwerhörig ist, dauernd 100Hz neben der Frequenz liegt und anstatt 100 auf 10m nur noch 70 Watt liefern will.

Auch das FT-817, das schon sieben Länder und dreimal soviele Berggipfel gesehen hat, will nicht mehr recht. Dabei hätte ein Blick in die Kiste genügt um festzustellen, dass einige Massefedern abgebrochen sind.

Ich staune immer wieder, wie ein altes Funkgerät zu neuem Leben erwacht, wenn man sich die Mühe nimmt, mal einen “Ölwechsel” auszuführen. Und nicht selten stelle ich bei dieser Gelegenheit fest, dass das Gerät schon ab Fabrik nie sauber abgeglichen war.

Viele Krankheiten sind übrigens auf schlechte Steckverbindungen zurückzuführen, oder auf erlahmte Massefedern/Massekontakte. Alle internen Stecker ein paar Mal aus-und wieder einstecken beseitigt so manches Phänomen. Spinnen im Gerät sind dagegen fast harmlos und selten spinnt ein Gerät wegen ihnen.

Unsere Funkgeräte haben ein langes Leben, und wenn man sie pfleglich behandelt, bringen sie auch noch im hohen Alter die volle Leistung. 20 Jahre sind für einen Transceiver nichts. Und interessanterweise ist oft kein grosser Unterschied zu modernen Geräten festzustellen. Abgesehen von den fehlenden Menüs und Submenüs, und den LED anstelle eines analogen S-Meters.

Mit thermischem Stress und der Alterung der Materialien verstimmen sich Spulen und Trimmer. Mindestens nach 10 Jahren ist ein Check und ggf. ein Neuabgleich nach Servicehandbuch angezeigt. Ein Ölwechsel wie beim Auto.

73 de Anton

Bild: Alter TenTec-Tuner. Auch bei ihm hat eine Reinigung der Kontakte Wunder gewirkt.

Handy frisst Batterie

Von Paul, HB9DFQ, habe ich folgende beunruhigende Mail erhalten:

Das beiliegende Bild zeigt das Kenwood Dualband Handy TH-F7. Wie man sieht besteht das halbe Gerät aus einem 1.5 Ah Li-Ionen Akku (2 Zellen).

Dieses 2m / 70 cm Gerät macht 50 mW / 500 mW oder 5 W Ausgangsleistung. Bei 5 W Sendeleistung nimmt das Gerät ca. 10 W auf.

Ich verwende das Gerät hauptsächlich bei gelegentlichen Wanderungen. Dabei hat mich der Akku häufig im Stich gelassen.

Die Selbstentladung von Li-Ionen Zellen liegt bei einigen Mikroampères sodass man den Akku eigentlich nicht ständig laden muss. Soweit so gut dachte ich, war aber nicht so.

Eine Strommessung an den Klemmen des Funkgerätes, bei abgenommenem Akku, ergab folgenden Wert: Es fliessen 330 Mikroampere wenn das Gerät ausgeschaltet ist.

Das scheint nicht viel zu sein. Aber während 2 Monaten summiert sich das auf 480 mAh. Der Akku hat eine Kapazität von 1.5 Ah wenn er neu ist. Nach 2 Jahren hat er höchstens noch 0.75 Ah. Nimmt man das Gerät nach 2 Monaten wieder einmal aus dem Schrank, so hat sich der Akku auf 36% entladen.

Da muss man sich nicht wundern wenn der Akku bei 5 W Sendeleistung rasch den Geist aufgibt.

Seit dieser Feststellung lagere ich das Funkgerät nur noch mit abgenommenem Akku zuhause. Seitdem hatte ich keine Probleme mehr mit dem Akku.

Soweit Pauls Bericht. Mein altes Yaesu FT-11R scheint im Umgang mit dem Batteriesaft vernünftiger zu sein. Es braucht im ausgeschalteten Zustand lediglich 25 Mikroampere. Ganz anders das bekannte Wouxun KG-UVD1p. Dieses Handfunkgerät frisst sage und schreibe 1.5mA. Meldungen von anderen Besitzern, die sagen, dass ihre Batterien bei Nichtgebrauch nach einem Monat entladen seien, bestätigen meine Messung.

73 de Anton

SAQ April 14th 2011

From SM6NM/LarsThere will be an extra transmission with the Alexanderson alternator on 17.2 kHz on Thursday April 14th 2011 at 12:45 UTC with tuning up some time before.

The transmission is directed to “The 5TH European Conference on Antennas and Propagation” in Rome, Italy.

We do not require any QSL-reports this time and will not verify.

Regards.

 

 

Die FUNKPERLE, Abschlussbericht

Natürlich habe ich die FUNKPERLE ausprobiert und einige QSO’s damit gefahren. Aber ich will euch nicht mit Anekdoten langweilen. Denn ausgemessen habe ich sie nicht. Zu sagen: “ich habe damit ein QSO über x-Kilometer gefahren und einen Rapport y bekommen”, oder “ich habe sie mit Housis Kelemen verglichen und sie ist 1/3-S-Stufe besser”, wäre unseriös. Das überlasse ich anderen Wunderantennen-Erfindern.

Dabei bin ich eigentlich gar kein Erfinder. Ich habe nur das genommen und auf Kurzwelle umgesetzt, was andere schon seit Jahrzehnten bei viel zu kurzen Antennen im Lang- und Mittelwellenbereich tun: Ich habe meine Antenne nicht auf mysteriöse und undurchschaubare Weise oder gar mittels eines strahlenden Koaxialkabels angepasst, und ich habe auch nicht versucht, die Physik zurecht zu biegen, sondern schlicht und einfach ein Variometer benutzt.

Das Geheimnis sehr kurzer Antennen liegt nicht so sehr darin, was man als Strahler benutzt, sondern 1. wie man sie anpasst und 2. wie gut das Gegengewicht ist.

Natürlich helfen dicke Strahler und Dachkapazitäten, indem sie die Kapazität des Strahlers erhöhen und damit die Induktivität in der Anpassung senken. Aber sie ziehen auch die Blicke der Nachbarn auf sich. Daher habe ich mich mit einem dünnen Strahler begnügt und versucht, die Anpassung so verlustarm wie möglich zu gestalten.

Doch was nützt die beste Antenne, wenn man sie kaum abstimmen kann? Die FUNKPERLE ist leicht abzustimmen und kann mit einem Handgriff über das ganze 160m Band nachgetunt werden. Für 160m gehen Strahler von 3m bis 6m Länge.

Doch etwas Vorsicht ist angebracht: erstens herrscht an der Antenne Hochspannung (mehrere KV) und zweitens kann sie leicht durch die Umgebung verstimmt werden. Kommt ihr also nicht zu nahe, wenn ihr damit sendet. Und denkt daran: Antennen strahlen aus dem Strombauch heraus. Und der grösste Strom fliesst gerade am Fusspunkt. Schon die ersten Dezimeter sollten so frei wie möglich sein und nicht durch einen Blumentopf führen :-) Und noch was: vergesst bitte die Mantelwellensperre nicht. Sie gehört ans Koaxkabel vor der Einspeisung ins Variometer. Und vergesst auch das Gegengewicht nicht: es ist entscheidend. Ohne Gegengewicht funktioniert die FUNKPERLE nicht. Für meine Versuche habe ich zwei je 10m lange Drähte auf den Boden gelegt – einen nach links, den anderen nach rechts.

Hier nochmals eine kurze Zusammenfassung:

Wieso funktionieren die meisten Wunderantennen?

  1. Bei vielen strahlt das Koaxialkabel und weniger die Antenne selbst.
  2. Es ist sehr schwer eine Antenne zu bauen, die überhaupt nicht strahlt.

Was macht die Funkperle besser:

  1. Die Anpassung erfolgt verlustarm, ohne UNUN, Widerstände oder LC-Netzwerke.
  2. Es strahlt die Antenne und nicht das Koaxkabel.
  3. Sie lässt sich leicht abstimmen

Wie erwähnt, lässt sich dasselbe Variometer auch für 80m benutzen. Der Strahler muss dann auf 1.8 – 2m verkürzt werden. Damit erzielt man natürlich kein DX und kein Bombensignal. Aber in CW oder PSK31 sind schöne Europaverbindungen vom Balkon aus möglich. Möglichst mit vollen 100W, denn QRP und Behelfsantennen vertragen sich schlecht.

Und wer seine Nachbarn bereits an Antennen gewöhnt hat, kann für 160m auch eine längere Fischrute benutzen. 5 oder 6m helfen dem Signal mächtig auf die Sprünge.

Hier ein Bild vom Transceiver, den ich für die Tests benutzt habe: Ein ICOM IC-7200:

73 de Anton

Die Funkperle, eine Balkonantenne für 160m, Schritt III

Nachdem wir eine Kugelspule gebaut haben, können wir uns den leichteren Dingen zuwenden. Als nächstes bauen wir die Spule L1. Dazu bewickeln wir die Kunststoffbüchse mit ca. 40 Windungen 0.75er TF-Litze, 1mm Elekrtikerdraht oder ähnlichem. Im oberen Drittel lassen wir eine Lücke, etwa  bei der dreissigsten Windung. Dort wird dann die Achse für die Kugelspule durchgeschoben:

Und damit sind wir bei der nächsten Aufgabe, der Endmontage. Wir entfernen alle Metallteile aus dem Druckbleistift und benützen es als Achse. Natürlich können wir auch ein x-beliebiges Kusstoffteil benutzen, das wir aus dem Haushaltmüll fischen. Dann bohren wir die Löcher für die Achse. Etwas zu klein, damit die Achse streng sitzt und nicht von selber drehen kann, und stecken sie durch die Büchse, durch die Kugelspule:

Zum Schluss montieren wir noch den Korken auf die Achse als Drehknopf.

Jetzt greifen wir zum Lötkolben, natürlich am richtigen Ende, und wir verbinden die beiden Spulen mit einer feinen, flexiblen Litze und führen auch ein Stück Litze vom anderen Ende der Kugelspule nach “draussen.” Dort wird dann die Antenne angeschlossen. Am besten mache ich dazu ein Loch oben in die Büchse und montiere eine Bananenbuchse. So habe ich einen “sauberen” Antennenanschluss. Oben ist übrigens dort, wo die Büchse offen ist. Die Kugelspule sollte auch nicht mitten in der Büchse sitzen, sondern am oberen Ende. Wir achten darauf, dass sich die Kugelspule unbehindert über 180 Grad drehen lässt.

Unten an der Büchse, dort wo die Wicklung von L1 anfängt, montieren wir ebenfalls eine Bananenbuchse und löten den Anfang von L1 an. Hier werden der Mantel des Koaxialkabels (RG58) und das Gegengewicht angeschlossen. Letzteres ist übrigens sehr wichtig und entscheidet darüber, wie gut die Antenne funktioniert. Balkongeländer, Radials, Blitzableiter usw. werden dort angeschlossen. Wenn die Antenne als Mobilantenne benutzt wird, natürlich die Karosserie des Wagens.

Apropos Mobilbetrieb: KW-Mobilantennen funktionieren nur deshalb so gut, weil das Auto die andere (unabgestimmte) Hälfte eines Dipols darstellt. Notabene tiptop isoliert durch vier Gummireifen. Voraussetzung ist, dass der Mantel des Koaxkabels fest mit der Karosserie verbunden wird. Magnetfüsse sind für KW – besonders auf den langwelligeren Bändern – unbrauchbar. Ihre Koppelkapazität ist für die Kurzwelle zu schwach. Eine Mobilantenne für 80m die hinten an der Stoßstange befestigt wird, bildet mit dem Auto zusammen einen angewinkelten Dipol. Nur so ist es zu erklären, dass auch im 80m Band eine Steilstrahlung für Verbindungen außerhalb der Reichweite der Bodenwelle zustande kommt.

Wollen wir von unserem Balkon aus gut über die Ionosphäre wegkommen, sollten wir unseren Strahler also möglichst waagrecht nach außen stellen. Eine schräge Position ist jedoch ein guter Kompromiss.

Jetzt ist unsere Anpassung für die 3m-Angelrute fast fertig. Fehlt nur noch der Abgriff. Der findet auf den untersten Windungen der Spule auf der Büchse statt (L1), wie aus dem Schema zu ersehen ist. Entweder mache ich die untersten 5 Windungen blank und greife sie mit einem Krokodil ab, oder ich löte in gewissen Abständen Bananenbuchsen ein: bei 1/2, 1, 2, 3 und 5 Windungen von der Erdbuchse aus gesehen. Dort schließe ich dann die Seele des Koaxialkabels an, die ich mit einem Bananenstecker versorgt habe.

Jetzt rasch den Transceiver angeschlossen und dabei die Mantelwellensperre nicht vergessen. Sonst gibt’s ein heißes Blechle ;-)

Das Abstimmen der Antenne ist einfach: Transceiver auf Low Power und am Korken auf minimales SWR einstellen. Es muss ein scharfer Dip sichtbar sein, da wir keine Übersetzung auf der Achse haben. Anschließend den Abgriff mit dem kleinsten SWR wählen. Bei jedem Abgriff muss die Abstimmung am Korken neu eingestellt werden.

Das SWR sollte unter 1:2 liegen. Das ist gut genug. Im 160m Band liegt die Bandbreite bei einigen kHz. Bei jedem Frequenzwechsel muss die Antenne deshalb durch Drehung am Korken nachgestimmt werden. Das ist kein Mangel, sondern ein Zeichen dafür, dass sie wirklich gut funktioniert.

Fortsetzung folgt, 73 de Anton

Die FUNKPERLE, eine Balkonantenne für 160m, Schritt II

Niemand möchte eine Antenne im Sack kaufen. Darum ist es höchste Zeit, euch das Schaltbild der FUNKPERLE vorzustellen. Hier ist es:

Bei diesem Schema ist die Antenne nur als Symbol oben im Bild eingezeichnet. Denn ob sie nun ein Ofenrohr ist oder nur ein Draht, ist nicht so wichtig. Ich empfehle eine Fischrute aus Fiberglas von 3m Länge, an der wir einen Draht festmachen. Das Geheimnis der FUNKPERLE liegt nicht im Antennenstrahler, sondern bei der Anpassung. Denn dort geht bei stark verkürzten Antennen der meiste Saft verloren. Selbstverständlich dürft ihr die Fischrute als Wendel ausführen, oder/und noch eine kleine Dachkapazität anfügen. Und wer möchte, kann sie sogar doppelt so lange machen, also 6m. Der Wirkungsgrad wird entsprechend steigen.

Die Anpass-Schaltung besteht aus einem Variometer. Dabei handelt es sich um eine Spule (L2), die drehbar in einer zweiten (L1) angeordnet ist. Ist der Wicklungssinn der beiden Spulen gleich, ist auch die Gesamtinduktivität am höchsten. Dreht man die innere Spule um 180 Grad, wirken beide Spulen gegeneinander und die Gesamtinduktivität ist am kleinsten. Mit einer solchen Anordnung kann ein grosser Induktivitätsbereich abgedeckt werden. In unserem Fall etwa 70 bis 220 Mikrohenry. Übergangswiderstände, wie bei den Schleifern einer Rollspule, entfallen. Das ist bei extrem kurzen Antennen wichtig, denn die Kontaktwiderstände kommen rasch in die Grössenordnung des Strahlungswiderstandes.

Mit dem Drehen der kleineren Spule in der grösseren kann die Antenne auf Resonanz abgeglichen werden. Doch damit ist die Impedanz des Koaxialkabels noch nicht an die Impedanz der Antenne angepasst. Hier kommt der Abgriff an der Spule L1 zum Zug. Mit ihm wird auf bestes SWR abgeglichen. Einmal eingestellt, braucht der Abgriff nicht mehr verändert zu werden und kann fest verlötet werden. Man kann dann durch Drehen von L2 über das ganze Band abstimmen. Der Abstimmbereich ist sehr gross. Typisch von 1.6 – 2.5 MHz.

Es gibt keine andere 16om Antenne mit nur 3m Länge die das schafft. Automatische Antennentuner versagen bei dieser Länge. Aber auch wenn sie anpassen könnten, wären die Verluste aufgrund der verwendeten Schaltung viel zu hoch. Und bei kurzen Breitbandantennen, wie sie für teures Geld angepriesen werden, wird die meiste Energie im UNUN und den Widerständen verheizt. Nicht so bei der FUNKPERLE. Sie holt das Maximum aus den drei Metern heraus und der Wirkungsgrad der Antenne hängt vorallem vom verwendeten Gegengewicht ab.

Ein weiterer Vorteil dieser Antenne ist der, dass sie immer geerdet ist und sich deshalb nicht statisch aufladen kann. Der Empfang ist entsprechend ruhig.

Auch auf 80m kann man das gleiche Variometer noch verwenden. Man verkürzt dann den Strahler auf 1.8-2m. In diesem Fall muss jedoch der Abgriff neu eingestellt werden.

Aber lasst uns zur Tat schreiten. Widmen wir uns dem schwierigsten Teil: der Herstellung von L2. Diese Spule soll in L1 drehen und wir führen sie deshalb als Kugelspule aus. Wer keine Waschkugel findet, für den habe ich eine andere Lösung parat. Ich war heute in der Landi und habe für drei Stutz drei Styropor-Bälle erstanden, mit einem Durchmesser von 8cm. Genau richtig für die Kugelspule. Doch wie bewickelt man eine Kugel, ohne dass die Windungen fortwährend auseinanderfallen?

Das geht am besten mit doppelseitigem Klebeband, wie das folgende Bild zeigt. Neben der bewickelten Styroporkugel ist eine unbewickelte zu sehen:

Es müssen 45 Windungen aufgebracht werden. Ich habe dazu 1mm Kupferlackdraht benutzt. Zum Schluss habe ich die Wicklung mit Araldit überzogen um sie dauerhaft zu fixieren. Wie ihr sehen könnt, habe ich mit Wickeln nicht am “Nordpol” begonnen, sondern etwa am Nordkap :-) und am “Äquator” klafft eine Lücke. Dort wird dann die Drehachse durchgeschoben. Denn die Kugelspule dreht sich, im Gegensatz zur Erde, nicht um die Polachse, sondern um eine Äquatorachse. Gott sei Dank ist das bei der Erde nicht so, man stelle sich das Durcheinander vor!

Mit der Kugelspule haben wir den schwierigsten Teil hinter uns gebracht, der Rest ist Nasenwasser, aber das folgt morgen.

73 de Anton

PS. Wer messen kann: die Kugelspule sollte ca. 80-90 uH haben.

Die FUNKPERLE, eine Balkonantenne für 160m, Schritt I

Wie versprochen, beginnen wir heute mit dem Bau unserer FUNKPERLE. Dabei handelt es sich um eine sehr kurze Antenne, die auf dem Balkon eines Mehrfamilienhauses installiert werden kann. nach dem Motto “No Risk, No Fun” wählen wir das schwierigste Band: 160m. Die FUNKPERLE läuft aber auch auf 80m, wie wir sehen werden.

Die FUNKPERLE vermeidet die Fehler vieler Wunderantenne und funktioniert deshalb für ihre Grösse sehr gut. Doch das Prinzip ist keineswegs neu. Es ist nur im Laufe der Zeit vergessen gegangen. Patentieren kann man sie daher nicht mehr. Wer sie kommerzialisieren möchte, dem steht daher nichts im Wege.

Natürlich kann auch die FUNKPERLE die Physik nicht überlisten. Für das 160m Band ist sie viel zu kurz und der Wirkungsgrad entsprechend gering. Aber wir holen aus dieser Antenne mehr heraus, als aus den meisten kurzen Antennen, indem wir mögliche Verlustquellen vermeiden. Sie enthält keine UNUNS oder Widerstände, ist in Resonanz und richtig angepasst und das Koaxialkabel strahlt auch nicht. Dafür sorgt eine Mantelwellensperre am Einspeisepunkt. Unser Mikrofon bleibt also cool. Die Resonanz ist übrigens sehr schmal wegen der hohen Güte – ein gutes Zeichen – sie lässt sich aber auf einfache Weise über das ganze Band abstimmen.

Die FUNKPERLE ist keine QRP Antenne, dafür ist sie zu kurz, genauso wie das Leben. Sie verträgt die üblichen 100W. Doch Vorsicht! An der Antenne herrscht Hochspannung! Ein richtiger Schwiegermutterkiller.

Gehen wir also in einem ersten Schritt auf die Suche nach den benötigten Komponenten. Zuerst brauchen wir eine Wäschekugel. Am besten fragt ihr eure Frau oder Freundin, die weiss, was das ist. Man braucht sie um das Waschmittel direkt in die Trommel zu geben. Hier ein Bild davon:

Je kugeliger, desto besser. Als nächste Komponente brauchen wir ein Druckbleistift. Man findet ihn in jedem Büro. Am besten fragt ihr euren Chef oder eure Sekretärin oder klaut den vom griesgrämigen Kollegen, der immer über Antennen schimpft. Diese Sorte hier ist gut geeignet:

Des weiteren benötigen wir einen Korkzapfen. Wenn wir den nicht zur Hand haben, kaufen wir uns im nächsten Laden siebeneinhalb Dezi trockenen Weisswein und machen uns einen lustigen Nachmittag. Es ist ja für einen guten Zweck.

Ein weiteres wichtiges Teil ist eine Kunststoff-Büchse mit 10cm Durchmesser und 15cm Länge. Metall geht nicht. Karton ist aber akzeptabel. Ich bevorzuge diese hier:

Dazu braucht ihr aber keinen Whirlpool anzuschaffen. Ihr könnt die Büchse auch so kaufen. Den Inhalt schüttet ihr in Nachbars Biotop. Das hält die Mücken fern.

Dann brauchen wir noch ein wenig Kleinmaterial wie Draht, Litze, Bananenbuchsen, eine PL oder BNC Buchse – je nach Vorliebe, Klebeband etc.

Eines hätte ich beinahe vergessen: das Pièce de résistance: Eine Fischrute, bzw. Angelrute. Nackt, ohne Roller etc. Für den Anfang tut’s auch Bambus, das gibt der Antenne einen natürlichen Touch. Für die 160m Version brauchen wir eine Rute von 3m Länge. Für 80m reichen 2m. Mit einer 5m Teleskoprute habt ihr zwei Fische auf einen Schlag. Die unteren drei Meter für 160, die oberen 2m für 80m. Dann könnt ihr schon mal überlegen, wie ihr dieses Teil in finsterer Nacht, wenn der Nachbar schläft, schräg aus eurem Balkon ragen lässt. Die Rute muss aus Fiberglas und darf nicht aus Karbon sein. Letzteres ist nämlich nicht HF-verträglich.

Schliesslich brauchen wir noch eine Mantelwellensperre. Einen grossen N30 Ringkern von Epcos, den man z.B. bei Conrad bestellen kann. Das sieht dann etwa so aus:

Voilà, jetzt wo wir alles beisammen haben, können wir mit dem Bau unserer Wunderantenne beginnen.

Fortsetzung folgt, 73 de Anton

Wunderantennen

Mit Wunderantennen habe ich Erfahrung, betreibe ich doch selbst eine. Nicht mit einem Ofenrohr, das wäre zu auffällig, sondern mit einem Litzendraht. Meine Wunderantenne ist als Inverted-L gespannt, 12m hoch und 40m lang, also insgesamt 52m lang.

Das ist doch keine Wunderantenne, werdet ihr denken. In Anbetracht der verwendeten Wellenlänge ist sie es doch. Meine Wunderantenne speise ich nämlich mit 136 kHz, also 2200m Wellenlänge. Sie misst also nur gerade 0.024 Lambda. Für das 40m Band bemessen, wäre sie gerade mal 95cm lang. Insgesamt! Der vertikale Teil würde aber nur 22cm messen. Ab Boden notabene.

Auch meine Wunderantenne funktioniert. Von den 1000 Watt, die ich einspeise, werden etwa 200 – 300 Milliwatt abgestrahlt :-)

Ich weiß, der Vergleich hinkt etwas. Trotzdem: Wunderantennen, gleich wie sie aufgebaut sind, funktionieren immer nach dem gleichen Prinzip. Ein offener Schwingkreis mit einer Spule und einer Kapazität. Dieses Kapazität kann ein Ofenrohr, eine Colabüchse oder ein mit Aluminium umwickeltes PVC-Rohr sein. Je kleiner das Teil, desto geringer die Kapazität.Und desto grösser muss die Spule sein um den Schwingkreis in Resonanz zu bekommen.

Ein 25cm Ofenrohr, wie es bei OE1CKW zum Einsatz kommt, hat eine Kapazität im Bereich von 1 bis 2 pF. Um Resonanz zu erzielen brauche ich also etwa 250 bis 5oo Mikro Henry auf der Spule.

So weit, so gut. Wo liegt das Problem?

Zuerst mal bei der Spule. Wäre diese verlustfrei, wäre die Antenne (fast) perfekt. Doch je grösser die Spule, desto grösser sind die Verluste. Dem kann man etwas entgegenwirken, indem man ein günstiges Durchmesser-Längen-Verhältnis wählt und möglichst dicken Draht benutzt. OE1CKW hat das also richtig gemacht.

Aber es gibt noch eine andere Verlustquelle, die viel gravierender ist: das ist der niedrige Strahlungswiderstand des viel zu kurzen Ofenrohrs. bei einem Viertelwellenstrahler liegt der bei ca. 36 Ohm. Beim 25cm Ofenrohr liegt er unter 100 Milliohm.

Erdverluste und Spulenverluste fallen bei diesem niedrigen Strahlungswiderstand jetzt viel mehr ins Gewicht. Schon bei einem gesamten Verlustwiderstand von 1 Ohm sinkt der Wirkungsgrad der Antenne auf weniger als ein Zehntel! (In der Praxis liegen die Verlustwiderstände aber noch wesentlich höher, >10 Ohm)

Doch die Ofenrohrantenne, hat noch ein anderes Problem: Die Antenne muss angepasst werden. Und damit meine ich nicht nur die Resonanz. Wenn diese hergestellt ist, “sieht” das Koaxkabel im Speisepunkt nur noch den Strahlungswiderstand plus die Verlustwiderstände. Im obigen Beispiel wären das 100 mOhm plus 1 Ohm, also 1.1 Ohm.  Die 50 Ohm des Koaxialkabels müssen also auf die 1.1 Ohm herunter transformiert werden. Diese Anpassung fehlt bei der Ofenrohrantenne. Würde man eine Mantelwellensperre unmittelbar bei der Antennenspeisung anbringen, müsste man deshalb feststellen, dass sie nicht funktioniert, bzw. dass das SWR viel zu hoch ist.

Funktionieren tut sie nur, wie bereits erwähnt, weil der Mantel des Koaxkabels als Strahler wirkt.

Andere “Wunderantennen” wie zum Beispiel die Miracle Whip stellen Resonanz her und transformieren zugleich, darum funktionieren sie auch ohne strahlendes Koaxkabel. Aber auch dort gilt: Je kürzer der Strahler, desto besser sollte das Gegengewicht sein. Am besten funktioniert in diesem Fall immer noch ein verkürzter Dipol.

73 de Anton

PS. In meinen nächsten Blogeinträgen werde ich eine “Wunderantenne” vorstellen, die ich zurzeit entwickle. Ich nenne sie die Funkperle. Es ist eine kleine Balkonantenne für das 160m-Band aus Haushaltmüll, die sich kinderleicht abstimmen lässt und die ohne strahlendes Koaxkabel und ohne Ofenrohr auskommt. Wir werden sie Schritt für Schritt gemeinsam zusammenbauen. Bleibt dran!

Die Ofenrohrantenne – ein verspäteter Aprilscherz

Gestern schrieb mir ein Funkfreund, der immer noch auf der Suche nach einer Wunderantenne ist, er wolle jetzt eine Ofenrohrantenne bauen. Das Material dazu habe er gerade im Baumarkt erstanden.

Gegen ein Ofenrohr ist nichts einzuwenden. Man kann damit genausogut eine Antenne bauen wie mit Colabüchsen, ausgedienten Drahteseln oder Kuchenblechen. Neugierig geworden, surfte ich mal zu der besagten Ofenrohrantenne von OE1CKW. Die Wunderantenne ist dort auf einem Bild zu bewundern, gut erklärt und sogar mit einer Skizze verbunden. Von 20-80m soll sie funktionieren und sie besteht nur aus einer Spule mit 40 Windungen auf einem halbmetrigen Kunststoffrohr und einem winzigen Stück Ofenrohr von 25cm Länge und 8cm Durchmesser.

Nach zwei PSK-QSO’s auf 40m kommt OE1CKW zum Schluss: “Die Antenne funktioniert!”

Die reinste Magie, das hätte man dem 25cm Ofenrohr nicht zugetraut. Und das ganz ohne EH-Effekt, Room-Cap und Rückenwind. Doch wie bei jedem Zauberkunststück steckt auch hier ein Trick dahinter. Bei der Ofenrohrantenne steckt er in der Speiseleitung. Die soll nämlich ein Viertel Lambda sein, listigerweise mal den Verkürzungsfaktor von 0.66. Natürlich muss auch eine Mantelwellensperre mitmachen, der OM will ja kein heißes Mikrofon. Doch die sitzt nicht etwa bei der Antenne, sondern beim Sender.  Wer Böses denkt, der ist ein Schelm :-)

Mit einem Spulenabgriff wird dann auf Resonanz getunt und ab geht die Post. Keine Frage: diese Antenne funzt. Doch die Frage ist wie?

Wie bei der EH-Antenne und ähnlichen Wundern, ist es auch in diesem Fall nicht so sehr das Ofenrohr, das strahlt. Man könnte es eigentlich weglassen oder durch einen Amboss oder Schokohasen ersetzen. Es ist der Mantel des Koaxialkabels, der strahlt. Da das Kabel nach der Mantelwellensperre etwas kürzer als eine Viertelwellenlänge sein soll (Verkürzungsfaktor, hi) kann man es natürlich mit der Spule auf Resonanz tunen.

Das Koaxialkabel sollte dabei tunlichst (kommt vermutlich von “tunen”) durch die Luft geführt werden, je höher je besser. Schließlich ist es ja eine Antenne. Legt man es auf den Boden, läuft nicht mehr viel.

Ich wundere mich immer über die Mühe, die sich die Öhmer mit Wunderantennen machen. Ist doch hinlänglich bekannt, dass man auch mit einer nassen Wäscheleine funken kann.Es ist nämlich außerordentlich schwierig, eine Antenne zu bauen, die nicht funktioniert.

Viel einfacher als ein Ofenrohr zu entzweckfremden  ist es doch, einfach einen Draht aus dem Fenster zu schmeißen und hinten in den Transceiver zu stecken. Sollte der eingebaute Tuner das SWR nicht gebacken kriegen, hängt man einfach seine Dummy Load parallel dazu.

73 de Anton

Bild: Das Hausdach als “Antennenmast”

Funken bis zum Nordkap

Wer dieses Jahr in Skandinavien unterwegs ist, kann auf eine Vielzahl von Relaisstationen zählen. Über Dänemark habe ich ja schon berichtet. Hier nun eine Karte mit den 2m/70cm Relais in Schweden. Wenn man in fremden Ländern funken will, sollte man nicht nur über Relaisstationen Bescheid wissen, sondern auch über den Bandplan. Denn was hierzulande erlaubt ist, könnte dort verboten sein. Hier eine Übersicht über die zugelassenen Frequenzbereiche in Schweden. Da sieht man zum Beispiel, dass nicht das ganze 160m-Band zugelassen ist und im oberen Bandteil nur mit 10W ERP gefunkt werden darf. Auch beim 6m-Betrieb muss man aufpassen.

Fährt man dann weiter bis Finnland hoch, sieht es nochmal anders aus. Aber auch dort gelten spezielle Vorschriften betreffend das 160m Band. Dafür gibt es beim 6m Band keine Einschränkungen mehr, abgesehen von einem Powerlimit von 200W.

Wichtig zu wissen ist, dass in allen skandinavischen Ländern das 70cm auf 432-438 MHz beschränkt ist, im Gegensatz zu Österreich, Deutschland und der Schweiz.

In Finnland sind dann die Relaisstationen nicht mehr so dicht gesät wie in Schweden. Hier ein Überblick.

Wer zum Nordkap will, muss aber auch noch durch Norwegen fahren. Und da gibt es sogar einen 2m Umsetzer am Nordkapp, LA8NR auf 145.750 in KQ20xx, wie man aus dieser Liste ersehen kann. Hier der Vollständigkeit halber noch die 70cm Relais in Norwegen. davon gibt es vergleichsweise nur wenige. Wieso auch! Frequenzmangel herrscht in diesem riesigen und nur dünn besiedelten Land kaum. Hier noch der Bandplan von Norwegen. Diese Informationen des Österreichischen Versuchssender-Verbandes entsprechen allerdings nicht mehr ganz  dem neusten Stand. Inzwischen wurden in Norwegen das 500kHz, 5MHz und 70MHz Band zugelassen, wie aus den norwegischen Amateurfunk-Vorschriften zu entnehmen ist. Weiterhin gilt jedoch ein Leistungslimit von 10W im oberen Teil des 160m Bandes, ab 1850kHz, von 10W. Eine Leistungsbeschränkung, die übrigens auch in DL gilt. Darum sind die Signale unserer deutschen Freunde im oberen Teil des 160m Bandes nur schwach zu hören ;-)

73 de Anton

Bild: Zuschauer im Geiranger-Fjord

Hochpass, Tiefpass, Bandpass

Filter zu berechnen ist heutzutage ein Kinderspiel. Man braucht dazu nicht einmal ein Programm oder gar ein Buch zu kaufen. Entsprechende Tools sind auf dem Internet gratis zu finden. Eines der Besten, die ich kenne, ist das von AADE, Almost All Digital Electronics in Australien. Sämtliche gängigen Filtertypen lassen sich damit berechnen und bestehende Filter können analysiert werden, indem man die Schaltung eingibt. Das Programm ist sehr leicht zu bedienen und man benötigt die Hilfe-Funktion nur selten.

AADE stellt aber dieses tolle Tool nicht aus reiner Menschenliebe gratis zur Verfügung. Es ist eine gute Werbung für das LC-Meter, das als Bausatz erhältlich ist. Ich habe mir eins bestellt und gebaut. Es kostet im Shop des Funkamateurs 115 Euronen. Das Gerät lässt sich problemlos an einem Abend bauen und stellt keine besonderen Anforderungen an die Fertigkeiten des Amateurs. Es misst sehr genau und vor allem auch kleine Kapazitäten und Induktivitäten. Ich bin damit sehr zufrieden.

73 de Anton

Bild: TenTec Delta 580, ein kleiner KW-Transceiver, der Anfang der 80er hergestellt wurde.

April, April!

Natürlich war die gestrige Meldung über Wiederholungskurse für Funkamateure ein Aprilscherz. Idee und Text kamen von Pascal, HB9EXA. Vielen Dank, lieber Pascal. Hoffentlich haben wir damit keine schlafenden Hunde geweckt. In die entgegengesetzte Richtung zielte der Aprilscherz von Ron, DL7VDX, mit einer Prepaid Callsign Card, die man angeblich an Tankstellen kaufen kann und die ein Funken ohne Prüfung ermöglichen soll.

Kein Aprilscherz ist der Tipp, den ich von HB9EXE erhalten habe. Marcel hat mich auf einen Amateurfunk-Comic aufmerksam gemacht. Die Abenteuer von Zack und Max – von ICOM. Vielen Dank, Marcel.

Ich wünsche euch allen ein wunderbares Wochenende. Hier verspricht der Wetterbericht 24 Grad! 73 de Anton

Bild: in einem FT-817 gefunden. Gemischte Batteriebestückung führt zu ausgelaufener Batterie.

Neuer HAREC Standard CEPT/P61-01

Liebe Funkfreunde

Der Amateurfunk befindet sich im Umbruch. Nachdem in den letzten Jahren die Prüfungsanforderungen vielerorts gesenkt und Einsteigerlizenzen geschaffen wurden, scheint nun das Pendel in die entgegengesetzte Richtung auszuschlagen. Wie sehr, zeigt folgende Meldung, die ich gestern erhalten habe:

Erfolgreiche Einführung der ersten Etappe des HAREC Standards CEPT T/P 61-01, ECC/REC 05-06 Anzahl der Schweizer Amateurfunkkonzessionen bleibt konstant
Erfreuliche Neuigkeiten aus Bern, seit dem 1. Januar 2011 gab es insgesamt 4638 Amateurfunkkonzessionen in der Schweiz. Davon entfielen 741 auf die Kategorie Amateurfunkkonzession CEPT, auf die Amateurfunkkonzession 1 (ehemalige CEPT Klasse 1 mit CW) 2266 Konzessionen, auf die Amateurfunkkonzession 2 (ehemalige CEPT Klasse 2 ohne CW) 1334 und auf die Amateurfunkkonzession 3 (HB3er) 297.

Dank der erfolgreichen Einführung der ersten Etappe des HAREC Standards wird gesamteuropäisch die hochstehende Gesamtausbildung von Funkamateuren garantiert. Ein besonderes Augenmerk wird der Einführung der zweiten Etappe des HAREC Standards gewidmet. Gemäß den neuen europäischen Richtlinien sollen die Funkamateure alle 10 Jahren Weiterbildungskurse absolvieren und nachweisen können. Im Rahmen einer ersten Prüfungskontrolle werden stichprobenweise per 1. Oktober 2012 Funkamateure der ehemaligen CEPT Klasse 1 mit CW aufgeboten. Hierbei werden elementare Prüfungsthemen wie allgemeine Elektronik, digitale Betriebstechnik sowie auch elektronische Empfindlichkeit bei Fauna und Flora getestet.

Für die obligatorischen Weiterbildungskurse (akkreditiert nach CEPT) sowie Kontrollprüfungstermine finden Sie auf dem nachfolgenden Link sämtliche notwendigen Informationen

Soweit die Mitteilung aus Bern. Was dies für uns Funkamateure bedeutet, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Sobald die entsprechende Ausführungsverordnung auf dem Tisch liegt, werde ich in diesem Blog umgehend darüber orientieren. Woher der Druck kam, um bei den Funkamateuren “die Schraube anzuziehen”, lässt sich zurzeit noch nicht sagen. Waren es Umweltverbände oder gar die Elektroniklobby in Brüssel, die sich durch die vielen Störmeldungen “gestört” fühlte, oder waren es wir Funkamateure selbst, die durch unser Verhalten bei der Funküberwachung das Fass zum überlaufen gebracht haben? Wie dem auch sei, es sieht ganz so aus, als müssten auch alte  Hasen in Zukunft nochmals die Schulbank drücken, wenn sie ihre Lizenz behalten wollen.

73 de Anton

Update folgt