Tagesarchiv: 30. April 2011

Der Züripeiler, von HB9DFQ

Der folgende Bericht ist von HB9DFQ. Vielen Dank, lieber Paul, für diesen interessanten Beitrag.

Das folgende Bild zeigt meine 80m Nostalgie-Funkstation für CW. Ich hatte mir vorgenommen, einmal eine Station zu betreiben, die nur mit Elektronenröhren bestückt ist. Damit war es immerhin möglich Stationen aus halb Europa zu arbeiten. Auf der linken Seite befindet sich der Sender. Dieser wurde in einem früheren Beitrag schon einmal detaillierter vorgestellt. Auf der rechten Seite befindet sich der sogenannte Züripeiler. Dies ist ein Peilempfänger, der  zu Beginn der Fünfzigerjahren in einer kleinen Serie von Zürcher OM’s gebaut wurde. Offenbar gab es zu dieser Zeit noch keine brauchbaren Peilempfänger. Ausserdem wurde er auch für den NMD verwendet. Den passenden Sender dazu habe ich leider nicht. Der Frequenzbereich geht von 3.5 MHz bis 3.8 MHz.

Um den Empfänger zu betreiben, werden folgende Batterien benötigt: 80 Volt für die Anodenspannung, -15V für die Gittervorspannung und 1.4 Volt für die Röhrenheizung.

Hier sieht man die Bedienungselemente im Detail:

Das nachfolgende Bild zeigt das Schaltschema. Es handelt sich um ein sogenanntes ZF-Audion mit einer Zwischenfrequenz von 465 kHz. Es werden 3 Batterie-Röhren verwendet. Diese benötigen nur 50 mA Heizstrom und funktionieren schon bei niedrigen Spannungen. Da die Kathoden direkt geheizt sind, ist das Gerät sofort betriebsbereit. Man muss also nicht wie bei einem normalen Röhrengerät warten, bis die Kathoden die Betriebstemperatur erreicht haben. Röhre V1 wird als Vorverstärker verwendet. Röhre V2 wird als Lokaloszillator und Mischer benutzt. L5 und L6 sind die Oszillatorspulen. Anodenseitig wird das ZF-Signal ausgekoppelt. Der linke Teil von V3 ist das Audion für die Zwischenfrequenz von 465 kHz. Der rechte Teil von V3 arbeitet als NF-Verstärker. T1 und T2 sind NF-Übertrager. Mit dem Potentiometer R6 lässt sich die Empfindlichkeit in weiten Grenzen variieren. Das ist zum Peilen sehr wichtig. Die sonst bei einem Audion-Empfänger üblichen Macken treten bei diesem Gerät nicht auf. Die Schaltung funktioniert überraschend gut. Natürlich ist es ein 2-Seitenbandempfänger. Für den CW-Empfang haben sich die alten hochohmigen Kopfhörer mit Metall-Membrane bewährt, die eine ausgeprägte Resonanz aufweisen und somit schmalbandig sind. Für den SSB-Empfang eignet sich ein moderner, niederohmiger, dynamischer Kopfhörer dessen Frequenzgang flach ist.

Nun noch zum Innenleben: Wie man aus diesem Bild erkennen kann, haben sich die OM’s vor 60 Jahren sehr viel Mühe beim Aufbau gegeben. Sogar die Schrauben wurden mit rotem Sicherungslack gesichert.

Dieses Bild zeigt das leere Batteriefach für die Heizbatterien. Auf der linken Seite befindet sich das Batteriefach für die Anodenbatterie. Unten befindet sich die Röhre V3 für das Audion und den NF-Verstärker.

Wie schon vorher erwähnt, benötigt man zur Stromversorgung Batterien, die heute nicht mehr erhältlich sind. Der Empfänger funktioniert jedoch so gut, dass es schade wäre, diesen im Schrank verstauben zu lassen. Ich habe mich deshalb entschlossen, einen Spannungswandler zu bauen, der die Heiz- Anoden- und Gittervorspannungs-Batterien ersetzt. Das folgende Bild zeigt den Gegentakt-Durchflusswandler mit einer Betriebsfrequenz von ca. 50 kHz. Der Wandler stört auf gewissen Frequenzen den Empfang. Deshalb gibt es an der Frontplatte einen Schalter um die Arbeitsfrequenz einige kHz zu schieben.

Als Oszillator wird ein 74HCT14 verwendet. Als Schalttransistoren 2x 2N2222.

Die paar Windungen über dem Klebband liefern die 1.4 V Heizspannung. Unten befindet sich der Gleichrichter für die Anodenspannung. Links von der Löcherplatte ist noch der Sockel für die 15 V Gitterbatterie ersichtlich.

Die Eingangsspannung des Wandlers beträgt jetzt 12 V. Der Last-Strom 100 mA. Damit nimmt dieses Gerät nur 1.2 Watt auf. Das ist auch nicht mehr, als bei einem modernen DAB-Empfänger !

Es ist wirklich erstaunlich, mit welchen Mitteln früher portable Geräte realisiert wurden. Obwohl die Betriebsspannungen etwas exotisch sind und die Batterien langsam unbezahlbar werden, kann man  mit Spannungswandlern diese Geräte auch heute noch in Betrieb halten.

Es wäre jedenfalls schade, wenn solche Geräte verschrottet würden.

Im Gegensatz zu den modernen Geräten ist es eine Herausforderung damit ein QSO zu machen. Das Hauptproblem ist, auf der richtigen Frequenz zu senden, da der Empfänger ja keine Seitenbandunterdrückung aufweist.

73 de Paul, HB9DFQ