Monatsarchiv: März 2011

Tretminen im 20m Band

Das 20m-Band ist wie ein Minenfeld. Nirgendwo gibt es so viele Netze. Kaum eine Frequenz, die nicht von einer Organisation beansprucht wird. Ja sogar einzelne Funkamateure haben ihre Hausfrequenz und bewachen sie wie ein Schlosshund. Ein Beispiel dafür ist Nino, IT9RYH, der 14195 kHz für sich beansprucht. Wehe einer DX-Expedition, die sich ausgerechnet diese Frequenz aussucht. Auch Notfunkverkehr soll er schon von “seiner” Frequenz vertrieben haben.

Hier eine kleine Auswahl “Tretminen” im 20m-Band. Einige sind nur zu bestimmten Tagen und Zeiten aktiv, andere hingegen jeden Tag praktisch um die Uhr:

14113 Mickey Mouse Connection

14115 DDD Net

14118 Le Réseau du Capitaine

14122.5 Mississauga Maritime Net

14165 The friendly Caribbean.

14173 Canada DX-Net.

14175 Hurricane Net

14183 ANZA (VK,ZL, Africa).

14222 Brasil-DX, HI-DX, Triple Two (VK9NS)und zwei YL-Netze.

14238.5 Southern Cross DX

14243 EU-DX.

14245 Family Hour.

14247 247-DX-Net.

14250 Arabian Nights Net

14260 Party Line Net

14261 Ben’s Friends

14265 Salvation Army Emergency Relief Net

14275 Hurricane Net

14283 Caribous Traffic Net

14285 Kaffee Klatsch Net

14287 US Power Squadron

14290 EC Waterway Net

14297 Italian Maritime Mobile Net.

14300 The Intercon Net, The Maritime Mobile Service Network, The Pacific Seafarer’s Net.

14303 UK Maritime Mobile Net, Swedish Maritime net

14305 14305-DX-Net, Confusion Net

14310 Maritime Emergency Net

14313 German Maritime Mobile Net INTERMAR.

14315 Pacific Islands, Robby’s Net (Australia), Tony’s Net (ZL).

14316 South African Maritime Mobile Net, Broadcasters HF-Net.

14318 Arnold’s Net (Pacific)

14320 South China Sea Net

14323 South East Asian Waters

14332 YL SYSTEM Emergency Net. 14320 Roy’s Net (Perth).

14325 Hurricane Watch Net.

14334 Brazil East Coast Net.

14329 Bay of Islands Net

14340 Manana Maritime Mobile Net (US-Westcoast-Hawaii), Maritime Imergency Net.

Was an diesen Netzen auffällt: Es handelt sich dabei zum grössten Teil um Netze der privaten Schifffahrt. Viele Segler haben die Amateurfunkprüfung gemacht und benutzen nun Amateurfunkfrequenzen anstelle des regulären Schiffsfunks.

73 de Anton

Bild: Auf den Lofoten

Der Behelf

Ein Behelf ist Militärjargon und gemeint ist damit ein Hilfsmittel. Auch für den Amateurfunk gibt es einen solchen “Behelf”, und wie könnte es anders sein, er kommt von den Amateurfunkern der Station HB4FF, der Amateurfunkstation der Schweizer Armee. Es handelt sich dabei um eine gute Einführung in den Amateurfunkdienst und ist besonders Einsteigern zu empfehlen. Der Behelf ist hier zu finden.

Doch beim Schweizer Militär sind noch andere Funkperlen zu finden. Zum Beispiel die Frequenzprognosen für Kurzwellenverbindungen innerhalb der Schweiz – also über kurze Distanzen. Die aktuellen Prognosen sind hier zu finden. Wie man daraus ersehen kann, ist das 80m Band in Winternächten oft nicht mehr für den Kurzstreckenverkehr geeignet. Dann bleibt nur noch das 160m-Band. Oder eben die Langwelle.

Apropos Langwelle: Neuigkeiten gibt es aus Argentinien zu vermelden: LU8YD hat einen Grabber für QRSS-Signale eingerichtet. Ich bin gespannt, wer dort als erster zu sehen sein wird. Da dürfte ich mit meiner bescheidenen Antenne kaum dazugehören. Aber immerhin konnte mein Signal kürzlich in der Nähe von Moskau empfangen werden. Ich war bass erstaunt, als ich mein QRSS-Signal auf dem Grabber von RN3AGC sah . Immerhin über eine Distanz von 2311km (KO86np).

Während also Südamerika die Langwelle entdeckt, hat man in Nordamerika andere Sorgen. In den USA wurde ein Gesetzesentwurf in den Kongress eingebracht, der das Band 420-440MHz an kommerzielle Dienste versteigern möchte. Damit würde dort das 70cm Band auf den Bereich 440-450 MHz zusammenschrumpfen. Das hätte natürlich auch Konsequenzen für den (weltweiten) Satellitenbetrieb.

Allerdings muss man anmerken, dass die US-Amateure, über alles gesehen, nicht über Frequenzmangel klagen können. Sie verfügen immerhin über ein 220 MHz und ein 900 MHz Band und auch viele andere Bänder sind breiter als hier in Europa. Wir wären zum Beispiel froh, wenn unser übervolles 80m-Band auch bis 4 MHz reichen würde. Und wieso wir, im Gegensatz zu den Amis, auf die untersten 10 kHz des 160m-Bandes verzichten mussten, ist mir immer noch ein Rätsel.

73 de Anton

Bild: Isolation der Langwellenantenne (Inverted L, h=12m, l=40m)

Yaesu schliesst Fabrik

Die Katastrophe in Japan könnte doch einen grösseren Einfluss auf die Verfügbarkeit von Amateurfunkgeräten und Ersatzteilen haben. DL7VDX meldet in seinem Blog, dass die Yaesu-Fabrik in der Nähe von Fukushima geschlossen werden musste. Hier gibt’s von ihm weitere Informationen und hier ist die Mitteilung von Vertex-Standard zu lesen. Icom hingegen produziert in Osaka und Wakayama im Süden Japans und Kenwood lässt in Malaysia fabrizieren. Die Verwaltung befindet sich in Yokohama und Hachioji, 500km südwestlich des Katastrophengebietes. Trotzdem könnte es zu Engpässen kommen, wenn eventuell Zulieferer aus dem Katastrophengebiet ausfallen, wie zum Beispiel bei den Automobilherstellern. Letzteres geht dann wohl unter das Kapitel Globalisierung: Wenn am anderen Ende der Welt die Erde bebt, stehen in Europa die Bänder still.

73 de Anton

Bild: GAU bei einem MOSFET

Relaisfunkstellen in Dänemark

Da unsere nächste Reise gegen Norden geht, habe ich nach einem Plan der Relaisfunkstellen in Dänemark gesucht und bin hier fündig geworden. Die Relais sind nicht nur aufgelistet, man sieht auch auf einer Karte, wo sie stehen. Klickt man die einzelnen Relais an, so werden Call, Ort, QTH-Kenner, Frequenz und CTCSS angezeigt. Zum Beispiel für Das Relais auf Bornholm, OZ3REO in Østermarie, JO75jd auf 145.650 mit einem Subaudioton von 82.5 Hz.

Ich habe auch nach einer ähnlich toll aufgemachten Liste für Deutschland gesucht. Das Beste was ich gefunden habe, ist dieser Plan hier für 10m/2m Repeater und hier für 70cm.

Da unser Ziel Bornholm ist, wie ihr sicher schon erraten habt, interessiert natürlich auch der dänische Bandplan für VHF/UHF.

Allerdings bin ich kein Relaisfunker. Normalerweise bevorzuge ich Direktfrequenzen und ich bin gespannt, welche Verbindungen auf 2m von Bornholm aus möglich sein werden, auch in SSB. Vielleicht war ja ein Leser dieses Blogs schon dort und kann darüber berichten?

73 de Anton

Bild: Aus aktuellem Anlass heute gemessen. Zur Zeit ist hier alles noch im grünen Bereich. Hoffen wir, dass es so bleibt.

IC-736 & IC-738 160m RX Mod

Der Icom-Transceiver IC-736 und seine abgespeckte Variante IC-738 sind auf dem 160m – Band nicht besonders intermodulationsfest. Abends kann es an guten Antennen vorkommen, dass das ganze Band mit Phantomsignalen verseucht wird.

Erstaunlicherweise tritt dieser Effekt nur im 160m-Band auf. Die mangelnde Intermodulationsfestigkeit auf 160m manifestiert sich übrigens auch in den Messresultaten diverser Testberichte.

Verursacht werden die Intermodulationsstörungen durch sehr starke Mittelwellen-Rundfunksender im Bereich zwischen etwa 1.2 und 1.6 MHz. Zwar wird das Empfangssignal vor den einzelnen Bandfiltern über einen Hochpass geleitet (ausser für den Bereich unter 1.6 MHz), doch dieses Hochpassfilter wirkt im oberen Mittelwellenbereich kaum, wie eine Analyse zeigt.

Um mit diesem sonst sehr guten Gerät auch Abends ungestört 160m hören zu können, habe ich ein zusätzliches Hochpassfilter gebaut und dazwischen geschaltet. Es ist ein siebenpoliges Chebychev-Filter mit einem Drittel Dezibel Rippel im Durchgangsbereich. Da im Transveiver nur wenig Platz vorhanden ist, musste das Filter ein wenig “miniaturisiert” werden, wie das folgende Bild zeigt:

Der Einbau ist relativ einfach: Man trennt das Koaxialkabel auf, das vom Filter Unit auf J12 auf dem Mainboard führt und schaltet das Filter dazwischen. Befestigt wird es mit doppelseitigem Klebband.

Die Wirkung ist frappant: Das 160m-Band ist nun abends absolut frei von Phantomsignalen und der Attenuator muss nicht mehr verwendet werden. Einziger Wermutstropfen: So wie ich das Filter eingebaut habe, sinkt die Empfindlichkeit des Empfängers unterhalb 1.8 MHz rapide ab. Mittel- und Langwellensignale sind nur mehr schwach zu empfangen.

Die Werte für das Filter müssen genau eingehalten werden (1%). Ohne die Verwendung eines LC-Meters steht man rasch im Schilf. Zwar kann man für die Toroide die benötigten Windungszahlen berechnen, für den Feinabgleich müssen aber die Windungen zusammengerückt oder auseinandergezogen werden.

Auch empfiehlt es sich, das Filter vor dem Einbau mit einem Analyzer durchzumessen.

Selbstverständlich erfolgt der Nachbau auf eigene Verantwortung. Für “abgeschossene” Geräte übernehme ich keine Haftung :-)

73 de Anton

Die Werkzeuge des Fuchsjägers

Paul, HB9DFQ, ist ein begeisterter Fuchsjäger. Natürlich sind seine Füchse nicht aus Fleisch und Blut und seine Werkzeuge keine Flinten. In den beiden Bilder oben  sind seine selbst gebauten Empfänger für 80m und 2m zu sehen. Und hier sein Bericht dazu:

Beiden Empfängern gemeinsam ist, dass sie mit einer 9V Batterie mit Strom versorgt werden. Einen Ein/Ausschalter gibt es jedoch nicht, der Empfänger wird durch das Einstecken des Kopfhörers eingeschaltet. Schalter haben sich nicht bewährt, da sich die Batterien manchmal unbeabsichtigt während dem Transport oder der Lagerung entladen haben. Die Batterien halten so mehrere Jahre.

Alle Oszillatoren sind freischwingend. Die Empfänger, obschon nur mit wenigen Transistoren aufgebaut, sind aber trotzdem sehr empfindlich, Allerdings sind sie nicht besonders trennscharf. Wichtig ist vor allem, dass die Empfindlichkeit über einen Bereich von ca. 100 dB geregelt werden kann. Nur so ist auch im Nahfeld eine Richtungsbestimmung möglich.

Ein S-Meter ist nicht vorhanden.  Aufgrund der eingestellten Empfindlichkeit und der Lautstärke kann man die Entfernung zum Sender grob abschätzen.

Bewährt hat sich auch ein Kompass,  damit man sich die Richtung merken kann. Wie schon in meinem letzten Bericht erwähnt, ist ein Sender nur 60 Sekunden aktiv. Die restlichen 4 Minuten muss man gewissermassen im “Blindflug” absolvieren.

Auch eine gewisse Robustheit gegenüber Regenwasser und Minustemperaturen ist wichtig. Grundsätzlich müssen die Teilnehmer  einer Fuchsjagd ziemlich “wasserdicht” sein.

Da auf 80 m mit vertikaler Polarisation (E-Feld) gesendet wird, kann zur Richtungsbestimmung eine Ferritstab-Antenne verwendet werden, die das Magnetfeld aufnimmt. Dieses ist in diesem Fall horizontal ausgerichtet. Die Ferritstabantenne zeigt ein wenig ausgeprägtes Maximum nach 2 Seiten, aber ein sehr scharfes Minimum in Richtung des Ferritstabes. Zur Richtungsbestimmung wird deshalb das Minimum verwendet.

Um herauszufinden, ob das Signal von vorne oder von hinten kommt, wird bei der sogenannten Seitenbestimmung auf Knopfdruck noch eine ca. 25 cm lange Vertikalantenne dazu geschaltet. Die beiden Signale überlagern sich und je nach Phasenlage, ergibt sich eine Erhöhung oder eine Abschwächung des Empfangssignals.

Der 80m Empfänger sollte auch mit einer Hand bedienbar sein. Manchmal sieht man unmögliche Konstruktionen von Peilempfängern, wobei man sich fragen muss, ob damit schon jemals wirklich gepeilt wurde.

Auf 2 m wird in horizontaler Polarisation in AM gesendet. Da hat sich der HB9CV Beam gut bewährt. Dieser wird nicht auf Antennengewinn sondern auf maximales Vor-Rückverhätnis optimiert. Man kann dabei etwa 25 dB erwarten.

Besonders ambitionierte OM’s verwenden eine 4-Element Yagi-Antenne. Diese ist, abgesehen von der Grösse und dem Gewicht, dem HB9CV Beam in jeder Hinsicht überlegen. Man kann aber damit auch viel genauer in die falsche Richtung laufen, da auf 2m die Reflexionen besonders tückisch sind und  viel Erfahrung benötigt wird, um damit klarzukommen. Anfänger sollten deshalb mit dem Peilen auf 80 m beginnen.

Schon seit einigen Jahren werden auch modernere Empfänger zum Peilen eingesetzt. Diese sind mit Quarzfilter und Synthesizer bestückt. Doch sie sind  Stromfresser, die nur noch mit Akkus, die vor jeder Fuchsjagd aufgeladen werden müssen, betrieben werden können.

Geräte welche die Richtung in einem Display anzeigen gibt es (noch) nicht. Die Richtung muss man bestimmen, indem man sich schnell vorwärts bewegt und durch Hin- und Her-Drehen der Antenne feststellt wie sich die Signalstärke ändert.

Im Idealfall zeigt sich, dass das stärkste Signal (auf 2m) immer aus der gleichen Richtung zu hören ist. Wenn man Pech hat, kommt das Signal aus allen Richtungen gleich stark an, oder die Richtung ändert sich ständig. Eine Richtungsbestimmung ist so nicht möglich. Diese Situation ist so, wie wenn man die Sonne bei bewölktem Himmel anpeilen wollte. Dann muss man den Standort wechseln, bis das Signal eindeutig empfangen werden kann.

Soweit Pauls Kommentar zu den Fotos der Peilempfänger. Das Wetter ist ja zurzeit ideal für den Radiosport draussen in der Natur. Allerdings habe ich gehört, dass dieses Jahr ein Zeckenjahr sei. Hoffentlich bleibt ihr von den gefährlichen Insekten verschont.

73 de Anton

WARC 2012

Die nächste Welt-Radio-Konferenz wird für uns Funkamateure interessant. Verlieren wir Frequenzbereiche oder gewinnen wir neue hinzu? Beides ist im Verlaufe der Geschichte schon geschehen. 1912 wurden die Funkamateure auf die damals als nutzlos erachteten Wellen unter 200m verbannt, also auf Frequenzen über 1500 kHz.  1927 wurden sie dann auf einige schmale Bänder begrenzt: 80, 40, 20 und 10m.

Doch dabei blieb es nicht, der aufkommende Kurzwellen-Rundfunk hatte einen unstillbaren Appetit: Schlimm traf es 1938 in Kairo das 40m Band. Die Europäer drangen darauf, das Band auf 150kHz zu reduzieren, zugunsten der Rundfunkstationen. In Atlantic City 1947 wurde es dann für die Regionen 1 und 3, also für alle ausser Nord- und Südamerika, auf 7000 – 7100 reduziert. Doch das war nicht der einzige Verlust. 1947 wurden auch die obersten 300 kHz des 10m-Bandes abgeschnitten, 29.7 – 30 MHz, notabene auf Betreiben der Franzosen. Aber es gab 1947 auch Frequenzgewinne: Wir erhielten damals neu das 15m Band. Dieses Band erwies sich in den Jahren hoher Sonnenfleckenmaxima als sehr nützlich.

Auch das 160m Band erlebte Hoch und Tiefs. In der Schweiz war es zuerst von 1800 – 2000 kHz zugelassen, wurde dann während Jahren auf 1810 – 1850 kHz beschränkt und schliesslich wieder auf 1810 – 2000 kHz ausgedehnt.

1979 kamen dann die Bänder 12m, 17m und 30m hinzu. Darum werden sie oft noch WARC-Bänder genannt. An der WARC 2007 erhielten wir sogar das erste Langwellenband von 135.7 – 137.8 kHz. Endlich konnten die Funkamateure dorthin zurückkehren, wo alles angefangen hatte, bevor sie 1912 auf die Kurzwelle verbannt wurden.

An der WARC 2003 erhielt dann die Region 1 (Europa und Afrika) wieder Zugang zum Bereich 7100 – 7200 kHz.

Über alles gesehen hat der Amateurfunkdienst nach dem zweiten Weltkrieg hinzugewonnen. Im Januar 2012 wird die nächste weltweite Radiokonferenz stattfinden. Was wird auf uns zukommen?

Für die Funker im Dreamers Band unter 9 kHz gibt es schlechte Nachrichten. Die Metereologen möchten den Frequenzbereich von 8.3 – 11.3 kHz zugunsten der Blitzortung für jeglichen Funkverkehr sperren. Und um das ehemalige Schiffsfunkband bei 500 kHz wird heftig gestritten. Die Seefahrer möchten dort einen neuen Funkdienst etablieren, und wir Funkamateure möchten gerne ein 600m Band aus der Taufe heben. In vielen Staaten Europas sind Frequenzen in diesem Bereich für Funkamateure bereits zugelassen. In manchen generell, in anderen mit Sonderbewilligung. Die IARU (International Amateur Radio Union) möchte ein Band von mindestens 15 kHz im Bereich 415 – 526.5 kHz.

Ein 5MHz – Band scheint jedoch kein strategisches Ziel mehr zu sein. Die IARU will sich offenbar ganz auf 500 kHz konzentrieren.

73 de Anton

HAARP, Forschung oder Verschwörung?

Um HAARP ranken sich unzählige Verschwörungstheorien. Es sei eine Waffe, die das Wetter beeinflusse, Vulkane und Erdbeben ausbrechen lassen. Oder es sei ein Instrument zur Gehirnkontrolle der Weltbevölkerung. Keine Fantasie ist  verrückt genug, um nicht mit HAARP in Verbindung gebracht zu werden. Erstaunlich wie Hochfrequenz die Gehirnwindungen anregt :-)

Wer nach HAARP googelt, stösst massenweise auf Seiten, die HAARP für alles Unglück auf der Erde verantwortlich machen. Das Erdbeben in Haiti oder Japan: HAARP. Die Klimaerwärmung: HAARP. Der Polsprung: HAARP. Doch was ist HAARP eigentlich?

Ausgeschrieben heisst das Projekt High Frequency Active Auroral Research Program und es ist im Grunde nichts anderes als eine spezielle Funkstation. Sie steht in Alaska bei 62.39 Grad nördlicher Breite und bei 145.15 westlicher Länge. Wer diese Koordinaten in Google Earth eingibt, bekommt die Station zu sehen. Das heisst, die Hälfte davon. Die andere Hälfte geht in einer schlechten Auflösung unter. HAARP ist ein Sender, der mit einem großen Antennenfeld senkrecht in den Himmel strahlt. Die Sendeleistung beträgt ca. 4MW ERP und die Frequenz variiert zwischen 2.8 und 10 MHz. Der Sender läuft übrigens in Klasse A mit einem Wirkungsgrad von 45%. Welche Verschwendung von Energie!

Gesendet wird mit unterschiedlichen Pulsfrequenzen oder mit Dauerträger, und die Anlage, die über eine eigene Stromversorgung verfügt, sendet angeblich nur für kurze Zeit, je nach wissenschaftlichem Projekt, an dem gerade gearbeitet wird. Dem Titel nach, geht es um die Erforschung der Ionosphäre, denn sie ist das Zielgebiet des Senders. Durch die hohe Leistung wird die Ionosphäre in 100-350km Höhe (je nach Sendefrequenz und Funkwetter) aufgeheizt.  Der Sender macht also punktuell dasselbe wie die Sonne. Damit sollen die Vorgänge in der Ionosphäre erforscht werden. Die damit erzielten Modifikationen sollen aber relativ bescheiden sein – Zehnerpotenzen unter dem Einfluss der Sonne – und nach dem Abstellen des Senders soll der Effekt innert Minuten wieder verschwinden.

Die Vorgänge in der Ionosphäre werden schon lange erforscht und man weiss darüber recht viel. Wieso braucht es also ein solches Monsterprojekt irgendwo im Nirgendwo Alaskas? Da spriessen natürlich die herrlichsten Verschwörungstheorien ins Kraut.

Klar geht es bei HAARP um mehr, als nur um Ionosphären- und Auroraforschung. Es geht, wie könnte es anders sein, um militärische Anwendungen. In dem die Ionosphäre mit Hochfrequenzimpulsen beschossen wird, regt man sie zum Schwingen an. Dadurch entstehen elektromagnetische Wellen u.a. im ELF-Bereich.

Wir erinnern uns: LF = 30- 300 kHz, VLF = 3 – 30 kHz, ULF = 0.3 – 3 kHz und schliesslich ELF = 30 – 300 Hz.

HAARP dient also dazu, um indirekt, mittels der Ionosphäre, auf ELF zu senden. Diese Wellen dringen tief in den Erdboden und das Wasser ein und eignen sich zum Beispiel zur (einseitigen) Kommunikation mit U-Booten.

ELF wird auch ohne menschliches Zutun von der Erde erzeugt. Die Ionosphäre wabert unter dem Sonnenwind hin und her und erzeugt so “die Stimme der Erde”. Ob der Mensch auf dieser Harfe (Harp auf englisch) spielen sollte, fragen sich viele. Und wer weiss, was sich Wissenschaftlerhirne sonst noch so alles ausdenken :-)

Doch aus technischer Sicht sind 4MW viel zu wenig, um einen Einfluss auf die Erde zu haben. Zum Vergleich: die Strahlungsleistung der Sonne, die die Erde trifft, beträgt pro Quadratmeter zwischen 1325 und 1420 W. HAARP bringt es auf etwa 30mW pro Quadratmeter in der Ionosphäre und das nur in einem winzig kleinen Abschnitt.

Das Projekt läuft auf NIB (Non Interfernece Base). Funkverbindungen dürfen nicht gestört werden und die Amateurfunkbänder sind zum vornherein ausgeklammert.

73 de Anton

Bild: Ladespule der Längstwellenantenne in Grimeton

EME

Noch vor einigen Jahren musste für eine Erde-Mond-Erde-Verbindung ein hoher Aufwand betrieben werden. Nur mit Monsterantennen und KW-Leistung waren Verbindungen via Reflexionen am Mond möglich (siehe auch hier). Es sind ja immerhin über 700‘000km, die es zu überbrücken gilt. Hinzu kommt noch, dass der Mond nicht ein idealer Reflektor ist. Die Streckendämpfung beträgt auf 144 MHz über 250 dB, mit einem Unterschied von 2dB zwischen Apogäum, dem erdfernsten Punkt in 406740 km Entfernung, und dem Perigäum, dem erdnächsten Punkt in 384‘405 km. Das war übrigens gerade gestern der Fall, der optische Grössenunterschied von der Erde aus beträgt dabei etwa 13% zwischen den beiden Extremen.

Vor einigen Jahren gelangten EME-Verbindungen in die Reichweite des Durchschnittsamateurs. John Taylor, K1JT, entwickelte das Programm WSJT (Weak Signal von K1JT). Dieses Programm enthält Unterprogramme für spezielle Zwecke, wie WSPR für Ausbreitungsstudien im Lang- und Mittelwellenbereich, JT6M für Meteorscatter im 6m Band und JT65 für EME.

JT65 ermöglicht es, EME-Verbindungen mit einer einzigen Langyagi und moderater Leistung, etwa ab 100W, zu machen.

Dabei handelt es sich um eine FSK-Modulation in einem SSB-Kanal (USB) mit 65 verschiedenen Tönen. Mit dieser Modulationsart ist es möglich, Signale aufzunehmen, die ca. 10dB unter der Hörschwelle für ein CW-Signal liegen. Voraussetzung ist jedoch, dass nebst der Frequenz auch die Anfangs- und Endzeit der Sendung bekannt ist. Der Empfänger muss also wissen, wann ein Signal zu erwarten ist.

Viele EME-Verbindungen finden nach wie vor im 2m-Band statt. Zwischen 144.100 und 144.160 MHz. Denn auf 70cm ist die Streckendämpfung schon 10dB höher, was mit mehr Antennengewinn und/oder mehr Power kompensiert werden muss. Günstiger geht’s dagegen auf 50MHz: die Streckendämpfung ist etwa 9 dB geringer als im 2m Band. Natürlich wird auch EME im Mikrowellenbereich, zum Beispiel auf 1.3 GHz oder 10 GHz gemacht. Doch dort ist das benötigte Equipment (Power, grosser Parabolspiegel) nicht mehr ab Stange zu kaufen und Selbstbau gefragt.

Wenn ihr also eine gute Yagi für SSB-Betrieb euer Eigen nennt, selbstverständlich an einem kurzen Stück verlustarmem Koaxkabel oder mit Vorverstärker am Mast, so stehen eure Chancen gut, zumindest das EME-Geschehen live verfolgen zu können. Eine Verbindung zwischen Transceiver und PC ist ja meist vorhanden. Ihr braucht nur noch das Programm WJST herunterzuladen.

Die Antenne muss nicht einmal in der Elevation verstellbar sein. Man konzentriert sich einfach auf die Zeiten, in denen der Mond am Horizont steht. Im Notfall kann die Antenne von Hand ausgerichtet werden, oder man montiert eine Webcam auf den Boom mit einem “Fadenkreuz” am anderen Ende ;-)

Wenn der Mond am Horizont steht, hat man nämlich noch einen zusätzlichen Vorteil: der zusätzliche „Bodengewinn“ kann bis zu 6 dB betragen.

Bleibt nur noch ein Problem zu lösen: Schwache JT65-Signale kann ich ja nicht hören. Wie weiss ich, ob, wo und wann eine Station sendet?

Wie heutzutage oft, hilft auch hier das Internet weiter: Analog den DX-Clustern gibt es entsprechende Cluster für EME (siehe auch hier). Damit steht einem Hörversuch nichts mehr entgegen. Sendungen dauern jeweils eine Minute und beginnen bei 00 und  je nach Standort bei geraden oder ungeraden Minuten. Die PC-Zeit muss also genau synchronisiert werden.

Weitere Links zum Thema: 1, 2, 3, 4, 5

73 de Anton

Bild: Logper-Antenne für KW bei Grimeton, Schweden

Links Aktualisiert

Heute habe ich die Links (in der rechten Spalte) aktualisiert. Neue sind hinzugekommen und einige musste ich leider löschen, da die entsprechenden Seiten nicht mehr erreichbar waren. Trotzdem ist die Linksammlung umfangreicher geworden. Neu hinzugekommen ist die Rubrik VLF/LF-Grabber.

73 de Anton

LA/HB9ASB am Nordkap

Link-Schau

Liebe Funkfreunde, hier einige interessante Webseiten, die ich in den letzten Wochen bei der Suche im Internet entdeckt habe. Es ist ein wenig von allem dabei, von VLF bis Mikrowellen:

Hier eine Webseite, die den Frequenzen unter 9 kHz gewidmet ist, dem sogenannten Dreamers-Band. Claude-Alain, HB9CGL hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ob wir Funkamateure in diesem Bereich jemals eine offizielle Zuteilung bekommen werden, ist ungewiss. Im nationalen Frequenzzuweisungsplan des BAKOM ist zwar nur die Frequenz 2.275 kHz für ältere Lawinensuchgeräte ausgewiesen.

In diesem Bereich ist jede Stereoanlage ein Sender und zwei Erdelektroden, in möglichst grossem Abstand in den Boden gesteckt, sind bereits eine Antenne. Ob es verboten ist, seine Stereoanlage zu erden ;-)

Auch G3XBM befasst sich unter anderem auf seinem Blog mit VLF. Sein Blog-Schwerpunkt liegt übrigens bei QRP, von Lang- bis Mikrowelle.

Doch gehen wir etwas höher in der Frequenz. Ein Grabber für das 136 kHz Band, den ich im Auge behalte, ist der von OE3GBH in Wien. Ein schwieriger Pfad für die Bodenwelle von hier aus. Er führt über mehr als 700km quer über die Alpen. Trotzdem ist mein Langwellensignal in QRSS3 dort zuweilen auch am Tag zu sehen. Dafür hapert es manchmal nachts. Die Ausbreitungsbedingungen auf Langwelle sind wohl nicht so einfach durchschaubar.

Apropos Funkausbreitung. Hier findet man eine aktuelle Welt-Karte der D-Schicht Adsorption. Das ist die unterste Schicht der Ionosphäre, die die Lang- Mittel- und Grenzwellen tagsüber so stark dämpft, dass sie die darüber liegende, reflektierende E-Schicht nicht mehr oder nur geschwächt erreichen. Die D-Schicht existiert glücklicherweise nur tagsüber.

Überspringen wir mal den Kurzwellenbereich und begeben uns auf die andere Seite des Spektrums. Eine 2m-Bake, die bei mir oft zu hören ist, befindet sich in Beaune, JN26ix. F1ZAW sendet horizontal polarisiert auf 144.468 MHz mit 10W ERP. Erstaunlich, wie gut das Signal quer über das Juragebirge ins Schweizer Mittelland kommt. Dabei habe ich nur eine 6ele Yagi unter dem Dach und daran zurzeit einen TR9130. Ein 2m Allmodetransceiver. Ein Gerät aus den frühen Achtzigerjahren, oft als unempfindlich verschrieen. Doch neu abgeglichen hört man damit das Gras wachsen, und die Leistung von gut und gerne 30W ist auch nicht zu verachten. Und dann natürlich das hübsche S-Meter anstelle einer kruden LED-Zeile :-)

Doch nicht nur auf 2m, auch auf 23cm kommen Baken quer über den Jura ins Mittelland. Regelmässig hier zu hören sind F5ZBS in Strassburg und F1ZBI auf dem Petit Ballon. Notabene mit einer Eigenbau 18 Element Yagi, die meine bescheidenen mechanischen “Künste” arg strapaziert hat, und einem Eigenbau-Transverter. Hier eine Übersicht über die französischen 23cm Baken. Natürlich ist in SSB auf dem 23cm Band kaum mehr was los, seit die sogenannten “UKW-Amateure” auf Kurzwelle funken dürfen. Das trifft aber auch auf 70cm SSB zu. Einem Band, wo ich in den 80er Jahren fast jeden einen Gesprächspartner fand. Kürzlich hat mich ein HB3er mit ungläubig grossen Augen angeguckt, als ich ihm erzählte, dass man auch auf VHF und UHF auch SSB machen kann und nicht unbedingt über Relais funken muss. Das kam mir vor wie der TV-Techniker, der mir weismachen wollte, dass Lang- und Mittelwellen nicht mehr existieren würden.

Baluns sind für mich ein rotes Tuch, wie meine Freunde wissen, aber trotzdem immer wieder ein Gesprächsthema. Wer wissen möchte, wie die Dinger eigentlich funktionieren, findet an dieser Adresse vielleicht eine Antwort.

Zum Schluss noch eine Seite, auf der sich immer wieder die neusten Informationen über den Amateurfunk finden lassen. Es ist die News-Seite der IARU. Reinschauen lohnt sich. Man findet da unter anderem die Vorbereitung für die nächste Wellenkonferenz (WRC 2012). Dort soll unter anderem ein 600m Band für den Amateurfunkdienst zur Sprache kommen. Allerdings jetzt nicht mehr um die 500kHz, wie früher vorgeschlagen, sondern etwas tiefer, von 472 bis 487 kHz. Die Amerikaner plädieren sogar dafür, zwei Bereiche zu erhalten: 461-469 kHz und 471-478 kHz. Wieso 470 kHz ausgespart werden soll, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Grund für den Strategiewechsel bei der IARU ist beim Schiffsfunk zu suchen, der sich für 500kHz wehrt und dort einen neuen Dienst etablieren möchte.

Und hier noch ein Off Topic aus aktuellem Anlass: Ich möchte euch empfehlen, in Anbetracht der derzeitigen Ereignisse in Japan, wieder einmal die Dokumentarfilme über Tschernobyl anzusehen. Zum Beispiel diesen hier über “Bioroboter“. Da läuft einem das kalte Grausen den Rücken runter.

So, das wär’s für heute. 73 de Anton

Bild: Beat, HB9IIV, arbeitet an der Koaxialleitung des ehemaligen Mittelwellensenders in Sottens.

Katastrophe in Japan – Konsequenzen für den Amateurfunk?

Die Lage in Japan verschlechtert sich von Stunde zu Stunde. Nun hat der Wind noch gedreht und weht die radioaktive Wolke gegen Tokio. Menschen flüchten, Fabriken müssen schliessen. Die Auswirkungen dieser Krise wird sich auf die Wirtschaft der ganzen Welt auswirken. Bereits fallen die Börsenkurse, in Deutschland und der Schweiz will eine Mehrheit aus der Atomenergie aussteigen. Wird halb Japan unbewohnbar, bedeutet das vermutlich den Niedergang der Atomindustrie – weltweit. Mit einschneidenden Konsequenzen.

Ich drücke unseren japanischen Funkkollegen die Daumen und hoffe, dass sie und ihre Familien diese Katastrophe von apokalyptischem Ausmass heil überstehen. Japan hat ja die grösste Amateurfunkdichte der Welt. Von den ca. 3 Millionen Amateurfunkern weltweit, leben allein 1.3 Millionen in Japan, aufgeteilt in vier Lizenzklassen. Hier ist der japanischen Bandplan zu sehen. 160 und 80m unterliegen dort starken Beschränkungen wegen dem Schiffsfunk. Wer auf diesen Bändern nach japanischen Stationen Ausschau hält, sollte zuvor einen Blick auf den Bandplan werfen.

Doch was könnte diese Katastrophe für den Amateurfunk bedeuten? Was passiert mit Yaesu, Icom, Kenwood und Co?

Icom ist noch der einzige Hersteller, der alle seine Geräte in Japan produziert. Die Fabrik steht in Osaka, 400km südwestlich von Tokio. Unvorstellbar, dass die radioaktive Verseuchung bis dorthin gelangt. Um unsere “Spielzeuge” aus Japan brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen.

Abgesehen davon, sollten wir uns mehr um die Menschen und ihr Schicksal sorgen, die in diesem Inselland leben. Und selbstverständlich die Notfrequenzen freihalten. Es geht dabei hauptsächlich um 7030 kHz. Der meiste Notverkehr wird auf VHF/UHF abgewickelt.

73 de Anton

Bild: 1kW HF Endstufe von Motorola, wie sie von HE3OM in Sottens für Kurzwelle eingesetzt wurde.

Wasserdichtes Variometer

Damit ich meine Langwellenstation auch bei schlechtem Wetter einsetzen kann, habe ich ein wasserdichtes Variometer gebaut. Dazu musste ein altes Plastikfass herhalten, das ich bisher zum Ansetzen einer Maische für meinen Zwetschenschnaps benutzt habe. Auf das Schnapsbrennen werde ich natüprlich nicht verzichten. Ein Ersatzfass steht schon bereit. Das Variometer besteht aus einer grossen Spule, die ich auf einen Papierkorb aus Plastik gewickelt habe und einer kleineren auf einem Platikkübel, in der die Variometerspule rotiert. Hier im Bild, das fertig gewickelte Variometer vor dem Zusammensetzen:

Und hier das fertig montierte Variometer an seinem Einsatzort. Die Achse besteht aus einem Stück Angelrute aus Fiberglas:

Was noch fehlt ist der Deckel des Fasses. Er kann mit einem Spannring aus Metall fest verschlossen werden. Doch diesen benutze ich nicht, er wäre für den Trafo eine Kurzschlusswicklung mit fatalen Folgen. Das Variometer hat einen Abstimmbereich von 3.4 – 4.4mH. Der Abgriff an der unteren Spule wurde experimentell ermittelt und befindet sich 4 Windungen über dem Erdanschluss. Damit wird ein SWR von 1:1 erzielt.

Soweit hat alles bestens geklappt, zumindest mit 500W.  Aber als ich auf 1kW hochschaltete spielte die Senderendtsufe verrückt. Das SWR stieg und die Transistoren begannen gefährlich zu singen. Zuerst vermutete ich einen Durchschlag an der Antenne, doch nirgends war eine Brandstelle zu entdecken. Die verstärkten Isolatoren hielten der Hochspannung stand. Schliesslich landete ich bei der Fehlersuche wieder beim Sender. Über den Mantel des Koaxialkabels gelangte HF zurück in den Sender, so dass dieser Amok lief. Eine Mantelwellensperre schuf Abhilfe: 10 Windungen RG58 auf ein Toroid von Epcos mit dem Material N30.

73 de Anton

Peiler, wo kaufen?

Wer ernsthaft Peilen will, braucht natürlich auch einen Zeitgeber. Die 80m-Füchse senden ja alle reihum auf der gleichen Frequenz. Wie diese Schaltung aussieht, sehen wir hier auf Pauls (HB9DFQ) Schema. Oben im Bild ist übrigens sein Peilsender zu sehen. Ein Kombigerät für 80 und 2m.

Doch mit dem Fuchs allein ist es noch nicht gemacht. es braucht auch Peilempfänger. Was ist, wenn ich nicht willens oder in der Lage bin, einen selbst zu bauen? Kann man fertige Geräte kaufen?

Glücklicherweise gibt es die Chinesen.

Der Peilsport ist in China sehr beliebt und so klein diese Marktnische auch ist, die CRSA, Chinese Radio Sports Association 中国无线电运动协会 , bietet Bausätze und Fertiggeräte für das 80 und das 2m-Band an. Dazu aber auch passende Sender mit Zeitgebern. Hier das ganze Programm in Deutsch mit Preisen in Euro. Aber auch hier sind Fertiggeräte oder Bausätze zu bekommen. Unter anderen der 80m-Peilempfänger PJ-80

Aber man muss nicht unbedingt in China nach Füchsen und Jagdutensilien suchen. Bodo, DJ4CU bietet auch entsprechende Bausätze an.

Wer mehr über das Peilen, ARDF, Amateur Radio Direction Finding, erfahren möchte, findet hier viele interessante Informationen in Deutsch und ebenfalls einige Bausätze für Fuchssender.

Als Peilempfänger für 2m eignet sich übrigens auch der Yaesu Ft-817 zusammen mit einer HB9CV-Antenne. Für 80m müsste man ihn aber mit einer externen abgestimmten Ferritantenne ausrüsten. Nicht gerade eine bequeme Lösung.

Der gemeinsame Zusammenbau eines Peiler-Bausatzes wäre übrigens ein interessantes Projekt für einen Club-Abend. hw?

73 de Anton

Funkgeräte aus dem Schweinestall

Wenn man einem Funkgerät den Deckel abschraubt, gerät man zuweilen ins Grübeln. Da kommen Dinge zum Vorschein wie oben Bild. Der Fehler liegt nicht nur darin, dass die Batterie während Jahren vergessen wurde: in dieses Gerät hätte gar keine Batterie gehört, sondern ein Akku als Memorystütze. Aber auch unter Funkern gibt es offenbar Menschen, die einen Akku nicht von einer Batterie unterscheiden können. Fehlt wahrscheinlich im Fragenkatalog für die Prüfung.

In schweren Fällen von elektronischer Vernachlässigung braucht man aber oft den Deckel nicht abzuschrauben. Das Gerät sieht schon von aussen so aus, als hätte sich der OM damit im Dreck gewälzt.

Das ist zwar jedem seine Sache. Doch wenn’s ans Verkaufen geht, wird’s kritisch. Wer will schon eine Funke, deren Frontplatte so aussieht, als hätte ein Schimpanse damit gespielt? Natürlich putzt nicht jeder gern. So greift der OM zu einem kleinen photografischen Trick und macht für die E-Bucht oder Ricardo eine Nebelaufnahme. Das sieht dann so aus, als hätte ich meine Brille vergessen. Dann sind auch alle Frauen schön.

Auf dem Flohmarkt klappt das natürlich nicht mehr. Trotzdem scheint einigen Verkäufern die Preisdifferenz zwischen einem sauberen und einem schmuddeligen Gerät nicht einzuleuchten und sie stellen ihre Geräte auf den Tisch, wie sie sie im Keller finden. Wysiwyg, heisst das. What you see is what you get ;-)

73 de Anton

Frische Luft angepeilt

Die Sonne gibt Gas und draussen riecht es nach Frühling. Da hat der OM die Qual der Wahl: soll er in der Stube hocken und auf 15m mit der Welt QSO fahren oder vom Vorfrühlingswetter profitieren. Gut hat’s, wer beides unter einen Hut bringen kann.

An einigen Orten werden schon Füchse gejagt, so auch bei meinem Funkfreund Paul. Nächstes Wochenende will er peilen. Oben im Bild sehen wir das Schema seines Peilsenders für das 80m Band. Aber nicht nur auf 80m werden Füchse gesucht, auch auf 2m preschen die alten Männer durch den Wald. Hier das Schema von Pauls 2m TX:

Auf 2m ist das Peilen wesentlich schwieriger. Der OM wird von Reflexionen genarrt und die Antenne bleibt zuweilen im Unterholz hängen. Soweit meine Erfahrung aus den jährlichen Plauschfuchsjagden, die unser Club veranstaltet. Auch wenn dabei den einen oder anderen das Jagdfieber packt, so geht es dabei doch recht gemütlich zu und das gesellige Beisammensein hat Priorität.

Wie es bei den “Profi-Amateur-Peilern” läuft, könnt ihr den folgenden Zeilen entnehmen, die mir Paul geschrieben hat:

Nächstes Wochenende wird die Peilsaison wieder gestartet. Aus diesem Grund sende ich Dir einige Bilder eines einfachen Peilsenders für 2m und 80 m.

Gesendet wird auf 80 m mit normaler Trägertastung und auf 2m in AM. Die Kennung der zu suchenden Sender ist MOE bis MO5, der Zielfuchs sendet MO.

Bei einer normalen Fuchsjagd müssen die 5 Zeitfüchse  MOE bis MO5 und gefunden werden. Alle Sender laufen auf derselben Frequenz, jedoch nur 60 Sekunden in einem 5 Minuten Intervall. Der Zielfuchs MO sendet kontinuierlich, jedoch auf einer anderen Frequenz.

Zwischen 10 und 12 Uhr am nächsten Sonntagmorgen sollten die Peilsender zwischen 3.5 und 3.6 MHz zu hören sein.

Das scheint mir schon eine wesentlich ernstere Sache zu sein. Viel Erfolg Paul!

Doch Peilen ist nicht die einzige Frischluftbetätigung für Funkamateure. Einige “aktivieren” neue Inseln. Das heisst, sie funken von dort, damit sie andere sammeln können. Das Ganze heisst dann IOTA (Islands On The Air) und ist eine interessante Spielart des Amateurfunks. Doch leider gibt es in der Schweiz nur wenige Inseln und die haben keine IOTA-Nummer bekommen. Wir haben es mehr mit den Bergen und so entstand das Gegenstück zum IOTA, das SOTA (Summits On The Air). Anstelle von Inseln werden Berggipfel gesammelt und damit auch Flachländer zum Zug kommen, sogar Hügel. Natürlich gibt es auf unseren Bändern noch viel mehr zu sammeln und zu jagen als nur Inseln und Gipfel. Schliesslich ist der Mensch trotz aller Technik ein Jäger und Sammler geblieben.

Was mich betrifft, so sammle ich eher Funkgeräte. Doch dieses Hobby im Hobby ist durch die Kapazität meines Shacks und des Kellers begrenzt. Und so verkaufe ich immer wieder was sich angesammelt hat. Bei der Badewanne muss man ja auch ab und zu den Stöpsel ziehen.

Übrigens: wenn euch noch EU-30 in der IOTA-Sammlung fehlt, so bin ich gerne für einen Sked zu haben: ab Mitte Mai :-)

73 de Anton

IC-736

Höchste Zeit, mich wieder um den Funkperlen-Blog zu kümmern! HE3OM ist Geschichte und die Gerätschaften hängen wieder zu Hause an den gewohnten Antennen. In der Zwischenzeit hat sich einiges auf dem Stationstisch angehäuft: Unter anderem ein Icom IC-736, auf Ebay ersteigert und aus den USA eingeflogen, und ein FT-817 zur Reparatur.

Wieso gerade ein IC-736? Heute gibt’s doch jede Menge hübsche Neugeräte, voller DSP und Menüs.

Der IC-736 hatte es mir schon immer angetan. Er markierte das Ende einer Epoche. Zugleich war er eines der am besten ausgerüsteten Geräte seiner Zeit (1994-1996). Eingebautes Netzgerät, Antennentuner, 6m-Band und FM. In Europa findet man ihn nicht so häufig wie seine abgespeckte Version, den IC-738. Dieser besitzt kein eingebautes Netzteil und kein 6m-Band. Zu jener Zeit liefen in Europa noch viele Kanal 2 Fernsehsender und 50 MHz war nur ein Thema unter Spezialisten. Der Vorgänger der IC-736/738 war übrigens der IC-737. Er sah äusserlich praktisch gleich aus und auch die Schaltung unterschied sich nicht wesentlich von seinen Nachfolgern. Aber der innere Aufbau war unterschiedlich und sehr aufwändig. Die hohen Produktionskosten könnten ein Grund für den raschen Modellwechsel gewesen sein.

Peter Hart schrieb damals in seiner Review im Radcom, der Clubzeitschrift des RSGB, über den IC-737:

The electrical performance is excellent. The measured figures for reciprocal mixing, dynamic range and close-in performance are amongst the best I have seen on any receiver at any price.

Die Nachfolger IC-736/738 wiesen im grossen und ganzen etwa die gleichen Werte auf. Die Geräte können deshalb heute im normalen Amateurbetrieb durchaus mithalten und brauchen sich gegenüber heutigen DSP-Geräten nicht zu verstecken.

Was mir am IC-736 besonders gefällt, ist das grosse analoge S-Meter, die grosse und sehr gut lesbare LCD-Anzeige und die menüfreie Bedienung. Für jede Funktion hat es eine Taste oder einen Regler. Für alle Bänder und alle Betriebsarten gibt es separate Tasten. Das Gerät hat einen Regler für die Leistung und einen RF-Gain und zwei wählbare Antennenanschlüsse. Ganz menüfrei ist das Gerät allerdings nicht. Einige Parameter lassen sich in einem Minimenü einstellen. Jedoch durchaus Dinge, die man einmal einstellt und dann vergisst.

Was ich an dem Gerät vermisse, ist eine Möglichkeit bei CW den BFO einzustellen. Anstatt der fixen 750Hz-Ablage zum Beispiel 500Hz. Auch das Notchfilter könnte besser sein. Es ist nur ein NF-Notch und hat eine geringe Kerbtiefe.

Der IC-736 aus den USA sah übrigens aus wie neu. vermutlich war er kaum gebraucht worden. Das Netzteil liess sich problemlos von 110V auf 240V umstellen und die fehlenden CW-Filter und den Quarzofen fand ich ebenfalls in der E-Bucht bei einem Händler in HongKong. Der IC-736 hat, wie bereits sein Vorgänger, die Möglichkeit CW-Filter in beiden Zwischenfrequenzen zu bestücken, 9MHz und 455 kHz. Die Selektion ist deshalb entsprechend gut und kann mit dem Passbandtuning noch weiter eingeengt werden. Wie bei all meinen Geräten habe ich das Gerät frequenzerweitert. Die Diode, die es umzulöten gilt, befindet sich auf der Rückseite der Frontplatte. Kein leichter Eingriff und nichts für zittrige Hände. Doch jetzt kann ich auch mit diesem Gerät bei meiner nächsten Expedition nach Norwegen das 5MHz-Band benutzen :-) Und wer weiss, vielleicht hat unsere Behörde auch mal einen guten Tag und gesteht uns dort ein paar kHz zu.

Wenn ihr also über einen gut erhaltenen IC-736 stolpert: es lohnt sich, das Gerät genauer anzusehen. Man sollte aber wissen, dass man diese Version (im Gegensatz zum IC-738 oder IC-737) nicht mit 12V betreiben kann. Das eingebaute Netzteil versorgt die PA-Transistoren mit 28V! Und Vorsicht beim eingebauten Tuner: ich hatte schon zwei 738er mit defektem Autotuner (Dioden kaputt). Vermutlich ist er etwas schwach auf der Brust.

73 de Anton

Bild: Glühlampe in meinem Shack. 245V/40W, Lebensdauer 5000 Stunden.

Eine Sparlampe wird geschlachtet

Die Idee Glühlampen zu verbieten und den Konsumenten Sparlampen aufzuzwingen war ein Beamtenfurz der Sonderklasse. Nebst dem Quecksilber, dem schlechten Licht, dem hohen Preis und einem falschen Lebensdauer-Versprechen haben die sogenannten Sparlampen für uns Funkamateure noch eine weitere negative Überraschung bereit: Sie strahlen nicht nur Licht aus, sondern auch Hochfrequenz über ein breites Spektrum. Sparlampen sind veritable Störsender.

Aber hinter jedem Problem verbirgt sich auch eine Chance. Heute habe ich eine solche Sparlampe, made in China, auseinandergenommen. Das Kunststoffgehäuse, notabene ein Erdölprodukt, ist mit Schnappverschlüssen versehen. Enweg, versteht sich, auseinandernehmen ist nicht vorgesenen. Doch eine kräftige Drehung löst das Problem. Die Lampe zerfällt in drei Teile. Teil 1, die Leuchtstoffröhre entsorgen wir im Sondermüll, Teil 2, die Lampenfassung heben wir auf. Vielleicht möchten wir einmal etwas bauen, das in eine Lampenfassung passt. Teil 3, die Elektronik nehmen wir genauer unter die Lupe, bzw. unter den Lötkolben. Erstaunlich wie viele Teile in so einer Sparlampe stecken:

Die Nullohmwiderstände habe ich natürlich auf der Leiterplatte gelassen. Ohne diese komme ich auf 26 Teile. Eine kleine Schatzkammer für den Bastler. Da sind unter anderem fünf Dioden 1N4007, verschiedene Kondensatoren in Hochvoltausführung, ein Ferritkern hoher Permeabilität und zwei Transistoren E13003 zu finden. Mit ein paar Sparlampen könnte man sicher einen Empfänger oder einen Sender bauen. Ich bin schon gespannt auf die nächste, die zum Schlachten bereits auf dem Tisch liegt. Dieses mal ein anderes Fabrikat.

Für etwas anderes als zum Auseinandernehmen sind die Dinger ja nicht zu gebrauchen :-)

73 de Anton

 

 

 

 

HE3OM auf Langwelle, Teil 2

In QRSS gelangen einige Erstverbindungen von der Schweiz aus, die bisher noch keine der vier erwähnten Schweizer Langwellenpioniere zustande gebracht hat. Das erste Premiere-QSO hatten wir mit YO2IS, Suli in Timisoara. Wir hatten ihn schon zuvor in Crossband kontaktiert. Doch jetzt konnten wir Suli auch in QRSS3 (1Punkt = 3 Sekunden) aufnehmen. Zwar nicht gerade mit einem O (gut), aber immerhin mit einem M (teilweise). Dabei handelt es sich um das übliche Rapport-System bei QRSS-Betrieb: O,M,T, drei Striche, zwei Striche, ein Strich. Letzterer steht für „nicht lesbar“. Denn in QRSS muss gespart werden. Auf alles Überflüssige wird verzichtet, PSE, DE, UR etc. kommen nicht vor, da sie keine Informationen enthalten. Ein CQ-Ruf lautet also kurz und bündig: CQ HE3OM K. Und die Antwort darauf: HE3OM HB9ASB K. Wenn mir dann HE3OM einen Rapport sendet wird auf den Präfix verzichten: ASB OM O K. Dann kommt die Rückmeldung: OM R O K. R steht für eine Bestätigung des Empfangs, O für den Rapport. HE3OM wird dann das QSO beenden und da die Rufzeichen genügend ausgetauscht wurden lautet der Text: 73 TU SK. Wie ihr sehen könnt, ist QRSS eine strenge Sprache, man kürzt, wo es nur geht. Glücklicherweise gehen wir im Alltag nicht so miteinander um.

Die zweite Premiere feierten wir dann mit einer Verbindung mit RA3YO in Moskau über eine Distanz von 2350km. Dabei hätten wir auf unserer Seite eigentlich gar kein QRSS benützen müssen. Dmitri konnte unser Signal gut hören. Er kam übrigens in einer Variante von QRSS zurück, in DFCW (Dual Frequency CW). Dabei sind Punkte und Striche gleich lang, aber unterschiedlich in der Frequenz. Je nach Geschwindigkeit beträgt der Frequenzshift einige Hertz oder sogar nur Bruchteile davon. Damit kann nicht nur die Strichlänge auf Punktlänge verkürzt werden, die Abstände zwischen Punkten und Strichen innerhalb der Zeichen entfallen. So wird QRSS wieder schneller, ohne an Lesbarkeit einzubüssen.

Nach RA3YO konnten wir auch noch RN3AGC arbeiten. Ebenfalls in der Umgebung von Moskau und etwa in gleicher Entfernung. Darauf folgte nochmals eine Erstverbindung: ES5AM, Mati aus KO38gr in Estland.

Am 18.2., gegen Mitternacht, gelang uns dann der grosse Sprung. W1VD, Jay in Burlington, CT, hatte uns auf dem Schirm. Da uns Martial, HB9TUH, freundlicherweise das Internet eingerichtet hatte (per Richtstrahlverbindung), konnten wir live mitsehen. Unser Traum von der Überquerung des Atlantiks ging endlich in Erfüllung. Nicht, dass wir die erste europäische Station gewesen wären, die das schaffte, englische Stationen hatten das schon Jahre zuvor zu Stande gebracht, aber das tat der Freude keinen Abbruch. Wir waren erstaunt, wie gut wir auf der anderen Seite zu sehen waren und das in der schnellsten QRSS-Betriebsart mit 3-Sekunden Punkten. Die Zeichen auf der anderen Seite sahen zwar etwas verwackelt aus und wir spekulierten darüber, ob sie vielleicht von  Ionosphäre frequenzmoduliert wurden, die gerade von einem Sonnensturm aufgewühlt wurde. Aber sie waren gut lesbar. Jay antwortete auf 40m in CW. Fast hätten wir ihn im Hickhack des dort laufenden Contests verloren, doch Claude-Alains geschulte CW-Ohren konnten in immer wieder aufspüren. Während dieser Zeit tobte übrigens ein schweres Gewitter über Burlington, recht ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Sturm in der Ionosphäre, Gewitter in der Atmosphäre, welch abenteuerliche Bedingungen.

Diese Erfahrung hatte uns übermütig werden lassen. Wenn es mit den USA klappte, könnte es doch auch auf die andere Seite gehen, gegen Japan! Der bekannte Low Band DXer JA7NI war auch auf 136 kHz QRV und war bereits in Russland empfangen, bzw. gesehen worden. Wir kontaktierten Yasi, JA8SCD, der für Kuni, JA7NI, die Skeds abmacht. Doch der erste Versuch mit Kuni war eine Enttäuschung. Von unserem Signal war in Tokio nichts zu sehen, obschon wir die Geschwindigkeit bis auf QRSS60 reduzierten. Doch dann, am 21.2. tauchte auf der Wasserfallanzeige von JA7NI, die wir auf dem Internet beobachten konnten, plötzlich eine schwache Drei auf und dann ganz klar und deutlich der Suffix OM. War das wirklich unser Signal? Als wir am darauf folgenden Samstag den Test wiederholten, konnten wir die Zweifel ausräumen. Während Stunden tauchte unser Signal immer wieder auf Kunis Schirm auf, in einer Distanz von fast 10‘000km und nach einem Pfad, der zum grössten Teil über Land führte. Das QSB war ausgeprägt und entschied über „sichtbar“ oder „unsichtbar“. Es schwankte in einem Rhythmus von ungefähr einer halben Stunde. Wir fühlten uns wie Marconi und feierten das Ereignis mit Champagner, den Christian, HB9DBC, mitgebracht hatte. Kunis Signal konnten wir jedoch nicht in der Schweiz aufnehmen. Sein Langwellensignal war zu schwach. Somit blieb diese Verbindung eine einseitige. Ob sie je nur mit Amateurmitteln, also ohne Sendemasten von altgedienten Mittelwellensendern, zu schaffen sein wird, ist fraglich.

Lange Zeit betrachtete ich die lange Welle als eine recht stabile Angelegenheit. Das ist sicher auch richtig, was die Bodenwelle anbelangt. Doch nachts, wenn die Ionosphäre mitspielt, variieren die Bedingungen. Sonnenstürme beeinträchtigen auch die Langwellenverbindungen. Aber sie können sie auch verbessern. Gerade nach einem Sonnensturm habe ich häufig stärkere Signale beobachten können. Das könnte auch bei unserer Verbindung mit Japan eine Rolle gespielt haben – in die eine oder andere Richtung.

Bei den Crossbandverbindungen, die wir mit europäischen Stationen getätigt haben, spielte uns das Funkwetter übrigens auch ein paar Streiche. Allerdings nicht auf Langwelle. Einige Stationen konnten nicht verstehen, dass sie unser Langwellensignal gut hören und wir aber ihr Signal auf 7MHz nicht aufnehmen konnten. Die lange Welle kennt eben keine tote Zone.

Insgesamt haben wir auf Langwelle mehr als fünfzig Stationen in fünfzehn Ländern kontaktiert. Das scheint wenig, angesichts der Superantenne, die wir zur Verfügung hatten. Aber es ist viel, wenn man die Verhältnisse im 136kHz-Band kennt. Viele Amateure aus der Anfangszeit der langen Wellen sind auf 500 kHz oder gar auf 9 kHz abgewandert und leisten dort nun Pionierarbeit. Leider stehen uns diese Bänder in der Schweiz nicht zur Verfügung. Schade, denn ich denke, dass der Amateurfunk in erster Linie als Experimentalfunkdienst gedacht war, und weniger als eine Spielwiese für Legofunker.

Andererseits hatte es auch sein Gutes, dass wir uns auf 136 kHz konzentrieren mussten. Wir konnten so weitere wertvolle Erfahrungen sammeln, ohne uns zu verzetteln. Jeder von uns Operateuren, die an der Langwellenstation Nächte lang ausgeharrt haben, kam zum Schluss noch zu seinem persönlichen kleinen Erfolgserlebnis. Wir konnten nämlich alle drei, HB9DUL, HB9CGL und HB9ASB, Sottens von zuhause aus auf Langwelle kontaktieren. Mit einem kleinen 10Watt-Sender, der unter uns die Runde machte, provisorischen Antennen und natürlich in klassischem CW.

73 de Anton

PS. Es ist Mittwochabend und während ich diese Zeilen zuhause schreibe, beobachte ich das Signal von HE3OM auf dem Grabber von DF6NM in Nürnberg. Iacopo, HB9DUL, ist gerade daran, eine Funkverbindung mit Weissrussland abzuwickeln. Eine weitere Erstverbindung (Grabber = Web-SDR für QRSS-Signale).

HE3OM auf Langwelle, Teil 1

Die Operation HE3OM geht diese Woche zu Ende. Am 4. März um Mitternacht ist endgültig Schluss, am Samstag wird abgeräumt. Zeit für ein paar Schlussgedanken.

Am 1.2.1998 fand das erste Langwellen-QSO zwischen zwei Schweizer Stationen statt: zwischen Paul, HB9DFQ in Watt bei Regensdorf, und mir, HB9ASB in St.Antoni im Kanton Freiburg. Die CW-Signale waren schwach, die ausgetauschten Rapporte lagen bei 519. Am 10.3.1998 kam dann eine Verbindung mit Bert, HB9DCE in der Nähe von Winterthur, zustande und am 16.3.1998 mit Marco, HB9BGG. Mehr als diese vier Stationen waren aus der Schweiz meines Wissens auf Langwelle nie QRV – bis am 30.11.2011 HE3OM seinen ersten Ruf in den Äther schickte.

In den dreizehn Jahren dazwischen hat sich die Langwellen-Szene gewandelt. Viele Stationen aus der Pionierzeit sind heute nicht mehr QRV und in klassischem CW wird kaum mehr gefunkt. QRSS ist die beherrschende Betriebsart. Extrem langsame Telegraphie mit Punktlängen zwischen 3 und 120 Sekunden, vom Computer generiert und von blossem Auge auf einer Wasserfallanzeige decodiert. Völlig stressfrei, das pure Gegenteil von hektischem Contest-Betrieb. Dafür kommen Verbindungen zustande, die sonst nicht möglich wären.

Gegen Ende des letzten Jahres hatte ich ein QSO mit Yves, HB9DTX, auf 432 MHz in SSB und erfuhr dabei zum ersten Mal von der geplanten Operation in Sottens. Yves wusste, dass ich auf Langwelle QRV war und fragte mich, ob ich mitmachen wolle. Keine Frage! Ich sagte spontan zu. Mein Langwellensender, der letzte in einer Reihe von fünf, den ich 1999 gebaut hatte, langweilte sich im Keller. Ich machte ihn wieder betriebsklar und machte mir Gedanken über die Anpassung der Antenne in Sottens. Die junge Generation von Ingenieuren simuliert natürlich gerne Antennen auf dem Computer, bevor sie in der Praxis ausprobiert werden, und so landeten schon bald die ersten Analysen in meiner Mailbox. Die errechneten Impedanzwerte lagen im Bereich meiner Abschätzungen und das Strahlungsdiagramm sah auch so aus, wie ich es von einem 125m-Strahler erwartete. Der Turm stand isoliert, eine ideale Voraussetzung. Mit einem Variometer von ca. einem Millihenry würde die Antenne problemlos anzupassen sein. Keine grosse Sache, eine Spule auf einem kleinen Plastikkübel, die sich in einem grösseren drehen lässt. Damit kann man die Kapazität der zu kurzen Antenne kompensieren. Die Einspeisung erfolgt dann über einen Abgriff auf der Spule.

Glücklicherweise wollten die OM’s den 188m hohen Hauptmast auf Kurzwelle aktivieren und nicht den „kleinen“ 125m Reservemast. Am Grossen hätten wir uns die Zähne ausgebissen. Der Mast ist nämlich geerdet und trägt einen Vertikaldipol für 765 kHz, der in Form von sechs Stahlseilen quasi darübergestülpt wurde. Das funktionierte nur, weil der Mast eine halbe Wellenlänge hoch war. Schon die Benutzung dieses Gebildes für Kurzwelle war eine Herausforderung und wie sich später herausstellte war diese Antenne für 160, 80 oder gar 40m nicht so gut wie sie hoch war. Nicht nur wegen der krassen Fehlanpassung mit der die Antennentuner geplagt werden mussten, sondern vor allem wegen der Höhe. Für die kurzen Wellen ist der Mast zu hoch und der Erhebungswinkel der abgestrahlten Wellen nicht ideal für DX. Hätten wir diesen Mast für Langwelle „zugeteilt bekommen“, hätten wir wohl raufklettern müssen um zuoberst einen Draht zu befestigen um ihn dann schräg nach unten zu spannen. Doch raufklettern hatte uns die Swisscom strengstens verboten.

Also waren wir ganz zufrieden mit dem „Kleinen“. Aber nur, weil wir noch nicht wussten, was da noch auf uns zukommen würde. Doch wer ist „wir“? Beim Installieren der Station halfen viele mit. Unter anderen HB9CGL, HB9DUL, HB9DUI, HB9IIV, HB9TOB, HB9DBC, HB9IIB und natürlich HB9TUH, der Präsident des RAV (Radio Amateurs Vaudois). Selten habe ich ein so tolles Teamwork erlebt, jeder hat zum guten Gelingen dieser Operation beigetragen.

Als Operateure wirkten dann später neben mir auch Kurt, HB9AFI, Iacopo, HB9DUL und Claude-Alain, HB9CGL an der Taste, bzw. am Computer.

Probleme zu lösen gab es bei der Langwellenstation einige. Das Wichtigste und Interessanteste war wohl die Erdungsdrossel. Ein Standbein des Masts war über eine grosse Spule geerdet, durch die auch das Kabel für die Stromversorgung der Beleuchtung gezogen war. Ihre Induktivität war für 765 kHz dimensioniert, auf 136 kHz war sie ein Kurzschluss. Am liebsten hätte ich sie einfach abgesägt, doch das ging wegen der Beleuchtung nicht, sonst wäre vielleicht eines Nachts ein Flieger im Mast hängen geblieben. Zuerst überlegten wir uns, ob wir die Induktivität nicht durch Einbringen von Ferriten erhöhen konnten, doch dann entschlossen wir uns, die Spule mit einem Parallelkondensator zu einem Schwingkreis zu ergänzen. Dieser Sperrkreis auf 137 kHz löste dann tatsächlich das Problem. Schwierig war es nur, die passenden Kondensatoren zu finden und den Schwingkreis abzugleichen. Auch unsere grössten Kondensatoren (alte, in braunem Kunstharz vergossene Glimmerkondensatoren aus den USA) hielten dem grossen Blindstrom nicht stand und wurden heiss. Schliesslich half uns ein Swisscom-Mitarbeiter mit einer Schachtel voller Scheibenkondensatoren aus der Patsche. Zur Feinabstimmung benutzen wir einen der mächtigen Kondensatoren im Häuschen unter dem Mast, der Teil der „Matchbox“ für den 765kHz Sender gewesen war.

Apropos Häuschen: das war unser Shack. Normalerweise hat man ja ein Haus mit einer Antenne. Wir hatten nun eine Antenne mit Haus. In diesem Häuschen belegten das Variometer und die Abstimmkondensatoren für 765 kHz die Hälfte des Platzes. Die andere Hälfte gehörte uns. Und die war eisig kalt. Auf dem Hochplateau von Sottens weht häufig eine heftige Bise und Februar gehört bekanntlich nicht zu den warmen Monaten. Trotz zwei Keramikheizern à 1.5kW kamen wir nicht über 10 Grad. Wir funkten in Skijacke und mit Mütze. Doch dann kam die Rettung. Olivier, HB9TOB, kam mit schwerem Geschütz zu Hilfe, in Form von alten Direktheizern, die bei der Renovation seines Hauses übrig geblieben waren.

Die erste Funkverbinung auf Langwelle tätigten wir in CW auf 137.3 kHz mit – wie könnte es anders sein – Paul, HB9DFQ. Auch Bert, HB9DCE, reaktivierte seine Station. Dann folgten einige Crossbandverbindungen 137.3kHz / 3.5 & 7 MHz. Doch das Interesse hielt sich in Grenzen. Obschon unser Signal überall in Europa gut zu hören war, auch mit unangepassten Antennen. Wir erhielten bald einige interessante Empfangsrapporte, unter anderen aus Haifa in Israel.

Auch Langwellen-QSO’s in CW kamen nur wenige zustande. Die am weitesten entfernte Station, die wir in normalem CW kontaktieren konnten, war Mal, G3KEV in der Nähe von London. Mein Distanzrekord für normales CW auf Langwelle aus dem Jahre 1999 mit OH1TN blieb unangetastet. So stiegen wir bald um auf QRSS, auf computergestützte, extrem langsame Telegrafie. Nun änderte sich die Situation und die Rekorde purzelten einer nach dem anderen.

Fortsetzung folgt

73 de Anton

Schaltnetzteile sind Glückssache

Marcel, HB9EXE, steht vor der Anschaffung eines neuen Netzteils und fragt mich in einer E-Mail, welches ich denn kaufen würde. Das hier, oder das da.

Ehrlich gesagt, würde ich mir das kaufen, das mir optisch besser gefällt :-)

Denn diese Schaltnetzteile sind im Grunde alle mehr oder weniger gleich aufgebaut und ein Kauf ist reine Glückssache. Man könnte genausogut die Inserate an die Wand kleben und einen Dartpfeil werfen.

Trotzdem lohnt es sich vielleicht, ein paar grundsätzliche Überlegungen anzustellen:

1. Lästig sind Ventilatoren-Geräusche. Das Netzteil sollte möglichst ruhig sein und nicht die schwachen DX-Verbindungen stören. Das spricht für grosse Lüfter auf der Rückseite. Und es spricht für grosse und schwere Netzteile. Die haben mehr Kühlfläche, der Ventilator muss sich weniger anstrengen und pfeift nicht dauernd aus dem letzten Loch.  Auch ein Temperatur gesteuerter Lüfter ist von Vorteil, der erst bei höherer Belastung einsetzt. Leider ist auch die Qualität des Ventilators von Bedeutung und diese ist bei der Wahl im Katalog kaum zu erkennen. Schließlich ist es meiner Ansicht nach auch von Vorteil, das Netzteil überdimensioniert zu kaufen. Also zum Beispiel ein 50A Teil, wenn man nur 25A benötigt. Reserven bedeuten, dass sich das Gerät weniger erwärmt und sich der Lüfter weniger anstrengen muss.

2. Alle Schaltnetzteile stören. Und nach dem Gesetz von Murphy meistens gerade auf der Frequenz, auf der man funken will. Einige stören etwas mehr, andere weniger, doch das ist aus dem Katalog auch nicht ersichtlich. Hat das Gerät einen Regler, mit dem man ein eventuell auftretendes Störsignal in der Frequenz verschieben kann, ist das von Vorteil. Allerdings frage ich mich, ob der Hersteller in diesem Fall nicht sein Gerät etwas “nachsichtiger” entstört hat. Wie gesagt: Der Kauf von Schaltnetzteilen ist Glückssache.

Soweit die technischen Aspekte. Aber es gibt noch einen anderen wichtigen Punkt:

Deutsche Händler sind oft wenig Kunden orientiert. Man hat zuweilen den Eindruck, der Kunde störe mit seiner Bestellung. Da wird geschummelt (z.B. bezüglich Lieferfrist), das Telefon wird nicht abgenommen und wenn, dann tönt es mit mürrischer Stimme: “Müller”, und Emails werden nicht beantwortet oder erst mit Verzögerung oder nach dem dritten Anlauf. Ganz im Gegensatz zu Händlern in Fernost oder USA, wo der Kunde noch König ist. Einige deutsche Händler haben einen grottenschlechten Ruf, aber ihr werdet sicher verstehen, dass ich hier keine Namen nennen will. Gute Erfahrungen habe ich bisher mit Wimo und Radau gemacht. Sie waren freundlich und speditiv und hielten, was sie versprachen. Es gibt aber sicher noch viele andere gute Lieferanten in Deutschland. Glücksache eben. Hört euch ein wenig um.

Zugegeben, auch gewisse Schweizer Händler sind nicht gerade sehr kommunikativ und speditiv. Und dazu noch oft punkto Preis kaum konkurrenzfähig.

73 de Anton

Bild: von Pascal, HB9EXA