Tagesarchiv: 13. April 2011

Ölwechsel am Funkgerät

Nur wenige Menschen fahren ihre Karre, bis sie alle Viere von sich streckt. Die meisten bringen ihr Fortbewegungsmittel von Zeit zu Zeit zum Service in die Garage. Und die meisten fahren damit auch durch die Waschstrasse, wenn der Dreck nicht mehr zu übersehen ist.

Ganz anders beim Funkgerät. Das wird “gefahren” bis es nicht mehr geht. Kaum einem kommt es in den Sinn, sein Gerät mal durchzuchecken und gegebenenfalls nachzugleichen. Geschweige denn, mal den Staub der Jahre rauszupusten oder die Überreste von 1001 Mahlzeiten aus dem Mikrofon zu entfernen oder den undefinierbaren schwarzen Belag von den Drehknöpfen.

Wieso auch. Das machen wir ja mit dem Rest der Hauselektronik auch nicht. Wenn der Fernseher seinen Geist aufgibt, ist es Zeit einen neuen zu kaufen. Und bei den Mobiltelefonen ist sowieso jedes Jahr ein neues fällig.

Da steht also der zwanzigjährige ICOM-Veteran auf dem Tisch und old man wundert sich, dass der schon etwas schwerhörig ist, dauernd 100Hz neben der Frequenz liegt und anstatt 100 auf 10m nur noch 70 Watt liefern will.

Auch das FT-817, das schon sieben Länder und dreimal soviele Berggipfel gesehen hat, will nicht mehr recht. Dabei hätte ein Blick in die Kiste genügt um festzustellen, dass einige Massefedern abgebrochen sind.

Ich staune immer wieder, wie ein altes Funkgerät zu neuem Leben erwacht, wenn man sich die Mühe nimmt, mal einen “Ölwechsel” auszuführen. Und nicht selten stelle ich bei dieser Gelegenheit fest, dass das Gerät schon ab Fabrik nie sauber abgeglichen war.

Viele Krankheiten sind übrigens auf schlechte Steckverbindungen zurückzuführen, oder auf erlahmte Massefedern/Massekontakte. Alle internen Stecker ein paar Mal aus-und wieder einstecken beseitigt so manches Phänomen. Spinnen im Gerät sind dagegen fast harmlos und selten spinnt ein Gerät wegen ihnen.

Unsere Funkgeräte haben ein langes Leben, und wenn man sie pfleglich behandelt, bringen sie auch noch im hohen Alter die volle Leistung. 20 Jahre sind für einen Transceiver nichts. Und interessanterweise ist oft kein grosser Unterschied zu modernen Geräten festzustellen. Abgesehen von den fehlenden Menüs und Submenüs, und den LED anstelle eines analogen S-Meters.

Mit thermischem Stress und der Alterung der Materialien verstimmen sich Spulen und Trimmer. Mindestens nach 10 Jahren ist ein Check und ggf. ein Neuabgleich nach Servicehandbuch angezeigt. Ein Ölwechsel wie beim Auto.

73 de Anton

Bild: Alter TenTec-Tuner. Auch bei ihm hat eine Reinigung der Kontakte Wunder gewirkt.