Tagesarchiv: 6. April 2011

Die Ofenrohrantenne – ein verspäteter Aprilscherz

Gestern schrieb mir ein Funkfreund, der immer noch auf der Suche nach einer Wunderantenne ist, er wolle jetzt eine Ofenrohrantenne bauen. Das Material dazu habe er gerade im Baumarkt erstanden.

Gegen ein Ofenrohr ist nichts einzuwenden. Man kann damit genausogut eine Antenne bauen wie mit Colabüchsen, ausgedienten Drahteseln oder Kuchenblechen. Neugierig geworden, surfte ich mal zu der besagten Ofenrohrantenne von OE1CKW. Die Wunderantenne ist dort auf einem Bild zu bewundern, gut erklärt und sogar mit einer Skizze verbunden. Von 20-80m soll sie funktionieren und sie besteht nur aus einer Spule mit 40 Windungen auf einem halbmetrigen Kunststoffrohr und einem winzigen Stück Ofenrohr von 25cm Länge und 8cm Durchmesser.

Nach zwei PSK-QSO’s auf 40m kommt OE1CKW zum Schluss: “Die Antenne funktioniert!”

Die reinste Magie, das hätte man dem 25cm Ofenrohr nicht zugetraut. Und das ganz ohne EH-Effekt, Room-Cap und Rückenwind. Doch wie bei jedem Zauberkunststück steckt auch hier ein Trick dahinter. Bei der Ofenrohrantenne steckt er in der Speiseleitung. Die soll nämlich ein Viertel Lambda sein, listigerweise mal den Verkürzungsfaktor von 0.66. Natürlich muss auch eine Mantelwellensperre mitmachen, der OM will ja kein heißes Mikrofon. Doch die sitzt nicht etwa bei der Antenne, sondern beim Sender.  Wer Böses denkt, der ist ein Schelm :-)

Mit einem Spulenabgriff wird dann auf Resonanz getunt und ab geht die Post. Keine Frage: diese Antenne funzt. Doch die Frage ist wie?

Wie bei der EH-Antenne und ähnlichen Wundern, ist es auch in diesem Fall nicht so sehr das Ofenrohr, das strahlt. Man könnte es eigentlich weglassen oder durch einen Amboss oder Schokohasen ersetzen. Es ist der Mantel des Koaxialkabels, der strahlt. Da das Kabel nach der Mantelwellensperre etwas kürzer als eine Viertelwellenlänge sein soll (Verkürzungsfaktor, hi) kann man es natürlich mit der Spule auf Resonanz tunen.

Das Koaxialkabel sollte dabei tunlichst (kommt vermutlich von “tunen”) durch die Luft geführt werden, je höher je besser. Schließlich ist es ja eine Antenne. Legt man es auf den Boden, läuft nicht mehr viel.

Ich wundere mich immer über die Mühe, die sich die Öhmer mit Wunderantennen machen. Ist doch hinlänglich bekannt, dass man auch mit einer nassen Wäscheleine funken kann.Es ist nämlich außerordentlich schwierig, eine Antenne zu bauen, die nicht funktioniert.

Viel einfacher als ein Ofenrohr zu entzweckfremden  ist es doch, einfach einen Draht aus dem Fenster zu schmeißen und hinten in den Transceiver zu stecken. Sollte der eingebaute Tuner das SWR nicht gebacken kriegen, hängt man einfach seine Dummy Load parallel dazu.

73 de Anton

Bild: Das Hausdach als “Antennenmast”