Tagesarchiv: 4. September 2011

Der letzte Mohikaner

Nachdem unsere Rundfunksender auf Mittelwelle abgeschaltet oder den Russen vermietet wurden (Monte Ceneri), ist nun die Langwelle an der Reihe. 1966 wurde in Prangins am Genfersee der Zeitzeichensender HBG auf 75 kHz in Betrieb genommen. Mit 20 KW und einer T-Antenne. Ende dieses Jahres wird er nun ausgeschaltet. Die beiden Masten sind altersschwach und werden vermutlich  gesprengt.  Sie sind 125m hoch und stehen 230m auseinander. Zwischen ihnen hängt die Antenne. Eine solche Antenne scheint uns mächtig gross, doch für die Wellenlänge von 4000m ist sie viel zu klein. Eine vergleichbare Antenne für unser 160m Band würde zwischen zwei 5m hohen Bohnenstecken* hängen, 9.3m voneinander entfernt. Angaben zur abgestrahlten Leistung, zum EIRP von HBG, habe ich leider keine gefunden. Doch 20kW werden es kaum sein. Trotzdem kann HBG in ganz Europa gehört werden.

Genutzt wurde der Zeitzeichensender, der von einem Caesium-Normal kontrolliert wird, immer weniger. Private Funkuhren empfangen auch hierzulande DCF77 auf 77.5 kHz.  Die paar Kirchturmuhren, die noch an HBG hängen, müssen bis Ende Jahr umstellen, sonst droht ihnen der GAU ;-)

Nebst vielem anderen, kommt also auch unsere exakte Zeit in Zukunft aus der EU.

HBG ist zwar der letzte Langwellensender der Schweiz, abgesehen von uns Funkamateuren, aber es gibt noch eine Reihe Mittelwellensender. Nämlich die sogenannten NDB (Non Directional Beacons) für den Flugfunk. Eine steht übrigens auch in Prangins, denn gerade neben HBG hat es einen kleinen Flugplatz. Er funkt auf 375 kHz und morst GLA für Gland. Ich kann ihn von meinem QTH aus den ganzen Tag über hören (Distanz 86km) Er benützt übrigens nicht die Masten von HBG, wie oft fälschlicherweise behauptet wird, sondern hat einen eigenen. Aber die NDB’s werden immer weniger. Bern hat noch drei Sender: Schupberg SHU 356.5 kHz, MUR auf 312 kHz (MUR steht für Muri, ein Vorort von Bern) und BER auf 335 kHz, der auf dem Flugplatz Belpmoos steht.  Fliegt man sie in dieser Reihenfolge an, so kann man den Flughafen von Bern nicht verfehlen – sie liegen auf der Anfluglinie. Dann sendet Grenchen GRE noch auf 326 kHz und Les Eplatures LPS im Jura auf 403 kHz. Das sind alle. Gebraucht werden sie kaum noch, die restlichen Baken sind Richtfunkfeuer auf VHF. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Sender abgeschaltet werden. Spektakuläre Masten gibt es aber keine zu sprengen, die NDB’s arbeiten mit kurzen Masten mit Dachkapazität, wie sie auch bei einem Funkamateur stehen könnten.

Auch in Deutschland sind die NDB’s am Aussterben. Hier die Liste der Funkfeuer in unserem nördlichen Nachbarland, und hier dasselbe für Österreich.

73 de Anton

Bild: Leuchtturmwächter, man beachte die Kasse! Dueodde, Bornholm.

*Rankhilfen für Nicht-Alemannen, hi