Tagesarchiv: 9. September 2011

Aller guten Dinge sind drei

Neben D-Star und P25 gibt es noch ein weiteres System zur digitalen Sprachübertragung (DV*), welches auf den VHF/UHF-Amateurfunkbändern eingesetzt wird. Es heisst MotoTRBO, bzw. DMR und wurde von Motorola entwickelt. In der Tat verfügen die Funkamateure unter den Mitarbeitern von Motorola über eine Reihe von Relaisstationen in Deutschland und den USA, die untereinander übers Internet verbunden sind. Zum Beispiel auf dem Grossen Feldberg im Schwarzwald Taunus. Die verwendeten Funkgeräte sind natürlich von Motorola, da es noch keine Amateurfunkgeräte für diesen Standard gibt. DMR/MotoTRBO hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber ICOM’s D-Star, und die liegen im Modulationsverfahren TDMS. Dank diesem “Zeitschlitz-Verfahren” können auf dem gleichen Kanal (12.5kHz) gleichzeitig zwei Gespräche über die gleiche Relaisstation geführt werden. Und da die Geräte nicht dauernd Vollstrich fahren, sondern in Zeitschlitzen senden, brauchen sie weniger Strom. Das ermöglicht Handfunkgeräten eine 40% längere Betriebszeit mit dem gleichen Akku.

All die digitalen Modulationsverfahren haben einen wichtigen Vorteil gegenüber herkömmlicher FM: Die Empfangsqualität ist bis zur Empfindlichkeitsgrenze ausgezeichnet und praktisch rauschfrei. Wenn FM-Signale stark verrauscht ankommen und eine Verständigung ermüdend ist, bleibt das DV-Signal klar und deutlich. Erst auf den letzten zwei dB ist das FM-Signal der digitalen Modulationsart überlegen. Während DV schlagartig abreisst und der Empfänger stumm bleibt, können bei FM die Worte dank den Fähigkeiten des menschlichen Ohres noch aus dem Rauschen “gegrübelt” werden. Aber schliesslich sind weder FM noch DV Betriebsarten für schwache Signale. Da hat SSB eindeutig die Nase vorn. Sowohl FM wie auch DV leiden übrigens unter Mehrwegausbreitung. Bei FM führt das zu Verzerrungen, bei DV zu Alien-Sprache, hi.

Wir sind aber noch weit entfernt, alle auf DV umzusteigen. Dazu müssten sich die Hersteller auf einen gemeinsamen Standard einigen und einen Codec benutzen der offen und Lizenzfrei ist. Im Codec, der sowohl in Hardware (ein Chip) wie auch als Software vorliegen kann, wird die Art der Sprachverschlüsselung festgelegt.

Bei D-Star, das übrigens von ICOM patentiert wurde, ist der Codec (Hardwarelösung) trotz aller Beteuerungen nicht offen und frei. Das ist auch ein Grund warum D-Star in Frankreich illegal ist. DMR hingegen, das vom europäischen ETSI entwickelt wurde, ist lizenzfrei.

Wie wir sehen, ist das Rennen also durchaus noch offen.

73 de Anton

Bild: Eiger, Mönch und Jungfrau (von links nach rechts) von meinem QTH aus. Im Joch zwischen Mönch und Jungfrau ist das Observatorium auf der Sphinx zu erkennen (23cm Relais, 70cm Bake)

* DV = Digital Voice