Tagesarchiv: 29. September 2011

13cm – das vergessene Mikrowellenband

Im ISM Band auf 2.4 GHz läuft alles was Rang und Namen hat: seit Jahrzehnten brummen dort unsere Mikrowellenöfen, später gefolgt von WLAN’s und Bluetooth, und vielen weiteren drahtlosen Helferlein in und rund ums Haus. Um damit zu “funken” braucht es keine Lizenz und keine Konzession.

Wir Funkamateure “wohnen” gleich darunter, auf 2.3 GHz. Doch das Band ist ein Stiefkind. Auf dem untersten Mikrowellenband, auf 23 cm tummeln sich die meisten Funkamateure, die sich auf die rauschenden Bänder jenseits der GHz-Grenze wagen. Für dieses Band gibt es auch noch fertige Geräte zu kaufen, wie den IC-9100. Man braucht sich nicht einmal mit dem richtigen Verkabeln von Transvertern herumzuschlagen. Plug and Play und schon ist man auf 23cm QRV, sofern das nötige Taschengeld vorhanden ist. Wer auf den Geschmack kommt und vor kleinen Basteleien nicht zurückschreckt, der macht dann oft den grossen Sprung auf 10 GHz. Dort tummeln sich schon viele Gleichgesinnte und das Band bietet eine neue Ausbreitungsart: Regenscatter.

Nur ganz Angefressene interessieren sich für die Bänder zwischen 23 und 3 cm. Natürlich spielt auch die unterschiedliche Frequenzzuteilung in den einzelnen Ländern eine Rolle. Auf 2320 MHz, im Schmalbandsegment, dürfen wir Schweizer zum Beispiel nur mit einer Spezialbewilligung funken. ich habe kürzlich eine solche vom BAKOM erhalten – rasch und unkompliziert per Email. Früher war das schwieriger, als noch die Richtfunkstrecken dominierten. Doch heutzutage hat die Glasfaser den Parabolspiegel abgelöst.

Das 13cm Band hat viel mit dem 23cm Band gemeinsam. Ob das mit ein Grund ist, wieso dieses Band häufig übersprungen wird? Was für 10 GHz der Rainscatter ist, ist für 23 und 13 cm Flugzeugscatter. Nicht vergebens laufen die grossen Flugradars in diesem Bereich. Mittels Reflexionen an Verkehrsflugzeugen lassen sich jederzeit Entfernungen von einigen hundert Kilometern überbrücken, ohne dass man auf Inversionsschichten in der Troposphäre warten muss. Interessant ist in diesem Zusammenhang, die Flugzeugbewegungen über Europa zu beobachten. Hier auf dem Internet in Echtzeit und mit allen Angaben zum Flugzeug, Abflug- und Zielort, Höhe und Geschwindigkeit.

Doch Aircraft-Scatter ist keine QRP-Betriebsart. Die Impulse der Radaranlagen bewegen sich im Megawatt-Bereich! Einige KW ERP sollte man also schon auf die Beine bringen. Doch gerade auf 13cm ist das heute ein Kindergeburtstag. Surplus Linearverstärker von Spectrian werden auf Ebay zu knapp 100$ verkauft. Die Platinen bringen 75W bei 1.25W Input. Eine mittlere Yagi dran und schwuppdiwupp ist man im Kilowatt-Bereich. Doch Vorsicht ist die Mutter des Mikrowellenofens (500-800W). So wie niemand seine Katze in solch einem Ofen trocknen würde, sollte man sich nicht ins “Schussfeld” seiner Antenne begeben. Ein bekannter OM hat mir gegenüber die Vermutung geäussert, dass ihm vermutlich wegen seiner EME-Anlage die Kopfhaare ausgegangen sind. Bei Tests hatte er erst bemerkt, dass er direkt in seinen Funk-Shack beamte, als seine Kopfhaut glühend heiss wurde.

Auch im 23cm Band kommt man nun preiswert zu Power. Seit kurzem ist bei mir eine 60W Endstufe von Roberto DG0VE in Betrieb und ich bin damit sehr zufrieden. Kuhne ist natürlich auch eine Alternative. Mit diesen Leistungen braucht man nicht mehr auf hohe Berge zu klettern um einige 100km zu überbrücken. Wichtig ist allerdings, dass man die Leistung nicht wieder in einem langen Kabel und schlecht montierten Steckern verliert. RG-213 ist in diesen Bereichen ein No Go. Gar nicht zu reden von RG 58 und PL-Steckern :-(

Bei mir befinden sich gerade mal 2m Ecoflex-10 zwischen PA&Vorverstärker und Antenne. Eine Erfahrung mit einem 1m-Stück RG-58 und einigen miesen Adaptern/Steckern plus Koaxrelais, die mir 3dB weggefressen haben, hat mich in dieser Angelegenheit sensibilisiert.

73 de Anton