Tagesarchiv: 15. Juni 2011

Relais abschalten!

Die meisten Relaisstationen hierzulande werden kaum benutzt. Sie dösen den Tag lang vor sich hin. Ab und zu werden sie von einem Phantom aufgetastet. Vielleicht will das Phantom sehen, ob sie noch da sind? Wenn sie ausnahmsweise mal gebraucht werden, so könnten die OM’s meistens auch direkt miteinander funken. Sie wissen es nur nicht.

Seit die Morseprüfung abgeschafft wurde und die OM’s mit den UKW-Rufzeichen sowie die HB3er auf KW funken dürfen, ist es noch schlimmer geworden. Auf UKW herrscht gähnende Leere. Nicht nur auf den Relaisfrequenzen

Die Relaisstationen könnten problemlos abgeschaltet werden, es würde es kaum einer bemerken. Und die wenigen Relaisfunker könnten wieder lernen, wie man eine direkte Verbindung aufbaut. Das funktioniert nämlich immer noch, die Wellenausbreitung hat sich nicht geändert. Besonders gut hierzulande, wo es genügend hohe Reflektionspunkte gibt. Berge wie zum Beispiel das Stockhorn, das Jungfraumassiv oder der Chasseral sind ausgezeichnete “Passivrelais”. Sie verbrauchen keinen Strom, müssen nicht gewartet werden und fallen garantiert nie aus.

Damit will ich die Leistung der Relaisbauer nicht schmälern. Sie haben wunderbare Arbeit geleistet und mindestens in der Anfangszeit waren sie wahre Radiopioniere. Wie zum Beispiel Roland, HB9MHS. Das Relais Schilthorn war eine Pioniertat und wurde unter grossem persönlichen Einsatz der Beteiligten erbaut. In den ersten Jahren wurde es denn auch rege benützt. Vorallem Mobilstationen schätzten es. Damals durfte man noch im Auto das Mikrofon in die Hand nehmen und die Leistung der meisten FM-Geräte lag bei 10W.

Später wurden dann immer mehr Relaisstationen gebaut. Die Kanalabstände mussten von 25 kHz auf 12.5 kHz halbiert werden. Jeder Verein wollte seine eigene Relaisstation und sie wurden auch im Flachland errichtet. Doch je mehr Relaistationen gebaut wurden, desto weniger wurden sie benutzt. Denn die Zahl der OM’s blieb konstant, die Aktivitäten verlagerten sich – meistens in Richtung Computer.

Vielleicht wäre es an der Zeit, einige Relais stillzulegen und wieder auf Direktfrequenzen zu wechseln? Oder gar auf 2m oder 70cm SSB mit einer guten Yagiantenne? Vor Jahrzehnten kamen so Verbindungen quer durch die Schweiz zustande.

Als ich auf Bornholm weilte, hatte ich Kontakt mit einem lokalen OM und fragte ihn, wieso auf der Bornholmer Relaisstation 145.650 so wenig los war. “Ach weißt du”, entgegnete er mir, “wir treffen uns lieber auf unserer Direktfrequenz, 1MHz tiefer, auf 144.65.”

Die Erbauer der Relaisstationen haben viel Know-how gewonnen. Die Benutzer jedoch haben Know-how verloren.

73 de Anton