Tagesarchiv: 30. Juni 2011

JT65-HF


So wie es keine Wunderantennen gibt, so gibt es auch keine Wunderbetriebsarten. Auch der neuste Gag, die Betriebsart JT65-HF, die immer häufiger auf den Kurzwellenbändern zu beobachten ist, kann nicht zaubern. Doch wie bei den Wunderantennen auch, vermischen sich hier Wahrheit und Legende. Wenn dazu noch ein kleiner Beschiss kommt, wie bei JT65, ist die Mixtur perfekt.

Doch wie funktioniert JT65 eigentlich? Damit ich mit dieser Freeware arbeiten kann, die im Rahmen des WJST Packages von K1JT entwickelt wurde, brauche ich einen Computer mit Soundkarte. So wie bei anderen digitalen Betriebsarten auch. Doch das allein reicht nicht. Ich muss dafür sorgen, dass meine Computerzeit sehr genau ist. Sonst bekomme ich es auf den JT65-Frequenzen mit der Zeitpolizei zu tun ;-) Und dahinter steckt einer der Tricks, der sich der Entwickler bediente, um schwache Signale zu decodieren: Eine Sende- oder Empfangssequenz dauert genau eine Minute. Damit weiss das Programm, wann ein Signal kommt und wann nicht. Das erleichtert die Decodierung ungemein.

Der zweite Trick bei JT65, das ursprünglich für EME entwickelt wurde, sind die Standardmeldungen. Der Ablauf eines QSO’s ist standardisiert. Man kann nur ganze 13 Zeichen frei nach eigenem Gusto hinzufügen. Das Programm weiss also nicht nur, wann etwas kommen soll, sondern was kommen muss.

Das soll bis -20dB SNR funktionieren, gemäss den Angaben des Entwicklers. Darunter wird es schwierig und funktioniert nur, wie einige OM’s festgestellt haben, wenn dem Computer vorher gesagt wird, mit wem man ein QSO abgemacht hat. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Doch die -20dB sind ja ganz gut, werdet ihr sagen. Nun ja, sie beziehen sich leider auf die Bandbreite eines SSB-Kanals. Vergleicht man JT-65 mit schmalbandigen Betriebsarten, schaut es nicht mehr so wundermässig aus. PSK31 und das geschulte Ohr eines Telegraphisten, der mit einem schmalbandigen Empfänger hört, können mit JT65 durchaus konkurrieren. Abgesehen davon, sind sie in der QSO-Gestaltung völlig frei. Sogar in der Betriebsart QRSS, wie sie auf Langwelle praktiziert wird, ist der Operator völlig frei, was er senden will. Entweder kann der OM am Empfänger das Signal sehen, oder er muss raten :-)

Doch was soll’s. Um ein seltenes Land zu arbeiten, muss ich auch nur mein Call und “Fäivnein” ins Mikrofon brüllen und das Rufzeichen im Cluster nachsehen. Hauptsache es macht Spass.

Pascal, HB9EXA, hat mir zu JT65-HF noch einen interessanten Link geschickt. Hier ist er, für den Fall, dass ihr mal mit dieser Betriebart experimentieren möchtet. Weltweites DX vom Balkon aus und mit kleiner Leistung ist durchaus möglich.

73 de Anton

Bild: Holzzahnräder in einer Windmühle.