Tagesarchiv: 16. Juni 2011

Drahtamateure

Wir nennen uns Funkamateure, weil wir uns in unserer Freizeit mit Funk beschäftigen. Würden wir über Drähte kommunizieren, wären wir Drahtamateure.

Doch der Amateurfunkdienst ist ein Experimentalfunkdienst und so experimentieren wir zuweilen auch mit “Drahtanbindung”. Mit D-Star zum Beispiel. So können wir dann mit unserer Handfunke vom Berg aus nicht nur in die Stadt funken, sondern auch mit OM’s aus VK kommunizieren, am anderen Ende der Welt. Das kann zwar unser portables Telefon auch, aber das ist ja nicht Amateurfunk, nicht wahr?

Ob D-Star in zehn Jahren noch relevant sein wird, ist fraglich. Sicher ist, dass es in zehn Jahren noch SSB und FM geben wird. Doch das ist ja das Spannende am Amateurfunkdienst. Nostalgie und Moderne geben sich die Hand. Der Löthamster hat mit dem alten Röhrensarg ebensoviel Spass wie der Steckdosenfetischist, der stolz darauf ist, dass neuste ICOM erstanden zu haben.

Wichtig ist dabei die Toleranz. Denn schliesslich ist es nur ein Hobby, wenn auch das schönste der Welt. So sollten wir auch Drahtamateure mit offenen Armen empfangen und nicht aus unserer Gemeinschaft ausschliessen. Denn oft möchten sie ja funken, können aber nicht, weil die Antenne fehlt. Und ohne die geht nichts. Sie ist das Schlüsselelement des Amateurfunks.

Doch Not macht erfinderisch. Einer der gerne möchte, aber nicht kann, ist Dipl.-Päd. Dr. Alfred Mateja (Da ich zu einem Viertel Österreicher bin, weiss ich, wie wichtig Titel in unserem Nachbarland sind). Alfred, der übrigens das Rufzeichen OE5AKM besitzt, hat aus der Not eine Tugend gemacht. und die Organisation LocatorOE ins Leben gerufen. Das ist sowas wie IOTA oder SOTA nur auf einer verfeinerten Ebene. Es geht darum, möglichst viele der Locator-Kleinfelder in Österreich zu arbeiten, bzw. zu aktivieren. Davon gibt es 3135. Ein Eldorado für Jäger und Sammler.

Natürlich braucht ein solches Unternehmen ein Regelwerk. Sonst würde ja jeder tun, wie ihm lustig ist. Des Pudels Kern ist, soweit ich das verstanden habe, Punkt 2. Da steht:

Die im Rahmen von LocatorOE zwingend zu verwendenden Technologien sind:

  • Amateurfunk (auch über terrestrische oder außerterrestrische Repeater) und/oder
  • Amateur Radio over Internet Protocol (ARoIP): IP-basierte Kommunikation von Radio Amateuren untereinander unter behördlich registrierten Amateurfunkrufzeichen (Hamnet, EchoLink, D-Star, HamSphere, QsoNet/CQ100 usw.).

Ob all die funklosen und drahtnahen Betriebsarten eine Zukunft haben, wage ich zu bezweifeln. Aber ich denke, dass ARoIP solange leben wird, wie es Funkamateure gibt. Zumindest bis zum (hoffentlich nie eintretenden ) Doomsday. Wir werden uns auch in Zukunft in der einen oder anderen Art über unsere Experimente via Internet austauschen. Und schliesslich bestehen ja viele unserer Antennen auch nur aus Draht.

73 de Anton