Tagesarchiv: 13. Juli 2011

Die Langwelle im Sonnenfleckenminimum

Ist es nur ein Sommerloch, oder hat die Sonne tatsächlich Mühe, in die Gänge zu kommen? Steht das Maximum bereits vor der Tür oder ist es gar vorbei? Ein Vorgeschmack auf Jahrzehnte niedriger Sonnenaktivität wie im Maunderminimum zwischen 1645 und 1715?

Ich hoffe nicht.

Das würde natürlich schlechte Bedingungen auf den KW-Bändern bedeuten. Doch was ist mit den Mittel- und Langwellen. Wären dort die Bedingungen bei ruhiger Sonne nicht eher besser?

160m ist zur Zeit unser einziges Mittelwellenband (0.3 – 3 MHz), 500 kHz ist im Moment ja nur ein Traum. Niedrigere Fluxwerte und fehlende Sonnenflecken könnten auf 160 tatsächlich bessere Bedingungen bedeuten. Vorallem bei Pfaden, die durch Breiten oberhalb des Polarkreises führen. Schauer von geladenen Teilen bewirken in diesen Regionen nicht nur wunderbare Nordlichter, sondern auch  Polarkappenadsorption. Dann ist auf den langen KW-Bändern der Ofen aus, wie ich selbst anlässlich einer Nordkap-Tour erleben konnte.

Doch nebst unserem Mittelwellenband, können wir ja noch auf Langwelle funken. Wie sieht es denn auf 136 kHz aus? Sind dort die Bedingungen bei ruhiger Sonne, mit niedrigen A und K Werten, besser?

Fehlanzeige! Die Bodenwelle wird zwar nicht beeinflusst, sie hängt ja von der Bodenbeschaffenheit und nicht von der Inosphäre ab. Aber die Raumwelle schon, die durch die Inosphäre reflektiert, aber auch absorbiert wird. Bereits tagsüber dürften die Signale ab 500 bis 1000km schwächer werden. Dort erhält die Bodenwelle nach neueren Erkenntnissen nämlich Unterstützung durch die Raumwelle, welche an der untersten D-Schicht in 50 km Höhe reflektiert wird. Wird diese Schicht weniger aufgeladen, dringen die Wellen mehr in die D-Schicht ein und werden mehr absorbiert und weniger reflektiert. Auch nachts dürfte die Raumwelle schwächer ausfallen. Dann wird sie in den obersten Lagen der D-Schicht (sozusagen am Fusse der E-Schicht) reflektiert. In zirka 100 km Höhe. Auch dort wird die Welle in Zeiten tiefer Sonnenaktivität mehr geschwächt und weniger reflektiert.

Oft wird in Zeichnungen die Reflexion an der Ionosphäre als “Zickzackkurs” dargestellt. Wie ein Tennisball, der von der Ionosphäre und der Erde abspringt. Besonders für die langen Wellen trifft das nicht zu.  Denn für diese Wellen ist die Ionosphäre ein sehr diffuser Spiegel und an der Erdoberfläche werden die Wellen auch nicht im herkömmlichen Sinne reflektiert. Sie tangieren sie bloss, um dann wieder in extrem flachem Winkel gegen die Ionosphäre zu streben. Das erklärt auch, wieso tagsüber mit “Sprungdistanzen” von 1000km und nachts mit 2000km gerechnet werden kann. Doch das sind wie gesagt, die vorläufigen Erkenntnisse der Funkamateure auf dem 136 kHz Band. Es gibt noch vieles zu erforschen. und auch eine schlafende Sonne kann uns nicht davon abhalten :-)

73 de Anton

Bild: Meine persönlichen Favoriten unter den Antennenbüchern