Monatsarchiv: Juni 2011

JT65-HF


So wie es keine Wunderantennen gibt, so gibt es auch keine Wunderbetriebsarten. Auch der neuste Gag, die Betriebsart JT65-HF, die immer häufiger auf den Kurzwellenbändern zu beobachten ist, kann nicht zaubern. Doch wie bei den Wunderantennen auch, vermischen sich hier Wahrheit und Legende. Wenn dazu noch ein kleiner Beschiss kommt, wie bei JT65, ist die Mixtur perfekt.

Doch wie funktioniert JT65 eigentlich? Damit ich mit dieser Freeware arbeiten kann, die im Rahmen des WJST Packages von K1JT entwickelt wurde, brauche ich einen Computer mit Soundkarte. So wie bei anderen digitalen Betriebsarten auch. Doch das allein reicht nicht. Ich muss dafür sorgen, dass meine Computerzeit sehr genau ist. Sonst bekomme ich es auf den JT65-Frequenzen mit der Zeitpolizei zu tun ;-) Und dahinter steckt einer der Tricks, der sich der Entwickler bediente, um schwache Signale zu decodieren: Eine Sende- oder Empfangssequenz dauert genau eine Minute. Damit weiss das Programm, wann ein Signal kommt und wann nicht. Das erleichtert die Decodierung ungemein.

Der zweite Trick bei JT65, das ursprünglich für EME entwickelt wurde, sind die Standardmeldungen. Der Ablauf eines QSO’s ist standardisiert. Man kann nur ganze 13 Zeichen frei nach eigenem Gusto hinzufügen. Das Programm weiss also nicht nur, wann etwas kommen soll, sondern was kommen muss.

Das soll bis -20dB SNR funktionieren, gemäss den Angaben des Entwicklers. Darunter wird es schwierig und funktioniert nur, wie einige OM’s festgestellt haben, wenn dem Computer vorher gesagt wird, mit wem man ein QSO abgemacht hat. Ein Schelm, wer Böses denkt.

Doch die -20dB sind ja ganz gut, werdet ihr sagen. Nun ja, sie beziehen sich leider auf die Bandbreite eines SSB-Kanals. Vergleicht man JT-65 mit schmalbandigen Betriebsarten, schaut es nicht mehr so wundermässig aus. PSK31 und das geschulte Ohr eines Telegraphisten, der mit einem schmalbandigen Empfänger hört, können mit JT65 durchaus konkurrieren. Abgesehen davon, sind sie in der QSO-Gestaltung völlig frei. Sogar in der Betriebsart QRSS, wie sie auf Langwelle praktiziert wird, ist der Operator völlig frei, was er senden will. Entweder kann der OM am Empfänger das Signal sehen, oder er muss raten :-)

Doch was soll’s. Um ein seltenes Land zu arbeiten, muss ich auch nur mein Call und “Fäivnein” ins Mikrofon brüllen und das Rufzeichen im Cluster nachsehen. Hauptsache es macht Spass.

Pascal, HB9EXA, hat mir zu JT65-HF noch einen interessanten Link geschickt. Hier ist er, für den Fall, dass ihr mal mit dieser Betriebart experimentieren möchtet. Weltweites DX vom Balkon aus und mit kleiner Leistung ist durchaus möglich.

73 de Anton

Bild: Holzzahnräder in einer Windmühle.

Drahtantennen

Es soll Funkamateure geben, die gleich das Hobby hinschmeissen, wenn sie keine Baubewilligung für ihren Antennentower bekommen. Funken ohne Gittermast und Beam können sie sich nicht vorstellen. Nachbarn, die sowas nicht schön finden, gehören nicht in ihr Weltbild.

Sollen sie halt Kaninchen züchten oder Bierdeckel sammeln.

Auf der anderen Seite des Spektrums finden wir Funkamateure, die aus ihrem QTH das Beste herausholen. Mit Phantasie, Können und Hartnäckigkeit bauen sie Antennen aus Draht und funken damit rund um die Welt. Oft noch mit QRP. Ihnen gehört meine Bewunderung. Ich finde: Es gibt kein QTH, an dem man keine Antenne bauen kann – es gibt nur zuwenig Fantasie.

Der Trick dabei ist so alt wie das trojanische Pferd: Eine Antenne darf nicht wie eine Antenne aussehen. Ein Gittermast mit einer Alusammlung an der Spitze erkennt auch der DAM (Dümmste aller Nachbarn) als Antenne. Das Metallmonster wirkt bedrohlich, ob es sendet oder nicht, spielt keine Rolle. Drähte hingegen, werden in der Regel als wenig invasiv betrachtet. So ein dünner Draht, kaum sichtbar vom Giebel zum Zwetschgenbaum gespannt, sieht ja auch nicht nach Highpower aus.

Um Drahtantennen zu bauen, braucht man auch keine Fundamente mit X Kubikmetern Beton und wenn die Drähte provisorisch gespannt sind, nicht einmal eine Baubewilligung. Man funkt ja eh QRP ;-)

Dabei können Drahtantennen sehr wirkungsvoll sein. Nicht nur die Gekauften, auch die Selbstgebauten. Mir ist ohnehin nicht klar, wieso der OM nicht selbst Draht ablängen und Balune herstellen kann. Wie es geht, zeigt unter anderen Max, HB9ACC, in seinem “Praxisbuch Antennenbau“, ein Buch das ich wärmstens empfehlen kann. Wenn ich auf eine Insel ziehen würde und nur ein einziges Antennenbuch mitnehmen könnte, würde es das sein.

73 de Anton

Bild: Nochmals ein Amifass aus Ystad. Mich faszinieren diese Dinosaurier des Automobilbaus. Stellt euch vor, wieviel Funkkram in so einen Kofferraum passt :-)

 

 

 

SK6RUD

Unter dem Call SK6RUD, südöstlich von Göteborg in JO67ki, laufen zurzeit drei Bakensender: 500 kHz, 3542.5 kHz and 10133 kHz. Wer sich für die Ausbreitung in Richtung Skandinavien interessiert, sind das gute Indikatoren. Auf 80/30m beträgt die Sendeleistung je 500mW, auf 600m sind es 3W ERP. Hier das Log der Empfangsberichte für die 500 kHz Bake. Die am weitesten entfernte Empfangsstation auf diesem Band war AA1A in 5832km. Auch in der Schweiz ist die 600m-Bake nachts bei guten Ausbreitungsbedingungen zu hören.

73 de Anton

Bild: Ein weiterer Strassenkreuzer aus Ystad, Schweden. Ein alter Cadillac.

Notfunknetz auf 500 kHz?

Dennis, HB9EPA, schlug auf seinem Webzine HamNews.ch ein Schweizer Mittelwellen-Notfunknetz vor. Die “Konkurrenz”, das Webzine Amateurfunk.ch hält vehement dagegen.
Das sei unrealistisch, meint der Betreiber von Amateurfunk.ch, seines Zeichens Berufsreporter aus Wiesendangen (Rufzeichen?). Uff, bin ich froh, dass ich bloss ein kleiner Blogger bin ;-)

Seine Begründung:

Zitat

So ein Unsinn, war der Kommentar eines erfahrenen Funkamateurs. Um die Tagesdämpfung sicher und mit brauchbarer Datenrate zu überbrücken, braucht es schätzungsweise einen Masthöhe von 60 m und eine Leistung von 5 kW

Zitat Ende

Schade, dass er das Rufzeichen dieses erfahrenen Amateurs nicht nennt. Ich hätte nämlich gerne erfahren, wie er zu diesem Schluss kommt. Vielleicht so ähnlich wie die Experten der alterwürdigen GD PTT, die behaupteten, es wäre unmöglich vom Pizzo Groppera aus ein UKW Programm in der Region Zürich zu verbreiten? Diese “Spezialisten” wurden bekanntlich von Schawinski mit seinem Radio 24 widerlegt.

Hans-Jörg Spring von Amateurfunk.ch macht in seinem Webzine einen Gegenvorschlag: Der TM der USKA solle Vorgaben für die Notstromversorgung der Relaisstationen ausarbeiten und auf Kurzwelle sei ein Pactornetz aufzubauen.

Was die Relais angeht, so stimme ich ihm zu. Ohne gute Notstromversorgung sind sie für den Katastrophenfunk schlecht gerüstet. Noch besser wäre, im Fall der Fälle ohne Relais auszukommen. Je komplizierter eine Infrastruktur, bzw. ein System ist, desto anfälliger ist es. Besonders im Katastrophenfall heisst es: KISS (keep it simple and stupid).

Ob da ein 500 kHz-Netz Sinn macht, darüber kann man streiten. Doch 60m Masten und 5kW Sender braucht es dazu sicher nicht. Die Tagesdämpfung kann da noch so hoch sein, “ausgebreitet” wird tagsüber via Bodenwelle, und der ist die Ionosphäre wurscht. Wie sich diese Bodenwelle ausbreitet, ist auf dem Bild oben zu sehen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass gute Digitalsysteme wie zum Beispiel PSK31 noch bei 0dB SNR perfekt funktionieren. Wir reden hier nicht über AM-Rundfunk à la Beromünster ;-)

73 de Anton

Bild: Die Ausbreitung der 500 kHz-Welle, berechnet über durchschnittlichem, urbanen und felsigem Terrain (Gebirge). Sendeleistung 100W. Antennenwirkungsgrad 1% (!)

Einfache 2m/70cm Mobilantenne selbstgebaut

Michel, HB9EZV, hat mich auf einen Artikel von Patrick, F8APF, aufmerksam gemacht. Patrick beschreibt hier einen Viertelwellen-Mobilantenne für das 2m Band, die mit einem einfachen Trick auch auf 70cm funktioniert. Zwar arbeitet jeder Viertelwellenstrahler für 2m auf 70cm als Dreiviertelwellenstrahler, doch das SWR ist meist schlecht und gefällt der Endstufe des Mobiltransceivers nicht. Doch eine kleine Scheibe am richtigen Ort, im unteren Teil des Strahlers, schafft Abhilfe. Auf 2m hat sie praktischen keinen Einfluss, doch für das 70cm-Band lässt sich mit ihr das SWR optimieren. Sie wirkt als Kapazität und man verschiebt sie, bis man das beste SWR misst und verlötet sie dann oder klemmt sie mit einer Schraube fest. Neu ist der Trick übrigens nicht. Schon vor Jahrzehnten sind Mobilantennen mit Scheiben aufgetaucht – und wieder verschwunden.

In diesem Zusammenhang muss einmal gesagt werden: Wirklich neue Antennen lassen sich heutzutage nicht mehr erfinden. Alle Grundlagen liegen auf dem Tisch. Man kann sie zwar neu aufwärmen, optimieren oder kombinieren, doch im Grunde ist das Prinzip nicht neu. Die Physik ist ja immer noch die Gleiche.

Nichts desto trotz geht die Suche nach dem heiligen Antennengral unvermindert weiter und täglich entstehen neue “Wunderantennen.”

Die Antenne mit der Scheibe ist übrigens nicht ohne Nachteile: Auf 70cm sieht das Strahlungsdiagramm nicht so schön aus. Es ist aufgesplittet – zumindest in der Theorie – wie jeder selbst mit Eznec oder einem anderen Analyseprogramm nachvollziehen kann.

73 de Anton

Bild: Nochmals ein Strassenkreuzer in Ystad, Schweden. Doch eine Mobilantenne auf dem Kofferraum wäre hier ein Sakrileg.

Friedrichshafen

…ist immer wieder eine Reise wert. Hier ein paar Eindrücke von meinem gestrigen Besuch (Freitag, 24.6.2011). Der Flohmarkt, in zwei riesige Hallen gepfercht, war für mich diesmal eine Enttäuschung. Neben unendlich vielem Schrott gab es zwar alles, was der Bastler so braucht, doch die angeschriebenen Preise waren jenseits von Gut und Böse. Fazit: Zuviel Schrott, Mondpreise, und nichts was man nicht auch auf Ebay auftreiben könnte.

Ich sah nicht ein, wieso ich für einen alten, vom Koax abgeschnittenen PL-Stecker einen Euro bezahlen sollte, wenn ich einen neuen PL in Teflonausführung für Eins-fünfzig in der Halle der Aussteller bekommen konnte. Oder wieso jemand für ein altes vergammeltes Gerät, dessen Gebrauchswert gegen Null strebt und an dessen Knöpfen noch der Dreck von Jahrzehnten klebt, stolze 450 Euronen hinblättern sollte.  So verliess ich, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten, den Flohmarkt fluchtartig.

Da ich in letzter Zeit über den ICOM IC-7410 berichtet hatte, schaute ich mir dieses Gerät mal etwas näher an:

Die blasse Hintergrundfarbe des LCD Displays, mit der ich mich nicht so recht anfreunden kann, steht stellvertretend für meinen Eindruck: ein blasses Spargerät. Viel Luft für ziemlich viel Geld. Da würde ich doch lieber noch ein wenig sparen und mir den IC-7600 zulegen. Da steckt wesentlich mehr Gehirnschmalz drin. Das Gerät wirkt wie in kleines Powerpack. Kleiner als der 7410 ist es in der Tat: das Gehäuse ist wesentlich kürzer. Ein Detail, stellvertretend für viele andere: Die Stummelpotmeter unten links sind beim 7600er nicht nur griffiger und solider, auf Druck fahren sie zur Bedienung auch aus.

Bei Yaesu musste man das meiste hinter Plexiglas bewundern. Allerdings gab es auch nicht wirklich Neues zu sehen. Ausser diesem Monster:

Yaesu trat übrigens diesmal auch mit dem Markennamen Sommerkamp auf. Eine Zweimarkenstrategie? Doch wozu?

Bei Kenwood nahm ich nochmals den TS-590 in Augenschein. Ein hübsches Gerätchen. Die Verarbeitungsqualität schien mir noch etwas besser als beim Icom 7410 zu sein. In Bernstein gefällt mir die Anzeige übrigens besser, aber das lässt sich im Menü umschalten.

Nebst vielen Antennen für alle möglichen Frequenzen und Geldbeutel, gab es auch dicke Endstufen zu sehen. Ich wundere mich, in welchen Ländern Sendeleistungen von 2,5 bis 5kW zugelassen sind. In Taka-Tuka-Land?

Auf jeden Fall sollte man ein solches Teil nicht an einer Dachrinne betreiben. Eine Möglichkeit, Drahtantennen möglichst hoch zu installieren, haben uns die Liechtensteiner vorgeführt. Diese Kanone schiesst einen Tennisball über 300m Distanz. Da kann vermutlich auch Federer nicht mehr mithalten. Kaufen kann man das Teil leider nicht. Vermutlich bräuchte man dazu einen Waffenschein.

Da nehmen wir doch lieber einen hübschen Mast, wie zum Beispiel diesen hier:

Pascal hat sich mächtig angestrengt, das Teil vom Fleck zu kriegen. Aber wir hätten den Mast sowieso nicht in den Car gekriegt. Also haben wir uns nach anderen Antennenmöglichkeiten umgesehen, und wurden prompt bei Wimo fündig:

Eine Magnetloop-Antenne mit Cola-Dosen als Kondensatoren, die über eine “Spritzenhydraulik” gesteuert werden. Köpfchen statt Muskeln.

Auch die Vertretungen der einzelnen Länder haben immer etwas zu bieten und es lohnt sich, mit den Menschen an den Ständen ins Gespräch zu kommen. Hier degustieren wir gerade einen ausgezeichneten irischen Whisky:

Zum Schluss noch ein Dauerbrenner. Wenn es Hilberling diesmal nicht schafft, sein Gerät endlich auf den Markt zu bringen, verkommt die Bude wohl endgültig zur Lachnummer. Was Adat kann, sollte Hilberling doch auch können, oder nicht?

…fast hätte ich es vergessen: Schnäppchen des Tages u.a.: Nigelnagelneue kleine Antennenrotoren für 40 Euronen, das Schweizer Antennenbuch von HB9ACC wesentlich günstiger als in der Schweiz selbst und ein 15,2m Fiberglasteleskopmast für 70 Euronen für die nächste Spasspedition

73 de Anton

Kombinierte Antennenanpassung…

…heisst ein Artikel im neuen Funkamateur, der mir gestern ins Haus geflattert ist. DJ3VY stellt darin sein Antennensystem vor. Das kann sich sehen lassen: Ein Dipol mit 2 mal 20,5m über eine Hühnerleiter von 14m gespeist.

Doch jetzt kommt der Clou: Anstatt diese wunderbare Antenne einfach über einen symmetrischen Koppler zu speisen, verwendet Michael – oh Schreck – einen 1:9 Balun. Doch das ist nicht alles: nach 3,5m Koaxkabel sitzt dann doch noch ein Koppler in der Leitung. Michael behauptet nun, die Kombination von Koppler und Balun habe wesentlich weniger Verluste, als die direkte Speisung der Hühnerleiter über einen Koppler. Er stützt sich dabei auf einen zweiteiligen Artikel von Frank Witt, AI1H, der 1998 im QST erschienen ist und die Verluste in Antennenkopplern untersucht.

Ich habe diesen Artikel ausgegraben. Frank untersucht dort unter anderem einen Heathkit 2040. Ein Koppler in T-Konfiguration mit einem zusätzlichen “Balanced” Ausgang über einen 1:4 Balun. Er belastet ihn rein resistiv und listet die Verluste nach Band und Last in einer Tabelle auf. Auf seinem normalen Ausgang hat er bei 50 Last im 80m Band bereits einen Verlust von 13%! Bei 12.5 Ohm Last weist er 23% Verlust auf. Das scheint viel, ist aber nur etwas mehr als ein dB, bei der Gegenstation also kaum zu bemerken.

In der zweiten Tabelle listet Frank die Verluste des Balanced-Ausgangs auf, also über den eingebauten Balun 1:4. Mit 200 Ohm abgeschlossen hat er nun auf dem 80m Band bereits einen Verlust von 29% und, wie zu erwarten ist, bei 12.5 Ohm Last 86%. Ups, das sind jetzt schon 8,5dB! Da wäre vermutlich dem eingebauten Balun ziemlich heiss geworden, wenn Frank nicht mit Low Power gemessen hätte ;-)

Bei hohen Impedanzen sieht es natürlich viel besser aus. bei 800 Ohm Abschluss des Balanced Ausgangs verliert er nur 11%. Interessanterweise weniger als beim 1:1 Abschluss! Leider hat Frank den normalen Ausgang des Tuners nicht mit 800 Ohm abgeschlossen, so dass ein Vergleich nicht möglich ist. Nur im 20m Band hat er einen Versuch mit 800 Ohm gemacht und einen Verlust von 14% gemessen.

Ob Michael, DJ3VY, die richtigen Schlüsse aus dem QST-Artikel gezogen hat? Es wäre interessant zu erfahren, wie sein Antennensystem nur mit dem Koppler und ohne Balun funktioniert. Eine einfache Feldstärkemessung würde vielleicht genügen.

Auch wäre es interessant, zu untersuchen, wie ein 1:9 Balun komplexe Impedanzen transformiert. Misst man ein solches Teil rein resistiv, ist der Fall klar und die Resultate sind “schön”.

Persönlich ziehe ich etwas andere Schlüsse aus dem QST-Artikel als Michael es getan hat. Ich würde meinem Koppler keinen zusätzlichen Balun verpassen. Michael schreibt zwar, dass die Anpassung so viel breitbandiger sei und der Koppler viel weniger nachstimmen müssen. Genau das macht mich aber etwas misstrauisch. Wenn eine Antenne breitbandig wird, gibt es in der Regel zwei Gründe: entweder eine entsprechende Geometrie oder zusätzliche Verluste ;-)

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wieder einmal mit diesem virtuellen Tuner zu spielen und zu sehen, wie sich die Verluste im Tuner bei den verschiedenen Impedanzen verhalten (Achtung: Java notwendig).

Wie man sehen kann, sind die Verluste vernachlässigbar, ausser bei sehr niedrigen resistiven Lasten und/oder negativen Blindwiderständen (Antenne kapazitiv). Vorausgesetzt, der Tuner ist nicht mit “verlustigen” Komponenten in ein enges Blechgehäuse gequetscht worden. Das betrifft vorallem die Spule!

73 de Anton

Bild: Nicht Kuba. Ystad in Schweden!

PS. Den QST Artikel kann ich leider nicht verlinken, er ist nur Mitgliedern des ARRL zugänglich.

Solarmaximum bereits im Oktober?

Die polaren Magnetfelder der Sonne sind ein guter Indikator für das Maximum eines Sonnenzyklus. Wenn sich ihre Polarität umkehrt, ist normalerweise auch das Maximum erreicht. Am Wilcox Solar Observatory in Kalifornien werden die polaren Magnetdaten der Sonne seit 1975 erfasst.

Die gegenwärtigen Daten deuten darauf hin, dass die Magnetfelder noch dieses Jahr ihre Polarität wechseln werden. Das Maximum des gegenwärtigen Zyklus 24 könnte also noch dieses Jahr oder spätestens 2012 erreicht werden. Gemäss Solen.info im Zeitraum zwischen Oktober 2011 und September 2012.

73 de Anton

Bild: Abenddämmerung auf Bornholm

Fundgrube

Da hat man einen alten Icom IC-735 gekauft, kaum gebraucht und auch nach mehr als zwanzig Jahren fast wie neu. Doch der vorherige Besitzer hat ihn nur für SSB verwendet und  deshalb nicht mit dem optionalen Keyer nachgerüstet. Bei Icom ist das Teil leider nicht mehr zu bekommen.

Oder dieser alte FT-790R2 im Schrank. Wenn der einen Subtone-Encoder hätte, könnte man ihn für den Relaisbetrieb nutzen. Doch das Teil ist bei Yaesu schon längst vergriffen.

Bevor wir die alten Geräte , die uns lange Jahre gedient haben, auf dem Flohmarkt entsorgen, könnten wir mal hier vorbeischauen. Ich hab’s zwar (noch) nicht ausprobiert, aber wenn die Firma hält, was sie verspricht, sind wir “gerettet”.

Der TS-590 scheint ein Renner zu sein. Trotzdem ist er nicht frei von Problemen. Das ist normal und in der Anlaufphase fast bei allen Geräten so. Das letzte Debuging findet beim Kunden statt. Selbst Schuld wer immer das neuste haben muss ;-) Hilfe liefern diverse Diskussionsgruppen, zum Beispiel bei Yahoo. Dies und anderes zum TS-590 findet man hier.

Apropos: ich habe einen Funkkollegen, der immer wieder versucht, mich und andere zu überzeugen neue Geräte zu kaufen und auszuprobieren. Selber hält er sich aber vornehm zurück. Keine schlechte Strategie. Doch ohne die Technophilen würden neue Geräte nie auf den Markt kommen. Einer muss der Erste sein.

73 de Anton

Bild: der Leuchtturm von Dueodde, Bornholm. Hinter der Sanddüne sieht er recht manierlich aus. Will man aber auf die Aussichtsplattform, gilt es, 196 Treppenstufen zu bewältigen.

Erbt der IC-7410 die Probleme seines Vorgängers?

Hoffen wir, dass der neue IC-7410 nicht die Macken seines Vorgängers erbt. Icom hat die Tendenz, wie übrigens auch Yaesu, Designfehler zu verschleppen. Beim IC-7400, der in den USA als IC-746Pro verkauft wurde, waren es vorallem drei Probleme, die die Freude trübten und nie richtig behoben wurden:

1. Der plötzliche Tod des Senders, verursacht durch IC-151, einem µPC1678G. Vorallem FM mit voller Leistung scheint sein Ableben zu beschleunigen. ICOM behauptete zwar, der Grund dafür sei statische Elektrizität am Antenneneingang, doch die Erfahrung einiger OM’s lässt eher darauf schliessen, dass der IC im Betrieb überhizt wird. OZ2M hat dieses Problem und dessen Abhilfe analysiert.

2. Probleme mit der ALC, ebenfalls in OZ2M’s Artikel zu finden. Die ALC kontrolliert die Ausgangsleistung des Senders. Und genau damit scheint auch der neue IC-7410 ein Problem zu haben, wenn man den Diskussionen in den entsprechenden Newsgroups folgt. Dabei handelt es sich um ein Überschiessen der ALC, das am Anfang eines CW-Zeichens eine Leistungsspitze verursacht, wenn der Transceiver auf eine niedrigere Leistung eingestellt ist. Ein Problem, das übrigens auch bei den ersten TS-590 festgestellt wurde. Bei SSB können durch dieses ALC-Problem Modulationsverzerrungen auftreten.

3. Auch wieder ein Überhitzungsproblem: Bei vielen IC-7400 fiel das Display, bzw. dessen Hintergrundbeleuchtung aus. Auch hier hilft ein zusätzliches Kühlblech auf dem betreffenden IC, wie bei KA1MDA zu lesen ist. Dieser Ausfall betraff vorallem OM’s, die die Hintergrundbeleuchtung gedimmt hatten. War sie voll aufgedreht, trat der Defekt selten auf, da der betreffende IC weniger Spannungsabfall und dadurch weniger Verlustleistung aufnehmen musste.

Überhitzung von Komponenten ist eine häufige Ausfallursache. Je kühler ein Gerät läuft, desto länger lebt es. Viele Ingenieure schenken diesem Problem zu wenig Beachtung oder sparen am falschen Ort.

73 de Anton

Bild: 6m Antenne (Viertelwellen-GP) auf unserer Bornholm-Expedition. Material: 6m Angelrute aus Fiberglas von Mitchell und Litze 0.75mm.

Wieso ich den Icom IC-7410 trotzdem kaufen würde

Der IC-7410 ist gegenüber seinem Vorgänger in einem wichtigen Punkt ein Rückschritt: er besitzt kein 2m Band. Das hätte ihn, wie seinen Vorgänger, zu einem exklusiven Transceiver gemacht. Das 2m Band hätte ihn von seinen direkten Konkurrenten TS-590 und FT-950 abgehoben und den Kaufentscheid zu seinen Gunsten beeinflusst. Auch sonst reisst einem der IC-7410 nicht aus den Socken. Das monochrome Display, das rudimentäre S-Meter, kein Echtzeit-Scope, kein PSK-31 etc. Es scheint fast, dass der IC-7410 nichts anderes ist, als ein IC-7200 in einem grösseren Gehäuse.

Trotzdem würde ich das Gerät kaufen und unter Umständen einem TS-590 oder FT-950 vorziehen. Wieso?

Der Empfänger ist so gut wie der Empfänger des IC-756ProIII, der auch “nur” mit einem Roofingfilter von 15 kHz auskommen muss, und den ich täglich in gebrauch habe. Sollte das 15kHz Filter wirklich einmal nicht reichen, kann immer noch ein zusätzliches 3 kHz Roofingfilter nachbestückt werden. Der ganze Hype um die Roofingfilter ist sowieso nur Marketing. Für den Durchschnittsamateur spielt das keine Rolle.

Der wichtigste Grund, der für den Icom 7410 spricht, ist jedoch nicht, dass er gleich gut wie seine Konkurrenz ist ;-) sondern seine Ergonomie:

Für alle wichtigen Funktionen hat es eigene Regler auf der Frontplatte: Zum Beispiel für die Sendeleistung. Ein Feature, das man bei anderen Mittelklassegeräten oft vermisst. Ich hasse es, wenn ich zuerst einen Knopf drücken muss, um dann mit dem Abstimmknopf oder einem “Multiknopf” die Sendeleistung einzustellen. Zum Beispiel zum Abstimmen oder für die Endstufe.

Aber auch für die Intensität von NB und NR sind eigene Regler vorhanden. Im heutigen Chinaschrott-Nebel wahrlich kein Luxus. Genauso wie der RF-Regler, wie bei allen ICOM Geräten in der bewährten Kombination mit dem Squelch. Auch am Passbandtuning muss heututage in den überfüllten Bändern leider oft “geschraubt” werden. Bei ICOM in der bewährten Twin-Ausführung. Doch das ist noch nicht alles, der CW-Pitch und das manuelle Notch-Filter besitzen eigene Regler. Auch die Kompression, die Geschwindigkeit des Keyers, der BK-Delay und der Monitor-Gain lassen sich direkt verstellen. Für diese vier, weniger oft gebrauchte Funtionen, über Miniatur-Einstellregler, immer noch besser als eine Zweitfunktions-Lösung. Damit hat man Zugriff auf alles was wichtig ist. Aber auch bei den Tasten ist alles da, was man braucht: für jede Betriebsart und jedes Band eine Taste, ebenso für alle anderen wichtigen Schaltfunktionen.

Was ich damit sagen will: Von der Bedienung her ist der IC-7410 meines Erachtens das am besten konzipierte Gerät auf dem Markt. Auch gegenüber den High-End-Transceivern, deren Fronten überfüllt sind. Zusammen mit den sehr guten technischen Eigenschaften ein starkes Kaufargument, trotz fehlendem 2m Band.

Wenn die technischen Daten “stimmen” zählen nur noch Optik und Bedienung. Das Teil muss schön sein und gut in der Hand liegen, um Freude zu machen.

73 de Anton

Bild: Auf Bornholm gibt es allerhand interessante Antennen zu sehen. Im kalten Krieg war die Insel lange zeit der östlichste Vorposten der NATO

Dayton 2011 – Funkperlen aus den USA

Aus Japan kamen in letzter Zeit keine wirklich umwerfenden Neuigkeiten. Icom betrieb in der letzten Zeit keine Entwicklung, bloss Recycling mit dem überteuerte Spätzünder IC-9100, bei dem die Bandtasten für 144/430/1300 vergessen wurden, und der Verlegenheitslösung IC-7410, meines Erachtens ein Rückschritt gegenüber seinem Vorgänger IC-7400 (2m Band fehlt). Von Kenwood kaum auch nichts Überwältigendes: Der TS-590, zwar mit tollen Daten, aber im Grunde ein biederer Klassiker. Und von Yaesu kam gar nichts gscheits. Nur alter Kaffee neu aufgewärmt. Auch China scheint nur Handfunken zu können. Der versprochene Mobiltransceiver KG-UV920R hat Ladehemmung. Abgesehen davon gibts solche Transceiver schon zu Hauf. Spannend würde es erst, wenn das Teil auch SSB könnte.

Doch auf der am 20. Mai stattgefundenen Amateurfunkmesse in Dayton, USA, waren einige Perlen zu entdecken. Über den KX-3 habe ich schon berichtet. Aber Elecraft hat noch andere Pfeile im Köcher. Zum Beispiel ein kleines Gerätchen, das XG-3 heisst. Kürzlich habe ich in diesem Blog darüber berichtet, wie schwierig es für Funkamateure ist, zu vernünftigen Preisen an einen Messender zu kommen. Der XG-3 löst dieses Problem. Er stellt von 160 bis 2m definierte Pegel zum Empfängertest und Abgleich zur Verfügung und mittels Harmonischen auch noch bis 1400 MHz. Doch nicht nur Elecraft gibt Gas, auch MFJ hat die Zeichen der Zeit erkannt. Abgesetzte Antennentuner am Speisepunkt der Antenne – auch als Koppler bezeichnet –  werden immer beliebter. Wieso sich mit Traps herumärgern oder mit zweifelhaften UNUNS und BALUNS, wenn mit einem Remote-Tuner jeder Dipol oder Monopol perfekt auf alle KW-Bänder angepasst werden kann? Gefehlt hat es bisher nur an der Leistungsverträglichkeit dieser Teile. Nun bringt MFJ den MFJ-994BRT für 600W und den MFJ-998BRT für 1500W, und das zu resonablen Preisen von $499.95 und $769.95. Die Preise in Europa werden wohl wie immer etwas höher liegen und in der Schweiz wird irgend so ein Durchlauferhitzer bestimmt auf die Idee kommen und gar mal zwei rechnen. Diese Tuner gab es bei MFJ bisher als Tabletop, bzw. Shack-Ausführungen. Ich bin gespannt auf die Remote-Versionen. Bilder davon habe ich noch keine gefunden.

Natürlich werden nach wie vor “Antennenneuheiten” mit UNUNS präsentiert, wie zum Beispiel von DX-Engineering. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis jeder OM merkt, dass man besser einen Auto-Tuner an solch eine Spargel hängt.

MFJ hat noch mehr zu bieten. Zum Beispiel den MFJ-9200, ein superkleiner QRP-Transceiver für CW von 80 bis 15m. Wer sagt denn, das Leben sei zu kurz für QRP? Die Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht ;-) Das Gerätchen gleicht übrigens dem HB-1A aus China.  Ein Schelm, wer Böses denkt.

Auch bei den Antennenanalyzern tut sich was. Die Ur-Marke Bird stellte den AT-500 vor, der nicht nur SWR und Co misst, sondern auch als Feldstärke-Instrument genutzt werden kann. Comet bringt den Analyzer CAA-500 für $399, der von 2 bis 500 MHz misst und ein Kreuzzeigerinstrument besitzt. Damit wir uns richtig verstehen, ich spreche hier von Analyzern, die unter anderem die komplexe Impedanz messen und nicht von simplen SWR-Metern.

Ein solch simples SWR Meter ist das TenTec 1225, ein 2kW Instrument für 160 bis 10m, das als Kit erhältlich ist.

Natürlich gab es in Dayton auch jede Menge SDR-Neuerungen zu sehen, zum Beispiel die Software 4.0 von SSB Electronics für den Perseus. Hier ist die Entwicklung noch nicht am Ende und wir können gespannt sein, wo sie hinführt.

In Dayton gab es aber auch etwas zum Schmunzeln. Zum Beispiel die x-te Präsentation des Hilberling PT-8000. Er soll nochmals überarbeitet worden sein und  in den USA noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Das Design dieses Geräts finde ich nach wie vor toll. Es hebt sich wohltuend vom japanischen HiFi-Look ab. Aber die Firma kriegte es bisher einfach nicht gebacken.

73 de Anton

Bild: Schiffsantennen

Die Sonne schläft ein. Jahrzehnte ohne Sonnenflecken?

Wie National Geographic berichtet, wird die Sonne nach dem gegenwärtigen Zyklus in einen langen Winterschlaf fallen und keine Sonnenflecken mehr entwickeln. Das ist der Schluss aus drei unabhängigen Studien über die Atmosphäre, die Oberfläche und das Innere unseres Sterns. Die kombinierten Daten der drei Studien würden darauf hindeuten, dass wir wieder ein grosses Minimum erleben, wie in den Jahren zwischen 1645 und 1715. Diese Periode ist als kleine Eiszeit oder als  Maunder Minimum bekannt. Noch ist nicht klar, wie stark eine verringerte Sonnenaktivität der Klimaerwärmung durch die Treibhausgase entgegenwirken könnte und ob wir gar wieder eine kleine Eiszeit erleben werden.

Wie dem auch sei, für uns Funkamateure sind das trübe Aussichten. Es würde bedeuten, dass alle heute lebenden Funkamateure nie mehr die guten Bedingungen erleben, wie sie während der Maxima im vergangenen Jahrhundert auftraten. Nie mehr Zeiten, in denen das 10m Band rund um die Uhr offen ist, wo man mit kleinen Leistungen und bescheidenen Antennen mühelos rund um die Welt funken kann. Vorbei die Zeiten, in denen das 15m Band Hauptträger des DX-Verkehrs war und täglich ab Mittag bis tief in die Nacht amerikanische Stationen zu arbeiten waren, vorbei die Zeiten, in denen sich das 6m Band für weltweiten DX Verkehr öffnete. Ausser in der Es-Saison werden die Bänder 15, 12 und 10m tot sein und die Bedingungen auf den anderen KW-Bändern werden mittelmässig bis schlecht sein. Ob sich dann die Aktivitäten wieder vermehrt auf UKW und die Mikrowellen verlagern, wenn die OM’s der Überbevölkerung auf den langen KW-Bändern überdrüssig werden? Hoffen wir, dass dann von diesen Bändern noch was übrig bleibt.

Zurzeit steigt zwar, nach einer aussergewöhnlich langen Pause, die Sonnenaktivität wieder, sie soll 2013 ihr Maximum erreichen. Doch dieses Maximum könnte nur halb so stark ausfallen wie das letzte und beim nächsten Zyklus, der Nummer 25, könnten Sonnenflecken ganz ausbleiben. Diese Flecken – eigentlich kältere Stellen auf der Sonnenoberfläche – sind in den letzten Jahren immer schwächer geworden, sie wurden immer heller. Schuld daran sollen Vorgänge im Innern der Sonne und Jetstreams in der Atmosphäre sein. Es scheint, dass unser Stern nicht nur einen Elfjahreszyklus kennt, sondern auch einen oder gar mehrere überlagerte und länger dauernde Zyklen. Schon elf Jahre sind viel in einem Menschenleben, für die Sonne ist es nur ein Augenzwinkern.

Zyklus 25 könnte also ganz ausbleiben oder sich wiederum verspäten – bis zum Jahre 2022 sagen die Forscher – um sich dann nur schwach bemerkbar zu machen. Doch die Wissenschafter sind nicht beunruhigt und sehen die Schwächephase als Chance. Doch wir Funkamateure sehen das etwas anders.

73 de Anton

Hier weitere Infos dazu in Deutsch

Bild: Radarstation auf dem höchsten Punkt Bornholms (162m)

Drahtamateure

Wir nennen uns Funkamateure, weil wir uns in unserer Freizeit mit Funk beschäftigen. Würden wir über Drähte kommunizieren, wären wir Drahtamateure.

Doch der Amateurfunkdienst ist ein Experimentalfunkdienst und so experimentieren wir zuweilen auch mit “Drahtanbindung”. Mit D-Star zum Beispiel. So können wir dann mit unserer Handfunke vom Berg aus nicht nur in die Stadt funken, sondern auch mit OM’s aus VK kommunizieren, am anderen Ende der Welt. Das kann zwar unser portables Telefon auch, aber das ist ja nicht Amateurfunk, nicht wahr?

Ob D-Star in zehn Jahren noch relevant sein wird, ist fraglich. Sicher ist, dass es in zehn Jahren noch SSB und FM geben wird. Doch das ist ja das Spannende am Amateurfunkdienst. Nostalgie und Moderne geben sich die Hand. Der Löthamster hat mit dem alten Röhrensarg ebensoviel Spass wie der Steckdosenfetischist, der stolz darauf ist, dass neuste ICOM erstanden zu haben.

Wichtig ist dabei die Toleranz. Denn schliesslich ist es nur ein Hobby, wenn auch das schönste der Welt. So sollten wir auch Drahtamateure mit offenen Armen empfangen und nicht aus unserer Gemeinschaft ausschliessen. Denn oft möchten sie ja funken, können aber nicht, weil die Antenne fehlt. Und ohne die geht nichts. Sie ist das Schlüsselelement des Amateurfunks.

Doch Not macht erfinderisch. Einer der gerne möchte, aber nicht kann, ist Dipl.-Päd. Dr. Alfred Mateja (Da ich zu einem Viertel Österreicher bin, weiss ich, wie wichtig Titel in unserem Nachbarland sind). Alfred, der übrigens das Rufzeichen OE5AKM besitzt, hat aus der Not eine Tugend gemacht. und die Organisation LocatorOE ins Leben gerufen. Das ist sowas wie IOTA oder SOTA nur auf einer verfeinerten Ebene. Es geht darum, möglichst viele der Locator-Kleinfelder in Österreich zu arbeiten, bzw. zu aktivieren. Davon gibt es 3135. Ein Eldorado für Jäger und Sammler.

Natürlich braucht ein solches Unternehmen ein Regelwerk. Sonst würde ja jeder tun, wie ihm lustig ist. Des Pudels Kern ist, soweit ich das verstanden habe, Punkt 2. Da steht:

Die im Rahmen von LocatorOE zwingend zu verwendenden Technologien sind:

  • Amateurfunk (auch über terrestrische oder außerterrestrische Repeater) und/oder
  • Amateur Radio over Internet Protocol (ARoIP): IP-basierte Kommunikation von Radio Amateuren untereinander unter behördlich registrierten Amateurfunkrufzeichen (Hamnet, EchoLink, D-Star, HamSphere, QsoNet/CQ100 usw.).

Ob all die funklosen und drahtnahen Betriebsarten eine Zukunft haben, wage ich zu bezweifeln. Aber ich denke, dass ARoIP solange leben wird, wie es Funkamateure gibt. Zumindest bis zum (hoffentlich nie eintretenden ) Doomsday. Wir werden uns auch in Zukunft in der einen oder anderen Art über unsere Experimente via Internet austauschen. Und schliesslich bestehen ja viele unserer Antennen auch nur aus Draht.

73 de Anton

Relais abschalten!

Die meisten Relaisstationen hierzulande werden kaum benutzt. Sie dösen den Tag lang vor sich hin. Ab und zu werden sie von einem Phantom aufgetastet. Vielleicht will das Phantom sehen, ob sie noch da sind? Wenn sie ausnahmsweise mal gebraucht werden, so könnten die OM’s meistens auch direkt miteinander funken. Sie wissen es nur nicht.

Seit die Morseprüfung abgeschafft wurde und die OM’s mit den UKW-Rufzeichen sowie die HB3er auf KW funken dürfen, ist es noch schlimmer geworden. Auf UKW herrscht gähnende Leere. Nicht nur auf den Relaisfrequenzen

Die Relaisstationen könnten problemlos abgeschaltet werden, es würde es kaum einer bemerken. Und die wenigen Relaisfunker könnten wieder lernen, wie man eine direkte Verbindung aufbaut. Das funktioniert nämlich immer noch, die Wellenausbreitung hat sich nicht geändert. Besonders gut hierzulande, wo es genügend hohe Reflektionspunkte gibt. Berge wie zum Beispiel das Stockhorn, das Jungfraumassiv oder der Chasseral sind ausgezeichnete “Passivrelais”. Sie verbrauchen keinen Strom, müssen nicht gewartet werden und fallen garantiert nie aus.

Damit will ich die Leistung der Relaisbauer nicht schmälern. Sie haben wunderbare Arbeit geleistet und mindestens in der Anfangszeit waren sie wahre Radiopioniere. Wie zum Beispiel Roland, HB9MHS. Das Relais Schilthorn war eine Pioniertat und wurde unter grossem persönlichen Einsatz der Beteiligten erbaut. In den ersten Jahren wurde es denn auch rege benützt. Vorallem Mobilstationen schätzten es. Damals durfte man noch im Auto das Mikrofon in die Hand nehmen und die Leistung der meisten FM-Geräte lag bei 10W.

Später wurden dann immer mehr Relaisstationen gebaut. Die Kanalabstände mussten von 25 kHz auf 12.5 kHz halbiert werden. Jeder Verein wollte seine eigene Relaisstation und sie wurden auch im Flachland errichtet. Doch je mehr Relaistationen gebaut wurden, desto weniger wurden sie benutzt. Denn die Zahl der OM’s blieb konstant, die Aktivitäten verlagerten sich – meistens in Richtung Computer.

Vielleicht wäre es an der Zeit, einige Relais stillzulegen und wieder auf Direktfrequenzen zu wechseln? Oder gar auf 2m oder 70cm SSB mit einer guten Yagiantenne? Vor Jahrzehnten kamen so Verbindungen quer durch die Schweiz zustande.

Als ich auf Bornholm weilte, hatte ich Kontakt mit einem lokalen OM und fragte ihn, wieso auf der Bornholmer Relaisstation 145.650 so wenig los war. “Ach weißt du”, entgegnete er mir, “wir treffen uns lieber auf unserer Direktfrequenz, 1MHz tiefer, auf 144.65.”

Die Erbauer der Relaisstationen haben viel Know-how gewonnen. Die Benutzer jedoch haben Know-how verloren.

73 de Anton

Elecraft bringt den KX-3

Der KX-1 war ein kleiner innovativer CW QRP Transceiver, als Bausatz erhältlich. Ein Minimalistengerät für spartanische Funker. Jetzt hat Elecraft einen Riesensprung nach vorne gemacht, den KX-2 ausgelassen und mit dem KX-3 den ultimativen QRP Transceiver angekündigt. Daneben sehen Yaesu, Icom und Co ziemlich blass aus. Man braucht nicht ein Prophet zu sein, um dem KX-3 eine Erfolgsstory vorherzusagen. Ein Blick auf die Elecraft Home Page genügt.

Der KX-3 sieht nicht nur gut aus, seine Ergonomie ist bestechend. Anstatt wie beim TS-480 von Kenwood eine abgesetzte Frontplatte auf einen wackligen Fuss zu stellen, den man am besten auf die Tischplatte klebt oder schraubt, nimmt Elecraft einfach eine etwas dickere Frontplatte und legt sie flach auf den Tisch. Mit Klappfüssen kann sie bei Bedarf etwas schräg gestellt werden. Die Bedienung ist um eine grosse bernsteinfarbene Anzeige (wie beim K-3) herum aufgebaut, die alle notwendigen Informationen liefert.

Der KX-3 kann nicht nur CW, SSB, AM und FM, sondern auch RTTY und PSK ohne zusätzlichen Computer,  und das von 160 bis 6m. Dabei verbraucht er bei Empfang nur 150mA (FT-817 450mA) und wiegt nur federleichte 700 Gramm. Die Sendeleistung lässt sich zwischen 0.1 und 10 Watt einstellen.  Je nach Bedarf kann er mit internen Akkus oder mit einem automatischen Antennentuner bestückt werden. Und da das Leben zu kurz ist, um immer QRP zu funken, bietet Elecraft eine externe 100W Endstufe an.

Doch das ist nicht alles. Die inneren Werte sind auf absolutem Top Niveau. das Gerät ist selbstverständlich ein DSP-Transceiver. Und um dem gegenwärtigen Hype um sogenannte “Roofingfilter” entgegen zukommen, wird eine ganze Palette davon als Option angeboten. Das schmälste mit 500 Hz. By the way: “Roofingfilter” gibt es schon, seit es Empfänger gibt. Nur hiessen die früher, im vor-DSP Zeitalter, bescheiden ZF-Filter und sassen in der ersten ZF von Doppelsupern.

Ein Wermutstropfen gibt es aber auch beim KX-3. Nein, nicht die fehlenden 2m/70cm – die kann man verschmerzen. Das Gerät wird erst nächsten Winter auf den Markt kommen.

73 de Anton

Bild: Bornholm

6m Es

Obiges Bild zeigt eine Analyse meiner Es-Verbindungen auf dem 6m Band im Jahre 2009. Es sind 103 QSO’s. Eigentlich habe ich 106 QSO’s gemacht. Aber die Langstreckenverbindungen in die Karibik und USA habe ich ausgeklammert. Auch Lokalverbindungen habe ich nicht berücksichtigt. Gearbeitet wurde mit 100W an einer Vertikalantenne sowohl in SSB wie auch in CW. Auf der X-Achse sind die überbrückten Distanzen eingetragen, auf der Y-Achse die QSO’s.

Daraus sind zwei Dinge ersichtlich: ab etwa 1800km wird es schwierig und QSO’s über 2000km sind selten. Das ist vermutlich die maximale Sprungdistanz für eine einzige Es-Reflektion. Zumindest in meinem Fall. Allerdings könnte diese Grenze auch darin begründet sein, dass von meinem QTH aus, in der Mitte Europas, nur wenige 6m-Stationen in Entfernungen von über 2000 km QRV und damit erreichbar sind.

Die untere Grenze ist jedoch unzweideutig. Stationen unter etwa 700km sind kaum mehr zu erreichen. Von dort erstreckt sich die tote Zone hinab bis zu den terrestrischen Verbindungen über kurze Distanzen (in meinem Fall ein QSO). Das sind je nach Lage einige 10 bis über 100km.

Die tote Zone im 6m Band ist also sehr gross. In dieser Zone können sich Stationen nicht gegeseitig hören und so kommt es, dass immer wieder mehrere auf der gleichen Frequenz oder zu eng beieinander rufen, bzw. versuchen QSO’s zu fahren. Wie schon erwähnt, ist der Herdentrieb sicher ein Grund dafür. Man drängt sich um das Wasserloch (50.150 in SSB).

Schuld ist aber auch der Bandplan, der in Zeiten entstanden ist, als auf 6m die Funkamateure in Europa noch dünn gesät waren. Er entspricht nicht mehr den heutigen Verhältnissen. Zumal in den meisten Ländern 1 bis 2 MHz freigegeben sind. Davon nur etwas über 100 kHz zu nutzen und dafür ein Gedränge zu veranstalten ist unlogisch.

Meines Erachtens sollte man den Bandplan etwas auseinanderziehen. CW und SSB-Bereiche grösser machen. Sonderfrequenzen, insbesondere für MS, weiter nach oben verlegen. Ebenfalls den Bakenbereich. Den FM-Bereich müsste seiner tatsächlichen Bedeutung in der Praxis angepasst werden (verkleinert). Zumindest sollte man, meines Erachtens,  den 2m-Bandplan als Vorbild nehmen.

Aber vielleicht ist es bei unseren Bandplänen so wie in der Politik. Die, welche die Regeln machen, “schweben” auf anderen Ebenen und haben kaum eine Ahnung vom Leben der Betroffenen?

73 de Anton

Messsender

Für Kenwood-Fans, die ihre Geräte selber reparieren möchten, habe ich eine Funkperle gefunden. Es ist das Kenwood RTX Service Manual. Es beschreibt alle möglichen Fehler und deren Behebung in Kenwood Transceivern.

Doch zur Fehlersuche braucht es Messinstrumente. Ein Multimeter, einen HF-Generator und ein Oszilloscope sind das Minimum. Dazu noch ein SWR/Power-Meter und eine Dummy Load,  wenn man sich um den Sender kümmern muss. Doch wo hernehmen und nicht stehlen?

Schon beim Messender wird’s bereits kritisch. Die herkömmlichen Hobby-Lieferanten, wie zum Beispiel Conrad, haben zwar sogenannte Funktionsgeneratoren im Programm, doch die bringen nur einige MHz auf die Beine. Eine Möglichkeit an einen guten gebrauchten Messsender zu kommen, bietet zum Beispiel Helmut Singer. Man suche dort unter Signalgeneratoren. Doch die Dinger haben ihren Preis. Und nicht jeder kann oder will sich einen Messender leisten zum Preis eines Transceivers.

Doch halt! Transceiver ist das Stichwort! Haben wir nicht noch einen in Reserve, dort hinten unter dem Tisch? Und haben wir dessen Sender nicht schon vor Jahren auf “Durchgehend” modifiziert?

Aber leider ist die Leistung des Geräts zu hoch. Auch bei zurückgedrehtem Regler kommen noch 5Watt raus. Das killt auch den stärksten Empfänger. Wir erinnern uns an die Formel:

Bei den gängigen 50 Ohm bekommen wir mit 5W Leistung eine Spannung von 15.8V. Dabei möchten wir zum Beispiel 50 Mikrovolt (entspricht S9) um das S-Meter zu eichen. Dazu müssten wir die 5W um 110dB dämpfen. Da schauen wir uns doch lieber anderweitig um.

Wie wär’s zum Beispiel mit selber bauen? Es könnte ja auch ein Bausatz sein. Einen, den ich in diesem Fall ins Auge fassen würde, wäre dieser hier. Damit hätten wir auch noch das 2m Band dabei und könnten präzise Pegel einstellen und hätten sogar zwei unabhängig voneinander einstellbare Kanäle. Na ja, 400 Euro sind ein stolzer Preis, ausserdem brauche ich gleichwohl noch ein paar dichte Dämpfungsglieder, da ich zwar in 0.1dB Schritten absenken kann, doch leider nur bis -47dBm. Vielleicht schauen wir uns mal in Friedrichshafen um ;-)

73 de Anton

Bornholm – die Antenne

Wer bei seiner “privaten” DX-Expedition auf sich allein gestellt ist und nur den Kofferraum seines Wagens als Laderaum zur Verfügung hat, tut gut daran, auf einfachste Konzepte zu setzen. KISS heisst das in Englisch: “Keep it simple and stupid”, oder gar, wie einige behaupten: “Keep it simple, stupid!”

Wie dem auch sei, da meine Funkfreunde eine Woche nach mir anreisten und ich die Antenne selber aufbauen musste, hielt ich mich streng an diesen Grundsatz. 300m feine Litze, Antennenkoppler SG-230, eine 12.5m Fiberglas-Teleskoprute von DX-Wire, viel Klebeband und anderes Kleinmaterial mussten genügen. Daraus entstand eine Vertikalantenne mit einer mechanischen Länge von 10.5m mit 12 (nicht resonanten) Radials unterschiedlicher Länge. Elektrisch war die Antenne etwas länger, hauptsächlich wegen der Erhöhung der Permittivität durch den Mast.

Der Koppler war in der Lage, die Antenne auf allen Bändern, von 160-10m abzustimmen, das SWR lag in der Regel unter 1:1.5.  Hier im Bild das errechnete Strahlungsdiagramm unserer Antenne auf 80m:

Zum Vergleich das Strahlungsdiagramm meiner Antenne zuhause in der Schweiz. Es ist eine Inverted-L und wie man sieht, ist sie auf dem 80m Band ein Senkrechtstrahler:

Das ist übrigens auch auf 40m der Fall. Nicht so bei der Antenne, die wir auf Bornholm benutzten:

Noch besser war sie auf dem 20m Band, was durch unsere Funkverbindungen bestätigt wurde:

Doch für das 15m Band war sie zu lang, wie das nachfolgende Diagramm zeigt. Deshalb konnten wir auf 15, 12 und 10m zwar einige schöne Short-skip Verbindungen tätigen, aber kaum DX arbeiten:

Die Antennensimulation wurde mit MMANA-GAL ausgeführt. So eine Antennensimulation kann in der typischen (komplexen) Amateurumgebung nie alle Umstände berücksichtigen, Abweichungen sind in der Praxis zu erwarten. Aber sie liefert dennoch einen guten Anhaltspunkt. Entscheidend für die Performance einer Antenne ist aber nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern auch das Terrain im Umfeld von einigen Wellenlängen und natürlich der Radiohorizont. In dieser Hinsicht waren wir auf Bornholm verwöhnt: Unser QTH lag auf der Südseite der Insel, 50m vom Strand entfernt mit freier Sicht aufs Meer :-)

73 de Anton

Noch mehr Tuner

Wenn ich den Eindruck erweckt habe, es gäbe nur CG und SGC Tuner, so ist das falsch. Automatische Tuner, bzw. Koppler, gibt es noch von weiteren Herstellern. Damit meine ich nicht all die Automatiktuner mit Anzeigeiunstrumenten und Bedienungselementen, die man nur im Shak benutzen kann. Ich spreche von Remote-Tunern, wasserdicht und ferngesteuert, die eine x-beliebige Antenne anpassen können – draussen bei jedem Wetter.

Einem Fabrikat, dem man ab und zu auf Ebay begegnet ist der SEA-Tuner. Zum Beispiel der SEA-1612C. Die Dinger sind recht teuer und stammen meistens von Schiffen. Dort sind sie auch bestens bekannt. Interessant ist natürlich ein Blick ins Innere. Und da staunt der OM: was er da sieht, ist nichts anderes, als ein alter SG-230, wie er von SGC bereits vor 20 Jahren gebaut wurde. Die Komponenten sind zwar etwas anders angeordnet, doch die Ähnlichkeit ist frapant. Die gleichen Relais, die gleichen Kondensatoren am Eingang, die beiden letzten Spulen mit den gestapelten Ringkernen, um nur einige Auffälligkeiten zu nennen.

Da stellt sich dann doch die Frage, wieso sollte man ein solches Teil für 800 oder 1000 Dollar kaufen, wenn man einen neuen SG-230 für weniger Geld bekommt?

Aber es gibt ja noch den SEA-1630. Auch ihn findet man zuweilen als Occasion in der E-Bucht. Dieser Tuner ist tatsächlich anders, wie man sich mit einem Blick in sein Innenleben überzeugen kann. Interessant ist die grosse Anzahl an Induktivitäten, wobei sechs davon auf Ringkerne gewickelt sind. Trotzdem ist es, gemäss Beschreibung, ein L, bzw. Pi-Tuner wie alle anderen auch. Interessant ist die Leistungsgrenze von 300W PEP (über 4MHZ, darunter 150W). Beide Tuner stammen von der Firma SEA Com Corp in Mountlake Terrace im Staat Washington, USA.

Ein anderer Tuner, auf den man hierzulande nicht so oft trifft, ist der MFJ-927. Auch ein Remote-Tuner, der mit jedem Transceiver betrieben werden kann. Aber im Gegensatz zu den kommerziellen SEA-Tunern, wurde er in erster Linie für den Amateurfunkmarkt entwickelt. Ein Blick in sein Inneres habe ich nur hier gefunden. Das Bild ist zwar klein, doch immerhin lassen sich grosse Luftspulen erkennen, der Aufbau scheint dem SG-230 zu gleichen. MFJ hat zwar nicht gerade die beste Reputation, was die Qualität seiner Produkte anbelangt, doch ein Versuch könnte interessant sein, zumal der Preis stimmt. Vielleicht ist die Qualitätskontrolle ja inzwischen besser geworden.

Ein weiterer Remote-Tuner kommt von LDG. Der RT-11 ist für 125W PEP spezifiziert, doch ein Blick in sein Inneres lässt leise Zweifel aufkommen. “Spässe” wie mit dem SG-230 würde ich mir mit diesem Teil nicht erlauben und mich strikte an die Leistungsgrenze halten. Die Relais sind klein, die Kondensatoren geradezu winzig. Alle Induktivitäten sind übrigens auf Toroide gewickelt – was aber keinen Nachteil bedeutet. Das Interessante an diesem Tuner ist, dass er bereits ab 0.1W abstimmt und dass er auch für das 6m-Band geeignet ist.

Natürlich haben auch die grossen Funkgerätehersteller wie Yaesu oder Icom eigene Tuner im Programm. Doch diese sind nur für die eigenen Transceiver ausgelegt und müssen mit einer Steuerleitung mit diesen Verbunden werden. Wie sich das umgehen lässt, wird hier am Beispiel des AT-130 von Icom gezeigt.

73 de Anton

Bild: Begali Simplex Basic, mit der ich zurzeit fleissig am Üben bin, habe ich doch mein bisheriges Amateurfunkerleben nur mit Klopftasten gefristet.

Bornholm Teil 2 – DX für Nicht-DXer

Eine DX-Spedition muss die OM’s abfertigen, darum heißt sie so und das erwarten auch ihre Sponsoren. Doch unsere Reise nach Bornholm hatten wir selbst gesponsert und so konnten wir tun und lassen, wie wir gerade lustig waren. Natürlich gab es auch Ansätze von Pile-up’s, obschon auf Bornholm kein Mangel an Amateuren herrscht. Das passierte meistens dann, wenn uns jemand in den Cluster „stellte“.

Für Nicht-DXer: Heute sucht der gewiefte Old Man die Bänder nicht mehr nach interessanten Stationen ab, sondern schaut ins Internet. Dort gibt es Seiten wie diese, auf denen das Auftauchen von seltenen Stationen gemeldet wird. Dann braucht er nur so lange ins Mikrofon zu brüllen oder die Taste zu quälen, bis das Objekt der Begierde das Rufzeichen aufschnappt und „Five Nine“ sagt. Letzteres nennt man übrigens Standardrapport. Der DX-Jäger kann dann sagen: „Ich habe ihn gearbeitet“ und erlebt einen Endorphin-Schauer.

An diese Regel haben wir uns aber nicht gehalten, denn keiner von uns mochte Pile-up’s.

Für Nicht-DXer: Ein Pile-up ist ein Zustand, bei dem sich die Stationen aufeinander stapeln. Man braucht gut trainierte Ohren, um in diesem Stapel eine einzelne Station zu erkennen. Für ungeübte Ohren tönt ein CW-Pile-up wie eine exotische digitale Betriebsart und ein SSB-Pile-up wie ein Konzert von Brüllaffen mit italienischem Akzent.

Wir hielten uns also nicht an die „Five-Nine-Regel“ sondern drehten kreuz und quer übers Band wie in alten AM-Zeiten auf 2m, und drehten meistens auch noch den Spieß um. Das heißt, wir riefen nicht CQ, sondern beantworteten CQ-Rufe und fuhren normale QSO’s: gaben ehrliche Rapporte, erzählten wer und wo wir waren, wie unsere Antenne und das Wetter aussahen und dass schon wieder ein Fasan vor dem Shack herumgockelte.

Was mich betrifft, so beantwortete ich am liebsten die CQ-Rufe von QRP-Stationen. Ich stellte mir dann vor, wie sich die OM’s freuten, mit ihrer kleinen Station unsere Insel zu erreichen.

Natürlich stolperten wir, beim Absuchen der Bänder, auch über die eine oder andere Five-Nine-Station, oder über solche, die sich dafür hielten. Brav gaben wir dann ein Five Nine zurück und arbeiteten Split.

Für Nicht-DXer: Split ist eine Taktik um das Stapel-Problem zu entschärfen. Die DX-Station hört dann nicht auf der eigenen Sendefrequenz, sondern daneben. Der Ruf der DX-Spedition geht dann weniger oft im Konzert der Brüllaffen verloren. Anständige DX-Stationen geben an, wo sie hören. 5up heisst zum Beispiel: Ich höre 5kHz über meiner Sendefrequenz. Natürlich begreift nicht jeder, was er versteht und so morsen und brüllen immer welche auch auf der Sendefrequenz des Jagdobjekts. Dafür gibt es die DX-Polizei, ein Verein von selbsternannten Aufpassern, die mit genormten Ausdrücken versuchen, die Irrläufer unter den Brüllaffen und die Falschmorser auf den richtigen Pfad, bzw. die richtige Frequenz, zurück zu führen. Auch weisen die Polizisten neugierige Frager zurecht, die unnötigerweise nach dem Rufzeichen der DX-Station fragen, die sie gerade gearbeitet haben. DX-Stationen geben ja heutzutage nur noch in Ausnahmefällen ihr Rufzeichen durch, denn dieses steht ja im Cluster.

Etwas speziell ist die Situation auf dem Magic Band, auf 6m. Jeder kann dort die seltene DX-Station spielen, wenn er nicht gerade aus Deutschland kommt. Süditalien reicht. Sogar Schweizer können dann beim Five-Nine-Spiel mitmachen. Der Bandplan oder Herdentrieb verlangt aber offenbar, dass möglichst nahe bei 50150 in SSB gerufen wird, obschon das Band so gross ist wie ein Scheunentor. So konnte man von Bornholm aus oft mehrere Stationen auf der gleichen Frequenz CQ rufen hören. Die tote Zone ist auf 6m sehr gross – oft über 800km – so dass sich die Rufenden nicht gegenseitig hören können. Die Franzosen gucken dann in die Röhre: sie dürfen erst ab 50200 funken und liegen abseits vom Trubel.

73 de Anton

Fortsetzung folgt

Zurück von Bornholm Teil 1

Unsere “Funkexpedition” nach Bornholm ist Geschichte. Es war eine wunderbare Reise auf eine Insel, auf der die Zeit angehalten wurde. Eine Insel mit liebenswürdigen Menschen und einer grossartigen Natur. Eine Insel ohne Stress und Hektik. Doch nicht nur die Zeit ist dort anderen Gesetzmässigkeiten unterworfen, auch die Funkwellen “ticken” dort anders als hier in den Alpen.

160m und 80m schlafen tagsüber um diese Jahreszeit. Abends beginnen sie dann zögerlich zu erwachen. Regelmässig konnte ich zum Beispiel die sogenannte Berner-Runde um 18:15 MEZ auf 3748 kHz mitverfolgen. Die Leitstation HB9KOX hatte ein respektables Signal, so um die 57, manchmal sogar bis 59, doch Alfred konnte mich nicht hören. Sein Störpegel war zu hoch. Ebenso erging es mir mit der 1991er Runde. Nur Berth, HB9DCE, war in der Lage, mich einwandfrei aufzunehmen. Notabene um acht Uhr, und das über eine Distanz von mehr als 1000km.

Im Übrigen waren die Funkbedingungen etwas “durchzogen”. Nur nach Italien ging es immer, von 40 bis 6m. Es war, als würde sich von Bornholm ein Schlauch nach Süden erstrecken um sich dort über den italienischen Stiefel zu stülpen.

Natürlich hielt ich speziell Aussschau nach Schweizer Stationen. Auch ausserhalb des allabendlichen QSO’s um 22:00 MEZ bei 7172 kHz. Und so kamen auch Verbindungen auf 20 und 15m und sogar auf 6m zustande. Auf dem 40m Band herrschte auch vom Norden aus gesehen Abends ein Gedränge. Doch meistens lichteten sich die Ränge nach zehn Uhr. Einmal sogar schlagartig, so dass wir uns fragten, was wohl im Fernsehen lief. Regelmässiger Gast auf 7172 war natürlich Paul, HB9DFQ, der bereits meine früheren Expeditionen zuverlässig per Funk verfolgte. Die Verbindung mit Paul klappte immer, auch auf 80m und 20m und – etwas weniger gut – zuweilen auch auf 160m.

Wie vorgesehen kam in der zweiten Woche unsere Verstärkung in Form von HB9CCZ und HB9CGQ mit Ladies. Doch ums Mikrofon haben wir uns nie gestritten. Peter, HB9CCZ, übernahm die Nachtschicht und konnte uns beim Frühstückstisch jeweils über fantastische DX-Verbindungen berichten. Peter Nummer 2, HB9CGQ, zog es vor, mit mir am Strand zu joggen, wie das Bild zeigt, und so kam jeder auf seine Rechnung.

Die Vier waren übrigens nicht unsere ersten Besucher. Bereits in der ersten Woche erhielten wir Besuch von Wolfgang, HB9CLY, mit seiner Frau Renate, HB3YMN. Die beiden sind zurzeit immer noch in Schweden unterwegs und ich hoffe, sie von meinem Heim-QTH aus in den nächsten Tagen auf den Bändern anzutreffen.

73 de Anton

Fortsetzung folgt

Bild: HB9CGQ (rechts) und HB9ASB rennen am Strand um die Wette.

WinLink 2000

Ob ich hier dabei bin, die Amateurfunkprüfung zu wiederholen? Auf jeden Fall müssen es schwierige Fragen sein. Vielleicht über WinLink 2000? Ein System, mit dem man Emails über Kurzwelle verschicken kann. Vielleicht sinniere ich darüber, ob das noch in die Sparte Amateurfunk passt oder ob ich eher bei “kommerziellen Diensten” oder gar bei “Microsoft” ein Kreuz machen soll. Aber wir sind ja ein experimenteller Funkdienst und da sollte man solche Betriebsarten auch ausprobieren können. Zwar versende ich meine Mails normalerweise nicht über Funk, doch wer weiss, wohin es mich verschlägt, wenn ich das nächste Mal Zigaretten holen gehe.

Wenn ihr diese Zeilen lest, bin ich vermutlich von Bornholm zurück und werde in den nächsten Tagen wieder Live berichten.

73 de Anton

Leuchtdioden unkaputtbar?

Leuchtdioden würden ewig halten, heisst es. Und tatsächlich trifft man selten eine Blinde, wie oben in dieser Taschenlampe. Erst flackerte sie SOS, dann gab sie ihren Geist auf. Auswechseln geht nicht, die Dinger sind nicht zum Reparieren gedacht. Glücklicherweise sind die LED nicht in Serie geschaltet.

Das wird auch bei den Leuchtmitteln der Fall sein, die als Glühlampenersatz angepriesen werden. Die sollen ja 20’ooo Stunden halten. Doch bei jeder Leuchtdiode besteht eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass sie frühzeitig aussteigt. Diese ist zwar sehr gering, doch wenn man die Leuchtdioden in Serie schalten würde, reichte eine einzige blinde Nuss um das Teil wertlos zu machen.

Gut, dass kein verrückter Ingenieur auf die Idee kommt, eine Lampe mit Leuchtdioden vollzupacken und diese einfach in Serie direkt ans Netz zu hängen! Denn mit der Reihenschaltung würde die Ausfallwahrscheinlichkeit erhöht. Ein Beispiel: hat eine Diode eine Wahrscheinlichkeit von 5%, in den ersten 100 Stunden auszufallen, sind es bei drei Dioden in Serie schon gute 14%.

Ok, 5% ist viel. nehmen wir mal an, die Ausfallwahrscheinlichkeit für die ersten 100 Stunden betrage 0.05%. Dann sind es bei 3 Dioden schon 0.15% und bei 50 Dioden in Serie sage und schreibe 2.5%, dass es eine in den ersten hundert Stunden putzt und die ganze Kette lahm legt. Vorausgesetzt ich habe richtig gerechnet ;-)

Allerdings wäre es mir lieber, wenn man die Dinger tatsächlich wie beschrieben in Serie schalten würde. Denn die minimalistisch aufgebauten, primär getakteten Schaltnetzteile in den LED-Lampen sind nichts anderes als kleine Störsender.

73 de Anton

10-10

Unser Aufenthalt auf Bornholm neigt sich langsam dem Ende zu. Selbstverständlich werde ich nach meiner Rückkehr ausführlich darüber berichten.

Ob wir auch auf 10m funken werden, kann ich jetzt noch nicht wissen, denn dieser Blogeintrag ist eine Botschaft aus der Vergangenheit. Heute ist der 29. April und erst in zwei Wochen werde ich gegen Norden aufbrechen.

Eine gute Wochenübersicht über die 10m Aktivitäten erstellt übrigens Tony, G4CJC. Aber es gibt noch andere 10m-Perlen. Im Zuge der schlechten Ausbreitungsbedingungen der letzten Jahre ist eine Organisation etwas in Vergessenheit geraten: Die Ten-Ten-International. Die mehr als 75’000 Mitglieder dieser 1962 gegründeten Organisation haben sich zum Ziel gesetzt, die Aktivität auf dem 10m-Band zu fördern. Ausgetauscht werden 10-10-Nummern, es gibt Diplome und Wettbewerbe. keine schlechte Idee, sich dem 10m-Band zu widmen. Wenn wir es nicht tun, tun es andere. Russische Taxiunternehmen oder Treibnetzfischer, um nur zwei Beispiel zu nennen.

73 de Anton

Bild: Der Fünf Minuten Antennenumschalter aus der Bastelkiste