Bornholm Teil 2 – DX für Nicht-DXer

Eine DX-Spedition muss die OM’s abfertigen, darum heißt sie so und das erwarten auch ihre Sponsoren. Doch unsere Reise nach Bornholm hatten wir selbst gesponsert und so konnten wir tun und lassen, wie wir gerade lustig waren. Natürlich gab es auch Ansätze von Pile-up’s, obschon auf Bornholm kein Mangel an Amateuren herrscht. Das passierte meistens dann, wenn uns jemand in den Cluster „stellte“.

Für Nicht-DXer: Heute sucht der gewiefte Old Man die Bänder nicht mehr nach interessanten Stationen ab, sondern schaut ins Internet. Dort gibt es Seiten wie diese, auf denen das Auftauchen von seltenen Stationen gemeldet wird. Dann braucht er nur so lange ins Mikrofon zu brüllen oder die Taste zu quälen, bis das Objekt der Begierde das Rufzeichen aufschnappt und „Five Nine“ sagt. Letzteres nennt man übrigens Standardrapport. Der DX-Jäger kann dann sagen: „Ich habe ihn gearbeitet“ und erlebt einen Endorphin-Schauer.

An diese Regel haben wir uns aber nicht gehalten, denn keiner von uns mochte Pile-up’s.

Für Nicht-DXer: Ein Pile-up ist ein Zustand, bei dem sich die Stationen aufeinander stapeln. Man braucht gut trainierte Ohren, um in diesem Stapel eine einzelne Station zu erkennen. Für ungeübte Ohren tönt ein CW-Pile-up wie eine exotische digitale Betriebsart und ein SSB-Pile-up wie ein Konzert von Brüllaffen mit italienischem Akzent.

Wir hielten uns also nicht an die „Five-Nine-Regel“ sondern drehten kreuz und quer übers Band wie in alten AM-Zeiten auf 2m, und drehten meistens auch noch den Spieß um. Das heißt, wir riefen nicht CQ, sondern beantworteten CQ-Rufe und fuhren normale QSO’s: gaben ehrliche Rapporte, erzählten wer und wo wir waren, wie unsere Antenne und das Wetter aussahen und dass schon wieder ein Fasan vor dem Shack herumgockelte.

Was mich betrifft, so beantwortete ich am liebsten die CQ-Rufe von QRP-Stationen. Ich stellte mir dann vor, wie sich die OM’s freuten, mit ihrer kleinen Station unsere Insel zu erreichen.

Natürlich stolperten wir, beim Absuchen der Bänder, auch über die eine oder andere Five-Nine-Station, oder über solche, die sich dafür hielten. Brav gaben wir dann ein Five Nine zurück und arbeiteten Split.

Für Nicht-DXer: Split ist eine Taktik um das Stapel-Problem zu entschärfen. Die DX-Station hört dann nicht auf der eigenen Sendefrequenz, sondern daneben. Der Ruf der DX-Spedition geht dann weniger oft im Konzert der Brüllaffen verloren. Anständige DX-Stationen geben an, wo sie hören. 5up heisst zum Beispiel: Ich höre 5kHz über meiner Sendefrequenz. Natürlich begreift nicht jeder, was er versteht und so morsen und brüllen immer welche auch auf der Sendefrequenz des Jagdobjekts. Dafür gibt es die DX-Polizei, ein Verein von selbsternannten Aufpassern, die mit genormten Ausdrücken versuchen, die Irrläufer unter den Brüllaffen und die Falschmorser auf den richtigen Pfad, bzw. die richtige Frequenz, zurück zu führen. Auch weisen die Polizisten neugierige Frager zurecht, die unnötigerweise nach dem Rufzeichen der DX-Station fragen, die sie gerade gearbeitet haben. DX-Stationen geben ja heutzutage nur noch in Ausnahmefällen ihr Rufzeichen durch, denn dieses steht ja im Cluster.

Etwas speziell ist die Situation auf dem Magic Band, auf 6m. Jeder kann dort die seltene DX-Station spielen, wenn er nicht gerade aus Deutschland kommt. Süditalien reicht. Sogar Schweizer können dann beim Five-Nine-Spiel mitmachen. Der Bandplan oder Herdentrieb verlangt aber offenbar, dass möglichst nahe bei 50150 in SSB gerufen wird, obschon das Band so gross ist wie ein Scheunentor. So konnte man von Bornholm aus oft mehrere Stationen auf der gleichen Frequenz CQ rufen hören. Die tote Zone ist auf 6m sehr gross – oft über 800km – so dass sich die Rufenden nicht gegenseitig hören können. Die Franzosen gucken dann in die Röhre: sie dürfen erst ab 50200 funken und liegen abseits vom Trubel.

73 de Anton

Fortsetzung folgt

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