Monatsarchiv: November 2014

Chinesen TCXO für FT-817: Geiz ist nicht geil!

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In der E-Bucht schwimmen zurzeit supergünstige TCXO für verschiedene Transceiver herum. Für 20 bis 30% vom Originalpreis. Wer möchte da nicht zuschlagen? Die Foren sind voll des Lobes. Doch Achtung! Geiz ist nicht immer geil, wie folgendes Video zeigt. Ich habe mit einem solchen Teil fast meinen FT-817 gekillt. Das Video ist furchterregend und lässt das Schlimmste befürchten:

Glücklicherweise läuft der Kleine noch mit dem wieder eingesetzten Original-Oszillator.

73 de Anton

Hühnerleiterstecker

Einer der Gründe wieso ich die deutsche Sprache liebe: man kann wunderbare Tatzelwurmwörter zusammensetzen.

Auch die Hühnerleiter ist ja so eine Art Tatzelwurm. Dazu habe ich heute Post von Jürgen bekommen. Er benutzt anstelle eines Antennentuners für jedes Band die passende Länge Hühnerleiter um auf ein günstiges SWR zu kommen. Dazu steckt er jeweils von Hand um und das sieht dann so aus:

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Das Dachfenster kommt mir übrigens bekannt vor: könnte in meinem Shack sein. Aber auch die Stecker kommen einem bekannt vor ;-)

Eine interessante Methode und dazu noch verlustarm. Da wird keine Leistung in einem Tuner oder einem Balun verbraten!

Jürgen benutzt dabei einen Dipol mit zweimal 16.4m.

In seinem Mail macht er mich übrigens darauf aufmerksam, dass es in gewissen Fällen vorteilhaft ist, den Mantel des Koax bewusst als Gegengewicht einzusetzen und zum Beispiel eine Mantelwellendrossel erst beim Hauseintritt des Kabels anzubringen. Da kann ich ihm nur zustimmen. Die winzige Wunderantenne Mikrovert wäre keinen Pfifferling wert, hätte sie nicht das Gegengewicht des Koaxialkabels.

Womit wir wieder einmal beim Thema wären: Wunder haben in unserer Welt eine interessante Eigenschaft: Sie lassen sich nicht reproduzieren. Das betrifft nicht nur Wunderheilungen oder Maschinen, die scheinbar Energie aus dem Nichts schöpfen, sondern auch Wunderantennen.

Hier noch ein Bild des Programms, das Jürgen verwendet, um die optimale Länge der Hühnerleiter zu bestimmen:

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Vielen Dank lieber Jürgen für dein interessantes Mail. Nur ein Problem habe ich in diesem Zusammenhang noch: leider ist mir dein Rufzeichen entfallen und ich konnte es nirgends finden ;-) Rätsel gelöst: DL4KE :-)

73 de Anton

Von harten und weichen Tasten

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Kürzlich war ein befreundeter Funkamateur in meinem Shack und hat meine diversen Paddles probiert. An Palm gewöhnt, kam er nicht mit allen in die Gänge. Insbesondere nicht mit der Begali Expedition.  Schon bald entdeckten wir den Grund: Paddle ist nicht gleich Paddle. Die Haptik ist bei allen verschieden. Darum prüfe sich, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zur Taste findet ;-)

Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht zwei Sorten Paddles: die harten und die weichen. Und das liegt – wie könnte es anders sein – hauptsächlich am Material. Fingerteile aus Plastik (Acrylglas) federn leicht – je dünner, desto mehr. Metallene Fingerteile praktisch nicht. Je nach Temperament des Telegrafisten und seiner Gebeweise sind dieses Unterschiede schwächer oder stärker bemerkbar.

Die Palms gehören meines Erachtens zu den Weichen – zumindest die ältere Generation. Butterweich würde ich sogar sagen. Manche Telegrafisten lieben dieses Gefühl, besonders die Streichler unter ihnen. Denn bei den Palm Paddles federt so zirka alles, bis zu den Kontakten selbst.

Weich ist auch der Yuri, ich meine die Tasten von UR5CDX ;-) Hier sind es vor allem die Fingerstücke aus Acryl, die federn. Bei einigen Tasten, wie der Europa, kommt dazu noch ein langer Hebel, der eine Rolle spielt.  Der Hebel und sein Über- oder Untersetzungsverhältnis ist übrigens ein Thema für sich. Untersetzt der Hebel stark – das heißt: großer Paddleausschlag ergibt kleinen Kontaktweg – wird der Kontaktabstand oft so klein, dass schon bei geringfügigen Verschmutzungen Kontaktstörungen auftreten.

Die Alu-Fingerstücke von Begali ergeben harte Tasten. Viele Telegrafisten lieben das Gefühl von Präzision, das dadurch entsteht. Verstärkt noch durch die Perforation der Fingerteile,welche dem Klebenbleiben entgegenwirkt.

Auch die Tasten von American Morse Equipment fallen in diese Kategorie. Persönlich mag ich das Feeling (und das Klack-Klack) dieser Paddles sehr. Wenn nur die “typisch amerikanische” Konstruktion nicht wäre, wie man sie insbesondere auch bei der High-Tech Lotterkiste KX3 “bewundern” kann. Kein Feingewinde auf den Einstellschrauben und als Kontakt Messing auf Stahl sind bei AMC offenbar Standard.

“Standard”, genau so schreibt man übrigens dieses Wort. Mir ist schleierhaft, wieso ein Großteil meiner Zeitgenossen “Standart” schreiben. Sogar in Werbebotschaften und Firmendokumenten anzutreffen. Dudeln würde helfen.

Doch zurück zu den Harten und den Weichen: wo ich die Tasten von Scheunemann einordnen muss, kann ich nicht sagen. Ich hatte noch nie das Vergnügen, eine Scheunemann zu betasten. Auch nicht eine Taste von N3ZN, dessen Paddles nur die besten Noten bekommen.

Aber es gibt noch viele andere – Klein und Kleinsthersteller. Meistens Einmannbetriebe. Gut, dass die Morsetasten noch nicht am Aussterben sind und man immer noch zwischen hart und weich wählen kann :-)

73 de Anton

Bild: Volldampf, von Mike

Neuigkeiten aus meinem Shack

Wer meine Steampunk-Romane (1)(2) gelesen hat, kennt den Mikromechanischen. Ein Roboter in der Grösse einer Zigarettenschachtel. Was die wenigsten wissen: Mikromechanische kommen im Steampunk-Universum auch in anderen Formen vor. Zum Beispiel so:

Mikromechanischer im Einsatz

Für Insider: Es handelt sich dabei um einen sogenannten Pentomechanischen mit einer Kapazität von 32 GB. Er hat ein gutes Erinnerungsvermögen und hilft mir, meine Baupläne zu erhalten. Zum Beispiel den meines 4m-Transverters, den ich kürzlich zusammengebaut habe:

4m Transverter

Allerdings stammt nur das Drumherum aus meiner Lötküche. Die Platine kommt aus der Ukraine. Der Empfänger ist sehr empfindlich, doch die Stabilität des Arbeitspunktes des Senders lässt zu wünschen übrig. Macht nix: in der Schweiz dürfen wir (noch) nicht auf 70 MHz senden. Zu hören ist – außer bei Überreichweiten – auch nur Rauschen. Benützt wird dieses Band hierzulande wohl vor allem auf dem Papier. Deshalb habe ich das Teil wieder im Schrank versorgt. Es reicht mir zu wissen, dass ich könnte, wenn ich wollte :-)

Bei anderen Dingen verhält es sich gerade umgekehrt: Ich wollte, wenn ich könnte. Bis vor kurzem betraf das auch Messungen an Antennen. Denn der MFJ-269, den ich bisher benutzte, war eher ein Schätzeisen und hinterließ mehr Zweifel als glaubwürdige Resultate. Jetzt ist er weg. Noch bevor ich in Zofingen alles ausgepackt hatte, hatte sich ein Schnäppchenjäger darauf gestürzt. Vermutlich habe ich das Teil zu billig verkauft. Aber lieber billig als gar nicht. Was ich übrigens auch von einer gewissen Endstufe sagen kann, die für 225 Franken die Hand wechselte. Am nächsten Tag fand ich sie für 395 auf Ricardo wieder ;-)

Doch zurück zu den Antennenmessungen: Der MFJ wurde durch einen AA-600 von RigExpert ersetzt. Notabene auch aus der Ukraine. Ein wunderbares Teil, mit dem ich voll zufrieden bin und kein Vergleich mit dem MFJ. Der Oszillator ist stabil, SWR-Kurven werden grafisch und in Farbe dargestellt – auf Wunsch auch als Smith-Chart. Sowohl “standalone” wie am Computer macht das Ding einen professionellen Eindruck. Und als nette Zugabe: endlich kann ich auch meine LW/MW-Antenne messen.

Doch nicht nur die Praxis habe ich aufgerüstet, auch die Theorie hat Verstärkung bekommen. Beide sollten ja im Idealfall Hand in Hand gehen. Anstelle des freien Antennen-Simulationsprogramm MMANA-GAL ist EZNEC 5.0+ getreten. Doch darüber bei späterer Gelegenheit mehr. Ich bin nämlich immer noch am Üben ;-)

73 de Anton

Neuigkeiten für Telegrafisten von der IARU: K bleibt K

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Nun liegt das Abschlussprotokoll der 23. Konferenz der IARU Region 1 vor. Da gibt es viel Interessantes zu lesen.

Für Telegrafisten dürfte die folgende Empfehlung von Bedeutung sein:

Recommendation VA14_C3_REC_21
1. Considering the established practise in use by the majority of amateur radio operators, IARU Region 1 recommends that well established CW proce-dures can still be used, in addition to the alternative procedures introduced in the book “Ethics and Procedures for the Radio Amateur” by ON4UN and ON4WW. The IARU Administrative Council endorsed the principles set out in the booklet.
2. The recommended CW (and digital mode) operating procedure involves the following:
a) “K” is an invitation to transmit at the end of transmission.
b) A station ending the transmission with “AR” alone is not inviting callers.
c) “K” is also the most common ending of a general “CQ” call.
3. That maximum publicity should be given, via member societies and oth-er available channels, to this recommendation.
4. That the Region 1 Executive Committee is instructed to bring this result to the IARU Administrative Council at the first possible opportunity.
Proposed by: IRA
Seconded by: RSM
The motion was carried with three abstentions

Damit dürfte der Fall wohl geklärt sein. K heisst “Bitte kommen” und gehört an den Ende eines CQ-Rufes. AR heisst “Ende der Mitteilung”. Punkt. Schluss. Basta. Ende der Diskussion. Es ist kaum damit zu rechnen, dass die anderen Regionen diesen Beschluss umstoßen werden. Die Amis haben sich bisher einen Schranz in Bauch gelacht ob der paar belgischen Amateure, welche das altgediente VA14_C3_40 IRA Conflicting CW Procedure

Ebenfalls für Telegrafisten interessant ist der beschlossene Bandplan für das 630m Band:

Bandplan 630m

Geändert hat sich also nichts. Auch ohne Direktive von oben wurde dieser Bandplan bisher eingehalten. Ein Gentleman-Agreement eben. Funktioniert leider wohl nur noch auf Lang- und Mittelwelle.

Ein weiterer Beschluss aus Varna, der die Telegrafisten betrifft, ist folgender:

Recommendation VA14_C5_REC_06
In order to facilitate inter-Regional sharing amend band plan as follows:
Main Table: 144,000 – 144,025 MHz, 2,7 kHz Max Bandwidth, Satellite space-to-Earth (downlink) x
Footnote x: No transmission shall be made below 144,0025 MHz
Further, recommend provision of an update to IARU Regions 2 and 3, regard-ing the Region 1 implementation
Proposed by: SZR
Seconded by: HRS
The motion was carried

73 de Anton

Bild: von Mike. Eine “codierte” Botschaft für alle Sammler von irdischen Gütern?

Nachtrag: ITU Abkürzungen für den Schiffsfunkverkehr

Mantellwellen-Drossel für automatische Tuner

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L-Antennen existieren seit Marconis Zeiten. Es gab kaum ein Schiff auf den Weltmeeren, das keine hatte. Doch Schiffe haben ideale Erdverhältnisse: eine riesige Stahlwanne umgeben von Salzwasser.

Die meisten OM können davon nur träumen. Trotzdem ist die L-Antenne auch für Funkamateure interessant. Umso mehr, seit es automatische Tuner/Koppler gibt, die man direkt beim Speisepunkt installieren kann. Damit entfällt das mühsame Abstimmen der Antenne. Auf Resonanz braucht man nicht mehr zu achten und man erhält „automatisch“ eine Allbandantenne. Traps und andere Krücken kann man vergessen.

Doch eines darf der OM niemals vergessen: Das Gegengewicht. Und da tut es ein simpler Staberder nicht. Denn ein Reihenhaus am Stadtrand ist kein Schiff auf dem Ozean.

Ein Staberder ist ein miserables Gegengewicht. Einer oder mehrere auf dem Boden ausgelegte, oder knapp eingebuddelte Drähte sind viel besser. Das Gegengewicht braucht Fläche.

Ein automatischer Tuner wie der CG-3000 merkt sofort, wenn ihn der OM bescheißen will. Bei schlechtem Gegengewicht fängt er an zu zicken. Wenn es trotzdem gut geht, ist es nur dank dem Koaxkabel. Die HF hat sich in diesem Fall die Abschirmung des Kabels als Gegengewicht ausgesucht.

Doch damit kommen andere Probleme auf den OM zu: Die HF wird ins Haus geschleppt und macht sich in der Haushaltelektronik bemerkbar und beim Empfang wandern Störungen aus dem häuslichen Elektronikschrott zum Empfänger. Im schlimmsten Fall beginnt der Transceiver beim Senden zu spinnen, das Mikrofon wird heiß und die Modulation zum Zombiesprech.

Darum sieht die korrekte Installation eines Autotuners so aus wie oben im Bild: Eine Mantellwellen-Drossel unmittelbar beim Anschluss aufs Koax und dito für das Speisekabel des Tuners. Bewährt haben sich die großen Ringkerne von Epcos mit dem Material N30. Erstens kann man das Kabel auch mit Stecker durchschlaufen, zweitens sind sie auch noch auf 160m wirksam. 6 Windungen genügen. Das klappt auch noch mit Aircell 7. Ein 7mm Koaxkabel mit ähnlichen Eigenschaften wie das dickere RG-213. Bitte den minimalen Biegeradius des Koax beachten. Lockere Windungen sind kein Nachteil; zu strenges Wickeln kann das Kabel beschädigen. Wie bei allen Ringkernen gilt: Einmal hindurch = eine Windung.

Zum Schluss noch ein paar Bemerkungen zur L-Antenne. In der von mir kürzlich vorgestellten Form ist sie für das 80m und 40m Band eine ausgezeichnete NVIS-Antenne. Mit 20m Horizontalteil funktioniert sie zwar auch auf 160m, ist dort aber ein schlechter Steilstrahler. Erst ab 30m Länge beginnt sie auch auf 160m steil zu strahlen.

Natürlich wird der automatische Tuner unsere L-Antenne auf allen oder den meisten KW-Bändern abstimmen. Doch eine gute DX-Antenne ist sie mit diesen Abmessungen nicht, wie bei einer Simulation mit MMana-Gal oder EZNEC zu sehen ist.

73 de Anton

Bild: „Korrekter“ Anschluss eines CG-3000. Quizfrage: Was ist hier falsch?

Eine einfache Notfunkantenne für das 80m Band

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Bei der ersten Schweizerischen Notfunkübung vom letzten Samstag sind mir die sehr großen Signalunterschiede aufgefallen. Sie sind nicht allein durch unterschiedliche Sendeleistungen erklärbar. Eine wesentliche Rolle werden wohl die unterschiedlichen Antennen gespielt haben.

Für Funkverkehr auf kurze Distanzen auf dem 80m Band muss die Antenne steil strahlen wie ein Springbrunnen. Vertikalantennen sind dazu nicht geeignet. Sie sind Flachstrahler.

Die Antenne muss zu diesem Zweck horizontal aufgespannt werden. Doch immer weniger OM verfügen über den notwendigen Platz, um einen Halbwellen-Dipol für 80m aufzuhängen.  Abhilfe können verkürzte Dipole schaffen. Doch je kürzer die Antenne, desto größer die Verluste.

Auch der Glaube an Wunderantennen hilft da nicht weiter. Weder Bierdosenstrahler noch ominöse Hühnergitter, die angeblich nach eigenen Physikalischen Gesetzen funktionieren sollen.

Was also, wenn der Platz nicht reicht und die Hühnerphysik keine Lösung ist? Was, wenn der gekaufte Draht nur im Garten von Herrn Kelemen funktioniert und nicht zu Hause?

Verlängerungsspulen wickeln, ein ganzes Wochenende Draht abschneiden und ansetzen, nur um am Sonntagabend festzustellen, dass das SWR immer noch Schxxxx ist?

Es gibt eine einfache Lösung um an der nächsten Notfunkübung mit einer Antenne gehört zu werden und ich verrate euch das Rezept dazu. Nein, ihr braucht keine teure CD mit einer Bauanleitung zu kaufen und kein NDA zu unterschreiben.

1. Kauft euch einen automatischen Antennentuner, zum Beispiel einen CG-3000.

2. Kauft eine 50m Rolle Kupferlitze unverzinnt, PVC isoliert. 0.75mm² reicht. Isolation grau, das fällt am wenigsten auf.

3. Schneidet davon 26m ab.

4. Baut damit eine L-Antenne, wie es bereits Generationen von Funkamateuren und Profis vor euch getan haben. 6m hoch, 20m lang. Das heisst: Tuner auf den Boden, mit dem Draht von dort 6m hoch und der Rest horizontal. Bäume, Fahnenstangen, Fiberglasruten, Dachfirste dienen als Befestigungspunkte. Am Ende der Antenne herrscht Hochspannung; dort muss ein anständiger Isolator hin. Die Landi weiss Bescheid ;-)

5. Schneidet nochmals 20m Draht ab und verlegt diese vom Erdungsanschluss des Tuners auf dem Boden direkt unter dem Antennendraht. Einfach ins Gras legen.

Damit besitzt ihr nun eine NVIS-Antenne, welche für den Notfunk bis zu einigen 100km ausgezeichnet funktioniert. Für das 80m Band, aber auch auf für das 60m Band, sollte dies in den nächsten Jahren freigegeben werden. Auch auf 40m funktioniert diese Antenne noch sehr gut als Steilstrahler.

Höher als 6m zu gehen, bringt nicht viel. Wem das schon zu hoch ist: 4m geht mit einer geringen Einbusse auch noch und ist allemal besser als jede Vertikalantenne

Wer 30m Länge unterbringen kann, sollte das tun. Der Lohn dafür ist eine S-Stufe mehr. Das Gegengewicht bleibt aber bei 20m Länge.

Diese Antenne ist rasch aufgebaut, wirkungsvoll und stimmt sich automatisch ab. Ein verkürzter Dipol gleicher Länge auf gleicher Höhe müsste mühsam in Resonanz gebracht und mit einem Balun angepasst werden, wäre schmalbandig und für 60m und 40m nicht zu gebrauchen. Zudem würde die Anpassung an den niedrigen Strahlungswiderstand vermutlich zusätzliche Verluste bringen.

Einzig eine Speisung des verkürzten Dipols über eine Zweidrahtleitung mit einem symmetrischem Tuner wäre eine valable Alternative.

73 de Anton

Bild: Auch einfache Felsen haben manchmal ihre Geheimnisse

Funken ohne Formeln

1000

In der Zwischenzeit habt ihr sicher das dB-Rechnen im Kopf geübt. Zum Beispiel anstelle von Schafe zählen vor dem Einschlafen. Vielleicht habt ihr euch auch an das Gesetz von Ohm gewagt. Für Schweizer ist das besonders einfach. Man muss nur an den Kanton Uri denken: U=RxI. Für unsere deutschen Freunde: das ist ein Kanton, der im wesentlichen aus einer Autobahn mit Stau und ein paar Bergen besteht.

Wer Uri sagt muss auch Pui sagen. Das ist ein exotischer Vogel, der zu Uri gehört. Denn Uri ist ohne P=UxI nur die Hälfte wert. Erst beide richtig kombiniert bringt so nützliche Erkenntnisse wie U=√PxR oder umgekehrt P=U²/R zum Vorschein.

Uri und Pui umzustellen und zu verquicken geht auch vor dem Einschlafen. Ohne Papier und Bleistift.

Es sind die wichtigsten Formeln in der Karriere eines OM. Daneben gibt es noch einige, die man ab und zu im Formelbüchlein nachschaut und andere, die man nie braucht:

Zum Beispiel die, um das Stehwellenverhältnis zu berechnen. Ich hatte auf jeden Fall noch nie das Bedürfnis das SWR zu berechnen. Wieso auch? Dazu habe ich ja eine SWR-Messbrücke. Außerdem ist das SWR gar nicht so wichtig, wie es tut und merken sollte man sich nur, dass bei einem SWR von 1:3 25% der Leistung von der Antenne retourniert werden und bei 1:2 ungefähr noch die Hälfte der 25%, also rund 12%.

Das ist kein Unglück und 25% Leistungsverlust wird kaum eine Gegenstation bemerken. Wie wir bei unseren dB-Schätzungen gemerkt haben ist das ja nur 1dB.

Doch das ist der Wurstfall oder Worst case in englisch. Denn in der Regel werden die 25%, die zurückkommen, postwendend retourniert und wiederum zur Antenne geschickt. Dort werden dann wiederum 25% von den 25% nach Hause gesandt. Und so weiter und so fort. Ein ewiges Hin- und Her. Die Wellen, die zur Antenne laufen, treffen die Wellen, die zurückkommen und sagen ihnen guten Tag, und für den imaginären Beobachter des Antennenkabels schaut es dann so aus, als würden die Wellen auf dem Kabel still stehen. Darum heißen sie auch Stehwellen.

Das alles würde blendend funktionieren, wenn das Kabel zwischen Sender und Antenne keine Verluste hätte. Denn am Ende gingen auch die letzten 25% noch zur Antenne raus, nachdem sie immer wieder hin- und hergeschickt wurden. Doch da es verlustlose Koaxkabel nur bei einigen speziellen CB-Händlern gibt, frisst das Kabel jedesmal einen Teil weg, wenn eine Welle vor-oder zurückläuft.

Und die Moral von der Geschichte ist: Je schlechter dein SWR, desto besser sollte dein Kabel sein.

Nur der Sender hat an der ganzen Geschichte nicht so Freude. Transistorendstufen verringern bei einem SWR ab etwa 1:2 ihre Leistung, um die wertvollen Transistoren zu schützen und den Hersteller vor Klagen zu bewahren. Das ist m.E. auch der einzige Grund, wieso man dem SWR etwas Beachtung schenken sollte.

Wie immer bitte ich die Ingenieure unter meinen Lesern, bei meinen Zeilen tapfer zu bleiben und auf die Zähne zu beißen ;-)

73 de Anton

Bild: Elektrohörnchen. von Mike

Notfunkübung – Change Operator

http://youtu.be/BpFfZW-HJDo

Heute fand die erste Schweizer-Notfunkübung statt. Auf 3760 kHz von 0900 bis 1200 HBT, wie sie hier beschrieben ist. Der Ansturm der Stationen war gewaltig – ein Pile-Up wie bei einer seltenen DX-Station. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt das Interesse der OM trotz Unkenrufen und Vorabkritik.

Leider war der Operator der Leitstation dem Ansturm nicht gewachsen. Er hatte Tomaten auf den Ohren, konnte die Frequenz nicht richtig einstellen und kam immer wieder aus dem Takt.

Kein Wunder, dass einige OM ins Plaudern kamen, Dinge erzählten, die nicht gefragt waren und dafür anderes vergassen.

Wie bei einer DX-Expedition steht und fällt die Übung mit der Professionalität der Leitstation. Nächstes Mal sollte man vielleicht einen “Profi” ranlassen.

Der Film zeigt den Anfang der Übung. Man könnte meinen, dass es sich dabei um Anfangsschwierigkeiten handelt, doch im späteren Verlauf wurde es eher schlimmer. Die Leitstation hatte die Szene schlecht im Griff und kam zwischendurch selbst ins Plaudern. Der OP hörte sehr schlecht und musste dauernd rückfragen. Viele schwache Stationen konnte er leider nicht aufnehmen, die hier – einige km weiter – gut zu hören waren.

Immer mehr stellte sich heraus, dass der Mann am Mikrofon wenig Erfahrung hatte. Das ist schade und machte einen schlechten Eindruck. Ich empfehle dringend, beim nächsten Mal einen „Profi“ ans Mikrofon zu lassen.

Bei den anrufenden Stationen war die Bandbreite erwartungsgemäss gross. Von Profi-Amateuren bis Plaudertaschen war alles da. Doch wie gesagt: eine solche Übung steht und fällt mit der Qualität des OPs an der Leitstation.

Zu guter Letzt etablierte sich noch HB9IIE mit einer Runde rücksichtslos zwei Kilohertz darunter auf 3758kHz und splatterte mit seinem breiten Signal in die Notfunkübung. Einmal mit Profis arbeiten!

Natürlich war dann der Ofen endgültig aus.

Im Übrigen ist mir aufgefallen, dass die OM mit den jüngeren Rufzeichen sich oft professioneller verhielten als die alten Hasen.

Hier nochmals ein Ausschnitt, etwa eine Stunde später:

73 de Anton