Archiv der Kategorie: Unter der Haube

Die Liste der dunklen “Perlen”

P1020626 Merry Xmas

Die Sherwood-Liste ist fast jedem OM bekannt. Sherwood hat ein professionelles Labor und misst die Empfängereigenschaften der neu auf dem Markt erscheinenden Transceiver. Er richtet sein Augenmerk dabei vor allem auf die Empfängereigenschaften und ordnet seine Liste nach dem Dynamikbereich bei 2kHz Signalabstand. Zurzeit führt der legendäre Hilberling PT-8000 vor dem Elecraft KX3. Auf der Empfängerseite hat sich bei den Amateurfunk-Transceivern in den letzten drei Jahrzehnten sehr viel getan. Während früher zum Beispiel bei einem TS-520 abends auf 40m nur noch ein Wellensalat zu hören war, vertragen viele der heutigen Empfänger problemlos die schönsten Langdrahtantennen, ohne zu mucken. Und Sherwood’s Liste zeigt, dass die besten Empfänger auch starke Signale in unmittelbarer Nähe verdauen können. Eine Eigenschaft, die besonders bei Contesten wichtig ist.

Doch ebenso wichtig wie ein Empfänger mit hohem Dynamikbereich ist ein sauberer Sender. Und da ist in den letzten drei Jahrzehnten leider kein Fortschritt zu sehen. Im Gegenteil! Viele alte TX sind besser als die modernsten Geräte.

Was nützt mir ein Superempfänger, wenn der Sender auf der Nachbarfrequenz splattert? Was nützen mir 100dB intermodulationsfreier Dynamikbereich beim Empfänger, wenn die Sender auf dem Band sogar bei den IM-Produkten neunter Ordnung nur 50dB erreichen? Wobei sogar dieser Wert in Contesten fraglich ist, da dort vielfach alle Regler an den Anschlag gedreht werden, und das mit Leistungen oft weit über der Legalität.

Und so liegt heute in vielen Fällen die Schuld nicht beim Empfänger, wenn das Nachbarsignal reindrückt, sondern beim Sender!

Ich habe gestern Abend mal eine Liste mit den IMD-Werten der Sender von einigen populären Transceivern zusammengestellt. Grundlage waren ausschliesslich ARRL Testberichte. Genau wie Sherwood stand ich vor der Frage, nach welchen Kriterien ich die Rangfolge gestalten soll. Ich habe mich dafür entschieden, einfach die Werte dritter und fünfter Ordnung zusammenzuzählen :-)

Und hier ist das erstaunliche Resultat:

IMD_TRX_Vergleich

Hier die Liste noch als PDF:

TX IMD

Neue aktualisierte Liste in Word:

TX IMD Funkperlen 21-11-13

Ich erspare mir einen Kommentar dazu und überlasse es dem geneigten Leser, seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Eine weitere interessante Liste, die sowohl Empfänger- wie Sender-Eigenschaften berücksichtigt hat Hans, PA1HR, zusammengestellt.

73 de Anton

Bild: Spezialglühlampe aus den USA, vermutlich 50er-Jahre. Danke Martin!

HLA-300 plus von RM Italy

P1020607 HLA-300plus

Der Zufall wollte es, dass ich kürzlich auch noch den grossen Bruder meiner HLA-150 Plus in die Hände bekam: die HLA-300 Plus von RM Italy.

Obschon bereits vor eineinhalb Jahren gekauft, ist auch sie mit den neuen Transistoren bestückt, den MS1051 von Microsemi.

Mit vier Transistoren dieses Typs lässt sie sich locker auf über 400W PEP ausquetschen. Doch ist das auch vernünftig?

Zu diesem Zweck habe ich wieder IMD-Messungen gemacht, und zwar auf 80, 40 und 10m.

Nicht labormässig mit HF-Generatoren und einem Combiner, sondern „Real Life“ mit meinem FT-817er. Übrigens ein neueres Modell mit FET-Endstufe, das 5W Ausgangsleistung liefert. Ich bin ja kein Messlabor, sondern nur ein einfacher Funkamateur.

Das Problem ist nämlich folgendes: Eine PA verstärkt die IMD, die sie vom Transceiver geliefert bekommt, genau gleich wie das Nutzsignal. Da sie selbst nicht exakt linear arbeitet, produziert sie auch IMD und „legt“ diese noch oben drauf.

Die IMD-Werte des Transceivers werden durch die PA also verschlechtert.

Nun, der FT-817 ist punkto IMD recht passabel. Ich habe bei meinem Teil folgende Werte gemessen: 29dB auf 80m, 31dB auf 20m und 30dB auf 10m. Für einen 100W Transceiver wäre das ok. Da der 817er jedoch ein QRP Gerät ist, ist das sehr gut. Denn mit 5W hat der FT-817 ja 13dB weniger Leistung als ein Standard-Transceiver. Im Vergleich zu der IMD Leistung eines 100W Transceivers könnte man in dem Fall die 13dB noch dazu addieren. Aber wir wollen keine Haare spalten und sehen lieber was die HLA-300 Plus daraus macht.

Zuallererst macht sie aus den 5W auf dem 80m Band 220W. Die IMD wird dabei um 3dB schlechter und wir liegen dann bei 26dB. Das liegt m.E. an der untersten Grenze des Tolerierbaren.

Das betrifft natürlich die IMD dritter Ordnung. Die Verzerrungen höherer Ordnung fallen rasch ab. Dies im Gegensatz zu den alten Modellen mit dem FM-Transistor SD1446.

Auf 20m macht die PA noch 190W mit 5W Steuerleistung und auf 10m noch 130W. Auch hier verschlechtert sich die IMD dritter Ordnung auf -26dB, bzw. -27dB.

Mit 10W Steuerleistung steigen die IMD der PA weiter an, die Verzerrungen nehmen zu (25dB). Wer die PA mit 400W fährt, macht sich auf dem Nachbarkanal garantiert unbeliebt.

Fazit: Diese Endstufe sollte nicht mit wesentlich mehr als 5W angesteuert werden. Die Lüfter sind zwar leise, aber für 200 – 250W Output überflüssig. Die Oberwellenunterdrückung ist sehr gut und den Durchhänger bei 40m, wie bei der HLA-150 plus, habe ich nicht feststellen können. Die automatische Bandumschaltung und die diversen Schutzschaltungen arbeiten perfekt. Die PA ist aber bereits ein grosses Trumm und m.E. für QRP-Geräte wie den FT-817 ein Overkill.

Mit der HLA-150 plus ist man bereits bestens versorgt. Diese sollte man jedoch, wie bereits erwähnt, nur mit 2.5W ansteuern, bzw. das 3dB Dämpfungsglied der PA benutzen. Übrigens habe ich den „Durchhänger“ bei 40m beheben können. Die Toroid-Spulen im LPF waren ausser Toleranz und da dort das Filter äusserst spitz kalkuliert wurde, war die Dämpfung auf 7.2 zu hoch. Abhilfe: Zwei Windungen zusammengelötet.

Bei beiden PA’s habe ich übrigens festgestellt, dass die Ausgangstrafos sehr heiss werden. Ich hätte dort grössere Kerne genommen.

73 de Anton

PS. Danke Pascal HB9EXA für die PA.

HLA-150 plus – eine PA für den FT-817?

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QRP ist eine tolle Sache, aber es gibt Momente, da wünscht man sich etwas mehr Leistung. Wenn man beides möchte – zum Beispiel im Urlaub – ist eine PA für das QRP-Kistchen genau das Richtige! So hat man im “Basislager” Power und auf der Wandertour nur den leichten QRPeter.

Das waren die Überlegungen, die mich zum Kauf eines HLA-150 Plus von RM Italy bewogen haben. Wenn man aber etwas im Internet stöbert, stösst man schnell auf kritische Stimmen. Zum Beispiel auf der Seite von W8JI. Er hat die PA getestet und bemängelt die starken Intermodulationsprodukte. Über 90W sei sie nicht zu gebrauchen, und auch da seien die IMD höherer Ordnung inakzeptabel.

Trotzdem habe ich es riskiert (no risk no fun) und eine solche PA bei Waters&Stanton bestellt. Ein Lieferant aus England, mit dem ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht habe.

Kaum war heute Sonja da, die Briefträgerin, habe ich sie aufgeschraubt. Natürlich die PA und nicht Sonja. Und da habe ich eine tolle Entdeckung gemacht. Anstelle der bisherigen SD1446 sassen nun zwei MS1051  von Microsemi auf dem Kühlblech. Der SD1446 ist ein 70W Klasse C Transistor. Der MS1051 jedoch ein 100W Klasse AB-Typ, also spezifisch für SSB-Betrieb gebaut. Er ist wesentlich robuster, wie die Grenzdaten zeigen. Zum Beispiel Imax 20A, gegenüber 12A beim SD1446.

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Wie ihr wisst, lasse ich nichts anbrennen und ich wollte vorallem zwei Dinge wissen:

1. Wieviel bringt die PA bei Ansteuerung mit einem FT-817 (5W)

2. Wie sieht die IMD mit den neuen Transistoren aus?

Was Nummer Eins angeht ist das Resultat folgendes:

Im 160m und 80m Band brachte sie satte 210W (bei 13.5V), und noch 190/185W bei eingeschalteter 3dB Dämpfung. Die SWR-Anzeige im FT-817 blieb “ruhig”. Die PA ist also mit 5W schon weit in der Kompression. Der Einsatz der 3dB-Dämpfung oder eine Ansteuerung mit 2.5W empfiehlt sich.

Im 40m Band waren es aber nur noch 150W. Auf 30m dann wieder 195W und auf 20m 180W. Das Eingangs SWR war auf allen drei Bändern perfekt. Das heisst, ich habe es in der Eile nicht extra gemessen, denn die Anzeige auf dem 817er war auf Null. Den “Durchhänger” auf 40 werde ich noch genauer untersuchen. Vielleicht ein Problem im LPF (Bauteiletoleranzen?).

Doch dann gings bergab und das Eingangs SWR bergauf:

Auf 18MHz liefert das Teil noch 170W, auf 21MHz noch 160W und auf 24.9MHz noch 130W. Das Eingangs-SWR stieg aber an und lag im Bereich 1:1.5 bis 1:2. Der 3dB-Switch verbesserte zwar das SWR, aber die Leistung fiel natürlich noch mehr ab: 120/110/90W.

Im 10m Band war das SWR wieder über alle Zweifel erhaben, doch die Verstärkung ging auf 13dB zurück – gemäss Datenblatt der Transistoren übrigens ein typischer Wert bei 30MHz! Doch 100W sind noch mehr als genug.

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Aber wie sieht es mit der IMD aus? Ich habe sie vorläufig nur bei 3.6MHz gemessen und war entzückt. Die Intermodulationsverzerrungen des FT-817 wurden durch die PA nicht wesentlich verschlechtert, wie das folgende Bild beweist:

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Mehr als 30dB bei 200WPEP, gemessen nach ARRL Standard, sind ein akzeptabler Wert. Der Einsatz der neuen Transistoren, die speziell auf SSB-Betrieb ausgelegt sind, hat sich also gelohnt.

In der nächsten Zeit werde ich die PA vollständig ausmessen. Aber auf den ersten Blick sieht es gut aus.

73 de Anton

PS. Ich empfehle auf allen Bändern das 3dB Dämpfungsglied einzuschalten. Auf 17/15/12m wird der FT-817 entlastet und die PA wird so nicht zu stark in die Kompression getrieben. Ausnahme ist das 10m Band. Dort kann man auf die 3dB Dämpfung verzichten.

JUMA aus China?

QRP-Funker kennen ihn: den JUMA TRX2 aus Finnland. Ein SSB/CW-Transceiver mit 10W SSB und CW, von 10 – 160m. Er sieht gut aus und ist robust aufgebaut. Meines Erachtens ein wichtiges Detail bei einem QRP-Gerät.

trx2-front-1-60

Sender und Empfänger arbeiten nach der Phasenmethode zur Unterdrückung des unerwünschten Seitenbandes. Wie auch der KX-3 ist der JUMA ein Direktmischer (DC-Receiver) und mischt das empfangene Signal in einem Gang runter auf die NF-Ebene. Doch anders als beim KX-3 erfolgt im JUMA die Filterung nicht mittels Algorithmen in einem Rechner-Chip (SDR Software Defined Receiver), sondern mit SC-Filtern (Switched Capacitor). Diese Technologie ist mehr als dreissig Jahre alt und fristet nur noch ein Nischendasein. Man spart damit aber den Prozessor für die Signalverarbeitung plus entsprechende Software und erhält als Resultat ein Signal, das frei von Artefakten ist. Kurz: eine glasklare, unverfälschte Audio.

Gestern bin ich beim Lesen des Blogs von YO9IRF über den HF One MK2 gestolpert:

HF-ONE-MKII-QRP-Transceiver-Kits

Handelt es sich dabei wirklich um einen verkappten JUMA, wie er und auch PD0AC schreiben?

Dann wäre dieser Kit für 300$, der Hälfte des Preises für den JUMA, ein Schnäppchen.

Doch in diesem Fall würde sich YO9IRF irren, wenn er von SDR schreibt. Wie oben bereits erwähnt, ist der JUMA kein richtiger SDR. Der Mikroprozessor im JUMA kontrolliert zwar alle Funktionen und generiert auch das Signal für den Lokaloszillator mittels DDS. Er steuert auch das SC-Filter, aber es findet keine Filterung mittels Software definierter Algorithmen statt.

Doch für SDR-Fans habe ich eine gute Nachricht. Wenn der HF One Mk2 tatsächlich ein verkappter JUMA ist, dann sollte er wie dieser über einen I/Q-Ausgang verfügen.

Und für alle anderen: Das I/Q-Verfahren ist eine Art der Demodulation, bei der Amplitude und Phasenlage des Signals separat dargestellt werden. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine digitale Signalverarbeitung (und im JUMA für eine Seitenbandunterdrückung nach der klassischen Phasenmethode).

73 de Anton

PS. Hier kann der mutige OM das Teil kaufen

Und als Kit braucht das Teil auch kein CE

Ein Sockel für den Zwerg

Das Pico Paddle von Palm Radio ist trotz seiner Winzigkeit eine vollwertige Morsetaste. Ich morse gerne mit dem Zwerg und so kam der Wunsch auf, das Paddle nicht nur beim Portabeleinsatz zu verwenden, sondern auch daheim im Shack. Natürlich kann man den Pico-Zwerg irgendwo ans Stahlgehäuse des Transceivers “ankleben” oder sich mit einem Stück Blech behelfen. Aber es geht nichts über eine richtig stabile (=schwere) Taste, die man nach Belieben auf dem Stationstisch platzieren kann.

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Per Zufall geriet ich vor Jahren an ein Stück Rundeisen und ein freundlicher Mechaniker hat mir von diesem Vollmaterial ein paar “Rollen” abgeschnitten. Was ich damit ursprünglich wollte, ist mir entfallen.

Nun habe ich sie bei einer Aufräumaktion wiederentdeckt.

Die Eisenrolle mit Hammerschlaglack verschönert, vier Füsschen angeklebt, und schon besitzt der OM einen hübschen Untersatz auf dem das 14 Gramm Leichtgewicht mit seinen Magneten felsenfest “klebt”.

So kann man die Vorzüge des Zwergs – eine unnachahmlich präzise und zugleich leichte und weiche Tastung – auch zuhause geniessen. Notabene fast lautlos, ohne das Klick-Klack der grossen Paddles. Noch nie war Morsen so schön :-)

73 de Anton

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Gerätebau im Steampunk – Style

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Wie ihr vielleicht wisst, schreibe ich Steampunk-Romane. Zurzeit bin ich fleissig am zweiten Band meiner Steampunk-Trilogie.

Viele aus der Szene basteln gerne. Doch oft Zeug, das zwar cool aussieht, aber leider nicht funktioniert. Sie hängen sich Radioröhren als Schmuck um den Hals und bauen Ætherpistolen mit alten Manometern.

Auch ich bastle gerne im Steampunk-Style. Aber ich hasse Dinge, die nicht funktionieren. Mein neustes Projekt seht ihr oben im Bild. Es ist eine Steampunk-Endstufe für 1.3 GHz.

Es muss ja nicht alles immer eine Frontplatte und ein schönes Gehäuse haben .

Das 60W-Modul stammt von Roberto DG0VE, der Vorverstärker ist Eigenbau. Die beiden 3dB-Abschwächer im Vordergrund verhindern, dass die Endstufe den Schirm zutut, wenn ich sie mit 10W aus dem IC-910 ansteuere. Sie lagen, wie das restliche Material, einfach im Shack herum und haben sich gelangweilt.

Bling Bling habe ich nicht verbaut, jedes Teil hat seine Funktion. Die grünen Spulen, zum Beispiel, haben keine elektrische sondern eine mechanische Funktion. Sie erleichtern das Wegklappen des Vorverstärkers mit dem Koaxrelais zu Servicezwecken.

Die PA macht echt Dampf :-)

73 de Anton

CG-5000 reloaded

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Der CG-5000, ein automatischer 500W-Tuner, ist schon seit geraumer Zeit vom Markt verschwunden. Verkauft wird nur noch sein kleiner Bruder, der CG-3000, ein preiswerter und zuverlässiger automatischer Antennentuner. Halb so teuer wie das Original, der SG-230, und meines Erachtens genauso gut (ich besitze beide Typen).

Wieso der CG-5000 von der Bildfläche verschwunden ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht waren es die Probleme beim Abstimmen auf 160m? Hat der Entwickler, anstatt die Sache in Ordnung zu bringen, das Handtuch geworfen?

Schade! bei mir ist seit Jahren ein CG-5000 in Betrieb und zwar an einer L-Antenne, 12m hoch und 43m lang. Ich behandle das Teil nicht gerade sorgfältig, stimme aus Vergesslichkeit mit hoher Leistung ab und belaste ihn zuweilen mit 800W, anstatt der zulässigen 500W.

Bisher hat er das klaglos ausgehalten. Doch im unteren Bereich des 160m Bandes – etwa unterhalb 1950 kHz – wollte er die L-Antenne nie abstimmen. Ich habe darüber bereits berichtet (1) (2). Nur den Fahnenmast alleine, den akzeptierte er. Doch für 160m ist eine 12m lange Vertikalantenne nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Nun habe ich den CG ausgetrickst. Mit einem Seriekondensator verkürze ich die 53m lange L-Antenne auf λ/4 im CW-Bereich des Bandes. Damit findet der Tuner klaglos einen Abstimmpunkt von 1810 bis etwa 1870. Für den Betrieb auf allen anderen Bändern und im oberen Teil des 160m Bandes wird der Kondensator mit einem Relais kurzgeschlossen. Den benötigten Kapazitätswert habe ich mit einem Drehko ermittelt (250pF) und dann einen Fixkondensator eingelötet. Einen russischen Türknopf :-)

Und da ich schon ein Kästchen für ein Relais baute, habe ich gleichzeitig ein zweites eingebaut und kann nun zwischen der L-Antenne und dem Fahnenmast umschalten. Das ist vorallem auf 20, 30 und 40m oft von Vorteil.

73 de Anton

Nachtrag 30.9.2013

Inzwischen habe ich den Seriekondensator auf 150pf verkleinert. Damit bleibt die Antenne über das ganze Band kapazitiv (-jX), was offenbar dem Tuner zusagt. So stimmt der CG-5000 über das ganze 160m Band ab.

Zurechtgebogen

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Es soll Funkamateure geben, die es nicht einmal fertig bringen, selber Draht abzuschneiden und sich dafür fertig konfektionierte Dipöler und Langdrähte kaufen. Letztere oft noch zusammen mit einem Unun, der ihnen eine Impedanz, von der sie keine Ahnung haben,  auf eine andere Impedanz transformiert, von der sie meinen, sie müsse bei 50 Ohm liegen.

Doch genug gelästert.

Gekauft ist nämlich nicht immer besser, wie viele meinen, und Draht bleibt Draht. Manchmal werden auch von “Profis” Antennen verkauft, die nicht astrein sind. Vor einiger Zeit habe ich die 2m Groundplane oben im Bild aus einem Schrotthaufen gefischt.

Ist doch ein schönes Teil, nicht wahr? Sieht auch professionell aus. Doch wieso lag sie noch im Schrotthaufen, in dem schon ein halbes Dutzend Amatöre gewühlt hatten?

Ganz einfach: Das SWR war einfach nicht unter 1:2 zu kriegen. Der gewiefte Leser weiss natürlich auch bereits wieso. Die Radiale sind viel zu steil, der Strahlungswiderstand somit zu klein (etwa bei 25 – 30 Ohm).

Damit aus dieser misslungenen GP doch noch ein nützliches Mitglied der Antennengesellschaft wird, habe ich mein “Armstrong-Werkzeug” ausgepackt und die Radiale etwas “korrigiert” – auf gefühlte 45 Grad ;-)

Denn bei diesem Winkel sollten die magischen 50 Ohm erreicht werden, sagen gescheite Antennenbücher und MMANA-GAL

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Und siehe da: SWR besser als 1:1.2, Freude herrscht.

Einer, der diese Zusammenhänge genauer untersucht und in schönen Tabellen festgehalten hat, ist Walt, W5ALT.

73 de Anton

NVIS plus

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Einerseits heisst es: never touch a running system. Andererseits ist der OM mit seiner Antenne ja nie wirklich zufrieden. Das Bessere ist der Feind des Guten.

Was mich an meiner NVIS-Antenne hier in Südfrankreich am meisten störte, ist der Noise, den sie auf 80m aus der Umgebung aufnahm. Daher habe ich versucht, das Richtdiagramm so umzugestalten, dass es noch stärker gegen oben gerichtet ist und die Dämpfung bei kleinen Winkeln noch stärker wirkt.

Gleichzeitig sollten die Eigenschaften auf 160, 40 und 30m nicht verschlechtert, sondern wenn möglich noch verbessert werden. Zudem sollte die Änderung mit minimalem Aufwand geschehen, d.h. mit etwas Draht und ohne zusätzlichen Mast.

Dazu habe ich ein wenig mit MMANA-GAL, dem Antennen-Analyse-Programm herumgespielt und dann die gefundene Lösung in die Praxis umgesetzt.

Nun sieht meine NVIS-Antenne so aus:

NVIS_plus

1. 13m Draht wurden angehängt und Richtung Boden, bis auf 3m Höhe, verspannt.

2. Das Gegengewicht/Radial wurde um 3m auf 43m verlängert und 20cm über dem Boden, gewissermassen als “Stolperdraht” ausgeführt.

Und so sehen nun die Strahlungsdiagramme in der Theorie aus:

NVIS_plus_30m NVIS_plus_40m NVIS_plus_80m NVIS_plus_160m

Auf 30m konnte eine leichte Verbesserung in meiner Vorzugsrichtung (Norden = -X) erzieht werden. Auf 40m ist die Verbesserung noch ausgeprägter. Der Gewinn beträgt nun theoretisch fast 10dBi und der Abstrahlwinkel ist noch etwas flacher geworden. Gerade richtig für die anvisierten Distanzen von 300 bis etwa 600km.

Und nun zu des Pudels Kern: Auf 80m ist die Antenne jetzt ein echter NVIS-Strahler geworden. Aus dem Richtdiagramm ist zu entnehmen, dass nun die bodennahen Strahlwinkel massiv unterdrückt werden.

Auf 160m ist aus der flachen Abstrahlung nun eine hübsche Kalotte geworden – eine Allzweck-Antenne.

Doch Theorie und Praxis sind oft zwei verschiedene Paar Schuhe und die grosse Unbekannte hier ist die Beschaffenheit der Erde. Doch für einmal stimmt’s: Hatte ich vorher tagsüber einen Störnebel von S9 auf dem 80m Band, beträgt er jetzt “nur” noch S5 und erste Versuche gestern Abend – bei schlechten Ausbreitungsbedingungen – zeigten ein erfreuliches Bild.

Und wie immer hat der bewährte Tuner CG-3000 am Speisepunkt blitzschnell die Blindkomponenten kompensiert und die Antenne abgestimmt. Die in dieser Art Tuner eingesetzte PI-Schaltung ist zudem in vielen Fällen verlustärmer, als die in manuellen Tunern oft verwendete T-Schaltung. Den Speisepunkt am Boden zu haben, ist übrigens ein weiterer Vorteil dieser einfachen Antenne und einer der Gründe, wieso ich diese Variante gewählt habe.

73 de Anton

NVIS in der Provence

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Wenn all die vielen neuen Autos nicht wären, könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben. Wenn die Touristen abziehen, nehmen sie die Hektik und den Stress mit nach Norden und das Leben geht hier in Südfrankreich seinen gewohnten Gang wie schon seit Jahrzehnten. Antennen- und Strahlungs-Phobien sind ein unbekanntes Phänomen und Platz für Antennen hat es genug.

Um die Verbindung mit dem gestresseten Norden aufrecht zu erhalten und mit den Kollegen zu klönen, habe ich eine NVIS-Antenne aufgebaut, einen Springbrunnen-Strahler für 30 bis 160m.

Mittlere bis kurze Distanzen werden so bevorzugt, “unerwünschtes DX” gedämpft.

Während man in der verdichteten Schweiz seine Antenne meistens den äusseren Umständen anpassen muss, kann man hier, wo genügend “Spielraum” vorhanden ist, frei nach Rothammel bauen :-)

Mein NVIS-Strahler sieht folgendermassen aus:

NVIS_1

 

Dort wo der Blitz ist, sitzt ein automatischer Antennentuner, CG3000, der die Antenne klaglos und blitzschnell anpasst. Das 40m lange Gegengewicht, das auch als Reflektor wirkt, liegt auf der Erde. Die Antenne wurde zwischen zwei Fiberglasmasten aufgespannt, wie oben auf dem Foto zu sehen ist. Mit ihrer geringen Höhe ist sie recht unauffällig, obschon das hier unten keine Rolle spielt. Hier gilt noch: Leben und leben lassen.

Auf 160m ist sie natürlich etwas zu kurz und zu niedrig. Der Strahlungswiderstand ist entsprechend tief und der Wirkungsgrad gering. Auch das Strahlungsdiagramm ist nicht NVIS-like. Trotzdem gelingen damit Verbindungen über 400 bis 500 km in die Schweiz mit respektablen Signalen. Notabene mit 100W.

NVIS_1_160m

 

Norden befindet sich übrigens in der -x Achse. Mindestens die Abstrahlrichtung stimmt also :-)

Wesentlich besser sieht es auf 80m aus:

NVIS_1_80m

 

Die Signalstärken sind entsprechend kräftig. Nur das QRN trübt in den Sommermonaten das Vergnügen. Und natürlich auch der Elektroschrott, der auch hier unten Einzug gehalten hat und den Æther versaut: vorallem Schaltnetzteile. Glücklicherweise haben die Nachbarn einen grossen “Sicherheitsabstand”. Das meiste Lokal-QRM ist also hausgemacht.

Auf 40m wird es spannend. Das Richtdiagramm der Antenne ist gegen Norden leicht abgekippt, ideal für die kurze Distanz in die Schweiz, die Signale sind entsprechend stark:

NVIS_1_40m

DX wird stark gedämpft und die Antenne hat in der Hauptstrahlrichtung fast 8dBi Gewinn. Auf eine Endstufe kann problemlos verzichtet werden.

An Contestwochenenden, wenn 40m brodelt, kommt CW auf 30m zum Zug. Auch hier schaut die NVIS-Charakteristik der Antenne noch passabel aus:

NVIS_1_30m

 

Allerdings nicht mehr so ideal wie auf 40m. Dazu müsste ich die Antenne um 180 Grad drehen ;-)

73 de Anton

News zum KX3 von Elecraft

Vully_KX3

Nun scheint das interne 2m Modul für den KX3 doch noch Wirklichkeit zu werden. Mindestens gibt es jetzt ein Bild davon:

KX3_2m_1

Daten konnte ich leider noch keine auftreiben, doch wenn schon eine bestückte Platine existiert, werden diese wohl kaum lange auf sich warten lassen.

Dafür gibt es jetzt ein interessantes Buch über den KX3 auf der LULU – Plattform. Es wurde von Fred Cady, KE7X geschrieben, umfasst 182 Seiten und kostet CHF 34.90

KE7X

Hier gehts direkt zum Buch bei LULU .  Dort ist auch eine Vorschau mit einem Blick auf das Inhaltsverzeichnis verfügbar.

Wenn ihr ein Buch schreiben wollt, auf die hoffnungslose Suche nach einem Verlag verzichtet und nicht euer Geld mit einem Pseudo-Verlag verjubeln wollt, ist LULU die Adresse! Es handelt sich um die zurzeit wohl grösste Print on Demand Plattform mit über 1 Million Autoren und täglich tausend Neuerscheinungen. Kein Lager, nie vergriffen, immer erhältlich und erst noch gratis für den Autor. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und werde wohl eines Tages die besten Artikel aus meinem Blog in einem LULU-Buch verewigen. Auch wenn’s niemand kauft und dann nur ein Exemplar in meinem Büchergestell steht :-)

73 de Anton

Ein Blick in den FT-857

P1020275 G

Der FT-857 von Yaesu gehört zu den “reifen” Geräten. Er wurde um die Jahrtausendwende entwickelt und wird auch heute noch oft gekauft. Kein Wunder, denn nach dem Phase-Out des IC-706Mk2G ist er konkurrenzlos. Eine komplette Funkstation von 160m bis 70cm für tausend Franken, das bietet niemand sonst. Für einen IC-7000 von ICOM muss man hierzulande immer noch mehr als 1600 Franken hinblättern. Zwar erhält man dafür ein Gerät mit ZF-DSP mit den entsprechenden Filtermöglichkeiten und einem hübschen Bildschirm, aber vielleicht auch ein Wärmeproblem, wenn man nicht aufpasst, denn der ICOM säuft wesentlich mehr Strom.

Letztes Wochenende hat mir ein Freund seinen FT-857 vorbeigebracht, damit ich mal ein Auge darauf werfen kann. Eine Schönheit ist das Teil zwar nicht und das Handling ohne Blick ins Handbuch für mein Alkohol geschädigtes Hirn nicht zu beherrschen.

Dass einige OM aber bereits mit dem Handbuch Mühe haben, wie nachfolgendes Zitat aus einer Yahoo-Gruppe zeigt, hat mich jedoch erstaunt. Die US-Funkerprüfung muss ein ziemlich grobes Sieb sein:

FT 857 for Dummies NEEDED !!!

I just bought a FT 857D and I can’t get to 1st base with the terrible manual.
The manual makes no sense to me.. I can’t even figure out how to save a memory
let alone find out how to retrieve one.
This is only the top surface of my frustrations !@%%%*!
PLEASE tell me that someone has made a FT 587 for DUMMIES book/manual!
I’d buy it in a heart beat.
SOS I’m dying a slow death ;-(

Doch zurück zu meinem Augenschein: In FM und CW lief das Teil, doch in SSB lag die durchschnittliche Ausgangsleistung gerade mal bei einem halben Watt. Doch wenn ich ins Mikrofon pfiff, schnellte der Zeiger meines CN-801HP auf 100W.

100WPEP und fast kein Talk Power. Das konnte nicht sein. Da bemerkte ich, dass der Output von meiner “Pfeiffrequenz” abhing. Pfiff ich zu tief oder zu hoch, kamen nur ein paar mickrige Watt raus. Ein Hörtest mit einem Empfänger bestätigte den Verdacht: Die Modulation war dumpf und kaum verständlich. Was war geschehen?

Wie so oft, lag der Fehler im Operator-Menü. Dort, auf Position 86 kann man nämlich dem Transceiver sagen, er solle durch eines der optionalen Filter senden. Dummerweise war das in diesem Fall das 300Hz CW-Filter. Vermutlich war dieser Menupunkt unbeabsichtigt verändert worden.

Ich erinnere mich an einen anderen “Menüfehler” bei einem FT-897, der mal auf meinem Basteltisch landete. Der Sender hatte bei USB wesentlich mehr Leistung als bei LSB. Auch das liess sich leicht korrigieren. Der Vorbesitzer war vermutlich mit seiner Modulation nicht zufrieden und hatte am Carrier-Point herumgeschraubt (Menu 016/018)

Der FT-857D meines Freundes ist neueren Datums und deshalb mit zweimal 2SC2782 in der KW-Endstufe bestückt und dem MOSFET RD70HVF1 in der 2m/70cm PA. Yaesu war im Verlaufe der Jahre zu einem Wechsel der Transistoren gezwungen, da der Hersteller die Produktion einstellte (ehemals 2x 2SC5125 für KW und 2SC3102 für VHF/UHF).

Da oft über schlecht eingestellte Ruheströme geklagt wird, wollte ich diese überprüfen.

Doch ein neues Service-Manual mit den korrekten Ruheströmen ist im Web nur für teures Geld zu finden. Diese Ausgabe lohnt sich nicht. Ich werde euch die Ruheströme verraten :-)

600mA für die beiden KW Transistoren 2SC2782 (also je 300mA) und

1000mA für den RD70HVF1 in der UKW PA.

Liegt man weit darunter, wird man für einen CB-Funker aus Süditalien gehalten. Beim Einstellen sollte man etwas warten, bis die Ruheströme nicht mehr hochlaufen. In meinem Fall waren sie richtig eingestellt.

Korrigieren musste ich auch noch die Ausgangsleistung im Servicemenü. Sie betrug auf 160m nur 70 Watt.

Die beiden 2SC2782 sind ja kräftige Gesellen und könnten zusammen über 160 Watt an die Antenne bringen. Doch übertreiben lohnt sich nicht und so liess ich es bei 110W bewenden.

Auch der UKW-Transistor ist ein Powerhouse. Mehr als 70W auf 2m und 50W auf 70cm würde er klaglos vertragen und auch ein schlechtes SWR kann dem MOSFET nichts anhaben. Aber auch hier gab ich mich mit 55W, bzw. 25W zufrieden.

Nach der Modifikation des MH-31 (ich habe darüber beim FT-817 berichtet) tönt das Teil nun recht gut. Beim Besprechen schwankt der Zeiger des Power-Meters zwischen 20 und 30 W (Mik-Gain 50). Auch ohne Kompressor; der ist beim Jäsus sowieso für die Katz.

Das gilt übrigens für alle 100W-Transceiver: Beim Modulieren sollte der Zeiger des SWR/PWR-Meters in diesem Bereich pendeln. Bewegt er sich nur im Watt-Bereich, hat das Teil zuwenig Talk Power. Ja, ja ich weiss, die Puristen werden jetzt sagen, das hinge vom jeweiligen Messinstrument und vom Sprecher ab etc. Interessanterweise zeigen mein HP-Bolometer und das CN-801HP genau gleich an :-)

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Viele Dummies schalten auf den tiefen Bändern den IPO nicht ein und klagen dann über den Noise. IPO Ein heisst Vorverstärker Aus. Yaesu-Logik halt. An guten Antennen und besonders auf 40-160m ist das Abschalten des Vorverstärkers ein Muss.

Für Telegrafisten empfehle ich das 300Hz CW-Filter, das NF-DSP-Filter allein ist nur ein Notbehelf.  Das zusätzliche SSB-Filter lohnt sich bei Geräten aus neuerer Produktion jedoch nicht – der Unterschied ist zu gering. Zu empfehlen ist aber der TCXO, besonders für schmalbandige digitale Betriebsarten und VHF/UHF.

Der FT-857 ist auch heute noch ein guter Kauf mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis.

73 de Anton

Bild: FT-857 beim Überprüfen der PA-Ruheströme

Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 3

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Bei der Beurteilung von Morsetasten gibt es viele Kriterien. Auf zwei davon richte ich mein besonderes Augenmerk: auf die Präzision der Mechanik und auf das Material der Kontakte.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Morsetasten, sind die Palm-Tasten nicht aus gefrästen und gedrehten Metallteilen aufgebaut, sondern bestehen aus Kunststoff-Spritzteilen.

Kleine und kleinste Teile aus Kunststoff zu spritzen, ist eine Kunst und bedingt gute und erfahrene Werkzeugmacher. Diese findet man vor allem in Zentral-Europa, aber auch in Japan. China holt aber auch auf diesem Gebiet rasch auf und die Amerikaner verlieren immer mehr den Anschluss. Erstens wegen der De-Industrialisierung und zweitens wegen der fehlenden Berufslehre im Ausbildungs-System.

Ich habe in meinem früheren Leben viele Betriebe in den USA besucht. Es gibt dort eine Crème de la Crème, eine dünne Schicht High-Tech-Industrie. Der Rest – auch sehr grosse Betriebe – befindet sich für unsere Verhältnisse auf Garagen-Niveau. Ich fiel aus allen Wolken, als ich zum ersten Mal ein Montagewerkzeug sah, das aus einem Brett und ein paar eingeschlagenen Nägeln bestand.

Doch zurück zu Palm. Kunststoff-Spritzteile haben den Vorteil, dass sie bei grösseren Stückzahlen weniger kosten als Dreh- und Frästeile. Für die Stückzahlen, wie sie bei Morsetasten anfallen, rentieren sie aber nicht. Darum sind die Palm auch nicht billig.

Und sie sind nicht so stabil, wie Metallteile. Daher auch das Nachfedern, bzw. der butterweiche Anschlag beim Minipaddle, dem grösseren der beiden Zwerge. Es ist keineswegs die Leiterplatte, die dieses Durchfedern erlaubt, wie man bei oberflächlicher Betrachtung glauben mag. Betrachtet man die Funktion der Mechanik unter dem Mikroskop, so stellt man fest, dass es die Tasthebel sind, die nachgeben.

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Beim Pico-Paddle ist das praktisch nicht mehr der Fall. Nur der Mittelkontakt, der auf einem Kunststoffsockel sitzt, gibt noch etwas nach und erzeugt damit das Gefühl eines weichen Anschlags. Viele OM mögen das.

Dieser Mittelkontakt besteht übrigens aus einer gewöhnlichen Lötöse, wie man sie in der Elektronik zu Hauff findet. Auf den Hebelseiten sorgen Leiterbahnen auf Epoxiplatten für die Kontaktgabe. Sie sind vergoldet.

Das scheint auf den ersten Blick eine gewagte Konstruktion. Lötöse auf Leiterplatte als Kontakt? Doch unter dem Mikroskop fällt auf, dass dies auch dem Konstrukteur nicht ganz geheuer gewesen sein muss. Die Kanten der Lötösen scheinen nachträglich vergoldet worden zu sein.

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Gold auf Gold ist eine sichere Sache. Doch aufgrund einer kleinen lateralen Bewegung findet immer ein Abrieb statt. Auch wenn dieser äusserst gering ist: die Goldschicht ist eines Tages weg gemorst. Ob das bei Hardcore Telegrafisten noch zu Lebzeiten stattfindet, wird die Zeit zeigen.

Im Übrigen gleicht die Konstruktion des Pico dem Mini. Die dritten Inbusschrauben, die bei der Mini auf die Leiterplatten drückten und deren Funktion etwas zweifelhaft war, wurden weggelassen.

Der Stecker ist nun, wie bereits erwähnt, ein 2.5mm Stereostecker. Damit wurde der empfindliche Palm-Stecker ersetzt. Dieser sei damals wegen der zusätzlichen (optionalen) Tastelektronik beim Mini nötig gewesen, wird gesagt.

Eine der interessantesten Funktionen – das Schildkröten-Prinzip – ist auch beim Pico Paddle erhalten geblieben. Zum Transport verkriecht sich die Taste in ihrem schützenden Gehäuse. Nach meinen Felderfahrungen ein ganz wichtiger Vorteil aller Palms.

Ein weiterer Vorteil der Palms ist das, bis auf das kleinste Detail durchdachte, Zubehör. Angefangen bei den, mit starken Neodym-Magneten bestückten, QuickMounts, bis zu der Transportschachtel. Letztere ist zwar gut gemeint, aber ich werde sie wohl eines Tages als Gehäuse für irgendein Projekt verwenden. Wieso sollte ich eine winzige Taste in einer riesengrossen Schachtel transportieren?

Der Piccolo ist so klein, dass man ihn auf die Unterseite eines FT-817 montieren kann. Dazu wird eine Gehäuseschraube entfernt und mit einer längeren ein magnetloses QuickMount auf die Unterseite des FT-817 geschraubt. Dieses MK-817 genannte Kit beinhaltet auch ein genau abgemessenes Anschlusskabel. Dessen Anschlüsse sind vertauscht, so dass sich bei dem kopfüber montierten Paddle die Punkte und Striche wieder auf der richtigen Hebelseite befinden.

Hier noch das passende Video dazu.

Ein Zubehör von Palm, das ich jedem FT-817 Besitzer empfehlen kann, sind die Peg Legs. Ich ertappe mich immer dabei, dass ich sie Pig Legs nenne. Damit kann der Transceiver schräg aufgestellt werden, was nicht nur bei einem „untergejubelten“ Pico praktisch ist. Die Füsse können bei Nichtgebrauch hochgeklappt werden und stellen auch für die Tragegurte und die Schutzhülle kein Hindernis dar.

Es gäbe noch vieles über den Zwerg der Zwerge zu berichten. Aber ich möchte ja keinen Roman schreiben. Zusammengefasst kann ich sagen: Das Pico Paddle von Palm ist trotz der Kleinheit eine Vollwertige Morsetaste, präziser als sein grösserer Bruder, und ein konkurrenzloses Meisterstück.

An dieser Stelle möchte ich Hansjörg, HB9DWS, herzlich für den „HB9DWS-AWARD“ und das Paddle danken.

Inzwischen habe ich etliche Mails von begeisterten Pico Benutzern erhalten. Die beiden folgenden Bilder stammen von Bernd, OZ/DK1DU, der seinen Urlaub auf der Insel Læsø im Kattegatt zwischen Dänemark und Schweden verbringt (IOTA EU-088).

73 de Anton

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Klein, kleiner, am kleinsten – Teil 2

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Ein hohes „Tier“ aus der Automobilbranche hat mir vor vielen Jahren einmal gesagt:

„In Zukunft werden die Automotoren kaum mehr als tausend Kubikzentimeter und drei Zylinder haben. Trotzdem werden sie die Leistung heutiger Vier- oder Sechszylinder mit dem doppelten Hubraum erbringen.“

Ich habe ihm kein Wort geglaubt. Ich wollte ihm nicht glauben, zu sehr liebte ich das tiefe Brabbeln meines Amischlittens mit seinen acht Zylindern.

Vermutlich wird er Recht behalten, die Zeit der Saurier geht ihrem Ende entgegen.

Als ich das Pico-Paddle zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich: „Die spinnen, die Römer. Schon das „normale“ Palm Paddle ist ein Zwerg. Was nützt es mir, wenn ich bei jeder Übergabe die Taste mit der Lupe suchen muss?“

Ich konnte mir partout nicht vorstellen, dass in diesem Fall kleiner besser sein sollte. Wo lag der Vorteil des Pico? An der Gewichts- und Platzersparnis im Fluggepäck konnte es bei diesen Grössenverhältnissen ja kaum liegen. Wieso hatte Palm sein Paddle noch kleiner gemacht?

Dann kam mein Lieblingspostbote vorbei – Sonja heisst sie  – und brachte mir ein Päckchen. Darin ein Brief von Hansjörg und der Zwerg der Zwerge. Mein Blog sei so gut, dass er mir den einmaligen HB9DWS – Award verleihe. Der sei mit einem Pico Paddle dotiert.

„Du bist ein Schlitzohr“, dachte ich. „Aber warte nur, ich werde diesen kümmerlichen Zwerg mal so richtig auseinandernehmen.“

Ziemlich kritisch vorgespannt ging ich an die Ergründung der Kleinheit. Denn es war noch nicht so lange her, hatte ich die Gelegenheit im Portabelbetrieb in Lappland das „grosse“ Palm Paddle zu testen. Das war eine durchzogene Erfahrung. Was im Shack noch klappte, führte in der Hitze des Gefechts ein paar Mal zum Abbruch der Übung. Glücklicherweise hatte ich die PPK dabei – nicht die von Walther, sondern die von Palm. Das Nachfedern des Paddle kam meiner gestörten Feinmotorik in die Quere. Der exotische und anfällige Stecker am Paddle vertrug meine von Mückenstichen getriebene Behandlung nicht. Ich schraubte an allen sechs Inbusschrauben der Taste rum und wünschte mir meine Begali in die Hütte am Inarisee. In der Zwischenzeit habe ich mich wieder mit dem Palm Paddle versöhnt.

Als ich nun den Pico Zwerg zum ersten Mal beäugte und bemorste, fielen mir sofort zwei Dinge auf. Der komische Stecker war weg. Stattdessen wird er mit einem normalen 2.5mm Stereo-Stecker angeschlossen. Zweitens war das Nachfedern verschwunden. Das Pico machte einen präziseren Eindruck als das Mini.

War der Zwerg der Zwerge gar besser als sein Vorbild?

Dass man ihn kopfüber unter dem FT-817 befestigen kann, wie oben auf dem Bild, scheint offenbar nicht der einzige Vorteil zu sein.

In Teil 2 werden wir diesen Piccolo noch genauer ansehen. Wir werden ergründen, wieso er präziser zu sein scheint und seine Konstruktion genauer unter die Lupe nehmen, ebenso wie das, bis aufs letzte Detail durchdachte, Zubehör.

Eines kann ich bereits jetzt vorausschicken: Das Palm Pico ist nicht nur einzigartig und ein Meisterstück. Es ist – ich glaub‘ mich laust ein Affe – tatsächlich besser als sein grosser Bruder.

73 de Anton

Antennen-Isolatoren aus der Landi

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Hans Peter, HB9PKP, hat mich auf zwei neue Produkte aus meinem Lieblings- Antennen-Shop aufmerksam gemacht, der LANDI.

Für die Leser aus Deutschland und Österreich: Es handelt sich dabei um eine Supermarkt-Kette mit Stallgeruch, hervorgegangen aus einfachen Bauern-Läden.

In den Landi Läden findet man alle möglichen Sorten von Zaun- Antennen-Isolatoren.

Die grossen weissen Eier-Isolatoren sind ja unter Funkamateuren bereits bestens bekannt. Ich habe mal einen in der Mikrowelle gekocht. Sie sind erstaunlich HF resistent. Man muss verrückt sein, anderswo dreimal mehr für das Gleiche zu bezahlen, nur weil dort “Antenne” und nicht “Zaun” drauf steht :-)))

Neu gibt es die praktischen Zaunisolatoren Antennenisolatoren zum Einschrauben nicht nur mit Holzgewinde, sondern auch mit einem metrischen Gewinde M6. 25 Stück inklusive Muttern für CHF 7.90.

Noch interessanter sind die Flachband-Kabel-Isolatoren. 10 Stück ebenfalls für CHF 7.90. Ideal um eine Hühnerleiter zu fixieren – zum Beispiel an Bäumen oder an der Hauswand. Natürlich nicht für die eierlegenden Hühner, sondern für die HF-Hühner.

73 de Anton

Modifikation TS-590 – Nachtrag

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Wer sich getraut, das Blech beim Woody wegzuschrauben, kann bei dieser Gelegenheit noch ein paar andere Dinge erledigen. Zum Beispiel den optionalen Quarzofen SO3 bestücken. Das Teil muss aber abgeglichen werden. Am besten mit einem präzisen Frequenzzähler, bzw. einem Frequenznormal.

Wer gerne noch einen der aussterbenden Mittelwellensender hören möchte, tut gut daran, die eingebaute Dämpfung von -20dB im Mittelwellenband aufzuheben. Dies geschieht mit dem simplen Umstecken eines Jumpers (ohne zu löten) und ist auf Seite 10 des In Depth Manuals beschrieben. Meines Wissens existiert dieses nur in Englisch. Aber das Lesen lohnt sich; man erfährt so viele interessante Dinge über den doch sehr komplexen Woody, die im User Manual nicht zu finden sind.

Wer in den Norden in den Urlaub fährt, zum Beispiel nach OZ, möchte sicher auch mal das 60m Band ausprobieren. Dazu schneidet man den Jumper (blauer Pfeil oben im Bild) einfach durch. Wer seinen Woody generell aufbohren möchte, um ihn zum Beispiel als Messsender zu benutzen, der entfernt vorsichtig den Null-Ohm-Widerstand (roter Pfeil).

Noch ein paar Worte zur Leistungssteigerung. Durch diese Modifikation geht natürlich die Leistungskalibrierung flöten. 50W sind dann nicht mehr 50 und 5 auch nicht mehr 5. Ich habe nicht versucht, dies via Service-Menü in Ordnung zu bringen, da es mir egal ist.

Ob eine Erhöhung der Ruheströme von 0.8A auf 1 oder gar 1.2 A die IMD wesentlich reduziert, habe ich nicht ausprobiert. Die Konkurrenz (Yaesu, Icom) gönnt ihren RD100HHF1 interessanterweise ja mehr Ruhe-Saft als Kenwood.

Was ich aber empfehlen möchte, ist der sparsame Einsatz der Sprach-Kompression. Mit der Erhöhung der Durchschnittsleistung ist der Kompressor nur noch in Ausnahmefällen notwendig (Einstellung 40in/50out oder weniger). Eure QSO-Partner werden es zu schätzen wissen.

Und vielleicht erinnert ihr euch bei dieser Gelegenheit daran, dass früher die Transceiver noch keine Sprachkompressoren kannten und trotzdem eine kräftige Modulation besassen. Seltsam, nicht?

73 de Anton

 

200W für den TS-590 – Teil 3

IMD-Messungen an einem Sender selbst vorzunehmen ist kein Hexenwerk. Man braucht dazu lediglich einen 2-Ton-Generator, einen Dummy Load und einen Spektrum-Analyzer oder SDR.

Der 2-Ton-Generator wird an den Mikrofoneingang angeschlossen. Er liefert einen 700 Hz und einen 1900 Hz Ton.

Die meisten Dummy Loads sind nicht ganz „dicht“ und mit einem Stück Draht in unmittelbarer Nähe kann das HF-Signal aufgefangen werden. Entweder mit einem Spektrum-Analyzer oder einem guten DSP. Ein Richtkoppler oder Leistungsabschwächer ist also nicht unbedingt nötig.

Dann wird der Sender mit dem 2-Ton-Generator voll ausgesteuert.

Hätte er keine Intermodulation, wären auf der Spektrumanzeige des Sendesignals nur die 700 und 1900Hz Signale zu sehen. Bei LSB unterhalb der (unterdrückten Trägerfrequenz), bei USB 700 und 1900Hz oberhalb der Trägerfrequenz.

Das ist leider nicht der Fall. Nicht-Linearitäten im Sender – vor allem die Transistoren und die Ferrit -Trafos bewirken Intermodulation. Der OM wird auf der Spektralanzeige auch die Produkte 2xf2-f1 (dritter Ordnung) und 3xf2-2xf1 (fünfter Ordnung) sehen. Also 3100 und 4300Hz.

Normalerweise liegt der IMD-Abstand bei Amateurfunksendern etwa bei -27 bis -30dB (gemäss Elecraft).

Für den TS-590 wurden im Radcom-Test der RSGB -37 und -34dB im 80m Band gemessen (Produkte dritter und fünfter Ordnung). Lediglich im 10m Band wurden -26 und -38dB festgestellt. Die Behauptung, der TS-590 sei bezüglich IMD unterdurchschnittlich, trifft also nur im 10m Band zu. Generell sind seine IMD-Werte im Verglich zu anderen gängigen Transceivern recht gut.

Wer gerne selbst IMD-Messungen durchführen möchte, dem kann ich den 2-Ton-Generator der Firma Elecraft empfehlen. Meines Erachtens ein preiswerter Bausatz. Im zugehörigen Handbuch wird auch die Prozedur leicht verständlich erklärt. Auch im ARRL-Handbuch, das in keinem Shack fehlen sollte, findet man eine Anleitung zur Durchführung dieser Messung.

Doch Schluss mit Theorie. Jetzt kommt die Praxis. Und die zeigt, dass man den Woody durchaus auf 200 Watt PEP aufdrehen kann, ohne überdurchschnittlich IMD zu verursachen. Das Signal bleibt „sauber“. Der Sender arbeitet weiterhin stabil und zuverlässig.

Doch 200W PEP war nicht mein Ziel, wie ich gestehen muss. Da habe ich im Titel dieser Beiträge etwas geschummelt. Ich wollte, dass mich die Gegenstationen besser verstehen und dazu brauchte ich mehr Durchschnittsleistung.

Denn mein TS-590 lieferte im Originalzustand nur 2 bis 5 Watt Durchschnittleistung bei 90W PEP. Entsprechend lausig fielen die Rapporte aus, im Vergleich mit meinen anderen Gerätschaften.

Das ist kein Einzelfall, wie folgendes Video beweist. Nachdem sich aus Amerika die Reklamationen wegen dem „Overshoot“ häuften, der die dicken Kilowatt-PA’s zur Strecke brachte, kastrierten die Kenwood-Ingenieure den Woody per Software-Update. Während die ersten Serien noch eine einigermassen akzeptable Leistung brachten, waren die nachfolgenden lächerlich schwach auf der Brust.

Hier nun das Rezept um dem TS-590 seine Stimme wiederzugeben:

  1. Unterer Deckel abschrauben
  2. C810 lokalisieren
  3. 1k Widerstand drüber löten.

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  1. Deckel zu und Abgleich-Stecker fabrizieren
  2. Das ist ein ACC2-Stecker mit einer Verbindung zwischen 8 und 9, vorzugsweise mit Schalter

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  1. Gemäss Servicemanual ins Abgleichmenü einsteigen
  2. Punkt 23 auf 150, Punkt 24 auf 200
  3. TGC (Transmitter Gain Control) nach Bedarf pro Band korrigieren.
  4. Sender-Equalizer im User-Menü folgendermassen einstellen:

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  1. Mik Gain (50) und Frequenzbegrenzung TX im Originalzustand lassen.

Mein TS-590 bringt nach dieser Modifikation je nach Band 120 bis 145Watt PEP. Ich habe also darauf verzichtet an die Grenzen zu gehen ;-)

Dafür hat die Durchschnittsleistung massiv zugenommen. Anstatt um 2 bis 5Watt zu pendeln, schwingt der Zeiger meines bewährten 801 nun um die 20 bis 50 Watt. Ohne Kompressor, notabene. Die Modulationsrapporte sind gut. Schalte ich aber den Kompressor ein (50/50), so töne ich wie ein CB-Funker aus Süditalien – nur das Echo fehlt.

Ach ja, bleibt noch der „Overshoot“. Der ist bei Full Power fast weg, wie das folgende Bild zeigt.

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Regele ich den Sender aber auf 45W zurück, ist er in alter Frische wieder da.

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Das ist der Preis, den ich für diese Modifikation bezahlen musste. Doch meine Röhren-PA kratzt das nicht.

73 de Anton

200W für den TS-590 – Teil 2

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Wenn über Modifikationen an Amateurfunkgeräten diskutiert wird, stösst man auf allerhand Missverständnisse.

Ein ganz Lustiges ist der Glaube an die Unfehlbarkeit der Entwickler. Dieser Glaube nimmt zuweilen religiöse Züge an und es wird als Sakrileg betrachtet, die heilige Kiste zu „verbasteln“.

Als bekennender Pastafari bin ich natürlich auch ein religiöser Mensch. Allerdings habe ich in einem früheren Leben genügend Erfahrungen mit Diplomingenieuren und Doktoren (solche die nicht operieren) gesammelt, um sagen zu können, dass alle nur mit Wasser kochen.

Auch durfte ich immer wieder Wunder erleben. Ein gängiger Spruch meiner Entwickler war zum Beispiel: „Das geht nicht.“

Da ich nicht so viel von der Materie verstand, dafür aber das Sagen hatte, war meine Antwort jeweils: „Dann machen Sie es möglich.“

Und siehe da: das Wunder geschah.

Doch kommen wir zum eigentlichen Thema, unserem Woody. Auch da gibt es ein paar Missverständnisse.

Zum Beispiel folgendes: Jedes Watt über 100 führt zu mehr Verzerrungen. Meistens ist dieses Missverständnis gekoppelt mit dem Glauben an die Unfehlbarkeit der Entwickler und einem Mangel an Wissen über die Funktionsweise von Linearendstufen.

Doch wieso sind die meisten Transceiver für 100W spezifiziert und nicht für 80, 120 oder gar 150 Watt?

Wenn man darüber philosophiert, kommt man auf ein paar interessante Antworten:

Meine Lieblingsthese: Die Marketingleute haben noch nicht gemerkt, dass die meisten Amateure nicht mehr dB-rechnen können. Sonst würden sie die Entwickler auffordern auf 120W zu gehen ;-)

Aber vielleicht haben sie das ja bereits getan und die Entwickler haben geantwortet: „geht nicht.“

Heutzutage setzen alle Amateurfunkgeräte-Hersteller die gleichen Transistoren in ihren Endstufen ein, nämlich zweimal RD100HHF1 von Mitsubishi, in Push-Pull im AB-Betrieb. Das ist, wie Frau Merkel sagen würde, alternativlos. Schon allein aus Kostengründen.

Diese Transistoren können mindestens 100Watt bei 30MHz und mit 12.5Volt Speisung liefern. Man bringt aber problemlos auch mehr raus. Zudem sind die Dinger äusserst robust und überstehen auch ein SWR von 1:20.

Da wir in unserer Endstufe zwei von diesen Boliden haben, könnten wir damit 200W und mehr produzieren.

Doch da kommen die bösen Intermodulationsverzerrungen ins Spiel. Sie entstehen überall dort, wo etwas nicht linear arbeitet. Eigentlich überall ausser bei der Wellenausbreitung im Vakuum.

Zum Beispiel in unseren Endstufentransistoren. Schaut man ins Datenblatt der Transistoren, so sieht man, dass dies ab etwa 60 bis 80 Watt der Fall ist, je nach Höhe der Versorgungsspannung.

Das bedeutet, dass man mit zwei Transistoren in der Endstufe nicht mehr als 120 bis 160W rausquetschen sollte. Sonst könnten die Verzerrungen zunehmen. Die Entwickler befinden sich also mit ihren 100W auf der sicheren Seite. Es ist genügend Reserve vorhanden, um die Verzerrungen auch bei tiefer Versorgungsspannung in Grenzen zu halten. In SSB notabene, in CW spielt das keine Rolle.

Wenn wir nur CW machen wollen, können wir auf volle Pulle gehen. Mit dem einzigen Risiko, dass wir das Tiefpassfilter oder den Antennentuner kochen. Die Entwickler haben diese nämlich auch für die spezifizierten 100W ausgelegt. Plus Reserve, versteht sich ;-)

 

Doch die Linearität der Transistoren bestimmt nicht allein das Mass an Intermodulationsverzerrungen der Endstufe. Einen wesentlichen Einfluss hat die Schaltung zur BIAS-Erzeugung. Sie bestimmt den Arbeitspunkt. Abgesehen davon, dass sich dieser bei Erwärmung im TS-590 stark verschiebt, sind die Ströme zum Teil falsch justiert, wie ich feststellen musste. Aus dem AB kann daher leicht ein B-Betrieb werden.

Aber es gibt noch mehr Nicht-Linearitäten die zur IMD (Intermodulation Distortion) beitragen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Reviews sowohl im QST wie auch im Radcom feststellten, dass die IMD je nach Band stark schwankt. Im 10m Band ist sie am schlechtesten (bis zu 12dB schlechter als in anderen Bändern!). Das dürfte nicht allein an den Transistoren liegen.

Doch Theorie und Praxis sind bekanntlich nicht immer deckungsgleich. Aber darüber mehr im dritten Teil, in dem wir endlich die Katze aus dem Sack lassen wollen.

73 de Anton

RSGB Test des TS-590 im Radcom

Datenblatt RD100HHF1

100W MOSFET Gegentakt PA von DJ0ABR

RF Power Amplifiers von Iulian Rosu, YO3DAC / VA3IUL

Two Tone IMD Measurement Techniques 

 

 

200 W Modification for TS-590 – Teil 1

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Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?

Der TS-590 hat einen guten Empfänger, doch der Sender hat ein Problem. Ihm fehlt es in SSB an Punch, an Talk Power. Dem einen mehr, dem anderen weniger, je nach Herstellungsdatum.

In den einschlägigen Foren wird denn auch immer wieder darüber diskutiert. Doch nur wenige Funkamateure scheinen das Problem wirklich verstanden zu haben. Hier einige Zitate zur Illustration:

“From what I can find a TS-590 is a 100 watt rig. You might be able to get 120 watts out of it but it would be kind of like stretching a rubber band around your car.”

“If you are looking for more deflection of the power meter, then you probably need another meter, preferably one that shows Peak Envelope Power (PEP)”

“Buy a linear amplifier”

“I want to know what’s wrong with the “talk power” of the radio as it is. If you’re having issues being heard, it’s not the power output of the radio you need to be looking at.”

“Your problem might be as simple as trying another type of microphone.”

“Buy a proper peak hold power meter for measuring SSB”

“This subject has been beaten to death a number of times! My TS590 has never had
a “power problem” because I have a linear amplifier. I am allowed a kilowatt in
my country.”

“Every time I whistle into my mic when the rig is set at 100Watts, it ALWAYS shows 100Watts and a little more on my PEP Watt Meter.”

“Sorry, but I see no evidence of low output power or “talk power” on SSB. If you
are within specs on power output on CW, then seeing lower than rated power on a
true peak-reading power meter is most likely the fault of your mic or the
settings for the audio and speech processor on the rig…or of the watt meter.”

“I have had my TS-590 since Feb 2011 and it has performed wonderfully with my
solid state amplifier and the rig puts out 100 watts SSB PEP on all bands.
Simply a great transceiver at a reasonable price.”

Viele verwechseln Spitzenleistung mit durchschnittlicher Sprechleistung, in Engelskreisen auch PAR genannt (Peak to Average Ratio), und nur wenige realisieren, dass zwei Sender bei der Gegenstation ganz unterschiedliche Rapporte erhalten können, obwohl sie beide 100W PEP haben und die gleiche Antenne benutzen.

Denn die Stärke des empfangenen SSB-Signals hängt nicht vom Spitzenwert ab, sondern vom Durchschnittswert.

Und in dieser Disziplin wird der Kenwood TS-590 von vielen, vor allem älteren Geräten, um Längen abgehängt. Dabei geht es nicht nur um ein halbes Dezibel. Der Unterschied beträgt bis zu 10dB. Das entspricht dem Leistungszuwachs eines 1kW Linearverstärkers.

Ein oft gehörter Ratschlag in den Foren lautet (siehe oben):

„Kauf dir ein gutes PEP-Meter“

Doch wie gesagt: Das Problem heisst nicht PEP und bei den meisten Sendern entspricht die CW-Leistung auch der PEP-Leistung in SSB. Es genügt also, die Leistung in CW zu messen. Und das bringen auch billige SWR/Leistungsmesser zustande :-)

Meine beiden SWR-Brücken, die CN-801 und die SX-1000 können zwar PEP, aber ich benutze diese Funktion praktisch nie und es ist mir auch egal, wie genau die PEP-Anzeige ist. Die CW-Anzeige habe ich jedoch mit einem Bolometer geeicht.

Mittlere Sprechleistung kann man mit einem SWR-Meter nicht genau messen und jedes Instrument zeigt etwas anders an. Aber man kann damit Geräte vergleichen. Und da kommen einem beim Woody die Tränen.

Die japanischen Ingenieure hätten das Problem der niedrigen durchschnittlichen Sprechleistung schon längst gelöst, wenn sie es gekonnt hätten – vorzugsweise natürlich per SW update. Doch in die ALC scheint sich ein gröberer Designfehler eingeschlichen zu haben. Je höher die Sprechleistung, desto ausgeprägter der Überschwinger beim Tasten des Senders, bzw. nach jeder Sprechpause.

Das mögen moderne Linearendstufen nicht. Ihre Schutzschaltungen sprechen an und schalten das Teil aus.

Darum blieb den Kenwood-Ingenieuren nichts anderes übrig, als den Woody zu kastrieren.

Und so geistert das Problem bis heute in den Foren herum und die Funkamateure geben dazu ihren Senf, obwohl die meisten die Wurst nicht kennen. Andere verkaufen entnervt ihren TS-590, nachdem sie bemerkt haben, dass ihre alte Jäsu-Schwarte die besseren Rapporte bringt.

Gewiefte Tüftler giessen dazwischen immer wieder Öl ins Feuer mit Vorschlägen für Hardware-Modifikationen und Änderungen im Service-Menü.

Sie heimsen dabei jeweils einen Shitstorm aus der Community ein. Das geht sogar so weit, dass bei Mods.dk interveniert wird: Man solle doch den Unsinn entfernen, der da vorgeschlagen werde.

So geschehen mit der legendären 200W-Modifikation von PU3DXX.

Im nächsten Teil werde auch ich einen Shitstorm riskieren und aufzeigen, wie der Old Man aus dem Woody ein wirklich heisses Teil machen kann, und der Transceiver „seine Stimme wiederfindet“ (gemäss Robert DL1SDX). Stay tuned.

73 de Anton

PS. Mein Dank geht insbesondere an DL1SDX für den Erfahrungsaustausch. Robert hat mich dazu motiviert, nochmals bei meinem TS-590 das Blech abzuschrauben.

Bild: Der Antennenturm, ein Kunstwerk der Tochter von HB9EXF

Eine Draht-Antenne für 10-160m

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Was ist besser als ein UNUN?

Zwei UNUN’S!

Gestern war ich bei Hans Peter, HB9PKP, zu Besuch. Wenn ich zum Einkaufen in die Landi nach Laupen fahre, so komme ich jeweils an seinem Haus vorbei, und jedesmal staune ich über die wechselnden Antennenkonstruktionen. Hans Peter ist ein Tüftler und Antennen sind nur eine Facette seiner Experimente.

Oben im Bild sehen wir ihn mit seiner Bierdosenantenne für 40m. Doch als “UNUN-Allergiker” hat mich vor allem dieser Kasten interessiert, den er portabel einsetzt:

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Hans Peter betreibt aber auch zuhause eine Langdrahtantenne mit zwei UNUNS 1:9. Einer am Speisepunkt und einer am Ende. Wobei letzterer mit einem 50 Ohm Dummy Load abgeschlossen ist. Es handelt sich dabei also um eine Art Wanderwellen-Antenne (Traveling Wave Antenna). Eine solche Konstruktion zeichnet sich vor allem durch ihre enorme Breitbandigkeit aus. Das SWR ist im ganzen Kurzwellenbereich niedrig. Aber sie ist auch eine ruhige Antenne, da sie geerdet ist und sich nicht aufladen kann.

VK6YSF gehört auch zu den Amateuren, die damit experimentiert haben und von ihm stammt das nachfolgende Schema der Antenne:

Travelling_Wave_Antenna_image02Ein Funkamateur, der sich auch intensiv mit der Materie auseinandergesetzt hat, ist W4RNL. Er zeigt auf seiner Webseite, wie man Wanderwellenantennen berechnet. Auch W7HTJ hat mit dieser Sorte Antenne Erfahrungen gemacht (ganz runter scrollen)

Wanderwellen-Antennen sind eigentlich nichts anderes als strahlende Leitungen und sie entwickeln bei einer Ausdehnung von mehreren Wellenlängen eine starke Richtwirkung. Eine prominente Vertreterin dieser Gattung ist die Beverage-Antenne, welche als Empfangsantenne vor allem auf 160m bei DX-Profis beliebt ist.

Ist die Wanderwellenantenne jedoch kurz im Verhältnis zur Wellenlänge, so geht ihre Richtwirkung verloren. Auf den unteren Bändern wird sie zum Steilstrahler.

WA2WVL hat diese Antennen in seinem Artikel

Broadband Transmitting Wire Antennas for 160 through 10 Meters

im QST vom November 1995 eingehend untersucht. Eine derartige Antenne mit zwei UNUNS und 50 Ohm Abschluss, in 10m Höhe und mit 30m Länge, erreicht gemäss seinen Berechnungen folgende Wirkungsgrade:

1.8 MHz 1.8%

3.8 MHz 11.7%

7.2 MHz 26%

10.1 MHz 35.2%

14.2 MHz 53.2%

18.1 MHz 60.4%

21.2 MHz 64.9%

24.9 MHz 68%

28.5 MHz 68.5%

Das SWR sollte dabei immer unter 1:1.5 bleiben.

Dieser Draht ist als Kompromissantenne also durchaus brauchbar und dürfte sich vorallem bei SWL’s bestens bewähren.

73 de Anton

Einmaleins für „Steckdosenamateure“

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Was fällt einem bei der Bezeichnung IT-System ein?

Wahrscheinlich nichts, wenn man nicht Informatiker ist.

Doch das IT-System, von dem ich hier berichte, hat nichts mit EDV zu tun. Wohl aber etwas mit der Dose, an die wir unsere gekauften Geräte anstöpseln. Ich denke, wir Steckdosenamateure – und da zähle ich mich auch hinzu – sollten unsere Dosen kennen. Deshalb machen wir heute eine kurze Expedition in die Welt jenseits der Dose:

Was eine rechte Dose sein will, ist in der Regel dreipolig. In der Schweiz sitzt rechts die Phase, links der Null- oder Neutralleiter und unten in der Mitte die Erde, auch Schutzleiter genannt. In Deutschland hängt es vom Gusto des Elektrikers ab, ob die Phase links oder rechts ist. Abgesehen davon haben unsere Freunde im grossen Kanton sowieso andere Dosen.

Aber eigentlich ist es wurscht, wo die Phase sitzt, nur die Erde muss am richtigen Ort sein, sonst wird das Gehäuse unseres Transceivers plötzlich elektrisch und befördert den OM zum Harfenspieler. Wenn wir unsere zweipoligen Lampen oder anderes Zeug anschliessen, brauchen wir uns nicht darum zu kümmern – wir können Nullleiter und Phase problemlos vertauschen. Bei modernen Lampenfassungen ist das Gewinde stromlos, so dass wir auch nicht beim ungeschickten Wechseln der Birne unversehens Flügel fassen müssen.

Hinter der Steckdose führen bekanntlich Drähte zum Sicherungskasten. Gelbgrün die Erde, braun die Phase und blau der Neutralleiter.

Eigentlich könnte man in den Steckdosen Neutralleiter und Erde miteinander verbinden und früher wurde das zum Teil auch so gemacht. Doch damit würden wir mit unseren Transceivern russisches Roulette spielen. Leicht könnte dann die Phase auf dem Gehäuse liegen und der Neutralleiter auf dem Ein/Aus-Schalter. Um solche Abkürzungen in den Amateurhimmel zu verhindern, dazu ist der Schutzleiter da.

Doch jetzt befinden wir uns auf unserer Reise durch das Stromnetz beim Sicherungskasten. Und da fängt der Spass so richtig an. Es gibt nämlich verschiedene Möglichkeiten ein Stromnetz auszuführen.

Den meisten heutigen Netzen ist aber gemeinsam, dass der Strom in drei Phasen ins Haus gelangt. Sie sind untereinander um 120 Grad phasenverschoben. Man nennt das Drehstrom. Würden wir im Haus nur perfekte Drehstromverbraucher anschliessen, so könnten wir auf den Nullleiter und auch auf den Erdleiter verzichten. Sowohl Zu- wie auch Abfluss des Stromes würde über die drei Phasenleiter erfolgen.

Doch viele Verbraucher im Haus sind nur einphasig, wie zum Beispiel unsere Transceiver und Netzgeräte und so werden die drei Phasen schön brüderlich und schwesterlich aufgeteilt. Gewiefte Elektriker achten dabei darauf, dass sie im Schnitt etwa gleich beansprucht werden. Trotzdem werden aus den drei Phasen unterschiedliche Ströme bezogen. Der Transceiver im Shack ist vielleicht nicht zur gleichen Zeit in Betrieb wie der Föhn der YL und das Licht im Keller. Ausserdem verbrauchen beide nicht gleichviel Strom.

Die drei Phasen vom Trafo des EW werden also nie gleich beansprucht. Und somit braucht es irgendeinen Ausgleich. Das besorgt der Nullleiter. Über ihn fliesst der Ausgleichsstrom. Doch beim Trafo des EW ist in der Regel fertig lustig. Der Nullleiter wird nicht mehr gebraucht. Die Ausgleichströme fliessen über die Erde. Das wird einem spätestens beim Betrachten einer Hochspannungsleitung klar. An den Masten hängen nur Kabel für die drei Phasen, bei uns meistens zwei Paare. Einen Null- bzw. Neutralleiter sucht man vergebens. Das dünne Kabel von Mastspitze zu Mastspitze dient dem Blitzschutz. Man möchte damit vermeiden, dass ein Blitz direkt in eine Phase knallt.

Doch was hat das mit dem eingangs erwähnten IT-Sytem zu tun?

Nun, ein IT-System (Isolé Terre) ist ein Netz mit isolierter Erde. Beim Trafo des Drehstromnetzes wird in diesem Fall der Sternmittelpunkt nicht geerdet, wie das sonst üblich ist (TN: Terre Neutre). Es ist somit nur für kleine geschlossene und balancierte Netze brauchbar.

Stromnetze in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind meistens vom Typ TN-C-S, Terre Neutre Combiné Séparé). Der Sternpunkt des EW-Trafos ist geerdet und es wird zusätzlich vom Sternpunkt ein Nullleiter geführt. Dieser wird vor Gebäudeeintritt geerdet. Im Innern des Gebäudes werden Nullleiter und Erde aber getrennt geführt. Das schützt den OM vor einem heissen Chassis, wenn was schiefläuft.

Es gibt daneben natürlich noch eine Anzahl weiterer Möglichkeiten ein Netz auszuführen. Aber das würde jetzt zu weit führen. Wir wollten ja nur wissen was hinter unserer Steckdose vorgeht. Dort an diesem geheimnisvollen Ort, wo der Strom sitzt und sich langweilt, bevor wir ihn umwandeln und in den Æther schicken.

73 de Anton

PS. In der Gerüchteküche des Vatikans wird geflüstert, dass es im Funkerhimmel für Amateure Yagis statt Harfen gebe und in der Funkerhölle dauernd Contest sei.

Das Sommerrätsel

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Im letzten Blog-Artikel fragte ich, was denn das Besondere an dem Netztteil meines FT-817 sei.

Nun, die weisse Farbe ist schon etwas Besonderes und die Queranordnung des Steckers ist sicher auch ein Plus. Doch das Geheimnis liegt  im dritten Steckerkontakt, dem Erdstift. Für meine deutschen Leser muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es sich dabei um einen Schweizer Stecker handelt. Die Schweiz fährt bei den Netzanschlüssen seit jeher einen Sonderzug, oder Züglein. Das Teil passt also nur mit einem Adapter in deutsche Steckdosen.

Diesen Erdstift haben die Entwickler nicht aus lauter Jux und Tollerei eingebaut. Nur mit einem Erdkontakt kann ein Netzfilter realisiert werden, das nicht nur Gleichtakt-, sondern auch Gegentaktstörungen wirksam unterdrückt. Darum ist dieses Netzteil punkto HF-Störungen besser als all der andere Zweipol-Ramsch und gut verträglich für den kleinen Yaesu. Denn die Störsignale von Schaltnetzteilen werden vor allem über das Netz weiterverbreitet. All die 220Volt-Leitungen im Haus sind meistens viel länger als die 160m/80m Antenne des OM und damit für die tieferen Bänder recht wirksame Antennen.

Dieses Motorola-Netzteil wird übrigens auch in China hergestellt :-)

73 de Anton

Bild: mein QTH am Nordkapp. 71° 5’45.87″N,  25°47’36.68″E, near Skårsvag, dem nördlichsten Fischerdorf der Welt.

Ein Netzteil für den FT-817

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LiPos sind zwar lustige Gesellen, aber wo es Strom hat, verzichtet man gerne auf ihre Gesellschaft. So war das auch in all den Hütten, die ich auf meiner Lappland-Reise bewohnte.

Geeignete Netzteile, sollte man meinen, seien heutzutage kein Problem mehr. Es gibt sie für dreimal nix aus dem Reich der Mitte. Dumm nur, dass viele davon auch dreimal nix taugen. Sie stören den Funkempfang. Sogar Yaesu macht bei seinem Schaltnetzteil, das bei den neuern FT-817 als Ladegerät mitgeliefert wird, auf dieses Problem aufmerksam. Abgesehen davon, taugt dieses Teil nicht zum Funken, genauso wenig wie sein Vorgänger, das noch einen Trafo intus hatte. Beide können nur ein halbes Ampère, doch der TX im 817er will mindestens anderthalb.

Was mich und meine 817er betrifft: wir haben das ideale Netzteil gefunden. Es hat sich bestens bewährt und ist störfrei. Es liefert 12V/2A und ich verrate euch hier sein Geheimnis:

Es stammt von einem Swisscom VDSL-Modem namens Centro Grande. Diese Modems wurden und werden von Swisscom zu Zehntausenden “verteilt”. Wer von ADSL auf VDSL “ge-upgradet” wird, erhält eins gratis.

So ist es denn kein Wunder, wenn man  dieses Teil immer wieder auf Ricardo findet. Zum Beispiel von Swisscom-Kunden, die auf einen Kabelbetreiber abwandern. Wenn man Glück hat, bekommt man die Dinger, inklusive Zubehör, für unter zwanzig Franken. Ein vernünftiger Preis für ein vernünftiges Netzgerät. Schade nur, dass man das Modem fortwerfen muss, wenn man nur das Nertzteil braucht :-)

Doch wieso ist dieses Teil besser als die unzähligen anderen?

Mit diesem Sommer-Rätsel möchte ich euch heute zurücklassen. Schaut das Bild oben gut an, ihr werdet es sicher herausfinden. Ein Tipp: Es liegt nicht an der zusätzlichen Drossel, die ich in die 12V-Leitung geschlauft habe.

73 de Anton

IC-7200 oder TS-590?

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Beide Transceiver gehören zu den U-2000, das heisst, sie kosten weniger als 2000 Franken. Die zwei sind zwar vom Charakter her total verschieden, aber ich mag sie beide und möchte mich von keinem trennen.

Lange Zeit habe ich versucht, herauszufinden, wer den besseren Empfänger hat und immer wieder in allen möglichen Empfangssituationen zwischen den beiden umgeschaltet. Ich bin zu keinem eindeutigen Schluss gekommen. Weder in SSB noch in CW.

Oft sieht und hört man auf Youtube irreführende Vergleiche wegen unterschiedlichen Bedingungen. Verschiedene Filterbandbreiten werden verwendet und auch verschiedene Lautsprecher – meistens die eingebauten. Oft wird noch der Fehler gemacht, auf 80 und 40m den Vorverstärker einzuschalten.

Benutzt man einen externen Communications-Lautsprecher oder Kopfhörer, tönt das Gerät plötzlich ganz anders ;-)

Beide Geräte haben SDR-Empfänger und brauchen deshalb keine teuren Zusatzfilter. Der OM macht sich die Filter selbst, wie er lustig ist. Persönlich bevorzuge ich das Icom-System, bei dem pro Betriebsart drei verschiedene Filter definiert und dann abgerufen werden können. Natürlich kann man sie dann noch via Passbandtuning verändern. Im IC-7200 bleiben dabei die Grundeinstellungen erhalten, im TS-590, der nur über zwei Filterpositionen verfügt, werden diese jeweils verstellt. Das ist lästig.

Das Passband-Tuning mit dem grossen Doppelknopf ist beim ICOM genial und braucht keine zusätzliche Anzeige. Die Positionen der Knöpfe sagen alles.

Doch das ist längst nicht der einzige Unterschied auf der Bedienebene. Zusammengefasst kann gesagt werden: Der IC-7200 beschränkt sich auf das Notwendige, der TS-590 ist überladen. Wieso brauche ich z.B. neben einem Autonotch und einem manuellen Notch, noch zwei Beat Canceller auf NF-Ebene? Oder je zwei Sorten NR und NB mit individuell einstellbaren Pegeln. Lieber einen NB und eine NR, dafür solche, die gut funktionieren.

Gerade beim NR ist das so eine Sache. Im TS-590 sind bei beiden Positionen Artefakte zu hören. Nicht jeder mag den Star-Trek-Sound beim Funken.

Dafür ist die AGC im IC-7200 hypernervös und auf den langwelligeren KW-Bändern muss ich deshalb den NB immer eingeschaltet lassen, damit die kurzen QRN-Spitzen den Empfänger nicht dauernd an den Anschlag treiben.

In CW stört mich beim Woody, dass der Sidetone vom AF-Regler unabhängig ist. Dafür hat er eine praktische Einpfeif-Automatik, die die Frequenz auf Knopfdruck genau auf die Frequenz der Gegenstation zieht.

Der Empfänger des TS-590 ist sanfter. Dass er punkto Dynamik auf der berüchtigten Sherwoodliste besser abschneidet, ist aber im Normalbetrieb kaum relevant. Der ganze Hype um das neue alte Empfangsprinzip mit tiefer ZF ist meines Erachtens mehr ein Marketinggag. Genauso wie die Mode, ZF-Filter neuerdings Roofingfilter zu nennen. Eine sorgfältige Gewinnverteilung und niedriges Phasenrauschen der Oszillatoren scheint mir wichtiger. Und unter uns gesagt: Wenn die Nachbarstation reinsplattert liegt es meistens nicht am Empfänger, sondern am Sender.

Mit beiden Geräten kann man alles hören, was viel teurere Kisten auch hören.

Ausser FM natürlich, das kann nur der TS-590. Wer in FM auf 10 oder 6 funken möchte, muss zum Woody greifen. Auch wer einen eingebauten Antennentuner braucht. Ich funke nicht auf FM und arbeite vorzugsweise mit resonanten Antennen oder Automatik-Tunern an der Antenne. Deshalb sind mir diese Features wurscht. Diese und das aufwändigere Empfangsprinzip, sowie die grössere Anzeige, sind denn auch für den wesentlich höheren Preis des Woody verantwortlich.

Dafür ist der IC-7200 spritzwasserfest und mit den optionalen und leider sauteuren Griffen ausgerüstet, gut für den Outdoor-Einsatz gerüstet. Darum war er mir bisher im Urlaub immer ein treuer Begleiter. Der Woody wäre mir dafür zu schade. Eine falsche Bewegung und wutsch ist ein Knopf weg :-(

Was den Sender anbelangt, so brauchen beide ein bisschen Nachhilfe um in SSB zu brillieren. Modifiziert man jedoch bei IC-7200 das Mikrofon und stellt man beim TS-590 den TX-Equalizer etc. im Menü  richtig ein, so sind beide Geräte vergleichbar, klingen gut und verfügen über viel Talk Power.

Das Überschwingen der AGC beim Woody, das bei einigen PA’s die Schutzschaltung ansprechen lässt, wird mE überbewertet. Wenn man keine oder eine Röhren-PA verwendet, ist das irrelevant.

73 de Anton

LiPo: Billig ist zu teuer

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Gut, dass ich einen Akkutester gekauft habe. Sonst würde ich noch heute glauben, der Schönste, Teuerste und Schwerste sei der Beste.

Nachdem ich meine drei Test-Akkus trainiert hatte – wie beim Militär mit Laden, Entladen ;-) – habe ich sie nochmals durchgemessen. Das Training hat noch ein paar Milliampere-Stündchen gebracht. Doch beim grossen Lulatsch war die Mühe vergebens.

Er blieb bei seinen lächerlichen 1700mAh. Ein Viertel der versprochenen Leistung!

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Natürlich habe ich ihn aufgebohrt um die Geheimnisse seines Versagens zu ergründen. So wie es aussieht, handelt es sich um Chinese Recycling, oder auf Deutsch: aus Alt mach Neu.

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Ob das wirklich ein Li-Po ist und nicht ein Li-Ion, kann ich nicht sagen, genausowenig wie bei den zwei anderen. Doch das ist aber für meine Anwendung irrelevant.

Wie bereits bei seinem kleinen Bruder war der Aufbau abenteuerlich und brandheiss. Bricolage pur.

Der Kleinste und Leichteste bringt es immerhin auf 2500mAh, ein Drittel der versprochenen Leistung, und schlägt damit den Grössten.

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Doch der Gewinner ist der Blaue. Er schafft zwar nicht ganz die Hälfte der versprochenen 9800mAh, sondern bloss 4500mAh, aber er ist kleiner und leichter als der grosse Versager.

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Diese LiPo-Akkus sind keine Hochstromtypen, wie sie im Modellbau eingesetzt werden und gehen bei den 1.6A, die mein FT-817ND beim Senden zieht, schon merklich in die Knie.

Der Lader, den es dazu gibt, bringt nur 350mA und was die Schaltungen bewirken, die auf den Zellen hängen, ist mir schleierhaft. Ein Balancer ist nirgends zu entdecken. Daher ist es wohl besser, wenn man sie nicht auspresst wie eine Zitrone. Wie ein Versuch zeigte, bringt es auch kaum etwas, diese Dreizeller auf 10V anstatt auf 10.5V zu entladen.

Die Entladung im Test erfolgte übrigens mit konstant 500mA. Vermutlich  ist die Kapazität bei kleineren Entladeströmen etwas höher. Aber ich will ja nicht mein ganzes Leben lang Akkus testen :-)

Fazit: Für das mickrige Resultat sind alle drei zu teuer. Wirklich brauchbar für den Portabelbetrieb ist eigentlich nur der Blaue.

73 de Anton

KX3 reloaded

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Nun ist es schon eine Weile her, dass ich meinen KX3 verkauft und dafür zwei FT-817 erstanden habe. Meine Kritik am KX3 ist einigen OM sauer aufgestossen und ich habe zu diesem Thema eine ganze Reihe Emails erhalten.

Aus diesem Anlass möchte ich – aus einer gewissen Distanz – nochmals zurückblicken und die Gründe zusammenfassen, die mich damals bewogen haben, den KX3 von Elecraft gegen Yaesu-Geräte zu tauschen. Notabene gegen Geräte, deren Entwicklung bereits mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt und die noch klassische Schaltungen, ohne DSP, verwenden.

Als ich vergangenen Sommer meinen KX3 zusammenbaute, war ich von dem Gerät begeistert. Das grosse Display und der CW-Empfang in Quasi-Stereo hatten es mir angetan. Der Antennentuner konnte, wie bereits beim K2, praktisch alles anpassen, was irgendwie nach einer Antenne aussah. Das Gerät hatte eine ausgezeichnete Modulation und bot einen Strauss von innovativen Möglichkeiten. 200mA bei Empfang und ein sehr effizienter Sender prädestinierten den KX3 als Portabelstation und ich freute mich darauf, ihn auf meinen Reisen einzusetzen. Den relativ hohen Preis habe ich ohne Murren in Kauf genommen, zumal schon bald ein 2m Modul folgen sollte und die häufigen und problemlosen Updates eine rasche Beseitigung von Schwächen versprachen.

So sah ich denn auch in einer ersten Zeit über die Probleme hinweg, die nach und nach auftauchten und nahm auch die konstruktiven Mängel in Kauf: Das Blechgehäuse mit seinen Rändelschrauben und den damit verbundenen Gerätefüssen. Auch über den scheppernden Lautsprecher sah ich hinweg, obwohl mein PC mit einem kleineren Lautsprecher wesentlich besser klang.

Bald tauchten die ersten AM-Durchschläge auf, wenn ich das Gerät an grossen Antennen und mit Vorverstärker betrieb. Ok, dachte ich, es ist ja ein DC-Empfänger und da muss man das in Kauf nehmen. Und schliesslich ist es ein Portabelgerät. Allerdings wunderte ich mich, dass sämtliche Testbericht dieses Problem ignorierten und Sherwood das Gerät an die Spitze setzte – auf Grund eines einzigen Kriteriums! Kam ich in Foren auf den AM-Durchschlag zu sprechen, reagierten viele OM dünnhäutig, redeten das Problem klein oder ignorierten es einfach.

Der Durchschlag von starken BC-Stationen erinnerte mich zwar an meinen ersten Detektorempfänger, war aber für mich kein Killer-Kriterium. Damit konnte ich leben. Das nächste Problem, das auftauchte, war weitaus schlimmer. Ich bin von elektrischen Weidezäunen umzingelt und muss bei allen Empfängern bis ins 2m Band den NB dauernd eingeschaltet lassen. Das tat ich auch beim KX3 und das Knacken verschwand. Doch zu welchem Preis! Die Signale waren verzerrt, das Hören kein Vergnügen mehr, insbesondere auf den tieferen Bändern bei hohem Störpegel. Als ich dann begriff, dass das 2m-Modul nicht so schnell kommen würde, und die Updates zwar neue Features brachten, aber kaum Abhilfe bei den wirklich wichtigen Schwächen, verging mir die Freude. Das Gerät hielt in meinen Augen nicht, was das geschickte Marketing versprach.

Natürlich wäre der KX3 auch ein guter Urlaubsbegleiter geworden. Aber er machte mir keine Freude mehr. Die Begeisterung war weg – verpufft. Was blieb, war ein hübsches Display.

Was mich noch heute seltsam berührt an dieser Geschichte, sind die heftigen Angriffe von Elecraft-Anhängern, die ich so bei japanischen Marken nie erlebt habe. Elecraft-Besitzer fühlten sich persönlich gekränkt, wenn man „ihr“ Gerät kritisierte. Woher kommt diese Emotionalität? Ich denke, es liegt nicht am Produkt. Exzellentes Marketing weckt Emotionen. Die beiden Chefs von Elecraft machen in dieser Hinsicht einen ausgezeichneten Job.

Aber wer zuviel verspricht, der weckt ebenfalls Emotionen.

Nun benutze ich meine beiden FT-817, sie sind Weltempfänger und QRP-Transceiver zugleich. Veraltet zwar, mit einem hirnrissigen Menu, aber mit 2m und 70cm und einem robusten Gehäuse und einem recht passablen Empfänger, der auf meinen Portabeleinsätzen genau gleich viel hört wie der KX3 – Sherwood-Liste hin oder her. Zwei für eins ist kein schlechter Tausch. Wenn der Yen noch weiter taucht, sollte man bald 3 für 1 kriegen. Und 300 statt 200mA sind bei den heutigen LiPo’s auch kein Drama mehr.

73 de Anton

Eine Antenne für arktische Gefilde

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Nächstens werde ich wieder oberhalb des Polarkreises unterwegs sein. Neben der Outdoor-Ausrüstung hat nur wenig Funkmaterial Platz. Ein FT-817 mit LiPo-Akku und eine einfache Antenne. Die Bäume, sofern vorhanden, sind nur klein  und eignen sich nicht so gut als Antennenträger. Daher kommt ein 10m Mini-Mast von DX-Wire mit. Dazu 10m Aircell7, etwas Draht, Schnur und Isolierband. Der Mini kostet übrigens in DL 55 Euronen, in der CH jedoch 115 Franken. Kommentar überflüssig.

QRP und schlechte Antennen vertragen sich nicht gut. Wenn bei 100W mal nur 20 in den  Æther gelangen, ist das kein Drama. Für DX reicht das eh, vor allem in CW. Doch bei 5W Sendeleistung nur 1W in die Luft zu bringen, ist bitter. Bei schwachen Signalen zählt jedes Watt.

UNUN’s und andere Spässe scheiden da von vorne herein aus. Ein Tuner ist nur zusätzlicher Ballast. Also muss die Antenne resonant sein.

Ich habe mich für einen Klassiker entschieden: eine  λ/4 GP mit Radialen. Sie ist unkritisch und leicht aufzubauen. Ich verwende dabei nur 2 Radiale. Auch wenn es in gewichtigen Antennenbüchern anders dargestellt wird: Der Unterschied zwischen einer GP mit 2 oder 3 Radialen ist irrelevant. Der Dritte ist bloss für die Schönheit. Die Rundstrahlung mit nur zwei Radialen ist nahezu perfekt, wie das Bild oben zeigt. Auch in der Elevation ergibt sich keine signifikante Änderung.

Benutzt man nur einen einzigen Radial wird eine leichte Richtwirkung in Richtung des einzigen Radials erzielt, wie das nächste Bild zeigt. Aber auch hier ergeben sich punkto Elevation oder Impedanz keine wesentlichen Unterschiede.

GP1r

Die beiden Radiale werden zirka 45° nach unten gespannt und enden etwa 1m über Boden. Eine flachere Abspannung ergibt eine niedrige Impedanz als 50 Ohm und damit ein etwas höheres SWR.

Wichtig ist, dass die Antenne daheim im Garten ausprobiert und abgeglichen wird. Der Fiberglasmast beeinflusst die Permittivität des Strahlers mit dem aufgeklebten Draht. In meinem Fall war der Verkürzungsfaktor 0.93. Das heisst: anstelle von 5.3m ist er nur 4.9m lang. Ein willkommener Effekt. Ich lasse deshalb das oberste Segment des 10m Mini zuhause. Auch die Radiale müssen etwas kürzer bemessen werden wegen der Bodennähe (in meinem Fall 5.1m). Je nach Terrain wird dann das SWR zwar noch schwanken aber es bleibt in der Regel unter 1:1.5. Der FT-817 ist recht SWR tolerant und meckert auch bei 1:2 nicht.

Vielleicht hören wir uns diesen Sommer auf 14.060 +/-?

73 de OH/HB9ASB es LA/HB9ASB

Requiem für einen Schrotthaufen

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Der Schrott ist weg. Der Mann beim Recycling hat keine Miene verzogen, als ich ihm sagte, das sei Haushaltelektronik und folge dessen – wegen der vorgezogenen Entsorgungsgebühr – kostenfrei.

Ein paar wenige Dinge habe ich noch retten und verkaufen können und einige Hoffnungsträger habe ich behalten.

Diesen Schrotthaufen – zum Preis eines FT-817 – müssen schon Heerscharen von  Funkamateuren durchwühlt haben, bevor ich ihn in einem Anfall von geistiger Umnachtung kaufte.

Darum ist aus den Hoffnungsträgern auch nichts geworden. Einer davon war das Sommerkamp Netzteil oben im Bild. Ich hatte mich schon gewundert, wieso das im Schrotthaufen lag. Jeder Steckdosenamateur hätte es herausgepflückt.

Natürlich war es mausetot. Die Ursache für den Exitus war rasch gefunden: Versagen der inneren Organe. Wenn man das folgende Bild genau betrachtet, wird das rasch klar:

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Die Transistoren des Oszillators sind hops gegangen. Nicht zum ersten Mal, denn sie wurden, den Lötstellen nach zu schließen,  bereits einmal ersetzt. Die eigentliche Ursache liegt also anderswo.

An dieser Stelle habe ich aber die Untersuchung abgeschlossen und die Leiche entsorgt. Übrigens ist auch das andere Netzteil, das ich im Schrotthaufen gefunden habe, in die ewigen Jagdgründe verreist. Das prähistorische Dr.K.Witmer – Gerät, das ich in diesem Blog bereits einmal abgebildet habe und das meine Blei-Akkus hätte betreuen sollen:

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Vermutlich Elko-Exitus und saure Trimmer. Doch ohne Schema befindet man sich im Blindflug und so wird mich auch dieses Teil nächstens in Richtung Recycling verlassen: typische Haushaltelektronik ;-)

Die, die diesen Schrotthaufen vor mir untersucht haben, haben dies offenbar sehr gründlich getan und alles getestet und genau angeschaut. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen, denn sie wussten ja nicht, dass nach ihnen noch ein Trottel daher kommt und den Mist kauft.

Der Verkäufer hingegen ist ein Schlitzohr. Kaum anzunehmen, dass er das nicht gewusst hat. Aber auch ihm möchte ich keinen Vorwurf machen. Der wirklich Schuldige in diesem Drama bin ich. Denn ich sollte inzwischen wissen, dass gut die Hälfte der im Internet angebotenen Occasionen eine Macke hat.

Zum Schluss will ich euch noch ein kleines Geheimnis verraten: Meine Ricardo-Bewertung beträgt immer noch 100%. Hätte ich nicht jedesmal gute Miene zum bösen Spiel gemacht und die gekauften Geräte nicht still und leise repariert, sondern reklamiert und die Verkäufer schlecht bewertet, wäre ich – als Retourkutsche – ebenfalls schlecht bewertet worden.

Aber ich werde dieses Spiel in Zukunft nicht mehr mitspielen. Ich kaufe auf Ricardo oder Ebay keine gebrauchten Funkgeräte mehr. Die Preise sind eh viel zu hoch.

73 de Anton

HB9BRJ über Akkus

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Soeben habe ich einen interessanten Kommentar zum Thema Akkus erhalten, den ich euch nicht vorenthalten möchte. In diesem Zusammenhang muss ich erwähnen, dass es in diesem Blog nicht mehr möglich ist, Kommentare zu Artikeln abzugeben, die älter als 14 Tage sind. Auch werden Kommentare mit mehr als 2 Links von der KI als SPAM betrachtet und in die Warteschlange geschoben. Wer zum ersten Mal kommentiert, dessen Kommentar muss von mir zuerst genehmigt werden. Ein Rufzeichen ist dazu nicht unbedingt notwendig. Aber ich möchte eine gültige Email und wissen, wer dahinter steckt. Und nun zum Kommentar von Markus, HB9BRJ:

Hallo Anton

Trotzdem ich mich in diversen Regionen des Internets recht gut auskenne, schaffte ich es nicht, in deinem Blog einen Kommentar zu verfassen. Ich will ja nicht gleich bei WordPress einen eigenen Blog eröffnen! Darum erlaube ich mir, dir meine Rückmeldung in Form einer profanen Mail zukommen zu lassen.

Mit Akkus befasse ich mich schon viele Jahre. Begonnen hat alles mit Pb und NiCd, dann kamen die NiMH und heute sind wir mit LiPo usw. schon recht nahe bei der idealen Spannungsquelle.

In der Regel sind die Fahrer/Piloten von Modell-Autos/Flugzeugen den Funkamateuren weit überlegen, was das Wissen über Akkus betrifft. Dies aus gutem Grund, denn sie gehen viel näher an die Grenzwerte eines Akkus heran als wir beim portablen QRP-Betrieb.

Ein Kapazitätsmessgerät ist sozusagen Level 1. Meines ist kombiniert mit einem Ladegerät und konnte bisher alles laden und messen, was den Weg in meinen Shack fand: “iCharger 1010Bplus” von www.hobbyking.com

 

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Eine Kapazitätsmessung ist nur dann aussagekräftig, wenn sie beim tatsächlichen Entladestrom der Anwendung durchgeführt wird. Kürzlich erwarb ich bei Ricardo eine “5600mAh Power Bank” mit USB-Ausgang (5V, 1A max). Bei Belastung mit 1A sackte die Spannung so weit ab, dass die USB-Spezifikation (min. 4.75V) gar nicht mehr eingehalten war. Ein Smartphone liess sich damit also gar nicht laden. Als ich den Verkäufer zur Rede stellte, bekam er ein schlechtes Gewissen und sandte mir kostenlos ein anderes Modell. Bei den USB Power Banks stehen am Ende noch etwa 50% der Kapazität des internen Akkus zur Verfügung, denn auch der eingebaute DC-DC Wandler arbeitet nicht umsonst. Natürlich prahlt der Verkäufer mit der internen Kapazität, auch sie wahrscheinlich ziemlich übertrieben.

Level 2 ist ein Messgerät für den Innenwiderstand. Vor Jahren stiess ich per Zufall darauf. Meines Wissens ist es das einzige im Hobby/Amateur Bereich: “RIM 1000″ von www.elv.ch

 

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Ri wird direkt in Milliohm angezeigt. Dies ist der einzige Parameter, der in kurzer Zeit (10-20s) gemessen werden kann und doch eine gute Aussage über den Zustand eines Akkus erlaubt.

Mit meinem 2.4Ah 4S LiPo (er hat die Grösse eines Mars-Riegels) mache ich fast 10 SOTA Aktivierungen (CW, 5W out), bis ich ihn nachladen muss.

Jetzt wünsche ich dir viel Erfolg beim Ausmessen deiner 3 Akkus und bin gespannt auf die Ergebnisse!

vy 73, Markus HB9BRJ

CT-599 vs Porta Paddle 2

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Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da? Wiederum habe ich zwei Tasten in die Finger bekommen um sie zu testen. Eine aus dem Osten, die andere aus dem Westen. Die Taste von Yuri UR5CDX mit der BezeichnungCT599 und den Bausatz Porta Paddle 2 von American Morse Equipment.

Ich bevorzuge zwar Single Lever Paddles, da ich mit der Squeeze-Technik auf Kriegsfuss stehe, aber kam trotzdem mit beiden Paddles gut zurecht. Ich finde, die Tasten von Yuri werden immer besser, was sich auch in den Reviews auf Eham widerspiegelt. Meines Erachtens durchaus eine Alternative zu den wesentlich teureren Begali. Obschon das Verarbeitungsniveau noch nicht den Level des Italieners erreicht hat. Die CT-599 spielte präzise, auch wenn es meine bescheidenen Künste nicht zuliessen, sie über Tempo 35WpM zu testen. Die Mechanik ist klassisch und weist keine Besonderheiten auf.

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Ganz besonders hat es mir aber das Porta Paddle 2 von Doug Hauff angetan. Bisher lag mir noch kein Paddle so gut in der Hand wie seines. Ich war begeistert. Als ich jedoch die Mechanik genauer anschaute, beschlichen mich erste Zweifel. Es waren nicht nur die fehlenden Feingewinde. Die Taste besitzt keine richtigen Kontakte. Eine Stahlschraube touchiert ein Messingstück. Edelstahl auf Messing – ob das auf die Dauer gut geht?

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Und so kam es, wie es kommen musste. Bei leichteren Kontaktdrücken tauchte plötzlich der eine oder andere Fehler auf. Ich probierte es immer wieder und manchmal ging das Spiel eine Weile gut. Doch dann kam unversehens wieder ein Kontaktfehler daher. Das ist sehr schade und es ist mir unerklärlich, wie dieses Produkt auf Eham eine so gute Wertung erhalten konnte.

Andererseits ist es eben ein typisches USA Produkt und reiht sich nahtlos bei MFJ, Elecraft und Tentec ein. Clevere und innovative Produkte in miserablen Konstruktionen (mit chinesischen Komponenten). Mechanisches Know How auf Drittwelt-Niveau. Man wundert sich, wie die auf den Mond geflogen sind.

Eine Folge der Deindustrialisierung, wie sie auch in England zu finden ist. Hochtechnologie in der Rüstung, eine aufgeblähte sogenannte „Finanzindustrie“, welche keine echten Werte schafft und Software, sind alles was verblieben ist. Der Rest kommt aus Fernost. Die ganze Misere wird begleitet von einem Zerfall der Infrastruktur. Ein Schicksal auf das auch Deutschland zusteuert, von anderen westlichen Ländern gar nicht zureden.

Mit Wehmut blättere ich manchmal in alten QST oder 73 Magazinen und sehe mir die Inserate aus früheren Zeiten an.

73 de Anton

Mit bestem Dank an Pascal, HB9EXA, der mir die Tasten zur Verfügung gestellt hat.

Ein Li-Ion Akku für den FT-817

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Auch nach einem Jahrzehnt hat der FT-817 von Yaesu noch keine Konkurrenz. Er kann von MW bis 70cm alles, auch FM-Rundfunk und Flugfunkempfang und ist robust aufgebaut. Zwar liegt er in der monotheistischen Sherwood-Liste weit hinten. Doch der Empfänger ist für den Normalgebrauch recht gut und er verdaut erstaunlicherweise auch in den Abendstunden das 40m Band einer mittleren Amateurfunkantenne.

Nur der Stromverbrauch ist etwas hoch und der interne Akku ist für Sendebetrieb bloss ein Notbehelf.

Doch heutzutage gibt es für dieses Problem Lithium Ionen Akkus in allen Ausführungen. Da ich diesen Sommer mit meinem 817er in den Wäldern oberhalb des Polarkreises unterwegs sein werde, habe ich mich nach einem passenden Akku in der E-Bucht umgesehen.

Zum Testen habe ich mir drei verschiedene Exemplare besorgt:

  1. Einen hübschen Blauen mit der Bezeichnung DC1298A und dem Versprechen 9800mAh zu speichern. Natürlich glaube ich nicht mehr an den Storch und bin auch mit der Hälfte zufrieden. Er kostet inklusive Ladegerät $28.65 und verfügt über kein richtiges Gehäuse. Stattdessen ist er in blaues Plastik eingewickelt. Eine Vivisektion würde wohl seinen Tod bedeuten.

LiIon_28.65$

  1. Einen YSD12680 etwa in der gleichen Grösse, der 6800mAh speichern soll. Sein Preis: $29.- Hier hängen mindestens keine Kabel raus und das Netzteil kommt mit einem EU-Stecker daher.

YSD-12680_29$

  1. Einen DC12680 mit angeblich ebenfalls 6800mAh. Er ist der Kleinste und Leichteste der drei Kandidaten (Links im Bild), und auch der Günstigste: $20.35

LiPo_20.35$

Mein Ziel ist es, mit einem solchen Akku zwei bis drei Stunden in CW und SSB zu funken. Anschliessend wird das Teil wieder aufgeladen.

Um es gerade vorweg zu nehmen: alle drei Kandidaten erfüllen diese Bedingung klaglos. Sie verfügen alle über eine eingebaute Elektronik mit Ein/Aus-Schalter und LED und liefern im voll geladenen Zustand 12.6V. Die Spannung sinkt dann mit der Entladung des Akkus bis auf 10.8 V. Für den 817er ist das kein Problem.

Alle drei Akkus sind keine Hochstromakkus, wie sie zum Beispiel im Modellbau verwendet werden. Der 817er zieht bei 5W gegen 2A und dabei gehen die Akkus schon merklich in die Knie. Ob es sich dabei um Li-Ion-Akku oder LiPo-Akku handelt, ist nicht klar.

Dafür kosten sie dreimal nix – inklusive Ladegerät. Zum Laden muss man übrigens den Akku einschalten. Erlischt die grüne LED am Wall-Charger ist der Akku voll.

Wie hoch die Kapazitäten der Akkus wirklich sind, habe ich nicht gemessen. Dafür habe ich einen aufgemacht. Nämlich den Kleinsten und Leichtesten unter ihnen. Der Inhalt entspricht den Erwartungen: You get what you pay for.

LiPo_2 Lipo_1

Drei kleine Beutelbatterien lausig zusammengelötet. 6800mAh? Wohl nicht ganz. Ist das nicht ein vertrauenserweckendes Bild? Trotzdem schafft auch dieser Akku mein Kriterium.

Am seriösesten wirkt der Grössere im dunklen Gehäuse. Doch die Schrauben waren vergossen und ich konnte keinen Blick in sein Inneres werfen. Macht nichts. Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.

Ausserdem haben die alle das CE-Zeichen. Da kann doch wirklich nichts passieren, nicht wahr?

73 de Anton

Gleichberechtigung für das Gegengewicht!

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Jede Antenne ist ein Dipol. Nur ist das nicht immer offensichtlich. Wie auch immer eine Antenne heissen mag, und wenn sie noch so exotisch aussieht: eine Antenne ist und bleibt ein Dipol. Doch keine Regel ohne Ausnahme, und die ist in diesem Fall der Magnetloop-Antenne.

Eine Antenne funktioniert immer als Ganzes. Auch wenn der andere Teil „Gegengewicht“ genannt und meistens vernachlässigt wird.

Das Gegengewicht strahlt genauso wie der „offensichtliche“ Teil der Antenne und es trägt auch seinen Teil zum Empfang bei.

Das führt viel häufiger zu Problemen als der OM denkt.

Da kann der Draht noch so schön und frei in der frischen Luft hängen. Wenn das Gegengewicht vernachlässigt wird, hört der OM nur QRM Lokal. Nicht vom Draht, aber vom Gegengewicht, das am Heizungsrohr hängt. Die Heizungsinstallation empfängt in diesem Fall all die Schaltnetzteile und Sparlampen im Haus aus allernächster Nähe. Würde der OM anstelle seines Drahtes mit Gegengewicht, einen Dipol ins Freie hängen, wäre er die meisten Störungen los.

Doch Störungen sind keine Einbahnstrasse. Da das Gegengewicht – in diesem Fall die Heizungsrohre – auch strahlen, gelangt die HF mühelos in die Stereoanlage, den Fernseher und in die anderen Goodies aus Fernost und macht dort Klamauk. Da hilft auch eine sogenannte „künstliche Erde“ nicht weiter.

Ich habe mal den Blitzableiter als Gegengewicht benutzt (Jaja ich weiss, dass das verboten ist). Auf den ersten Blick ein tolles Gegengewicht mit einem Kupfernetz, das sich über das ganze Hausdach spannt. Doch Ohalätz! QRM mit S9 Plus. Das Gegengewicht empfing alle Störungen aus dem Haus.

Das Gegengewicht, als die andere Hälfte eines Dipols ist genauso wichtig, wie das, was der OM gewöhnlich als Antenne ansieht. Es ist ein gleichberechtigter Partner und nicht bloss ein optionales Accessoire. Wunderantennen mit winzigen Strahlern aus Ofenrohren, Bierdosen, Velorädern etc. funktionieren nur dank des Gegengewichts einigermassen passabel. Und in diesen Fällen ist das Gegengewicht meistens der Mantel des Koaxialkabels. Das gilt nicht nur im Sendefall, sondern auch für den Empfang.

Darum funktionieren auch Mobilantennen so gut (und nicht weil sie Roomcap etc. heissen) Denn dort ist das Gegengewicht, bzw. die andere Hälfte des Dipols, das ganze Automobil. Ein bis zwei Tonnen Stahl, gelagert auf 4 Gummi-Isolatoren. Manch einer, der so eine Mobilantenne auf dem Balkon montiert, ist dann bitter enttäuscht. Der Antenne fehlt das Auto auf dem Balkon und sie muss mit dem Mantel des Koaxialkabels Vorlieb nehmen.

Einige OM glauben, das Gegengewicht liesse sich mit einem magischen Trick wegzaubern. Zum Beispiel mit einem sogenannten Magnetic Balun. Das ist in der Regel ein 9:1 Unun, oft noch auf einen ungeeigneten Ringkern gewickelt. Die Impedanz eines aufgespannten Drahtes wird mit diesem Trafo auf ein Neuntel herunter transformiert. Wenn da mal 50 Ohm rauskommen, ist es purer Zufall. Auch diese „Magnetic Balun-Antenne” braucht ein Gegengewicht und auch dieses Gegengewicht ist ein gleichberechtiger Partner zum aufgehängten Draht und strahlt und empfängt wie dieser.

Es gibt nur eine Sorte Antenne, die tatsächlich ohne Gegengewicht auskommt. Ich habe sie eingangs erwähnt: es ist der Magnetloop. Denn mit diesem wird der „Æther“ nicht durch ein elektrisches Feld angeregt, sondern durch ein Magnetfeld.

Auch die elektrischen Loop-Antennen (Quad, Deltaloop etc.) kommen auf den ersten Blick ohne Gegengewicht aus. Aber nur scheinbar. Es ist nämlich gewissermassen im Loop eingebaut. Eine elektrische Loop-Antenne ist bereits ein vollwertiger Dipol, dessen Enden „zusammengbunden“ sind. Sie ist nichts anderes als ein Schleifendipol.

Genauso verhält es sich mit den endgespeisten Halbwellenstrahlern. Ein Halbwellenstrahlerist ein Dipol. Nur speist man ihn nicht in der Mitte, sondern am einen Ende.

Wer sich nicht mit einem Gegengewicht herumplagen will, baut am besten eine symmetrische Antenne. Damit hat er Ruhe vor Störungen und gestörten Nachbarn. Nur sollte das Teil möglichst hoch im Freien hängen. Beim Antennenbau ist Höhe durch nichts zu ersetzen!

Und noch etwas ist wichtig: der geneigte OM weiss, dass Strom strahlt. Darum sollte der Teil der Antenne mit dem grössten Stromfluss weg vom Nachbarn und anderen Störeinflüssen sein.

73 de Anton

Bild: Ein alter Bekannter taucht auf einem Schrottplatz auf und erzählt mir Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Er scheint noch rüstig zu sein und ich werde ihm einen Job als Bleiakku-Wärter anbieten.

Single Lever Key BEGALI vs UR5CDX

CT-755 und HST

Eigentlich bin ich ein schlechter Telegrafist. Vielleicht liegt es daran, dass ich kein Musikgehör habe. Auf jeden Fall waren die Klavierstunden, die mir meine Eltern bezahlt haben, für die Katz. Genauso wie die Flötenstunden vorher. Ich lötete lieber.

Im Morsen kam ich nie so recht auf Touren und so blieb ich bei der guten alten Klopftaste und bei 12 – 16 WpM stecken. Trotzdem habe ich immer wieder CW QSO’s gemacht. Wenn ich mitschrieb, habe ich das Meiste kapiert und beim Geben war ich mit der Handtaste sicher.

Ein paar Mal habe ich einen Anlauf genommen und es mit einem Paddle versucht. Mein Erstes war ein Selbstbau in Steampunk-Technik. Nur mit Relais, vollständig röhren- und transistorlos.

Doch wie die Klavierstunden, waren auch die Paddles für die Katz. Im Eifer des Gefechts begann ich mich jeweils zu verhaspeln und griff dann wieder zur Klopftaste.

Doch in den letzten Jahren ist Besserung eingetreten. Nicht, dass ich musikalisch geworden wäre. Ich höre immer noch Abba und Elvis ;-) Aber ich habe mich an das Paddle gewöhnt. Natürlich verhasple ich mich immer noch, jetzt aber bei höheren Tempi. Ich habe wahrscheinlich einen Wackelkontakt im Kopf.

Auch mit der Squeeze-Technik stehe ich immer noch auf Kriegsfuss und so bin ich schlussendlich (ein typ. Helvetismus, hi) bei einer Single Lever Taste gelandet. Wie der Name schon sagt, hat die nur ein Paddle und lässt sich dehalb nicht squeezen.

Neuerdings besitze ich zwei Paddles dieser Sorte: Die HST von Begali und die CT-755 von Yuri, UR5CDX. Beide machen wunderbare Morsetasten, wahre Kunstwerke. Bei den Single Lever Paddles ist das Prinzip jedoch grundverschieden. Während Begali das Paddle hinten gelagert und die Kontakte vorne angeordnet hat, ist es bei der Taste von Yuri genau umgekehrt. Doch der wirklich wichtige Unterschied liegt bei der Positionierung und Rückstellung mittels Dauermagneten. Begali benützt dazu einen raffinierten Mechanismus, der mit einer einzigen Einstellschraube für die Magnetkraft auskommt. Eine Art Waage, welche auch die Mitteposition definiert. Hier ein Blick in die Mechanik:

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Yuri hingegen verwendet für den Zeigefinger (Rechtshänder) ein Hilfspaddle, welches über eine Schraube mitgenommen wird. Der Daumen bewegt hingegen nur das Hauptpaddle. Die Rückstellkraft der Magnete muss für beide Paddles separat eingestellt werden. Die Mitteposition wird durch einen Anschlag definiert.

CT-755_1

Yuris Tasten haben nicht nur eine andere Technik, sie sind auch günstiger im Preis. Allerdings musste ich die CT-755 zuerst mit WD40 behandeln und die Inbusschrauben der Spitzenlagerung etwas lösen. Die Paddles klemmten.

Doch nachdem dieser Fehler beseitigt war, lief sie wie ein Örgeli (auch ein Helvetismus, hi). Welche der beiden nun die Bessere ist, vermag ich (noch) nicht zu sagen. Ich mag sie beide und morse gerne mit ihnen. Und sollte ich mich in der Hitze des Gefechts mal verhalspeln, steht immer eine Klopftaste für den Notfall bereit :-)

73 de Anton

Meine EMP-Box ist QRV

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Gerade habe ich den Old Man gelesen, pardon HB-Radio heisst das ja nun. Es ist voll von lustigen Aprilscherzen. Der mit der EMP-Kiste ist der Beste.

Da hat doch einer seine Reserve-Funkstation angeblich in eine Alu-Kiste für 245 Franken gepackt und diese noch zusätzlich an der Wasserleitung geerdet, um nach einem verheerenden Sonnenausbruch noch funken zu können.

Meine EMP-Box ist QRV, heisst der Artikel. ROFL. Der Mann hat sich als Computerersatz angeblich auch eine Hermes Baby beschafft, eine mechanische Schreibmaschine. Das Benzinaggregat steht fein säuberlich neben der Kiste. Wirklich ein gelungener Scherz.

Zur Erdung schreibt er, dass der Übergangswiderstand weniger als 2 Ohm betragen müsse. Aber im Notfall genüge auch ein Heizungsrohr. An diesem Punkt konnte ich nicht mehr, ich habe in die Tischkante gebissen.

Lustig sind auch die Links, die er angibt. Vom Survivalforum über das Amt für Bevölkerungsschutz bis zu spaceweather.com. Gut gemacht, mein lieber Robert. Das war wirklich ein gelungener Aprilscherz!

Auch wenn dieser Artikel ein Hoax ist, die Gefahr eines EMP oder gar NEMP ist real. Und der OM tut gut daran, sich dagegen zu schützen. Es ist auch sinnvoll, seine Notfunkausrüstung in einer Kiste im Keller aufzubewahren. Doch die darf ruhig auch aus Plastik sein und anstelle von 245.- zehn Franken kosten. Wie EMP-Tests und auch die Erfahrungen aus dem NEMP von Starfish gezeigt haben, genügt es, alle Anschlüsse vom Transceiver zu entfernen. Antenne, Strom, Mik, Taste.  Das Gehäuse des Transceivers ist ein ausgezeichneter Faraday-Käfig.

Ein nackter Transceiver in einem Gestell im Keller überlebt in der Regel auch einen direkten Blitzeinschlag ins Haus.

Sollte das alles eines Tages nicht reichen, so haben wir andere Sorgen, als CQD oder SOS zu funken. Dann ist unsere Sonne wohl zur Supernova geworden.

Und nun die wirklich seriösen Links zu diesem Thema:

Hier alles zu Starfish und zum NEMP

Und hier die Infos der ARRL. Besonders empfehelenswert: die vier Artikel “Electromagnetic Pulse and the Radio Amateur” (runter scrollen)

73 de Anton

PS. Anstatt des Salzsackes, den der Witzbold in die Kiste gepackt hat, empfehle ich für den Katastrophenfall Schnaps und Zigaretten ;-)

Mehr Höhen& Talkpower für das MH-31 von Yaesu

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Früher besassen UKW-Transceiver für den SSB-Betrieb meistens keine Kompressorschaltungen, auch viele KW-Transceiver nicht. Verwendet wurden dynamische Mikrofone und der OM wusste noch, wie man ins Mikrofon spricht: laut und deutlich mit möglichst gleichbleibender Stärke. Und vor allem dicht. Dynamische Mikrofone sind nämlich ein bisschen schwerhörig. Man muss sie fast „fressen“ um gut gehört zu werden. Sänger wissen das, und Studiomikrofone sind in der Regel dynamische. Man beobachte einmal routinierte Sänger: Sie fressen die Mikrofone fast.

Heute werden die meisten Mikrofone im Consumer-Bereich mit Elektret-Kapseln ausgerüstet. Sie kosten fast nichts und sind empfindlicher als dynamische Mikrofone. Sie rauschen auch weniger. Man braucht sie nicht mehr so nahe zu besprechen. Allzu hohe Schallpegel vertragen sie aber nicht so gut.

Was viele nicht wissen: Elektret-Kapseln haben ein Verfalldatum. Das Elektret der Kapselwird im Fabrikationsprozess dauerpolarisiert, d.h. eine elektrische Ladung wird dauerhaft gespeichert. Es ist gewissermassen das elektrostatische Äquivalent zum Dauermagneten. Die Polarisation nimmt jedoch nach ca. 20 Jahren ab.

Wieso viele Bastler unter den Funkamateuren die Tendenz haben, dynamische Mikrofone auf Elektret-Kapseln umzubauen ist mir schleierhaft. Vielleicht liegt es an der schlechten Akustik, die manche Mikrofone haben. Das liegt aber nicht an den Kapseln. Filzeinlagen dämpfen oft die Höhen und lassen die Stimme muffig klingen. Auch die Beschaltung ist oft schuld. Was für japanische Stimmbänder noch passabel klingt, hört sich beim westlichen Sprecher an, als sässe er in einem Regenfass.

Über die Modifikation des HM-36 von Icom habe ich ja bereits geschrieben. Heute geht’s ums MH-31 von Yaesu, wie es zum Beispiel beim FT-817 verwendet wird. Zwar hat Yaesu für westliche Sprecher einen Tonschalter (Position 2) eingebaut. Doch dabei haben sie vermutlich den Lehrling rangelassen und der hat einen RC-Hochpass einfach nach Lehrbuch gerechnet und nicht weiter gedacht.

Um noch mehr Höhen und auch mehr Talkpower zu bekommen habe ich folgendes gemacht: der Widerstand von 680 Ohm wird ersatzlos mit der Zwickzange eliminiert, und anstelle des 0.33uF Kondensators kommt einer mit 47nF rein. Auch habe ich den Mik-Gain für SSB auf 80 gedreht. Für QRP ist das noch vertretbar und führt nicht zu hörbaren Verzerrungen.

Damit hat der FT-817 recht viel Talkpower. Ein zusätzlicher Kompressor ist nicht notwendig. Wichtig: Das Mikrofon ganz nahe besprechen.

Diese einfache Modifikation kann jeder OM durchführen, der weiss, wo der Lötkolben das kalte und das heisse Ende hat.

73 de Anton

Eine Halbwellenantenne für das 2m Band

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Gummiwürste sind nicht sehr effizient. Auch die recht grosse Gummiantenne, die zum FT-817 mitgeliefert wird. Ich habe mir daher eine Halbwellenantenne gebaut. Das Material dazu stammt aus der Bastelkiste.

Die eigentliche Antenne ist eine Teleskopantenne von 1m Länge von einem alten Transistorradio. Unten habe ich einen 4mm Stecker angelötet – so passt sie in einen BNC-Bananenbuchse Übergang.

Ein Halbwellenstrahler ist an seinen Enden hochohmig. Ich kann ihn also nicht direkt mit 50 Ohm speisen. Die Anpassung erfolgt daher über einen Schwingkreis mit Anzapfung. Über die Anzapfung wird der TRX eingespeist, das Schema ist das gleiche wie bei der Halbwellenantenne, die ich für das 6m-Band beschrieben habe.

Die Spule aus versilbertem 1mm Cu-Draht und hat einen Innen-Durchmesser von 9mm, der keramische Trimmer hat 6pF. Die restlichen Details können den folgenden Bildern entnommen werden:

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Die Antenne brachte auf dem FT-817 etwa 6dB mehr als die Gummiantenne. Das liegt auch daran, dass ein Halbwellenstrahler kein Gegengewicht benötigt. Bei den Gummiantennen müssen immer das Gerät und der OM selbst als Gegengewicht herhalten.

So, damit macht dieses Blog mal Sommerpause.

73 und allen eine schöne Zeit. Anton

Schon wieder daneben

P1010317 Große E-Mail-Ansicht

Am Anfang einer neuen Beziehung sieht immer alles super aus. Doch nach einiger Zeit Gemeinsamkeit kommen die Probleme ans Licht. So auch bei meinem neuen FT-817.

Nachdem ich damit ein bisschen rumgespielt hatte, dünkte mich mich sein Ton doch etwas harsch. Bei starken CW-Signalen klickte er beim Beginn jedes CW-Zeichens. Genauso wie mein älterer FT-817, den ich übrigens doch nicht verkauft habe – nach dem Motto: ein Transceiver ist kein Transceiver. Na ja, der  Käufer wollte ihn nicht und jetzt will ich ihn nicht mehr hergeben.

Also habe ich den Neuen mal seziert und studiert.

Für die, die den entsprechenden Beitrag nicht gelesen haben: In einigen älteren Serien wurde der Widerstand R1266 falsch bestückt (3k3 anstatt 10k), was zur Folge hatte, dass die AGC nicht richtig arbeitete. Das war auch bei meinem älteren Gerät aus dem Jahr 2009 der Fall und ich habe den Fehler korrigiert.

Der Verdacht lag also nahe, das der ominöse R1266 auch bei meinem neuen Gerät falsch war. Diese kleinen SMD-Widerstände der Bauform 0402 sind nicht mehr angeschrieben. Um den Wert zu erfahren, muss man sie auslöten und messen. Erstaunt stellte ich fest, dass der Wert des R1266 im neuen FT-817 weder 10k noch 3k3, sondern nur 1k8 war.

Aha, dachte ich, schon wieder daneben. Also habe ich frech mal 18k reingelötet, wie bei meinem älteren Gerät. Doch ohalätz. Zwar waren jetzt auch die starken Signale sauber, dafür war die Audio im Keller. Ich musste den Volume-Regler bis zum Anschlag drehen.

Vermutlich haben die Yaesu-Ingenieure noch andere Werte in der Schaltung modifiziert. Oder es ist noch eine andere Fehlbestückung im Busch. Vielleicht werde ich dem mal nachgehen, wenn ich Zeit habe. Jetzt habe ich aber 4k7 reingelötet und bin damit zufrieden. Die starken Signale sind sauber und die Lautstärke ist ok.

Fehlbestückungen kommen häufiger vor als man denkt und nicht alle werden von der Endkontrolle entdeckt. Manche Fehlbestückungen verschlechtern einfach die Geräteeigenschaften etwas, wie in meinem Fall.

Es ist auch keineswegs so, dass Ingenieure Halbgötter wären. Sie machen mindestens soviele Fehler wie die Ärzte ;-)

73 de Anton

Bild: Breille JN36nu. Ein kleiner Weiler oberhalb Bärfischen am Schiffenensee. In der Ferne die Stadt Freiburg/Fribourg, rechts dahinter, mit dem Kopf in den Wolken, der Moléson.

Ein nigelnagelneuer FT-817

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Wahrscheinlich hätte ich ihn im Ausland günstiger bekommen. Aber man muss unseren Schweizer Händlern auch etwas gönnen. Also habe ich beim Händler meines restlichen Vertrauens das Gerät angeklickt und ein paar Sekunden später per Paypal bezahlt. “Morgen hast du das Teil”, dachte ich.

Doch anstelle eines Pakets bekam ich eine Mail. Ich solle zuerst eine Kopie meiner Lizenz schicken. Ich war baff. Das war mir in meinem ganzen Amateurleben noch nie passiert. Für was braucht denn der meine Lizenz, dachte ich, der kennt mich doch.

Da ich aber schon bezahlt hatte, habe ich dann in meinen Unterlagen gewühlt und die neuste Rechnung des BAKOM gefunden: Rechnung für ein Produkt, stand da. Eine Amateurfunklizenz HB9ASB.

Interessant! Das BAKOM erteilt uns also nicht eine Lizenz, es verkauft uns das Produkt Amateurfunk. Vermutlich ein Artefakt von falsch verstandenem neoliberalen Marktdenken. Na ja, was soll’s, an der Zukunftsstrasse in Biel arbeiten eh nicht die hellsten Köpfe. Der Laden gleicht mehr einem Abstellgleis, einer geschützten Bundeswerkstätte.

Doch die Rechnung für das Produkt HB9ASB reichte dem Händler meines restlichen Vertrauens offenbar nicht. Anstelle des Pakets erhielt ich wieder eine Mail. Die Rechnung sei keine Lizenz. Aha. Was zum Teufel ist denn eine Lizenz für mein Produkt? Etwa dieser Fresszettel, den ich vor Jahren aus Biel bekommen habe und der in meinem Portemonnaie vor sich hin gammelt?

Was blieb mir anderes übrig als den Zettel auch noch zu scannen und zu schicken.

Und endlich kam das erwartete Teil. Natürlich habe ich das Gerätchen sofort durchgemessen, auseinandergenommen und die Frequenzerweiterung gemacht. Es soll mich ja nächstens in den Norden begleiten und da möchte ich auch auf 5MHz QRV sein. Natürlich ist damit die Garantie futsch. Aber ihr kennt ja meinen Leitspruch: No Risk No Fun.

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Das Teil wurde gemäss Seriennummer im Oktober 2012 fabriziert und wies einige Änderungen gegenüber dem Gerät aus dem Jahre 2009 auf, über das ich bereits berichtet habe und das jetzt auf Ricardo einen neuen glücklichen Besitzer sucht. In tiptopem Zustand, notabene. Im Gegensatz zu anderen “OM” verkaufe ich keine Geräte mit versteckten Mängeln.

Was meinem Bastlerauge sofort auffiel, war natürlich das Fehlen eines Schaltplans. Der gehört offenbar bei Yaesu nicht mehr zum Lieferumfang. Vielleicht eine Konzession an die Zukunft? Es würde mich nicht verwundern, wenn ich nächstens einen Brief von der Zukunftstrasse erhalten würde mit der Mitteilung, dass Änderungen an CE Geräten in Zukunft nicht mehr vorgenommen werden dürfen. Wer das Gerät aufschraubt, steht mit einem Fuss bereits im Gefängnis.

Vielleicht darum waren die Schrauben so stark angezogen, dass man sie kaum lösen konnte. Bei solchen Gelegenheiten kommt mir immer wieder der Mann in den Sinn, dem ich bei Raytheon zugesehen habe, wie er Kabelendhülsen aufpresste. Er hatte eine Sonnenbrille auf der Nase und bei jeder einzelnen Hülse ist er jeweils von seinem Arbeitsplatz aufgestanden und hat das Ding mit seiner Handzange aufgemurkst. Die amerikanische Industrie wie sie leibt und lebt.

Zum neuen FT-817 gibt es nicht mehr das klassische Ladegerät mit Trafo, sondern ein Schaltnetzteil. Yaesu macht denn auch folgerichtig darauf aufmerksam, dass man bei Gebrauch nicht ohne Störungen Radio hören kann :-)

Immerhin ist aber jetzt der R1266 richtig bestückt*, der in der Vergangenheit bei vielen Serien die AGC Amok laufen liess und zu allerlei lustigen Modifikationen geführt hat. Das neue FT-817 klingt gut, Modifikationen sind m.E. nicht notwendig. Ausser beim Mikrofon.

Auch einige Massekontakte wurden verbessert und auf dem Verbindungskabel zwischen Hauptplatine und Frontplatte sitzt nun ein grosses Ferritbiest.

Der Stromverbrauch bei Empfang liegt bei 310 bis 320mA bei Lautsprecherempfang: Antennenbuchse vorne und Beleuchtung aus. So weit vom KX3 weg sind wir also nicht. Und der Lautsprecher tönt wirklich gut, was man beim KX3 nicht behaupten kann. Interessant ist, dass der Lautsprecher zu den Lautsprecherlöchern versetzt montiert wurde, um einen besseren Klang zu erzielen, da das Gerät ja über keine Lüftungsöffnungen verfügt.

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Im Gegensatz zum KX3 bin ich mit dem FT-817 zufrieden. Das liegt in erster Linie daran, dass diesmal Erwartungen und Wirklichkeit überein stimmten und das Gerät meinem Konsumverhalten für das Produkt Amateurfunk entspricht :-)

Wer einen robusten Zwerg sucht, ausgereift und mit 2m und 70cm Allmode, der auch noch auf Lang- und Mittelwelle zu Testzecken zu gebrauchen ist, der kommt am FT-817 nach wie vor nicht vorbei.

Wer mechanisch keine Ansprüche hat, daran glaubt, dass sich das Scheppern eines Lautsprechers via Software korrigieren lässt und glaubt, dass man ein 2m Modul einbauen kann, obschon kein Platz mehr vorhanden ist, für den ist der KX-3 das Richtige. Der hatte übrigens bei Peter Hart im letzten Radcom einen ausgezeichneten Testbericht. Und wie üblich fand der AM-Durchschlag keine Erwähnung. Was nicht sein darf, ist nicht. Lang lebe die Sherwood Liste.

Der FT-817 mag wohl ein Newtimer mit einigen Mängeln sein, aber er ist zumindest ein ehrliches Gerät.

73 de Anton

* Leider immer noch nicht, wie ich nachträglich bemerkt habe.

Schichtwechsel beim FT-817

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Auch der FT-817ND, den ich auf Ricardo ersteigert habe, hatte seine verborgenen Mängel. Damit wurde meine Hypothese wieder einmal bestätigt, dass die meisten Amateurfunk-Geräte, die auf Ricardo verkauft werden, sauer sind.

Von aussen betrachtet sah das Teil zwar Tip Top aus, doch der Spass fing unter der Haube an. Mit einer unprofessionellen Frequenzerweiterung, gruseligen Lötstellen und einem abgebrochenen Plastikteil, da beim Auseinandernehmen offenbar das Gehirn des Bastlers ausgeschaltet war.

Zur Kompensation gab es dafür ein Collins SSB-Filter, das in der Annonce nicht erwähnt wurde. Allerdings sind diese Filter gegenüber den 14er Murata-Filtern, die in den neueren Serien standardmässig verbaut sind, nur unwesentlich besser. Da ich bei QRP hauptsächlich in CW arbeite, bestücke ich den FT-817 lieber mit dem schmalen CW-Filter (300Hz).

Damit war ich aber noch nicht am Ende der Überraschungen. Als ich mit dem Gerätchen CW hörte, fiel mir sofort das Knacken beim Einsetzen der AGC auf und der hässliche, mit Harmonischen garnierte Ton. Da musste doch noch ein anderer Hund begraben sein!

Googeln geht oft über studieren und zum FT-817 gibt es nicht nur eine grosse Yahoo-Group, sondern auch eine Unmenge von mehr oder weniger nützlichen Modifikationsanleitungen. Vieles davon ist fragwürdig, doch daneben gibt es einige Perlen.

So hat ein OM zum Beispiel herausgefunden, dass in einigen Serien falsche Widerstände verbaut wurden. Nämlich der R1266 auf der Unterseite der Hauptplatine. Anstelle von 10k wurden 3k3 bestückt. Genau das hat zum Knacken der AGC geführt.

Tom Holden, VE3MEO hat einige kritische Schaltungsteile mit SPICE untersucht und hat sich auch diesem Problem angenommen. Er schlägt vor, R1266 sogar auf 20k zu erhöhen und auch einige andere Werte abzuändern.

Da ich das Gerät schon mal demontiert hatte, habe ich diese Änderungen vorgenommen und die 0402 SMD’s geändert. Ohne Binokular oder Freihandlupe, entsprechenden Lötkolben, Zinn, Pinzette und SMD-Erfahrung muss ich aber von dieser Modifikation abraten.

Doch das Resultat ist verblüffend. Der FT-817 klang nun butterweich und man kriegte nicht nach einer Viertelstunde CW-Hören Kopfschmerzen.

Auf eine Verlängerung der AGC Attack Time bei AGC-Slow, wie sie verschiedentlich vorgeschlagen wird, habe ich verzichtet. Meines Erachtens war sie in diesem Gerät nicht notwendig.

Nachdem ich das Yesus-Gerät wieder sauber zusammengebaut, nachgemessen und den Referenzoszillator mit meinem Rubidium-Normal nachjustiert hatte, habe ich das Teil wieder auf Ricardo zum Verkauf ausgeschrieben.

„Der spinnt“, werdet ihr jetzt sagen, und natürlich habt ihr Recht.

Aber es ist keineswegs so, dass ich mit dem FT-817 nicht zufrieden wäre, oder eine taube Nuss abladen will, wie das einige “OM” leider gerne tun. Nein, ich will mir mal einen FT-817 aus neuster Fabrikation ansehen. Der ist schon unterwegs und ich werde sicher auch darüber berichten können.

Ich liebäugle ja schon seit Jahren mit dem Teil und jetzt habe ich halt den Kopf verloren. So what? ;-)

Doch bevor ihr den Kopf schüttelt, dass der Gehirnschmalz schwappt, noch etwas zum Mikrofon: Natürlich fehlt der Kompressor, nach heutigem Verständnis. Entsprechende Vorschläge und Schaltungen gibt es zu Hauff. Aber so richtig begeistern kann ich mich für keine der vorgeschlagenen Lösungen. Auch finde ich, dass das dynamische Mikrofon recht gut ist und nicht partout mit einem Elektret-Mik ersetzt werden muss. Ich denke, für meine bescheidenen QRP-SSB Aktivitäten reicht es, den 680 Ohm Widerstand im Mikrofon zu eliminieren und den Koppelkondensator, der in Stellung 2 zugeschaltet wird, auf etwa 47nF zu verkleinern. Doch darüber später mehr.

73 de Anton

Bild: Externer Li-Ion Akku mit (angeblich) 9800mAh. Auch wenn’s nur die Hälfte ist, immer noch eine gute Alternative zu dem lahmen internen Akkupack.

Mods_explained (von Tom Holden, VE3MEO)

FT-817ND_Service Manual 2005 (Neuere Version im Gegensatz zu der da, hi)

Full_TX_on_YAESU_FT-817 (Man beachte: für maximale “Öfffnung” nur drei Brücken links, Rest ist offen)

Eine Matchbox für den FT-817

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Wie ihr sicher mitbekommen habt, war ich mit dem KX3 nicht zufrieden und habe ihn verkauft. Dafür steht neuerdings ein FT-817 auf dem Tisch. Jahrelang habe ich mit dieser Kiste geflirtet, manchmal nahe dran, dann wieder weiter weg. Gewollt habe ich ihn auch diesmal nicht. Mehr aus Blödsinn habe ich bei Ricardo mitgeboten – nur einmal, kurz vor Schluss. „Wird schon noch jemand mehr bieten“, habe ich mir gedacht. Das war ein Irrtum. Er sei in Topzustand, hat der Verkäufer geschrieben. Doch bei Ricardo kann das auch Schrott heissen, wie ich schon erfahren musste.

Nun, ich hatte Schwein. Das Teil ist wie neu. Das Zubehör war noch original verpackt – nie gebraucht. Weiss Gott was der Vorbesitzer mit dem Gerätchen gemacht hat. Zudem war noch ein Collins-SSB Filter drin, das ich nicht erwartet hatte. Das und das mitgelieferte CAT-Kabel, wie das nutzlose Batteriefach werde ich wieder verscherbeln. Heuschrecken nennen das Asset Stripping. Das sind die, die marode Firmen kaufen, diese auseinandernehmen, die Einzelteile teuer verkaufen und den Rest Konkurs gehen lassen.

Letzteres werde ich aber beim 817er sein lassen.

Nach den üblichen Modifikationen, über die ich hier noch berichten werde, musste natürlich ein passender Antennentuner her. Im Gegensatz zum KX3 hat der 817er ja keine Matchbox intus.

Nach einem Tauchgang in meiner Junkbox fand ich alle notwendigen Zutaten für einen Selbstbau und so ist dieses Projekt an einem freien Nachmittag entstanden. Ich habe glücklicherweise viele freie Nachmittage, da ich frühzeitig das Hamsterrad verlassen habe.

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe mir einen klassischen T-Tuner im Taschenformat gebaut, der von 10 bis 160 alles anpassen kann, was nach einem Draht aussieht. Als Zugabe habe ich noch einen 4:1 Balun spendiert. Somit kann das Teil auch Doubletten anpassen. Das sind (meistens nicht resonante) mit einer Hühnerleiter gespeiste Dipole.

Hier das Schema zu diesem Wunderkästchen:

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Drei Dinge sind erwähnenswert:

1. Die variable Spule besteht aus einem 24poligen Drehschalter, dem ich die Rasterung herausoperiert habe und auf dem hinten ein Toroid sitzt, bei dem jede Windung angezapft wird. Wichtig: Der Schalter muss kurzschliessend sein, also beim Weiterdrehen den neuen Kontakt schliessen, bevor der alte unterbrochen wird. Da die variable Induktivität von 8mH nicht in jedem Fall ausreicht, können bei Bedarf 8 oder sogar 16mH zugeschaltet werden. Mit dieser Kombination wird auch eine Feinabstimmung erleichtert. Würde man 24mH auf die 24 Positionen des Drehschalters aufteilen, wäre die Abstimmung zu grob. Die Zusatzspulen haben 4C6-Kerne, die zufällig in der Bastelkiste waren. Die variable Spule besteht aus zwei gestockten roten Amidon aus einem SG-230 Schrotttuner, der mir ein netter Ricardo-Verkäufer als “kaum gebraucht” angedreht hat.

2. Die Drehkos sind Quetscher oder im Englischen sogenannte Polyvaricons. Darum sind sie so klein und darum sollte man sie nicht mit mehr als 5Watt quälen. Die Spannungsfestigkeit der Polyvaricons ist zwar recht gut, doch ein zu hoher HF-Strom erwärmt das Dielektrikum und zerstört es. Diese Dinger sind zu Apothekerpreisen u.a. in der E-Bucht zu finden. Aber es gibt sie hier günstiger. Notabene mit der passenden Achsverlängerung.

3. Das Gehäuse ist aus allerlei Abfall (Kein Metall!) Das Holz ist übrigens Zedernholz, das eine zeitlang als Mottenschutz verkauft wurde. Seitenwände, Boden und Deckel lassen sich zu Servicezwecken leicht entfernen, alle Komponenten sind an der Frontplatte oder Rückwand befestigt.

Hier ein Blick ins Innere:

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Und hier noch die Rückwand. Die Antenne kann entweder an die BNC-Buchse oder direkt an die Bananenbuchsen angeschlossen werden. Rechts ist der Schalter für den 4:1 Balun (mit einem 4C6 Ringkern), darüber die (gelben) Buchsen für die Hühnerleiter. Das schwarze Material hiess mal Radiolit und ist ein uralter Pressstoff.

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Und zum Schluss noch die Frontplatte, ein Stück Leiterplatte ohne Leiter, hi:

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Bin mit dem Teil sehr zufrieden: Kann alles, ist robust und kostet nix.

73 de Anton

Koaxialkabel

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Koaxialkabel haben eine fiese Eigenschaft: Man merkt nicht, wenn sie schlecht sind.

Wenn an meiner Antenne ein Koax hängt, das 6dB Verlust hat, merke ich das normalerweise nicht, denn mir fehlt die Vergleichsmöglichkeit. Mir würde das nur auffallen, wenn ich zwischen zwei verschiedenen Zuleitungen umschalten könnte. Also zum Beispiel zwischen einer mit -6db und einer Besseren mit nur -2dB.

So ist denn das Kabel mit den 6dB Verlust für mich das Mass aller Dinge und ich schiebe es auf die Ausbreitungsbedingungen, meine Lage oder die Antenne, wenn ich mal eine Station nicht arbeiten kann, mit der mein Funkkollege QSO macht.

Koaxverluste erscheinen nirgends auf einer Anzeige. Dass bei -6dB nur noch ein Viertel meiner Leistung bei der Antenne ankommt, weiss ich nur, wenn ich nachrechne oder am anderen Ende die Leistung messe. Doch wer macht das schon? Und dass die Gegenstation in meinem Kabel eine S-Stufe verliert, fällt mir auch nicht weiter auf.

Auf Kurzwelle und im Relaisfunk ist das in der Regel auch kein Problem. Doch beim Direktfunk auf UKW, über den Lokalbereich hinaus, zählt jedes dB. Die Signale sind in der Regel schwach, vielfach unter einem μV.

Es lohnt sich daher, immer das bestmögliche Koax zu verwenden und dazu die besten Stecker. Natürlich muss auch das Koax ins Funkerbudget passen, aber es wäre schade, wenn eine teure Anlage dahinsiechen würde, nur weil am falschen Ort gespart wird.

Grundsätzlich rate ich von No-Name Kabeln ab. Auch wenn RG-213 drauf steht. Diesen Kabeltyp gibt es in x Varianten, vom billigen Italo RG-213 mit hauchdünnem Kupfermantel bis zum soliden Huber-Suhner. RG-58 ist für mich ein No Go und auch für CB-Funk würde ich es nicht verwenden. Auch achte ich darauf, Kabel und Steckertypen möglichst zu standardisieren. Also möglichst nur eine Sorte zu verwenden, maximal zwei.

Mein Favorit ist H-2000 flex, es hat meines Erachtens das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Hier ein kleine Tabelle der wichtigsten Kabel im europäischen Raum, die ich zusammengestellt habe:

Koaxialkabel

Pascal, HB9EXA, hat mich auf diese Quelle aufmerksam gemacht. Der Neuner scheint mir recht günstig und er soll zuverlässig auch in die Schweiz liefern. Hier sein Kabelangebot.

73 de Anton

Bild: Ein Blick in meinen Eigenbau QRP-Transceiver für 80/40/30m CW. Motto: Es muss nicht immer eine Leiterplatte sein ;-)

Eine Tür zum Æther

Die Japan Amateur Radio League JARL hat gegen 200’000 Mitglieder. Da sind schon einige Tüftler dabei. Und wie überall sind natürlich Antennen ein Schlüsselthema.

Aus Japan stammt denn auch die Antenne, die ich letzte Woche gebaut habe. Die Es-Saison steht ja schon bald vor der Tür und da wird es im Magic Band wieder besonders spannend. Bisher benutzte ich eine Halbwellen-Vertikal, wie ich sie hier beschrieben habe.

Eine sehr gute Antenne. Dummerweise hat das EW die Strassenlampen ausgewechselt und die versorgen nun die Umgebung mit Rauschen im 50 MHz-Bereich – mit vertikal polarisiertem Rauschen notabene (S2-3). Also habe ich mich nach einer horizontal polarisierten Antenne umgesehen.

Die Skydoor (Himmelstüre) sieht zwar vertikal aus, aber ist eindeutig horizontal polarisiert. Hier das Original:

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Man muss kein Japanisch können um diese Tür zu bauen. Und ich musste nicht einmal in den Baumarkt oder in meinen bevorzugten Antennenshop (die Landi). Zwei metrige Alustäbe 6mm dick, das Unterteil einer vergammelten Antennenrute von DX-Wire, etwas Draht, ein paar Lötösen, rostfreie 3mm Schrauben, ein Isolierstück aus dem Haushaltabfall, eine Platikdose von der XYL, einen 50pF Glimmerkondensator unserer ehemaligen lokalen Kondensatorenfabrik (Condensateur Fribourg), eine alte N-Buchse und einen Ringkern, ähnlich dem 43er Material:

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Eigentlich bin ich das Drahtkürzen und Ansetzen gewohnt, doch diesmal war es ein Volltreffer. Resonanz direkt auf 50.1 MHz. Und das Wichtigste: Das Rauschen war weg. Die Antenne ist vergleichbar mit dem Halbwellenstrahler, hat aber natürlich Richtwirkung. Überrascht war ich über das Ausmass der Polarisationsdämpfung beim QSO mit Lokalstationen, wenn beide unterschiedliche Polarisationen haben. Doch im DX-Verkehr dürfte das keine wesentliche Rolle mehr spielen. Auch denke ich, dass die Himmelstür flacher strahlt als die vertikale Halbwelle. Doch um dazu mehr sagen zu können, muss zuerst die Es-Saison starten.

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73 de Anton

Hier der Originalartikel aus Japan

Und hier der Link zu Freds HomePage, DL6QA, mit Himmelstür-Rechner!

UHF-Stecker

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Von “Experten” verteufelt, von der Amateurfunk-Industrie überall eingesetzt: des Funkamateurs liebster HF-Verbinder, der UHF-Stecker. Einfach, billig, sicher.

In einem früheren Leben gehörte ich auch zu den “Experten”, die Zeter und Mordio schrieen, wenn jemand den Stecker im 2m oder gar 70cm Band einsetzte. Er sei nicht impedanzhaltig etc. blabla.

Seitdem ich den Einfluss einer UHF-Verbindung bei verschiedenen Wellenlängen mal genauer angeschaut habe, behaupte ich das Gegenteil. Ein guter UHF-Stecker darf der Funkamateur ruhig noch im 2m-Band einsetzen, ohne sackweise dB’s zu verlieren und hochwertige Stecker auch noch im 70cm Band. Denn die Strecke mit einer von 50 Ohm abweichenden Impedanz ist vernachlässigbar klein gegenüber der Wellenlänge. Erst im 23cm Band ist fertig lustig. Die hohen Verluste, die zum Teil in Untersuchungen gemessen wurden, sind meines Erachtens nicht bloss auf die Geometrie, sondern auch auf ein ungeeignetes Isoliermaterial zurückzuführen.

UHF-Stecker sind zwar nicht wasserdicht, aber auch N-Stecker sollte man nicht ungeschützt im Freien verwenden, wenn man nicht sein grünes Wunder erleben möchte. Wichtig ist, qualitativ hochwertige Stecker zu verwenden, keine No-Name vom Schrottplatz in der E-Bucht. Auch nicht vom “Geiz-ist-Geil-Händler” auf dem Flohmarkt. Wie bei den Koaxialkabeln, ist hier Sparen fehl am Platz, wie ich kürzlich wieder einmal erfahren musste ;-)

Hochwertige UHF-Stecker haben Teflonisolation (PTFE), die nicht schmilzt, wenn man sie mit dem Lötkolben kurz antippt. Und sie sind für den entsprechenden Kabeltyp gebaut, mit einer Hülse, die zwischen Dielektrikum und Abschirmgeflecht, bzw. zwischen Kupferschirm und Abschirmgeflecht geschoben wird. Verlötet wird in diesem Fall nur die Seele im (vergoldeten oder versilberten) Stift des Steckers.

Gute Erfahrungen habe ich mit Kabeln und Steckern von UKW-Berichte gemacht. Sie vertreiben u.a. die Marke Telegärtner.

Gerade heute Morgen habe ich 25m Aircell 7 für den Urlaub mit UHF-Steckern versehen. Nicht für UKW, da hat mir das Aircell doch etwas zuviel Dämpfung, aber für KW. Bei dieser Gelegenheit habe ich das konfektionierte Kabel mal durchgemessen:

-0.8dB/28MHz, -1dB/50MHz, -2.1dB/144MHz, -3.7dB/432MHz. Bei 25m mit beidseitig je einem UHF-Stecker.

Auf 28 und 50 MHz sind die Werte etwas besser, als die Spezifikationen für das Aircell 7, auf 144 und 432 etwas schlechter. Da machen sich vielleicht doch die Stecker bemerkbar. So gesehen wären das -0.4dB pro Stecker im 2m Band und -0.6dB/Stecker im 70cm Band. Sofern man den Kabelspezifikationen trauen kann. Gut möglich, dass das Kabel eine etwas steilere Dämpfungskurve hat und die Steckerverluste entsprechend geringer sind. Dieser Verdacht hat sich beim Messen der Adapter erhärtet, die für den Test verwendet wurden. Die Adapterverluste waren auch auf 432MHz sehr klein. Doch auch bei mir gilt: Wer misst, misst Mist ;-)

Dass da bei 100W auf UKW Kabel und Stecker schon recht warm werden, kann man sich leicht ausrechnen, bleiben doch einige Watt hängen, die nicht etwa reflektiert, sondern schlicht und einfach verbraten werden.

Das war natürlich ein Quickie. Andere haben die UHF-Legende eingehender untersucht ( 1, 2 ) und sind weniger optimistisch.

73 de Anton

Bild: Himmelstüre für 6m. Bericht folgt.

Der Schrottplatz in der E-Bucht

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Gestern habe ich für den Contest am Wochenende mein Mikrowellen-Equipment überprüft, und siehe da: auf 13cm kam kein Saft mehr raus. Irgendwo blieben gut 10dB hängen.

Der Übeltäter war rasch entlarvt: ein Adapter von SMA auf N, den ich ohne nachzuprüfen ausgewechselt hatte. Doch Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vorallem, wenn es sich um Ware aus der Schrottbucht handelt.

Rasch habe ich den Adapter demontiert. Wasserrohrzange, Hammer und Meissel sind für solche Feinarbeiten genau das Richtige ;-)

Doch das Innenleben des Übeltäters schien in Ordnung. Keine eingebaute Feder, kein schlechter Kontakt. Doch bei genauerem Hinsehen, kam mir die Kunststoffhülse des N-Teils chinesisch vor. Schnell den Lötkolben genommen, die Temperatur auf Maximum gedreht und den Kunststoff mit der Spitze angetippt. Und siehe da: er schmolz wie Eis in der Sauna.

Da hat der Hersteller anstatt ein Teflonteil gedreht, einfach billiges Plastik gespritzt, das für UHF total ungeeignet ist. Resultat: Auf 144MHz noch ok, doch bereits mehr als 3dB Dämpfung auf 1.3 GHz, auf 2.3 GHz mehr als 10dB. Listigerweise war das Kunststoffteil auf der SMA-Seite aus Teflon.

Natürlich habe ich in der Folge meinen Adapterbestand aus Far East durchgemessen und auch mit dem Lötkolben gepiesackt. Zwei Resutate dieses Test sind hier zu sehen:

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Beides Adapter von BNC auf SMA. Bei Ihnen hielt sich die Dämpfung auf 23cm jedoch in Grenzen, obschon auch hier Thermoplast verwendet wurde. Offenbar aber eine “bessere” Sorte.

73 de Anton

TS-590 auf den zweiten Blick

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Eins vorab: mit dem TS-590 bin ich noch lange nicht fertig, er wird mich noch eine Weile beschäftigen und ich denke, dass man noch mehr aus diesem Gerät herausholen kann. Denn die Komplexität der Einstellmöglichkeiten ist hoch.

Meiner war, wie erwähnt, ein NOS-Gerät (New Old Stock) und lag beim Händler während eineinhalb Jahren im Keller, bevor ich ihn endlich aus seiner Kartonschachtel befreite.

Das Gerät ist preiswert und vergleicht man es mit den ICOM-Preisen in der Schweiz, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Doch ICOM ist bei uns eh viel zu teuer. Schon für einen IC-7600 bezahle ich einen Tausender mehr als in Deutschland (alles eingerechnet).

Aber ich will ja nicht über ICOM, sondern über den Woody berichten.

Direkt aus der Kartonschachtel war mein Woody eine Enttäuschung. Er ist eindeutig kein Plug&Play-Gerät und ich würde ihn einem Newcomer nicht zum Einstieg empfehlen. Da ist der TS480SAT vermutlich die bessere Wahl.

Doch nachdem ich die Gartenschere genommen und damit etwas herumgezwackt habe, macht das Teil Freude.

Aber jetzt im Ernst: ich habe den Woody zwar geöffnet und die Ruheströme der Treiberstufen und der PA  nachjustiert, aber nichts an der Schaltung verändert. Keine Widerstände oder Kondensatoren eingelötet und keine Teile herausoperiert. Die Musik spielt im Service/Abgleich-Menü und im User-Menü ;-)

Doch ohne Labor-Equipment sollte man vom Servive-Menü Abstand nehmen. Deshalb gebe ich hier auch keine Werte bekannt. Sonst schwirren noch mehr Menü-Leichen auf dem Occasionsmarkt herum.

Ich habe im Service-Menü bisher auch nur die Verstärkung des Sendezuges, die ALC und die Ausgangsleistung verändert. Dann habe ich den Woody an den PC angeschlossen, den Sende-Equalizer nach meinem Gusto programmiert (U), den Input und den Output des Kompressors eingestellt (hard) und das Sendefilter. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Verfechter von (moderater) Kompression bin und nie ohne funke, da ich in einem früheren Leben mal Nachrichtentechnik studiert habe und HiFi meines Erachtens in die Musik gehört.

Der TX-Monitor reicht m.E. nicht zur Einstellung der Modulation. Dazu braucht es einen Partner, eine andere Station. Nur sich selbst zuzuhören, führt im Leben oft zu gewaltigen Trugschlüssen ;-)

Doch nun zu des Pudels Kern. Nachdem die PEP-Leistung und der Talk Power wieder dort sind, wo sie hingehören, bzw. den Vergleich mit anderen Geräten nicht zu scheuen brauchen, ist natürlich der berühmte Overshoot wieder da. Er ist schön im Bild oben zu sehen.

Die eingestellte CW-Leistung betrug in diesem Fall 50W. Die maximale Leistung  betrug 135W (im 80m-Band). Wie man sehen kann, liegt der Overshootfaktor über 2.5 (Up²/U²). Die ALC macht also zu Sendebeginn die Leistung voll auf! Allerdings nur für 2 bis 3ms. Trotzdem vertragen nicht alle Linearenstufen diesen Overshoot. Zumal er nicht nur zu Beginn vorkommt, sondern immer wieder nach kurzen Tastpausen, bzw. bei SSB zwischen den Sätzen.

Das PAPR (Peak to Average Power Ratio) als massgebender Wert für den “Talk Power” beträgt bei meinem Woody jetzt ungefähr -6dB.

Nachdem viele OM wegen dem Overshoot reklamiert hatten, hat Ken, der Ingenieur, den Woody softwaremässig kastriert. Das Resultat war zum Teil ein PEP weit unter den Spezifikationen und lächerlich wenig Talkpower. Woody ist also vom Regen in die Traufe geraten. Aus der Traum vom K3-Killer. Zumal auch die Empfängereinstellung aus dem Karton weit weg vom Optimum ist.

Wie dem auch sei, meiner AL811H, die ich nur im 160m Band und bei kritischen Situationen einsetze, ist der Overshoot wurscht.

Fortsetzung folgt. 73 de Anton

PS. Amplitude auf dem DSO ist “not to scale”. Soviel Leistung hat die Kiste nicht :-) Doch die Verhältnisse stimmen, die Zeitachse ebenfalls.

TS-590 Ein erster Eindruck

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Mein erster Woody war ein TS-510. Seitdem hat sich zwar einiges getan. Doch vieles ist gleich geblieben. Wir funken immer noch in SSB und CW und der liebe Nachbar ist immer noch ein Problem, das unsere Aufmerksamkeit verlangt. Zwar nicht mehr, weil wir seinen Fernseher stören, sondern weil sein Fernseher uns stört.

Damals beim TS-510 hat man einfach das Mikrofon angeschlossen und den Mik-Gain aufgedreht und los gings. Beim TS-590 ist das nicht mehr so einfach. Doch immer schön der Reihe nach:

Kaum bestellt, war der Woody schon im Haus. Ich war baff. Doch mit dem Softwareupdate 1.05 aus dem Sommer 2011. Inzwischen liefert Ken die Dinger aber mit 1.07. Also schnell die Serienummer gecheckt und schon ist das Wunder der raschen Lieferung erklärt: Das Teil ist NOS – New Old Stock – und wurde im Juni 2011 produziert.

Doch das hat meinen guten Eindruck von der Kiste nicht getrübt. Solide gebaut mit Liebe zum Detail. Man merkt sofort, in dem Woody steckt viel Gehirnschmalz. Zwei Beispiele dazu:

Dort wo Icom nur eine Etikette auf die Rückwand pflastert um die Ein- und Ausgänge zu beschriften, hat Ken die Beschriftung in den Alu-Druckguss integriert. Notabene erhaben, damit man sie auch ertasten kann.

Oder dort, wo andere einfach alles unter 1.8 MHz mit einem Dämpfungsglied totschlagen, hat Ken das nur für das MW-Rundfunkband getan. Und sogar dort kann mit einem Jumper die Empfindlichkeit bei Bedarf (BC-SWL) erhöht werden. Auf 136 kHz und 472 kHz ist der TS-590 im Gegensatz zu den meisten Transceivern ein vollwertiger Empfänger.

Solche Beispiele gäbe es noch viele. Der TS-590 ist kein Kellenwurf à la Elecraft.

Über den Empfänger wurde ja schon viel geschrieben. Und obschon man nicht alles glauben sollte, was im Internet steht, wie mein Freund Pascal sagt ;-) ist der RX Spitze und übertrifft zum Teil meinen Pro3 im direkten Vergleich.

Der Sender hatte in SSB zwar nicht gerade überschüssig Talk Power, aber so schlimm wie bei Olivier F4AHK war es nicht. Doch dann machte ich den Software-Update auf die aktuelle Version 1.07. Und plötzlich: rien ne vas plus. Die durchschnittliche Sprechleistung lag nur noch bei einigen Watt. PEP 80W.

Ich kann nur vermuten, wie das gekommen ist: Als die US-Amateure in Massen reklamierten, die Schutzschaltungen ihrer PA’s würden wegen einem Overshoot der ALC auslösen, sind die Ingenieure in Panik geraten und haben die ALC per SW-Update kastriert. Et voilà.

Und damit kommen jetzt die armen Barfuss-Indianer ins Keuchen. Gäbe es keine Konkurrenz würde das niemandem auffallen. Doch beim direkten Vergleich mit Yaesu und Konsorten wird rasch klar, dass dem TS-590 der Schnauf ausgegangen ist.

Das hat natürlich allerlei Modifikateure auf den Plan gerufen. Da werden Widerstände und Kondensatoren an den unmöglichsten Stellen reingelötet. Try and Error. In den Untiefen des Web zirkuliert sogar eine 200W Modifikation. Und natürlich wird eifrig am Abgleich-Menue rumgedreht. Hoffentlich notieren sich die OM vorher ihre Initialwerte.

Doch die ganze Chose ist komplexer als man denkt und nicht mit dem Verändern eines einzigen Wertes im Abgleichmenue zu erledigen. Wie dem auch sei. Mein Woody hat inzwischen  ein PAPR von -6dB bei 120W PEP, ohne Verzerrungen und mit einer Modulation die meine Funk-Kollegen kaum von der des Pro3 unterscheiden können. Ich werde im Verlaufe des Jahres noch auf die Veränderungen zurückkommen, die ich vorgenommen habe.

Ich denke, dass ich den Woody nicht mehr hergeben werde.

73 de Anton

TS-590S ein Problembär?

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Schon lange habe ich nicht mehr an einem neuen Gerät herumgeschraubt und damit die Garantie verwirkt. Höchste Zeit, dass wieder eine neue Kiste ins Haus kommt.

Zurzeit habe ich den TS-590 im Visier. Dieser Transceiver hat ein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis, einen sehr guten Empfänger, nicht zuletzt auch für 136kHz und 472kHz und ist solide aufgebaut und dokumentiert.

Trotzdem ist er nicht unumstritten, wenn man in die Tiefen des Internets eintaucht. Und genau das ist der Punkt, der mich reizt.

Es gibt, wenn ich das richtig verstanden habe, zwei Probleme, die vermutlich zusammenhängen.

Erstens ein Überschwingen der ALC. Diese reagiert um Millisekunden verzögert, so dass bei jedem neuen Einsetzen die Endstufe voll aussteuert und einen kurzen Impuls hoher Leistung abgibt. Zum Beispiel 200W anstatt 100W. Das mögen die Schutzschaltungen einiger Linearverstärker gar nicht und sie schlagen Alarm.

Wer aber nur barfuss unterwegs ist, oder eine einfache Röhren-PA benutzt, der bemerkt davon nichts. Dieses verzögerte Einsetzen der ALC ist übrigens nicht nur ein Problem des TS-590, auch andere “moderne” Transceiver “leiden” darunter.

Ehrlich gesagt, interessiert mich dieser Overshoot nicht besonders. Aber im Zusammenhang mit dem TS-590 liest man noch von einem

zweiten Problem: Auf SSB soll er schwach auf der Brust sein*.

“Nein!” schreit da manch ein Kenwoodianer, “Das stimmt nicht, ihr müsst nur richtig messen und dazu ein richtiges PEP-Wattmeter benutzen. Einer hat dazu sogar ein Video gedreht.

Leider hat er, wie viele andere, den Unterschied zwischen PEP und durchschnittlicher Ausgangsleistung nicht kapiert.

Nicht so Olivier F4AHK. Hier misst er die durchschnittliche Ausgangsleistung (Talk Power) eines TS-590 vor seiner Modifikation. Und hier, nachdem er den TS-590 modifiziert hat.

Also nix PEP. Um festzustellen ob ein Transceiver Punch hat, reicht sogar ein CB-Meter. Da pendelt zum Beispiel beim Besprechen eines Jaesus-Gerätes die Nadel so um die 30W und mit einer anderen Kiste bewegt sie sich kaum vom Fleck. Trotzdem zeigen beide Geräte 100W Spitzenleistung auf einem PEP-Meter. Quizfrage: Mit welchem Gerät erhält man die besseren Rapporte?

Einige OM haben wegen dieser Schwäche im Abgleichmenü des TS-590 rumgefummelt. Zum Beispiel einfach die ALC-Einstellung raufgeschraubt etc. Darum würde ich auch nie einen gebrauchten TS-590 kaufen. Wenn das Abgleichmenu verstellt ist, dann gute Nacht. Wer nicht ein bestens ausgerüstetes Labor sein Eigen nennt, muss die Kiste an “Ken im Wald” zurückschicken.

Interessanterweise haben zwei OM, ein Deutscher und ein Norweger, Tipps zur Änderung des ALC-Werts im Abgleichmenü wieder von ihrer Webseite verschwinden lassen :-)

Denn nur am Menü rumzubasteln und einfach die ALC hochzudrehen, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Schliesslich hat es nicht nur Software in so einer Kiste, sondern jede Menge Hardware. Genau dort setzt Olivier den Hobel an. Natürlich verrät uns der Schlaumeier seine Tricks nicht. Und ehrlich gesagt, würde ich ihm auch kein Gerät zur Modifikation überlassen. Nicht weil ich an seinen technischen Fähigkeiten zweifle, sondern weil er kürzlich pleite gegangen ist, wie man in französischen Foren lesen kann.

Doch zurück zum TS-590S. Heute verwenden alle neuen 100W Transceiver die gleichen Transistoren in der Endstufe, nämlich zwei Stück RD100HHF in Gegentaktschaltung. AB-Betrieb natürlich. Das sind sehr robuste Kerle: Einer allein schafft bereits gute 100W. Man könnte also 200W aus diesen Endstufen herauswinden. Interessant wird es aber, wenn man den eingestellten Ruhestrom betrachtet: Während ICOM und Yaesu den Beiden je 1A spendieren, macht es Kenwood mit 700mA. Doch Kenwood hat auch die Treiberstufe anders ausgelegt als die Konkurrenz. Während bei dieser der Treiber ebenfalls eine Gegentaktstufe ist (2x RD15HVF bei ICOM und 2x RD16HHF bei Yaesu) benutzt Kenwood im TS-590 einen einzigen RD15HVF – gezwungenermassen natürlich im A-Betrieb. Dazu muss der arme Kerl ein ganzes Ampere Ruhestrom saufen und alleine die Leistung liefern um die Endstufe auszusteuern.

Was ich damit sagen will: Die Endstufe des TS-590 unterscheidet sich wesentlich von den Endstufen der Konkurrenz, wobei alle mit den gleichen Transistoren kochen.  Das könnte einer der Gründe für den mangelnden Punch sein.

Wie dem auch sei: Ich denke, dass man aus dem TS-590 viel mehr herausholen kann. Aber nicht einfach durch herumschrauben am Abgleich-Menu. Hardware heisst das Stichwort. Und das ist etwas, was die Ingenieure leider nicht per Soft-Update verbessern können. Dazu braucht es einen Lötkolben.

Doch wie hat einer kürzlich in einem Forum geschrieben: “Meine Geräte sind alle Jungfrauen. Wenn ich ein neues Auto kaufe, mache ich auch nicht die Haube auf und schraube am Motor, sobald ich zu Hause bin.”

Und ein anderer meinte: “Da hat eine ganze Entwicklungsabteilung jahrelang daran gearbeitet, und jetzt kommt ein OM daher und sagt: das kann man noch besser machen.”

Mich würden eure Erfahrungen mit dem TS-590 interessieren, liebe Leser!

73 de Anton

Bild: Trio Begali. Blade, Spark, Camelback

* Das Kind hat viele Namen: Niedriges PAR (Peak Average Ratio), schwache (dünne) Modulation, wenig Talk Power, mangelnder Punch

630m – die Antenne zum Sender

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Die beste und zugleich einfachste Amateurfunkantenne für Mittelwelle ist die Inverted L.

Für den Aufbau gibt es nur drei Regeln:

  1. Hänge möglichst viel Draht möglichst hoch
  2. Spare nicht an Isolatoren
  3. Nimm alles als Gegengewicht, was du hast

Der Vertikalteil ist dabei der wichtigste Teil der Mittelwellenantenne, denn es ist hauptsächlich dieser Teil, der strahlt.

Natürlich ist die Amateur-Mittelwellenantenne im Normalfall viel zu kurz. Der Fachmann sagt dazu, sie sei kapazitiv. Sie muss deshalb mit einer Spule verlängert werden, um in Resonanz zu kommen.

Die Induktivität der Verlängerungsspule kann geschätzt werden, indem man pro Meter Antennenlänge eine Kapazität von 6pF annimmt. Eine Antenne mit einer Gesamtlänge von 50m hat also schätzungsweise eine Kapazität von 300pF. Hat es viele Objekte (Bäume, Häuser, Leitungen etc) in der Nähe muss man mit 7pF/m rechnen.

Meine Inverted L ist etwa 55m lang, hängt in der Nähe des Hausdaches mit seinem Blitzableiter und führt über Bäume hinweg und hat 375pF.

Somit brauche ich eine Spule mit 300uH um in Resonanz zu kommen. Ich habe die Spule als Variometer ausgeführt um die Abstimmung zu erleichtern. Natürlich kann man auch mit einem Abgriff arbeiten. 300uH sind ca. 50 Windungen auf einen Platikkübel mit 30cm Durchmesser und 50cm Länge.

Das untere Ende der Spule gehört auf die Erde, also auf den Sammelpunkt aller Gegengewichte (Erspiesse, Wasserleitungen Gartenzäune, Radials etc.)

Um die Impedanz des Koaxkabels anzupassen, greift man die Spule am unteren Ende ab. Dieser Abgriff befindet sich in der Regel fast am Erd-Ende der Spule, d.h. nur ein paar Windungen darüber (1-5). Denn für die Impedanzanpassung arbeitet die Verlängerungsspule als Autotrafo. Sie muss die 50 Ohm des Koaxkabels auf die die paar tausend Kilo-Ohm der Antenne transformieren. Die Verlängerungsspule hat also eine Doppelfunktion. Mit dem oberen Abgriff stelle ich Resonanz ein und mit dem unteren auf bestes SWR.

Dabei ist höchste Vorsicht geboten: Auf der Antenne entsteht dabei eine Hochspannung von mehreren Zehntausend Volt.

Der gewiefte Funkamateur baut die Verlängerungsspule natürlich als Variometer. Denn die Antenne hat nur eine Bandbreite von 1-3 KHz und muss nicht nur bei Frequenzwechsel, sondern je nach Wetter nachgestimmt werden.

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Ist die Bandbreite der Antenne grösser, ist sie schlecht. Wenn OM zur Anpassung einen Unun verwenden möchte, kann er auch einen Dummy Load benutzen.

Ein Variometer, das sehen wir oben rechts in der Skizze, ist eine kleine Spule in einer grossen. Die innen liegende Spule wird drehbar gebaut (180Grad). Bei gleichem Wicklungssinn erreicht man die höchste, bei entgegengesetzten Wicklungen die niedrigste Induktivität.

Über den Wirkungsgrad habe ich bereits in früheren Beiträgen geschrieben. Die typische Amateur-Mittelwellenantenne hat einen Strahlungswiderstand von ein paar hundert Milliohm und die Summe der Verlustwiderstände liegt irgendwo zwischen 50 und 150 Ohm.

Der Abgleich des Variometers erfolgt beim ersten Mal mit einem Messender oder Anatennenanalyzer. Nachstimmen kann man sie bei Bedarf mit dem Sender auf kleinster Leistungsstufe. Zum Grobabgleich ist der Sender jedoch nicht geeignet. Der Frequenzbereich ist zu klein und den Transistoren könnte dabei schlecht werden.

73 de Anton

Ein halbes Kilowatt für 630m – Teil 6

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Vermutlich habe ich auf 472 kHz einige Erstverbindungen getätigt und wie ich auf der USKA-Homepage gesehen habe, wird auch eine Erstverbindungsliste geführt. Ich halte nichts davon. Damit blockiert ein Einzelner den sportlichen Wettbewerb bis in alle Ewigkeit, nur weil er es als Erster geschafft hat, mit England auf 472 kHz zu funken. Genauso wie bei der Honor Roll auf KW: auch dort blockieren die mit einer frühen Geburt Gesegneten, Generationen von jungen Funkamateuren.

Zumindest für LW und MW wäre eine Art Länderliste m.E. gescheiter. Und ein besonderer Anreiz wäre natürlich für viele ein Diplom. Zum Beispiel für 10, 15, 20 und 25 Länder auf Mittelwelle.

Doch nun zum letzten Teil des 630m Senders:

Die meisten Stehwellenmessbrücken für KW funktionieren auch noch auf 472 kHz. Es ist also nicht unbedingt notwendig, eine SWR-Schaltung in den Sender einzubauen. Allerdings zeigen die KW-Messbrücken für Mittelwelle in der Regel falsche Werte: zu wenig Vorwärtsleistung und manchmal sogar einen falschen Rücklauf.

Was aber perfekt funktioniert, ist natürlich der Dummy Load. Leider fehlt dieser heutzutage oft im Shack oder verträgt keine 5ooW. Wenn wir unseren Sender testen wollen, brauchen wir aber unbedingt so ein Teil. Auch um die Leistung zu messen. Zu diesem Zweck schauen wir uns den Sinus am Dummy Load (50Ω) mit dem Oszilloskop an und lesen den Wert von Spitze zu Spitze ab. Mit Ueff=Uss/2√2 erhalten wir den Effektivwert und mit P=U²/R  die Leistung. Aber Vorsicht! Bei 500W haben wir bereits 450 Uss an der Sonde des Oszilloskops und der Sender kann problemlos noch mehr leisten. Also bitte im Handbuch nachlesen, ob die Sonde, bzw. das Oszilloskop so viel verträgt.

Man kann natürlich auch zwei Instrumente einbauen, dann hat man die vor- und die zurücklaufende Leistung immer im Blick und kann sich die Umschaltung sparen.

Eine Windung bedeutet übrigens, dass der Draht einfach im gestreckten Galopp durch den Kern geführt wird. Also nix aufwickeln, einfach nur hindurch. Als Dioden kann man alles verwenden, was irgendwie nach einer Diode aussieht.

Viel Spass beim Bauen und ausprobieren.

73 de Anton

Ein halbes Kilowatt für 630m – Teil 5

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Unser Sender ist fast fertig. Es fehlen nur noch das Tiefpassfilter und der nachfolgende SWR-Detektor.

Inzwischen habe ich meinen zweiten Mittelwellensender auf Ricardo verkauft. Das Interesse war gering, der erzielte Preis liegt unter den Materialkosten. 630m wird wohl ein Exklusivband für die wenigen Funkamateure bleiben, die noch selber bauen und experimentieren. Einige Early Birds sind schon wieder verschwunden, andere haben angekündigt, ihre Station wieder abzubauen. Es ist wie immer: nur ein gewisser Bodensatz wird zurückbleiben. Die Karawane zieht weiter und die Masse geht auf 80m, 20m und den Relais zur Tagesordnung über.

Doch jetzt zum Tiefpassfilter: Eine geschaltete Endstufe wäre ohne dieses Teil eine Oberwellenschleuder par excellence. Obschon die resonante Mittelwellen-Antenne bereits eine starke Filterwirkung hat. Die Bandbreite derselben beträgt im Normalfall ja nur wenige Kilohertz und überdeckt nicht einmal das ganze Band.

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Die AMIDON T200A-2 sind T200 Ringkerne mit doppelter Dicke. Man bekommt sie zum Beispiel hier. Bewickelt werden sie mit isoliertem Schaltdraht oder Kupferlackdraht mit >1mm. Die Windungen werden über den ganzen Ringkern verteilt. Nur so erzielt man die angegebenen Werte. Je mehr die Windungen auf einem Ringkern zusammengeschoben werden, desto grösser wird nämlich die Induktivität. Ein beliebter Abgleich-Trick für die, die über ein LC-Messgerät verfügen. Heutzutage für den geneigten Bastler kein Luxus mehr. Ich benutze dieses hier und bin damit sehr zufrieden. Sogar die Kapazität meiner Antenne kann ich damit messen :-)

Die Kondensatoren für das Filter müssen unter Umständen zusammengesetzt werden, um die genauen Kapazitätswerte zu erhalten. Damit das Filter auch richtig funktioniert, sind hier engere Toleranzen (<5%) einzuhalten als zum Beispiel bei Abblockkondensatoren (20%). Folienkondensatoren sind im Filter fehl am Platz. Es kommen nur HF-Kondensatoren in Glimmer oder Keramik in Frage  mit einer Spannungsfestigkeit von >1000VDC. Zum Beispiel aus dieser Reihe. Auch hier erweist sich ein LC-Messgerät als ausserordentlich hilfreich. Ich habe glücklicherweise in der Bastelkiste einige der alten braunen Glimmerkondensatoren gefunden, wie sie früher in den USA gefertigt wurden.

73 de Anton